Ich würde mich nach dem Abi bewerben und anschließend weitersehen :)
Ich war mir ebenfalls nicht sicher und schwankte zwischen sehr vielen verschiedenen Studiengängen (Medizin, Physik, Pharmazie, aber auch Jura^^).
Lehramt konnte ich glücklicherweise schon zu Schulzeiten ausschließen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass ich jemals mit mir in diesem Beruf zufrieden wäre. Die meisten Lehrer sind (wie du sicherlich bemerkst) nicht sonderlich geeignet für den Beruf. Man muss sowohl pädagogisch fit und gut im Umgang mit Schülern sein, verständnisvoll und v.a. in der Lage sein, verschiedene Perspektiven einzunehmen, um die Probleme der Schüler nachzuvollziehen, um anschließend einen Lösungsweg auf geeignete Weise aufzeigen zu können (ohne schnell frustriert zu sein^^). Konntest du bisher deinen Mitschülern gut helfen, sodass sie ihre Probleme lösen konnten?
Zu Psychologie kann ich nur sagen, dass sehr viele mit falschen Vorstellungen das Studium beginnen. Das ist ein wissenschaftliches Studium, d.h. sehr statistisch und forschungsorientiert. Du lernst nicht bzw. nur nebensächlich im Master, wie man mit psych. Kranken umgeht^^
Schlussendlich wirst du nie wissen, welche Wahl die beste ist. Du wirst nach deinem Bauchgefühl entscheiden und ein, vielleicht auch zwei oder ggf. drei, Studiengänge ausprobieren müssen.
Bis kurz nach meinen Abiprüfungen hatte ich mir nur wenige Gedanken gemacht und erst anschließend begonnen, über meinen weiteren Weg nachzudenken, sodass ich mich nur für Medizin beworben habe, ohne zu wissen, ob ich überhaupt Medizin studieren möchte (für Pharmazie durfte man sich damals nicht zusätzlich bewerben). Meine Alternative (Physik) ist überall zulassungsfrei, sodass ich mich nach meiner Entscheidung problemlos ohne Zeitverlust hätte immatrikulieren können. Meine Wahl habe ich erst nach der Vergabe der Studienplätze getroffen (als ich mich immatrikulieren oder absagen musste) und das auch nur mit dem Gedanken, es mal für zwei Semester auszuprobieren. Einen solchen Versuch kann ich nur empfehlen. Du kannst dir so viele Gedanken machen, wie du möchtest, du weißt erst, ob du richtig bist, wenn du es ausprobierst. Daher würde ich sofort nach dem Abi mit einem Studium beginnen und mich ggf. exmatrikulieren, wenn ich merke, dass die Wahl falsch war.
Ich habe mich jedenfalls nicht exmatrikuliert und würde meinen Studienplatz gegen nichts in der Welt eintauschen, weil ich das Studium so sehr liebe. :) Inzwischen bin ich im 6. Semester und habe auch schon mit meiner Diss angefangen, was ich noch mehr liebe. Da ich später auch forschen möchte, habe ich mich für eine experimentelle Arbeit entschieden, was mir deutlich mehr liegt als eine statistische Datenanalyse o.ä.^^ Wenn du an den naturwissenschaftlichen Zusammenhängen, ebenso wie an den vorklinischen Fächern interessiert bist, kann ich dir das Studium sehr empfehlen! Du wirst es ebenso lieben! Kein Verständnis habe ich jedoch für diejenigen, die schon in der Vorklinik desinteressiert waren und sich nur dafür interessieren, bei welcher Krankheit man welches Medikament gibt... Solche Studenten haben es sehr schwer. Ein Vorteil eines solchen Vorgehens ist, dass du, wenn du dich richtig entschieden hast, ein Jahr früher fertig bist.
Ein Jahr hast du noch bis zu deinem Abitur, welches du nutzen kannst, um deiner Entscheidung näher zu kommen. Du könntest die aktuellen Ferien schon nutzen und ein Schnupperpraktikum (z.B. im Krankenhaus) zu absolvieren. Bei einem Aushilfsjob wirst du weniger Einblicke bekommen, weil du dann primär deine zugeteilten Arbeiten erledigen musst. Du wirst vermutlich nicht einfach mal so mit in den OP, bei einer ÖGD oder einer Aszitespunktion zusehen dürfen (je nach Station).
Solltest du dir wirklich zu unsicher sein und dich dein Bauchgefühl nicht zumindest ansatzweise in eine Richtung lenken, dann solltest du deine Auszeit sinnvoll nutzen, d.h. ein FSJ machen. Einfach irgendwo arbeiten wird dich nicht weiterbringen. Du wirst keine Einblicke in irgendwelche Berufe bekommen, die dich interessieren, sodass du deine Entscheidung ohne Fortschritt nur auf einen späteren Zeitpunkt verschiebst. Zudem sieht es auch nicht gut im Lebenslauf aus^^ Ein FSJ kannst du sowohl an Schulen (z.B. Grund-, Real-, Förderschulen), wo du u.a. auch bei Stundenausfällen die Schüler beschäftigen oder nachmittags Nachhilfe anbieten darfst, als auch in Krankenhäusern (möglich sind auch Hospize oder Psychiatrien) absolvieren. Die Zeit solltest du sehr sinnvoll nutzen, da es ebenfalls nicht gut aussieht, wenn du dich nach einer Auszeit für einen Studiengang immatrikulierst und anschließend dich nochmal umentscheidest^^.