Wirken die Antidepressiva nicht mehr?


18.05.2020, 21:15

Außerdem nehme ich 75g Sertralin pro Tag falls das bei der Beantwortung der Frage hilft

5 Antworten

Das solltest Du mit Deinem Arzt besprechen. Ich kann mir Gewöhnungseffekte vorstellen, sodass die Dosis verändert oder ein anderes Medikament verordnet werden müsste. Es gibt auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die die Wirksamkeit herabsetzen oder verstärken. Solltest Du abprüfen lassen.

Vergleiche mal die Beipackzettel. Suche Wechsel- und Nebenwirkungen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Aber wissen deine Eltern, dass du Antidepressiva einnimmst? Ich denke es wäre wichtig dies bei deinen Eltern mal anzusprechen, es muss dir nicht peinlich sein, dass du Depressionen hast.

Ich weiss nicht wie es in Deutschland ist, aber in der Schweiz gibt es zahlreiche Anlaufstellen, wo sich Jugendliche professionell beraten lassen können - ohne dass die Eltern etwas davon erfahren.

Leider liegt der Fall bei Antidepressiva so, dass du selbst die Wirkung gar nicht bemerkst, die sehen meist die Menschen in deinem Umfeld. ANfangs spürt man die Verbesserung noch, aber das läßt nach und man hat den Eindruck, das Medikament wirkt nicht mehr. Dabei geht es dir nur gut, weil das Medikament wirkt. So Mancher macht hier den Fehler und setzt seine Antidepressiva eigenmächtig ab. Das Resultat ist meist ein gewaltiger Rückschlag und es geht dur so richtig dreckig.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Am besten sprichst du mit deinem Psychiater darüber.

Du hast die Antwort wahrscheinlich schon selbst in der Frage gegeben. Dir macht es zu schaffen, dass die Schule wieder los geht. Das heißt nicht, dass die Tabletten schwächer geworden sind, sondern deine Probleme sind größer geworden. Vielleicht gibt sich das alles wieder, wenn du dich wieder an die Schule gewöhnt hast.

Zu einer erfolgversprechenden Therapie gehört neben der Einnahme von Tabletten auch eine regelmäßige Psychotherapie. Die Tabletten regulieren nur das Ungleichgewicht von einigen Stoffen in deinem Gehirn. Deine Probleme, insbesondere dein Umgang mit ihnen, wird sich dadurch nicht verbessern. Genauso wenig wie du damit negative Erfahrung aus der Vergangenheit aufarbeiten kannst.
Wie du das mit deinen Eltern besprichst, kann ich dir leider auch nicht sagen. Vielleicht kann dich dabei eine Vertrauensperson aus der Familie unterstützen. Eine Tante oder eine große Schwester.

Sertralin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI. Es hemmt also selektiv die Wiederaufnahme des Botenstoffs Serotonin* aus dem synaptischen Spalt (zwischen den Gehirnzellen) und führt so zu dessen erhöhter Verfügbarkeit. Wie dies funktioniert erklärt dieses kurze Video (youtube) relativ gut.

Dieser Wirkmechanismus hat im Idealfall einen antidepressiven, angstlösenden und zwangslösenden Effekt. Einmal die Zieldosis erreicht kann diese beibehalten werden. Es findet keine Toleranzentwicklung (kein Gewöhnungseffekt) statt.

Allerdings verläuft eine psychische Krankheit in der Regel nicht monoton sondern ist von Höhen und Tiefen geprägt. Es gibt Phasen in welchen die Symptome enorm stark sind und trotz der Medikamente aufkeimen können und Phasen in welchen die Krankheit eher leicht verläuft bzw. man mit der entsprechenden Medikation nichts davon bemerkt.

75mg Sertralin ist eine übliche Dosis. Du kannst dein Arzt fragen ob du vorübergehend auf 100mg erhöhen kannst. Allerdings dauert es 2-4 Wochen bis sich die Dosiserhöhung bemerkbar macht. Aber wie gesagt: Erst den Arzt fragen...

Grunsätzlich rate ich dir nicht einfach nur Psychopharmaka zu schlucken sondern die medikamentöse Therapie mit einer richtigen Psychotherapie zu ergänzen. Eine Psychotherapie nach einen Konzept (z.B. Psychoanalyse, Verhaltenstherapie etc.) welche über längere Zeit intensiv durchgeführt wird. Denn Medikamente unterdrücken im Idealfall "lediglich" die Symptome (was schon mal nen Segen ist), doch heilen können die Tabletten nicht.

Mehr allgemeine Informationen zu Sertralin findest du übrigens hier.

*Serotonin ist ein wichtiger Nervenüberträgerstoff (Neurotransmitter) welcher dem Gehirn Ausgeglichenheit, Kontrolle und Wohlbefinden vermittelt.