Wie schnell altert man?

6 Antworten

Tatsächlich altert man schneller, als man denkt.

Biologisch erreichst Du mit 25/30 Jahren die größte Leistungsfähigkeit. Mit ungefähr 35 Jahren kehrt sich der Prozess der Zellbildung um - es sterben mehr Zellen, als neue hinzukommen, die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab = der Alterungsprozess beginnt.

Bei Deiner Lebenserwartung von 74 bzw. 80 Jahren ist also 37 bzw. 40 die Mitte des Lebens und das ja nur theoretisch! Die Meisten sterben früher, erreichen also die Mitte ihres Lebens mit 30 oder 35 Jahren.

Umso weniger Du erlebst, desto schneller vergeht die Zeit. Ständig neue Eindrücke haben Einfluss auf die gefühlte Zeit. Aus meiner Arbeit mit Sterbenden weiß ich, dass sie nur das Bereuen, was sie nicht gemacht haben, aber nie, was sie gemacht haben!

Das ist ganz einfach zu erklären. Für einen einjährigen ist das nächste Lebensjahr sein ganzes bisheriges Leben.

Für einen fünfzigjährigen ist das nächste Lebensjahr nur 2% seines bisherigen Lebens.

Wie schnell altert man?

Immer gleich schnell.
Genauso schnell, wie du seit Geburt alterst.

Ansonsten empfindet man Zeit subjektiv und unterschiedlich schnell vergehend, je nach eigenem Befinden und Denken.
Wenn etwas Freude bereitet, vergeht sie schnell, weil wir wollen, dass es länger so bleibt, in unangenehmen Dingen zäh, weil wir wollen, dass sie vergeht und darauf warten.
Oftmals erleben wir als Ausgleich und weil wir in einer Polarität leben das Gegenteil vom Gewünschten. Das Leben will uns damit sagen, dass wir besser mit allem gleichmäßig zurecht kommen sollten, weniger urteilen, mehr Vertrauen haben sollten.

Dadurch meine Frage an die vielleicht älteren unter euch wie schnell die Jahre vorbei gehen wenn man einfach nur lebt.

Rückblickend erscheint Zeit meist schnell vergangen zu sein.
Je weniger du tust, um so länger fühlt sich die Zeit an. Je mehr wir uns eilen und beschäftigen, umso schneller vergeht sie gefühlt.

Bei Langeweile fühlt sich Zeit schon bald endlos an. Die lange Weile, in der man nichts zu tun hat, sich keine gewollte Ablenkung von sich selbst findet. Da spürt man deutlich etwas Ewiges, das in uns ist.
Wer Langeweile bewusst und freiwillig aushalten und in sie hineinspüren kann, wird oftmals mit guten Ideen und Kreativität überrascht.
Leider aber flüchten viele vor dieser Art Leere, die sich nach Fülle sehnt, obwohl sie es uns gut meint und auch nie was Schlimmes passiert, sogar Gutes fördert.

Zeit hat aber nicht nur Quantität, sondern auch eine Qualität. Davon schreibt C.G. Jung in Die Lebenswende:

“Der Mensch würde gewiß keine siebzig oder achtzig Jahre alt, wenn diese Langlebigkeit dem Sinn seiner Spezies nicht entspräche.
Deshalb muß auch sein Lebensnachmittag eigenen Sinn und Zweck besitzen und kann nicht bloß ein klägliches Anhängsel des Vormittags sein.
Der Sinn des Morgens ist unzweifelhaft die Entwicklung des Individuums, seine Festsetzung und Fortsetzung in der äußeren Welt und die Sorge für die Nachkommenschaft.
Das ist der offensichtliche Naturzweck.
Aber wenn dieser Zweck erfüllt ist, soll der Gelderweb, die Weitereroberung und die Existenzausdehnung über jeden vernünftigen Sinn hinaus beständig weitergehen?
Wer solchermaßen das Gesetz des Morgens, also den Naturzweck, in den Lebensnachmittag ohne Not hinüberschleppt, muß es mit seelischen Einbußen bezahlen. … Gelderwerb, soziale Existenz, Familie, Nachkommenschaft sind noch bloße Natur, keine Kultur.
Kultur liegt jenseits des Naturzweckes.
Könnte also Kultur der Sinn und Zweck der zweiten Lebenshälfte sein?”

Die Qualität der Zeit wird leider oftmals nicht beachtet.

Viele haben mir ihre Lebensgeschichte erzählt und dadurch habe ich erfahren, dass das Leben schneller vorbei gehen kann als man denkt.

Zeit vergeht in Wirklichkeit immer gleich schnell.
Empfinden aber tun wir es unterschiedlich.

Rückblickend verging sie eher schnell, was uns dazu ermuntern sollte, unsere Zeit gut zu nutzen, aber nicht zwingend durch viele Termine oder Geschäftigkeit, sondern vielmehr durch bewusstes, offenes, bejahendes Leben.

Ja, wenn man älter wird, scheint die Zeit schneller zu vergehen.

Meine Theorie dazu: das Gehirn macht das Fortschreiten von Zeit an der Anzahl von Ereignissen/Eindrücken/Veränderungen fest.

Als Kind erlebt man quasi jeden Tag was Neues, jeder neue Tag ist ein Abenteuer. Im Leben eines jugendlichen passiert auch noch sehr viel - Schule mit immer neuem Lernstoff, Schulwechsel, Pubertät, Lehre, Studium.

Als junger erwachsener probiert man auch noch einiges aus. Diverse Hobbies, dann eine Partnerschaft, Kinder. Aber im Beruf stellt sich nach und nach Routine ein. Man weiß, was man kann und was man tut.

Dann, wenn man "alt" ist, ändert sich daran nicht mehr viel...

Wenn ein Kind in einem Jahr z.B. 1000 Ereignisse/neue Erfahrungen erlebt hat, dann dauert das ein paar Jahrzehnte später vielleicht 5 Jahre. Das fühlt sich dann so an, als wären die 5 Jahre "wie im Fluge vergangen", so wie ein Jahr früher.

Hallo,

eine interessante Frage.

Zur Einordnung: ich bin 66 Jahre alt und Rentner.

Im Rûckblick ist die Zeit schnell vergangen, und ich habe den Eindruck, dass sie heute schneller vergeht als zu der Zeit, wo ich jünger war.

Einerseits finde ich es schade, dass das Leben so schnell vergeht, aber es gibt auch viele Momente, wo es mir egal ist. Das sind die Momente, wo ich es schaffe einfach im Hier und Jetzt zu leben. Dann denke ich über solche Sachen nicht nach und freue mich meines Lebens. Das ist natürlich kein permanenter Zustand, aber solange es solche Momente gibt, finde ich das Leben lebenswert.

Natürlich ist der Alterungsprozess von Mensch zu Mensch verschieden. Leider sind Gesundheit und Widerstandskraft gegen negative Einflüsse im Leben ungleich verteilt. So kann ein Mensch mit 50 manchmal aussehen, als sei er knapp 70, und ein anderer ist 70 und sieht aus wie 53, und das hängt natürlich auch von davon ab, wie gesund oder ungesund man gelebt hat und aktuell lebt. Genetik spielt sicher auch eine Rolle.

Ich selbst habe typische altersbedingte Beschwerden, z.B. in den Kniegelenken, die bewirken, dass ich leider nicht mehr Joggen kann (was ich geliebt und lange praktiziert habe). Aber ich kann schnell gehen, Fahrrad fahren, Schwimmen und Krafttraining machen.

Ich habe eine gute Ausdauer. Wenn ich mit meinem Fahrrad, dass ich mir zu meiner Rente geschenkt habe, längere Steigungen hochfahre, fühle ich mich aktuelle ziemlich fitt und das macht richtig Laune.

Dann mache ich seit ungefähr 6 Monaten Kraftraining in Form von Calisthenics, das sind Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht, also ohne Maschinen, wie man sie in Sportstudios vorfindet. Ich habe mir vorgenommen, bevor ich diese Welt verlasse, mindestens 10 Klimmzüge sauber schaffen zu können. Darauf trainiere ich hin. Im Moment schaffe ich noch keinen einzigen, aber ich komme der Sache näher. :-)

Dieses "Projekt" als alter Mann finde ich einerseits ein wenig verrückt, aber es amüsiert und motiviert mich beim Training. Ich bin im Freien an der frischen Luft, egal ob es darußen warm oder kalt ist, es kostet mich Null Euro und ich spüre und sehe die Fortschritte, die ich im Laufe der Zeit mache. Nach einem Training fühle ich mich immer gut. Das finde ich aufregend und ermutigend, denn es bedeutet, dass man auch im Alter trainieren und Fortschritte machen kann. Das gilt sowohl für die Ausdauer als auch für die Kraft.

Ich kann noch ziemlich schnell zu Fuß gehen, manchmal mache ich 7-8 km Sportgehen (der Laufstil ist zwar nicht sehr ästhetisch, weil da das Becken so hin- und herdreht, ihr kennt das vielleicht aus Wettkämpfen), aber dadurch trainiere ich meine Ausdauer, und nach einem Lauf bin ich zufrieden und entspannt.

Es gibt sicher junge untrainierte Menschen, die ich mit dem Fahrrad am Berg abhängen würde. Also anstatt Angst vor dem Altern zu haben, kann man auch versuchen, sich im Rahmen seiner physischen Möglichkeiten fitt zu halten, es lohnt sich.

Was ich an meinem Alter genieße, ist, frei über meine Zeit verfügen zu können. Ich habe quasi Ferien bis ins Grab. Ich habe erst mit 55 die japanische Anime-Kultur entdeckt, und sie begeistert mich bis heute. Ich habe Zeit für Museumsbesuche in der Woche, Zeit, eine Stadt in Frankreich zu besuchen, die ich noch nicht kenne. Ich kann außerhalb der Schulferien in Urlaub fahren, Freunde und Familie in Deutschland besuchen (lebe in Frankreich).

Ich würde dir raten, einigermaßen gesund zu leben, körperlich aktiv zu sein und die Sachen, die dir Freude machen, nicht zu vergessen . Wenn du das tust und dir das Pech einer schweren Krankheit erspart bleibt (das jeden jeder Zeit treffen kann), bleibst du die ganze Zeit fitt und denkst weniger über das Altern nach.

Alles Gute dir.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung