Wiedervereinigung (Bitte Pro und Contra)?

EinAlexander  28.03.2022, 17:48
Was ist an der Wiedervereinigung gut,

an welcher Wiedervereinigung?

Neilla 
Fragesteller
 28.03.2022, 17:50

Allgemein

tanteerna68  28.03.2022, 17:50

Ist das eine Hausaufgabe von Dir, die Du selbst nicht erledigen willst?

Neilla 
Fragesteller
 28.03.2022, 17:53

Es ist nicht die Grund das ich nicht will das machen, sondern ich kann das nicht. Geschichte und ich, es ist eine Katastrophe.

abenhard17  28.03.2022, 17:59

Nochmal die Frage: Welche Wiedervereinigung?

Neilla 
Fragesteller
 28.03.2022, 18:01

Die Argumente für die Wiedervereinigung (PRO UND KONTRA). Ich glaube so Allgemein

abenhard17  28.03.2022, 18:03

Ja, aber welche Wiedervereinigung denn? Von einem Land (wenn ja, welches?), von einem Ehepaar... von was?

Neilla 
Fragesteller
 28.03.2022, 20:40

DDR USA und Mauer fall

1 Antwort

Hallo Neilla,

lies dir mal das hier durch:

Die Argumente gegen die Bundesrepublik lassen sich, folgt man den Medien, in drei thematische Hauptpunkte untergliedern: Ökonomie, Umwelt und Soziales. Aus ökonomischer Sicht stehe dem Produktivitätswachstum im Westen auch „eine wachsende Armut gegenüber“. Die Fakten: Jede zehnte Person lebe unter der Armutsgrenze, Tendenz steigend. Unter den über drei Millionen Arbeitslosen befinden sich ca. 130.000 Aus- und Übersiedler – nahezu die Hälfte der erwerbstätigen DDR-Abwanderer (Die Zeit, 2.2.1990) – und etwa zwei Drittel der Beschäftigten waren in den letzten 15 Jahren zumindest einmal arbeitslos. Die Sozialhilfe sei hierbei „nicht einmal für die Anmietung einer Dreizimmerwohnung in Ballungsgebieten wie Frankfurt oder Düsseldorf“ ausreichend (BZ, 8.2.1990). Auch aus ökologischer Sicht scheint der kapitalistische Westen nicht so attraktiv zu sein wie zuerst angenommen. „Sicher: Wir haben in der BRD nicht so sehr das Problem des Massenausstoßes von umweltschädigenden Stoffen wie in der DDR. Die ökologische Gesamtsituation ist jedoch in der BRD insofern brisanter, weil die BRD ‚moderner‘ ist“ (ebd.). Selbstverständlich! Je mehr Atomkraftwerke, desto höher ist das Risiko eines GAUs. Auch die wachsende Industrie führt zur Umweltverschmutzung und Zerstörung idyllischer Landschaften, „Der Rhein, die Nord- und Ostsee sind inzwischen tot oder so gut wie tot. Und an der Rheinvergiftung kann nun die DDR wirklich nicht schuld sein! Wir haben kaputte Wälder, versäuerte Böden. Im Ruhrgebiet, an der Rheinschiene und in anderen Teilen der Republik haben wir genauso Smog wie in Jena oder Bitterfeld“ (ebd.). Das würde aus persönlicher Sicht die Einsatzmöglichkeiten der neuen östlichen Umweltbewegungen im Westen erweitern. Es gibt allerdings weitere Probleme: Gesundheitlich leiden auch in der Bundesrepublik immer mehr Kinder unter Pseudokrupp sowie Fabrikarbeiter unter so genannten ‚Managerkrankheiten‘. Es ist erkennbar, Produktivitätswachstum und Rationalisierung haben einen hohen Preis. Der dritte Punkt unserer Contra-Liste trägt den Titel „Partizipation & Soziales“: Laut der ersten bundesweiten Umfrage über die Erfahrung von Arbeitgebern mit Übersiedlern ist die Mehrheit der Unternehmer mit der Qualifikation und Leistung ihrer DDR-Mitarbeiter nicht zufrieden, was den Einstieg der Übersiedler ins Berufsleben schwerer gestaltet als erwartet (Die Zeit, 2.2.1990). Wer außerdem gedacht hat, in westdeutschen Unternehmen werde Demokratie groß geschrieben, liegt laut Ulrich Briefs Anmerkungen auch falsch. Nicht nur das Streikrecht, sondern auch das Mitspracherecht der Betriebsräte sei noch sehr eingeschränkt: „Es gibt Lügen, infame Lügen und Bilanzen, und das nicht zufällig! Kein Produktionsplan oder Investitionsplan in der gesamten BRD wird in der Belegschaft diskutiert und von einer demokratisch gewählten Interessenvertretung mitentschieden [...] Untergang, Sozialabbau, wie seit Jahren in der BRD praktiziert, wird auf der Tagesordnung eines eventuell wiedervereinigten Deutschlands stehen“ (BZ, 8.2.1990).
Nach solch pessimistischen Aussichten bleiben nur die Fragen übrig: Was erhoffen sich DDR-Bürger von einer Wiedervereinigung? Ist der Glanz der Bundesrepublik auf den ersten Blick so strahlend oder die Not im eigenen System so groß, dass solchen Contras keine wirklich schwerwiegende Bedeutung zugeschrieben wird? Ein ebenso großer Artikel – diesmal in der westlichen Presse auf Seite sechs – scheint eine nachvollziehbare Antwort darauf zu geben: Die Journalisten Marlies Menge berichtet anhand einer Reportage über das Leben der Bürger und die aktuelle Lage in Dresden. Ihr Titel lautet: „Zuwenig Kraft für zu viel Elend“, ihre Botschaft: „Immer mehr Bürger resignieren“ (Die Zeit, 2.2.1990). Richtig! Aus der Idee einer Pro- und Contra-Liste, die mit einer erfreulichen Verkündung des Bundeskanzlers anfing, wird eine doppelte Contra-Liste, die den Alltag der Bürger hinter den politischen Entscheidungen behandelt. Aber was genau spricht gegen eine neue DDR? Die Argumente dagegen lassen sich ebenso in drei thematische Hauptpunkte untergliedern: Knappheit, Erhaltung vorheriger Machtstrukturen und Umwelt. ‚Mangel‘ ist ein durchaus bekanntes Stichwort in Bezug auf die Planwirtschaft der DDR. Nach der Wende und kurz vor der Vereinigung Deutschlands mangelt es dort allerdings nicht nur an Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs, sondern nun auch an Arbeitskräften. Die Massenübersiedlung hat sichtbare Lücken in den Städten hinterlassen. „Der Fleischer an der Ecke [...], sein Laden sei nur noch von dienstags bis donnerstags geöffnet, weil er niemanden zum Verkaufen habe. Beim Bäcker hing ein Schild im Fenster: ‚Wegen Arbeitskräftemangel nur vormittags Verkauf‘. [...] Erst vor einem Jahr hatte ein Händler das Geschäft aus privater Hand übernommen. Der neue Besitzer resigniert. Er geht in den Westen. [...] Die Gaslaternen brennen Tag und Nacht, weil niemand mehr da ist, sie zu löschen“ (ebd.). Einige Bürger verlieren nicht die Hoffnung und möchten sich für die Reaktivierung der Stadt einsetzen. Allerdings liegen noch zahlreiche Entscheidungen und die Führung von Bürgerinitiativen in der Hand von SED-Mitgliedern. Dies schreckte auch viele ab. In Bezug auf die Umwelt ist es kein Geheimnis, dass die Werte der Luftbelastung weit über der gesetzlichen Grenze liegen. Das Trinkwasser ist an mehreren Stellen der Stadt fast unzumutbar und das Grundwasser wird von „ungeschützten Müllplätzen“ verschmutzt. Auf solch elende Zustände reagieren die DDR-Bürger resigniert, aber eine letzte Hoffnung haben sie noch. Das hat Menge bei ihrem Besuch in Dresden erkannt: „Das Heil wird aus dem Westen erwartet, gleichgültig, um welche Art Heil es sich handelt“ (ebd.). Der westdeutsche Kolumnist Josef Joffe kann dem nur zustimmen: „Bislang konnte man glauben, daß massive Geldinfusionen plus freie Wahlen die Massenauswanderung bremsen könnten, heute aber droht nicht bloß die Entvölkerung, sondern der Kollaps der DDR. [...] Die DDR schreit also geradezu nach ‚Übernahme‘, beileibe nicht im Überschwang des Neo-Nationalismus, sondern im Sog der schieren Not“ (SZ, 10./11.2.1990). Unter welchen Umständen auch immer, die Rufe auf den Großdemonstrationen „Deutschland - einig Vaterland“ und „Wir sind ein Volk“, die die Revolution geprägt haben, können ab dieser Woche Realität werden. Es ist jetzt nur noch eine Frage der Form. 

https://www.ruhr-uni-bochum.de/deutschlandforschung/PDF_Dateien/AdR_Folge_41.pdf