Wieso hatten Männer & Frauen im 17. Jahrhundert ein (breiten) Halskragen getragen?

6 Antworten

Damals wusch man sich ungern. Statt dessen puderte man sich lieber ein. Besonders Haarpuder war beliebt. Diese Kragen verhinderten, dass das Puder auf die Kleidung wehte. Zudem waren sie in der Farbe des Puders, das fiel also nicht auf.

Mode muss nicht immer Sinn machen. Manchmal gefällt sie einfach nur oder macht Spaß.

Mode ist nicht immer sinnvoll. Wollen wir über bauchfrei mit Ballerinas im Winter reden? ;)

Mühlsteinkrägen waren u.a. ein Statussymbol. In so einen Kragen fließen eine Menge feinen Stoffs und Arbeitszeit, sowie bei der Reinigung die Arbeit von Personal.

Davon einmal abgesehen war er ein Gegenentwurf zur eher zeigefreudigen Mode der Renaissance.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Im 16. und 17. Jahrhundert interessierten sich die Menschen, genauso wie heute, für Mode. Die wohlhabenden Menschen, vorallem Adel und Stadtbürger, kleideten sich, schon aus Prestigegründen, nach der aktuellen Mode. In der o.g. Zeit orientierte sich die Mode vorallem am spanischen Vorbild, wo für die höfische Kleidung Halskrausen aus Leinen erfunden worden waren. Diese Krause gab es nicht nur in der von Fragesteller eingestellten Form, sondern in zahlreichen, durchaus üppigen Variationen.

Im Verlaufe des 17. Jahrhunderts wurden die Halskrausen in vielen europäischen Ländern kleiner und einfacher gestaltet.

Hier Bilder verschiedenster Kragenformen:

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Kleidung ist immer auch ein Statussymbol. Früher war Stoff sehr teuer weil der Herstellungsprozess lang und aufwändig war. Dementsprechend konnte man Reichtum zeigen, wenn man möglichst viel Stoff, am besten auch noch teure Spitze und besonders gewebte oder gefärbte Stoffe an sich unterbrachte. Das führte zu seltsamen Modestilen mit vielen Lagen und ausladenden Kleidern (vor allem natürlich bei der Damenmode). Ein Kleid aus dem Barock für die höheren Klassen ist nun wirklich nicht praktisch oder bequem.

Die Halskrause kam aus Spanien und wurde im 17. Jh zur Mode in ganz Europa. Dementsprechend konnte man zeigen, dass man den neusten Trend kennt (und sich leisten kann). Es hält sich bis heute in einigen Trachten (wenn auch nicht mehr so ausladend). Auch heute ist Mode nicht unbedingt praktisch. Kravatten zum Beispiel sind ein an sich recht sinnloses Kleidungsstück. Und statt eines Smokings ließe sich sicher auch ein Jogginganzug bequemer tragen. Aber Kleidung hat eben mehr Funktionen und Bedeutungen als nur Bequemlichkeit.

Ich glaube kaum, dass es dafür eine rationale Erklärung gibt. Diese Mode (übrigens: Halskrause) konnte sich auch nicht wirklich durchsetzen, wurde bald zu Gunsten kleinerer Kragen oder anliegender Formen verdrängt und konnte sich nur in bestimmten Gebieten länger halten.

Und dass Mode bequem sein muss, galt leider weder damals noch heute. Man denke nur an hochhackige Schuhe für Damen oder Krawatten für Herren.