Wie war euer allerletzter Schultag?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe im Jahr 2016 meinen Hauptschulabschluss nach Klasse 10 gemacht und kann mich an meinen letzten regulären Schultag noch ziemlich gut erinnern. Wir hatten an den letzten 3 Schultagen Mottowoche, es war also ziemlich chaotisch und alle waren ganz lustig drauf, es wurden viele Streiche gespielt, am letzten Tag wurden für 3 Schulstunden auf dem Schulgelände Spiele mit der gesamten Schule veranstaltet, es wurde gegrillt, es gab Musik und alle hatten eine gute Zeit.

Zur 6ten und letzten Unterrichtsstunde gingen alle wieder auf ihre Klassenzimmer und es kehrte wieder etwas Ruhe ein. Wir haben uns als Klasse in einen Art Stuhlkreis gesetzt und haben etwas in Erinnerungen geschwelgt und jeder musste etwas nennen was ihm/ihr in den letzten 6 Schuljahren am besten gefallen hat. Ich weiß noch das ich gesagt habe das ich die Ausflüge am besten fand und die Klassengemeinschaft habe ich gelobt. Man muss dazu anmerken das wir eine sehr eingeschworene und gute Klassengemeinschaft hatten und uns insgesamt ziemlich gut untereinander verstanden haben und füreinander eingestanden sind wenn was war.

So haben wir u.a in der 9ten Klasse am 50ten Geburtstag unseres Klassenlehrer nach dem Unterricht eine kleine Überraschungsgrillparty veranstaltet, wir haben Geld gesammelt und haben davon ein gemeinsames Geschenk (ein Spa-Tag in einer nahegelegenen Therme) organisiert und auch das Grillgut und die Getränke gekauft. Außerdem haben wir eine Diashow vorbereitet mit Fotos aus den letzten Jahren als Klasse. War ein gelungener Nachmittag. Außerdem haben wir zum Beginn unseres Abschlussjahres als Klasse ein gemeinsamen Bowlingabend veranstaltet an einem Freitag und die gesamte Klasse samt unseren Klassenlehrer waren dabei. Auch ein sehr schöner Moment gewesen.

Als dann die Schulglocke zum Ende der Stunde das letzte mal für uns klingelte hat unser Lehrer uns mit folgenden Worten das letzte mal aus dem Klassenraum geschickt "Heute sage ich euch nicht bis morgen sondern auf Wiedersehen, es waren sehr schöne 6 Jahre mit euch, bleibt alle wie ihr seid und verliert euch nicht aus den Augen! Ihr werdet mir alle fehlen"

Beim ein oder anderem blieb kein Auge trocken, ich musste zwar nicht weinen allerdings hatte ich doch einen leichten Kloß im Hals. Ich dachte mir "das wars also". Ich stellte meinen Stuhl zum letzten Mal hoch, vor der Tür stand unser Klassenlehrer und umarmte alle zum letzten Mal und hat jedem noch ein letztes Mal etwas gesagt und alles gute für die Zukunft gewünscht.

2 Tage später am Freitag fand dann die offizielle Abschlussfeier mit Abschlusszeugnis Vergabe statt. Natürlich war alles etwas förmlicher und unpersönlicher allerdings wurden auch da unzählige Diashows gezeigt mit Fotos und Videos aus der Schulzeit, es wurden auch persönliche Beiträge von Schülern und Eltern vorgetragen wie z.B Lieder, Musikstücke oder die Theater AG trug Sketche oder Stücke vor, es wurden Spiele veranstaltet in Form von Quizfragen. Ich war übrigens der Moderator/Showmaster des Abends und habe alles kommentiert, das Programm geleitet und bei der Zeugnisvergabe habe ich ähnlich wie ein Ansager bei einem Boxkampf die Namen der Schüler angesagt die auf die Bühne kamen um ihr Zeugnis entgegen zu nehmen, während im Hintergrund das Lied Eye of the Tiger spielte.

Ich habe mich bemüht dem ganzen eine ganz persönliche, sympathische und humorvolle Note zu geben. Ich habe am Ende des Abend viel positives Feedback bekommen um es kurz zu fassen.

Naja nach der Abschlussfeier ging es wieder zurück in die Realität, ein neuer Lebensabschnitt brach an. Erstmal hatte ich etwa anderthalb Monate Ferien bis am 1.8 meine Ausbildung zum industriemechaniker anfing. Die Abschlussfeier fand etwa 3 Wochen vor den regulären Sommerferien statt so das ich etwa 7 Wochen Ferien hatte vor Ausbildungsbeginn. Davor musste natürlich einiges erledigt werden, so u.a das ummelden bei der Krankenversicherung, Schulbedarf für die Berufsschule einkaufen und ich musste noch zur ärztlichen Untersuchung vor dem Ausbildungsstart, da ich zu dem Zeitpunkt noch keine 18 war. Es war also einiges zutun. Wirklich viel Zeit zum abschalten gab es nicht.

Im September 2021 hatten wir unser 5 jähriges Klassentreffen veranstaltet, allerdings sind von 19 Schülern aus der Klasse gerade mal 10 erschienen, unser Klassenlehrer war auch dabei. Die meisten sind entweder beruflich weggezogen oder hatten schon eine eigene Familie und Kinder und waren deshalb verhindert zu kommen. Allerdings hatten wir einen schönen Nachmittag, wir haben viel geredet, von unserem neuen aufregenden Leben berichtet und neue Einblicke geteilt. Ich habe das Treffen zusammen mit meinem Kumpel aus der Klasse und unserem Klassenlehrer organisiert. In 3 Jahren schon findet das 10 jährige statt.


spongebobbel006 
Fragesteller
 05.08.2023, 22:47

Eine sehr ausführliche und interessante Geschichte!Habe ich gerne gelesen.Ich hoffe euer 10jähriges wird super und es kommen mehr Leute!

2
Dg31one  05.08.2023, 23:28
@spongebobbel006

Das hoffe ich natürlich auch! Man muss dazu sagen, es war nicht einfach das ganze zu organisieren! Wir haben das ganze etwa 2 Monate lang geplant und teilweise unsere Freizeit dafür geopfert um alles drum herum auf die Beine zu stellen.

Das heißt, wir mussten eine Räumlichkeit organisieren (in dem Fall eine Halle in der Nähe unserer ehemaligen Schule), einen Catering/Partyservice welcher uns mit Speiß und Trank versorgt hat, Deko, ein Programm auf die Beine stellen, Diashows zusammenstellen usw. Das allerwichtigste war natürlich alle zusammenzutrommeln. Einige Kontakte sind über die Jahre hinweg verschwunden und einige Handynummern aus der alten Klassengruppe waren nicht mehr aktuell. Das heißt wir mussten Einladungen versenden, telefonieren und teilweise selbst suchen z.B in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Co. um mit dem ein oder anderen wieder in Kontakt zu treten und um die Einladung zu überreichen.

Bei einigen die nicht anwesend waren haben wir teilweise erst im Nachhinein erfahren das sie weggezogen, ausgewandert sind oder mittlerweile eine eigene Familie hatten.

Es ist ein logistischer und organisatorischer Kraftakt. Eine undankbare Arbeit wenn man so will. Allerdings liegt mir viel daran das diese Klasse und diese Gemeinschaft irgendwie aufrecht erhalten wird und am Leben bleibt. Letztendlich verbinden uns 6 Jahre Schule, ein großer Teil unserer Kindheit und Jugend und das ganze zu behandeln als wäre nichts nach dem Motto "nach mir die Sintflut" ist nicht der richtige Weg. Es ist wichtig seine Vergangenheit zu kennen und die schönen Erinnerungen ab und an wieder zu wecken. Die meisten von uns stecken schon tief im Berufsleben drin und es ist wichtig auch den Weg der uns dahin geführt hat wo wir heute sind, zurück zu verfolgen und wissen wo man herkommt. Es ist auch spannend zu sehen was aus dem ein oder anderen geworden ist, es ist eine kleine Zeitreise wenn man so will.

1

Bei mir war es der letzte Tag in der Berufsschule, nach den Prüfungen und vor der Zeugnisvergabe. Ich habe mich unglaublich gefreut dass ich meine Ausbildung endlich beendete und ich bald kein Azubi mehr war. Die schlechte Behandlung endete, keine niederen Arbeiten mehr, man konnte jetzt etwas und wurde von Kollegen und Chef ernstgenommen.

Dass es auch etwas trauriges war, wurde mir erst klar als meine Klassenlehrerin Tränen in den Augen hatte und uns verabschiedete. Da hatte ich kurz ebenfalls Tränen in den Augen, weil es ungewiss war, ob man sie oder die Mitschüler jemals wieder sieht.

Ich habe die Mittlere Reife 2007 abgelegt und erinnere mich ziemlich gut. Mein letzter Schultag an der Realschule war total locker, ich weiß noch den Ablauf als wäre es gestern: Ich ging morgens nochmal zur Schule, verabschiedete mich von allen Lehrern die ich hatte mit einem persönlichen Dankeswort & lief dann noch mehr oder weniger ziellos durchs Schulhaus, in dem ich zehn Jahre lang gewesen war (ist ein Komplex in dem auch die Grundschule ist, die ich vorher besucht habe). Hatte ja keinen Unterricht mehr & hätte gar nicht mehr kommen müssen. Ich habe dann auch noch an der traditionellen Verabschiedung in die Ferien teilgenommen, an der ich als Schüler schon immer teilnahm. Dann bin ich ganz normal nach Hause gelaufen. Ich hatte kaum echte Gefühle, ich war weder traurig noch verwirrt, habe mich aber auch nicht großartig auf Späteres oder auf die Ausbildung zum Industriekaufmann gefreut, die ich sechs Wochen später angetreten habe. Irgendwie war ich total passiv und teilnahmslos, nach dem Motto, es ist halt so.

Es waren mehr oder weniger "gemischte Gefühle", weil ich wusste, jetzt ist diese Zeit beendet und eine Neue beginnt. Die letzten Wochen an der Realschule waren im Grunde genauso emotionslos, wie die Zeit dort zuvor auch schon war. Man wusste dass man nicht mehr lang dort sein würde, ansonsten waren es ganz normale Schultage, die durch den Prüfungsalltag etwas "anders" waren, aber sonst wie immer!

Ich habe es am letzten Schultag eigentlich wenn man es so will kaum realisiert, dass das der definitiv letzte Schultag war bzw. erst später richtig wahrgenommen! Wehmut wegen der Realschule hatte ich nie, auch weil ich mit der Klasse bis auf wenige Mitschüler nie wirklich warm wurde.. es war mir ehrlich gesagt egal, wichtiger waren mir eher gute Lehrer, denen ich nochmal danke sagen wollte - worüber die sich auch freuten.

Bei der Berufsschule war's ganz anders.. ich hatte am Mittag (wie am Morgen) meine "normale" Fahrgemeinschaft, damals in meinem alten Ford Mondeo und es war ganz locker, wir sind sogar nochmal an der Bushaltestelle vorbeigefahren um zu gucken, ob wir vielleicht noch jemanden mitnehmen könnten, weil die Busse an dem Tag so extrem voll gewesen sind und es sehr warm war ... und im Radio habe ich ein französisches Lied gehört. Es war das Lied "Chance" von der Gruppe "Début de Soirée".

https://www.youtube.com/watch?v=2HqG1369YfQ

Ich hatte an diesem Tag irgendwie schon etwas "Melancholisches" im Gefühl, weil es eine tolle Zeit an der Berufsschule war - ganz anders als an der Realschule, die ich bestenfalls als Notwendigkeit erachtet habe, weil man ja nicht "nix" machen konnte, aber in die ich nie wirklich gern gegangen bin.

XXX

Die Abschlussfeier der Realschule gedenkt mir so gut, dass ich dieses "Event" sogar noch heute aus meinen Erinnerungen raus komplett beschreiben kann. Nach dem ökumenischen Gottesdienst in der Schulaula hat irgendein Vertreter der Volksbank, der 20 Jahre eher seine Mittlere Reife ablegte, recht geschwollen (jedenfalls nicht gerade packend) über "Zukunftsängste" referiert und keiner konnte mit der Rede was anfangen ... und die schlimmsten Zimtzicken und Schreihälse - bei denen man genau wusste, wie die selbst hier im Saal sich neideten wer das bessere Outfit anhatte - taten derweil so total falsch und eklig, als seien sie über Jahre hinweg mit jedem befreundet gewesen. Es war befremdlich. Unser Schulchor sang das Lied "Wonderwall" von Oasis und irgendein Poser aus unserer Stufe, ich weiß nicht mal mehr wie der hieß, meinte, er müsse "spontan" (war ja eh alles einstudiert bis hin zu seinen "witzigen" aber eigentlich total platten Anmoderationen) die Klampfe auspacken und mit 2-3 Liedbeiträgen, die keinen außer ihm und seinen Eltern interessiert haben dürften, eine Art "Nachwuchs Reinhard Mey" darstellen, es kam so ein Anstands-Applaus zustande und ich dachte mir -----> wenn er wenigstens was Normales gesungen hätte oder besser still gewesen wäre, es hätte den Abend mehr bereichert als dieses oberpeinliche Geklemme da.

Und dann gab es die Zeugnisse. Ich weiß sogar, was ich anhatte; beige Twillhose, ein gestreiftes Hemd (gelb-weiß glaube ich) und dazu ein dunkelblaues Sakko.. die Schuhe waren glaube ich beige oder schwarz. Mein Opa und ich sind nach der Zeugnisausgabe direkt gegangen und haben es uns zuhause beim Freitagskrimi, ich glaube "Ein Fall für zwei" oder eventuell "Siska" gemütlich gemacht. Das fand ich viel angenehmer.

Interessant: Mit zeitlichem Abstand nehme ich den Ball als übler wahr wie damals, vielleicht macht man sich mit den Jahren und der Reife/Erfahrung im Beruf und mit Menschen viel mehr und viel tiefere Gedanken. Besonders gut hat er mir aber dennoch nicht gefallen, weil ich auf so aufgesetztes Zeug noch nie gestanden bin, das finde ich affektiert und doof.

Was ich noch im Nachgang am darauffolgenden Montag bei der Anmeldung in der zuständigen Berufsschule im Gespräch mit einer Mitschülerin namens Rebecca aus der Parallelklasse (die war immer super nett und man konnte mit ihr ganz normal reden im Gegensatz zu vielen anderen) erfuhr war, dass ein Mitschüler an dem Abend total ausflippte, sich abgesoffen hat und daraufhin vom Schulleiter an Ort und Stelle Hausverbot erhielt. Da war alles klar aber es war so typisch für meine Klasse, genauso stillos bis zum Abgang und blöd wie in den Jahren zuvor.

Woher ich das weiß:Hobby

An dem Tag, als der Schulklasse bewusst war, dass wir nie mehr so zusammenkommen werden wie jetzt, war eine ganz bedrückte und traurige Stimmung.

Ein paar haben geweint, ich auch, ich konnte mir das einfach nicht vorstellen, dass das jetzt für immer sein würde.

Es gab später einige Klassentreffen, doch das war nicht mehr die damals, man hatte sich doch ziemlich auseinander entwickelt und teilweise die anderen gar nicht mehr erkannt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Augenarzt, Gyn. Psychiatrie, Kardiologie, Allgemeinmedizin.

spongebobbel006 
Fragesteller
 05.08.2023, 22:34

Das mit den Klassentreffen finde ich ziemlich interessant.

Wie habt ihr euch den wieder kontaktiert und waren alle da oder haben welche gefehlt ?

2
DianaValesko  05.08.2023, 23:01
@spongebobbel006

Der Klassensprecher hatte die Telefonliste und Adressliste und E-Mail-Liste von fast allen Schülern und hat diese kontaktiert es haben sehr viele gefehlt. Und es kam auch vor, dass die Unterhaltung stoppte und man sich nichts zu erzählen hatte

3

Mir war der Tag ziemlich egal. Ich habe einen Abschluss in der Berufsreife (Hauptschule) gemacht. Das ganze war 2020, weshalb Corona in vollem Gange war. Aufgrund einiger Vorerkrankungen bin ich, nachdem der Präsenzunterricht wieder begonnen hat, trotzdem nicht mehr in die Schule gegangen.

Ich bin am Tag der Zeugnisvergabe die 4min Fußweg in die Schule gegangen, mein Klassenlehrer hat zu jedem etwas gesagt, hab mir dann mein Zeugnis und 2 Urkunden überreichen lassen, mich bedankt, bin gegangen und froh, dass ich die Leute aus meiner Klasse nie wieder sehen muss.

Danach war ich ein Jahr Zuhause und habe im August 2021 eine Ausbildung zur Kauffrau im Büromanagement begonnen.