Wie sozial ist die Schweiz?

9 Antworten

Salue

Diesbezüglich ist die Schweiz durchaus mit Deutschland ähnlich. Allerdings wird die Selbstverantwortung etwas höher gewertet als in Deutschland.

In Deutschland und anderen Ländern besteht eine Art "Vollkasko-Mentälität". Die Bürger verlangen, dass der Staat vor allem gibt. In der Schweiz aber sind sich die Stimmbürger bewusst, dass dies alles jemand bezahlen muss. So unterliegen grosse Kostenaufwendungen der Volksabstimmung. So sind Ausbauten des Sozialsystems schwierig durchzubringen.

Zahnarztkosten werden in der Regel aus der eigenen Tasche bezahlt. Das sehr gut ausgebildete Gesundheitssystem erfordert sehr hohe Krankenkassenprämien. Arbeitnehmer, selbst wenn sie jahrzehntelang bei einer Firma gearbeitet haben, können ohne Grund innert 3 Monaten gekündigt werden, u.s.w.

Das soziale Abfangnetz hängt etwas tiefer als in anderen Ländern, erreicht aber nie das Niveau der USA, wo es teilweise kein staatliches hat.

Tellensohn


andyrj99 
Fragesteller
 13.05.2022, 12:42

Ja genau. Exakt wie in den Staaten.

Hire and fire 😅. Heute da. Morgen weg ohne Grund. Das gefällt mir nicht..

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Tellensohn  13.05.2022, 13:28
@andyrj99 „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst“
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andyrj99 
Fragesteller
 13.05.2022, 18:04
@Tellensohn

Ich arbeite und fülle die Staatskasse auf mit Geld durch Steuern!

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Tellensohn  13.05.2022, 19:10
@andyrj99

Ja lieber andy.

Ich tue dies auch, gleichzeitig helfe ich mit zu bestimmen, wie viel das ist. Eigentlich bezahle ich ja gerne Steuern, wenn sie vernünftig und überlegt eingesetzt werden. Zum Fenster hinauswerfen will ich nichts.

Tellensohn

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guru61  14.05.2022, 06:44
@andyrj99

Hallo da gibts aber schon ein paar Gesellschaftliche Bremsen: Wenn eine Bude einen schlechten Ruf hat, bekommt sie auch wenig Arbeiter. Ein Patron, der Interesse am Weiterkommen in seinem Geschäft hat, muss ein Interesse haben, auch gute Mitarbeiter zu haben, die sich im Betrieb auch einbringen. So hat er auch ein Interesse, gute Mitarbeiter zu behalten: Beispiel: Eine grosse Firma für Umreifungsmaschinen hat anfangs der 90er Jahre in der Krise nicht die guten Facharbeiter entlassen, sondern die Leute, die an den Stanzen, die Blechverschlüsse produziert haben, und die durch die Facharbeiter ersetzt, die man unbedingt im Betrieb halten wollte, um nach Ende der Krise die wieder zur Verfügung zu haben.

Das Andere: Zeitarbeit, wo man hunderte von Leuten als Zeitarbeiter zu katastrophalen Lohnbedingungen in Betrieben anstellt, gibt es fast nicht in der Schweiz:

Hierzulande ist immer noch die Festanstellung der Normalfall! Temporäre werden durchaus schnell übernommen, wenn sie den Anforderungen entsprechen. und müssen nicht Jahrelang zittern ob sie am nächsten Ersten noch da arbeiten oder hunderte von Kilometern weiter! Das gibt soziale Sicherheit, die sich auch in der Lebensführung bemerkbar macht ( Hausbau, Familiengründung, Kinder)

https://www.wsws.org/de/articles/2021/12/08/vowa-d08.html

Ihr in Deutschland habt mit der Leiharbeit den Weg gefunden, die Kündiungsregeln zu umgehen!

Jedem Leihabrbeiter kann genau nach Hire und Fire gekündigt werden.

https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/leiharbeit-verspielt-die-zukunft_aid-754491

Zudem haben wir auch in der Schweiz einen Facharbeitermangel, was die Arbeiter stärkt:

https://www.agentur-jungesherz.de/hr-glossar/fachkraeftemangel-schweiz-so-schlimm-ist-er-wirklich/#:~:text=Seit%202016%20ist%20der%20Fachkräftemangel,Zahl%20der%20Arbeitssuchenden%20weiter%20steigt.

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Tellensohn  22.06.2022, 14:06
@andyrj99

Ich kann Dich verstehen, muss aber hinzufügen, dass auch dies seine Vorteile hat. In der Schweiz wird man schnell mal voll angestellt. Der Arbeitgeber weiss ja, dass wenn die Geschäfte schlecht laufen, er auch Arbeitnehmern kündigen kann. Dies passiert vielfach mit einem Sozialplan.

Dazu kommt ein weiterer Faktor. Das Einarbeiten neuer qualifizierter Mitarbeiter dauert gut ein bis zwei Jahre. Viele Firmen tendieren deshalb dazu, ihr Mitarbeiter auch dann zu behalten, wenn das Geschäft schlecht läuft. So hat man sie nacher immer noch und kann Geld sparen.

In Länder mit einem sehr gut ausgebauten Kündigungschutz tendieren die Firmen dazu, die Leute nur temporär anzustellen, weil sie Angst davor haben, diese nicht mehr loswerden zu können wenn man sie fest anstellt.

So hat alles seine Vor- und Nachteile. In der Schweiz hat sich dieses System bewährt.

Tellensohn

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Rotfuchs716  30.04.2023, 03:51

weshalb ist in der Schweiz weniger Kündigungsschutz als in den Nachbarländern Frankreich, Deutschland und Italien? Hat dies eine praktische Bedeutung oder ist es eher unbedeutend da relativ selten gekündigt wird?

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Tellensohn  30.04.2023, 14:11
@Rotfuchs716

Es ist eine andere Mentalität. Der Schweizer ist sich bewusst, dass er auf den Erfolg seines Firma angewiesen ist. Nur wenn es der Firma gut geht, geht es ihm auch gut. Er wird deshalb auch nur ungerne streiken, denn so schadet er seiner Firma.

In anderen Ländern zögern die Arbeitgeber jemanden fest anzustellen. Geht es der Firma schlecht, wird er die zuvielen Angestellten nicht mehr los. Unter Umständen muss er die Firma schliessen. So stellt er Leute nur provisorisch oder temporär an.

In der Schweiz sind solche temporären Anstellungen eine Randerscheinung. Die Bewerber werden in der Regel gleich fest angestellt. Das gibt auch den Angestellten etwas mehr Sicherheit. In Härtefällen gibt es einen Sozialplan.

Im Moment ist es sogar so, dass ein Fachleutemangel besteht.

Tellensohn

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Beide Länder werden gern und oft als weitgehend ähnlich angesehen, doch ich denke, dabei werden von den meisten die kleinen Unterschiede außer Acht gelassen, die eigentlich jeden Vergleich verbieten.

Im allgemeinen hat die Schweiz ein sehr gutes Sozialsystem. Was aber bei uns in Deutschland oft nicht gesehen wird (nur als ein Beispiel von vielen): In der Schweiz ist die kantonale Ebene ausschlaggebend, nicht der Bund. Das heißt, es kann von Kanton zu Kanton ganz erstaunliche Unterschiede geben. Das macht es unsinnig, bei solchen Betrachtungen von der Schweiz als homogener Einheit zu sprechen, wie man das bei Deutschland könnte.

De Schweiz ist durchaus ein Sozialstaat. Dem wirklich Bedürftigen wird geholfen. Nur ist der Gedanke der Eigeninitiative und Selbsthilfe nicht ganz so weit abgebaut wie in Deutschland.


Rotfuchs716  13.12.2022, 05:42

Stimmt! In Deutschland ist zuviel festgekrustete Unterschicht die irgendwie Teil des politischen und wirtschaftlichen Systems geworden ist! Das man nun beim Bürgergeld die Kontrollen für Langzeitarbeitslose lockern will beweist nur, dass diese ein gewollter Bestandteil des Systems sind in Deutschland. Bei nahezu jeder deutschen Arbeitsagentur sind "Kunden" die seit 10 oder mehr Jahren nicht arbeiten!

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ich finde

1) Es gibt nicht DIE Schweiz. Die Schweiz ist total unterschiedlich, wenn du z. B. die südlichen mit den nördlichen Kantonen vergleichst.

2) Sozial und Liberal schließen sich größtenteils aus.

Eine detaillierte Meinung mag ich mir aber nicht bilden, weil ich zuwenig Schweizer kenne.

Ich habe immer gehört die Schweiz ist das liberalste Land in Europa

"Es kommt drauf an". Es gibt durchaus liberale Aspekte, aber einiges ist deutlich konservativer als in anderen europäischen Nationen.

Die Schweiz ist ohne Zweifel ein Sozialstaat. Allerdings sind die Sozialversicherungen zum Teil enorm teuer geworden. Ich kenne einige, die früher umfangreiche Krankenversicherungen hatten und sich nach der Reform, die garantiert alles billiger machen werden sollte, kaum mehr die Grundversorgung leisten können.