Wie werden Sinfonien geschrieben?

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Jo, muss man. Mit der Hand, total old school, immernoch, auch die großen Symphonien werden, auch heute noch, am Ende natürlich mit der Hand geschrieben. Gehet nicht anders. (Fürs Eintippen in ein Notensatzprogramm gibt’s am Ende Leute in den Musikverlagen oder man macht auch das selbst). Am Anfang muss natürlich klar sein, WAS die Hand schreiben soll. Und das muss man sich nach wie vor, auch im 21. Jahrhundert, vorher im Kopf zurechtlegen. Mit anderen Worten: Ein kleiner Beethoven muss man durchaus sein. Es gibt dazu eine schöne Äußerung von niemand Geringerem als Beethovens Kompositionslehrer (!) Joseph Haydn (1732‒1809): »Die Weise ‒ oder, wem das lieber ist: die Melodie ‒ macht den Reiz der Musik aus. Und sie ist auch am schwersten herzustellen. Geduld und Fleiß genügen, um angenehme Töne aneinanderzureihen. Die Erfindung einer schönen Melodie gelingt dem Genie.« Und Haydn musste es wissen. Schließlich hat er im Laufe seines Lebens, nach und nach, mal so schlanke 104 Symphonien rausgehauen…

Dennoch ist die Aufzählung der Voraussetzungen für das Komponieren einer Symphonie mit »Geduld und Fleiß«, so richtig und wichtig diese beiden Faktoren auch sind, noch nicht vollständig. Diese beiden langen noch nicht hin. Es müssen hinzukommen, in ungeordneter Reihenfolge: Ausdauer, Disziplin, Begabung / Talent, eine unbeirrbare Leidenschaft für die Musik, möglichst viel Erfahrung im Komponieren kleiner Stücke mit wenigen Instrumenten, eine genaue Kenntnis aller einzelnen Instrumente und ihrer Möglichkeiten und Grenzen, das genaue Studium bereits existierender Symphonien anderer Komponisten, der Mut zu neuen Wegen, viel Wissen in Musiktheorie. Und, in aller Regel, wie Beethoven es ja auch gemacht hat: Kompositionsunterricht nehmen, Komposition studieren. (Am besten gleich auch, parallel dazu, Dirigieren studieren.) Denn es gibt auch bei dem zutiefst individuellen Vorgang des schöpferischen Schaffens, auch des Komponierens, tatsächlich »handwerkliche« Dinge, die man lernen kann, ‒ weil und wenn es jemandem gibt, der sie einem zeigt, bewusst macht und beibringt. (Und solltest Du übrigens etwa auf die verwegene Idee kommen, wie Beethoven in seiner »Neunten«, wie Mendelssohn in seinem »Lobgesang«, wie Mahler in seiner »Auferstehungssymphonie«, einen Chor einzusetzen, dann kommt natürlich noch einmal ein ganz neuer großer Sack an Wissen hinzu, das Du brauchst.)

Aber auch damit ist noch nicht Schluss, wenn es mit der Symphonie etwas werden soll; es gibt noch ein »Danach«: Nach dem eigentlichen Komponieren sind nötig: ein Dirigent, der die neue Symphonie mit seinem Orchester einzustudieren und aufzuführen bereit ist, die Bereitschaft zu Scheitern und Misserfolg. Und weil niemand für die Schublade komponieren mag, nützt die dollste Symphonie nichts, wenn niemand die Konzertkarten kauft, um sie anzuhören: Du brauchst das Publikum. Und dann wäre noch, heutzutage, eine Plattenfirma, die die Botschaft von der neuen Symphonie an den Mann bzw. die Frau und eine CD davon auf den Markt bringt, natürlich auch nicht schlecht (»Marketing«). Also die ganz zentrale, wenngleich sehr unromantische Frage: Was hat das Komponieren eigentlich mit Geld zu tun? Jetzt kann man sich aussuchen, womit man anfangen möchte. Mein Vorschlag wäre: »eine unbeirrbare Leidenschaft für die Musik«. Wenn die Leidenschaft fehlt ‒ und das heißt auch: die Bereitschaft zu leiden, in ganz vielfältiger Hinsicht, und, nicht selten, alles andere im Leben hintanzustellen) ‒ wird von allem anderen genau nichts zustandekommen. Also: Ein kleiner Beethoven muss man durchaus sein… ‒

Das ist jetzt alles sehr allgemein gesagt. Wenn Du wirklich wissen willst, wie es in der Realität aussieht, dann kannst Du ja mal jemanden fragen, sozusagen interviewen, der (oder die) mit alledem Erfahrung hat: einen Komponisten…? Einen Dirigenten…? Auch bereits jemand, der auch nur in einem Orchester spielt, kann schon spannende Dinge dazu erzählen!

Zum Abschluss natürlich die Frage: Hast Du eine Lieblingssymphonie? ;-)

Viele Grüße!
Achim


Pinguinpingi9 
Fragesteller
 01.03.2024, 07:44

Sinfonien höre ich ehrlich gesagt nicht soo oft (Ich höre eher Klavierstücke (Chopin, Beethoven, Mozart etc)), aber ich mag die 5. und 4. Sinfonie von Beethoven gerne.

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Tja, Überraschung, Überraschung: Das muss man zuerst lernen. Man studiert Musiktheorie, Komposition, Harmonielehre, Instrumentierung. Wenn man dann noch Ideen für Melodien etc. hat, dann kann man sich hinsetzen und die Noten zu Papier bringen, oder am Computer in ein Notenschreibprogramm eintippen.


Pinguinpingi9 
Fragesteller
 28.02.2024, 09:47

Okay, Danke sehr!

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