Wie schädlich ist der Anti-Atom-Kurs für das Klima?

8 Antworten

Eine wichtige Frage, denn Atomkraft wird trotz der viel zu hohen effektiven und langfristigen Schäden, Unbewohnbarkeit von Land, Töten und Gesundheitsschäden an Menschen, und den nicht akzeptablen Risiken, von einigen nach wie vor als Option diskutiert.

Die schlaueren vorausschauenden hingegen wollen immer gleiche Fehler vermeiden und suchen nach nachhaltigen Lösungen inkl Vermeidung von Energieverschwendung.

Ergo, Antiatomkurs kann man nicht so nennen. Es ist unnötige Energieverschwendung für etwas das längst ad akta ist.

Der Schaden ist gering, da er von den meisten Menschen inkl. Entscheidungsträger keine Option ist.


Oppulus  29.10.2021, 11:58

Ich bin so froh, dass deine Worte nur für Deutschland gelten.

Der Rest der Welt folgt den Deutschen nicht.

Wie es im Moment aussieht wird die deutsche Regierung sogar mittragen, dass Kernenergie von der EU als Nachhaltig im Sinne des Kampfes für den Klimawandel angesehen wird.

Deutschland ist isoliert mit seiner Ablehnung der Kernenergie. Sogar die Japaner streben an ihre Kernkraftwerke wieder ans Netz zu nehmen weil der nötige Import von Kohle als Ausgleich ihren Strom verteuert und jährlich tausende Menschen durch Luftverschmutzung tötet.

Die Abschaltung der Kernkraftwerke in Deutschland, deren Leistung durch Kohlekraftwerke ausgeglichen wurde, tötet nach Schätzungen übrigens 1100 Menschen in Deutschland. Pro Jahr.

Nur zum Vergleich: Die Katastrophe von Tschernobyl (die in einem deutschen Kernkraftwerk physikalisch unmöglich wäre) forderte 50 Todesopfer.

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Ein Atomausstieg wäre fatal, aber wie man so schön sagt: wer nicht hören will muss fühlen.

Der Klimawandel ist eh nicht aufzuhalten, sondern wird sich verstärken, auch 'besorgte' FFF möchte anscheinend nichts wichtiges dazu beitragen sondern nur Wasser predigen; doch ALLE müssen sich beteiligen:

Denn das würde leider bedeuten, das Internet samt diverser Satelliten sogut wie es geht massiv zu reduzieren, auch Kryptowährungen verbieten, die eh überwiegend der Terrorismusfinanzierung dienen und ansonsten unnötiger Pseudo sind. Das Aufrechterhalten ist der Klimahammer. Ebenso das rücksichtslose Abholzen und verbrennen unserer 'grünen Lunge' im Amazonas

Doch das ist nicht gewünscht, darum müssen wir mit dem Klimawandel eben klarkommen. Hierbei gibt es nichts zu diskutieren, entscheidet euch und fertig, dann aber auch nicht jammern

https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/2393541/studie-im-zweiten-corona-jahr-deutlicher-anstieg-bei-co2-ausstoss

Ähnliche Artikel stehen heute auch im Spiegel, Stern und Welt, wer 'CO2 Anstieg Coronajahr' googeln mag.


hanuta2012  25.10.2021, 13:05

PS. Und soviel zum BTC, wobei im Gegenzug jede Verkaufs-Plattform weltweit mittlerweile Persodaten und Legimitation, vom Staat vorgegeben 'im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung' einholen muss

https://www.welt.de/politik/deutschland/article234618676/Deutschland-droht-ein-neuer-Rekord-bei-Geldwaesche-Meldungen.html

Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung bei BTC ist dagegen komischerweise okay. Da wird sogar auf den Klimawandel geschissen, damit Verbrecher stressfrei und bequem ihre Kohle waschen können 🤦‍♀️

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Ja, das ist tatsächlich schädlich für das globale Klima. Es bringt nichts, die eigenen Kraftwerke abzuschalten und dann Strom aus Kohlekraftwerken in Polen und Atomkraftwerken aus Frankreich zu kaufen. Nur damit wir sagen können, dass wir in Deutschland keine Kraftwerke mehr haben. Aber verbrauchen tun wir die Energie aus Kohle und Atomkraft trotzdem. Nur weil die Kraftwerke auf der anderen Seite der Grenze stehen, macht uns das nicht klimafreundlicher. Im Gegenteil, wenn wir moderne und sichere Kraftwerke abschalten und aus alten Dreckschleudern Strom kaufen, dann belasten wir das Klima sogar.

Das ist die deutsche Doppelmoral


hanuta2012  25.10.2021, 12:25

Für mich ist das eher ein Taschenspielertrick, rechte Hand, linke Hand. Hauptsache es wird teurer und andere Länder verdienen an uns, obwohl wir Selbstversorger sein können.

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Warum fragst Du nur nach dem Klima?

Frag doch lieber nach dem eigentlichen Ziel des Klimaschutzes: Lebensraum für den Menschen zu bewahren (und natürlich auch für alle anderen Lebewesen).

Und da sind Atomkraftwerke nun nicht gerade besser. Ob ein Landstrich nicht mher bewohnt werden kann, weil er überflutet oder ausgedörrt ist, oder weil er radioaktiv verseucht ist, ist ziemlich egal. Frag mal die Menschen im Umkreis von Tschernobyl oder Fukushima.

Und angesichts der immer noch unklaren Atommüllentsorgung ist überhaupt nicht klar, inwieweit der Lebensraum zukünftiger Generationen eingeschränkt oder zerstört wird.


Oppulus  25.10.2021, 12:39

Wenn wir in Deutschland 100% unserer Stromversorgung aus Wind oder PV bestreiten wollten, müssten wir jeweils etwa 25'000 km² der Fläche Deutschlands mit Windmühlen vollstellen oder mit Solarzellen überdachen.

Das sind 7% der Größe Deutschlands. Fast so groß wie das Bundesland Brandenburg.

Das ist dann unbewohnbare Fläche. Ich weiß, man kann da jetzt etwas rechnen und relativieren, Fakt bleibt, dass wir eine riesige Fläche brauchen die dann für die menschliche Besiedlung und für die Natur verloren ist. Nicht als Folge eines katastrophalen Unfalls sondern durch die ganz normale Nutzung.

Die Fläche die man mit Windkraftanlagen zustellen müsste um die selbe Menge Strom zu erzeugen wie das Kernkraftwerk Fukushima ist größer als die Fläche die in Fukushima evakuiert wurde. Die Windkraft benötigt mehr Platz wenn sie glatt läuft als die Kernenergie wenn sie schief läuft.

Und das ist kein Argument gegen Windkraft, es ist ein Argument für einen gesunden Mix.

Um deine eigene Aussage aufzugreifen: "Ob ein Landstrich nicht mher bewohnt werden kann, weil er überflutet oder ausgedörrt ist, oder weil er eine Industriebrache ist auf der ein Haufen 160-Meter hohe Windmühlen stehen, ist ziemlich egal."

Hinzu kommt: der Klimawandel kommt auf jeden Fall. Die Flächen die der Klimawandel bedroht sind gewaltig. Ganze Länder könnten verschwinden, hunderte Millionen Klimaflüchtlinge werden erwartet. Ob ein weiteres Kernkraftwerk einen katastrophalen Unfall hat ist diskussionswürdig.

Was hatten die drei Kernkraftwerke die zur Katastrophe wurden gemeinsam? Also Three Mile Island (0 Tote), Tschernobyl (50 Tote) und Fukushima (0 Tote)? Sie wurden alle etwa zur gleichen Zeit gebaut und in Betrieb genommen. Sie gehören alle der selben Generation an. Die Unfälle hatten sie aber im Abstand von vielen Jahren. TMI war noch neu, Tschernobyl hatte ein paar Jahre hinter sich und Fukushima stand wenige Wochen vor der Außerbetriebnahme.

Anders gesagt: Kein Kernkraftwerk das nach 1980 in Betrieb genommen wurde hatte jemals einen schweren Unfall was auch daran liegt, dass man aus der vorigen Generation gelernt hatte und bessere Sicherheitsvorkehrungen einsetzte.

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tevau  25.10.2021, 13:17
@Oppulus

Woher kommt die Zahl der nötigen Flächenbedarfs für regenerative Energie? Ich halte sie nicht für glaubwürdig angesichts des bereits heute sehr hohen Anteils an regenerativer Energie.

Zudem fragt sich, welche Anahmen denn getroffen wurden hinsichtlich Flächenleistung, Abstandsbedarf usw.

Und schließlich geht der Trend immer mehr zu Offshoreanlagen, die überhaupt keine Landfläche verbrauchen.

der Klimawandel kommt auf jeden Fall

Na, dann hätte sich die Diskussion um Kernkraft ja erübrigt.

Fukushima stand wenige Wochen vor der Außerbetriebnahme

Und wofür soll DAS jetzt ein Argument sein? Das Problem war eben, dass Fukushima in Betrieb war.

Und im Übrigen stand es nicht kurz vor der Außerbetriebnahme. Noch kurz vor dem Unglück wurde eine Genehmigung für weitere 10 Jahre erteilt. Und Blöcke 5 und 6 wurden sogar noch 3 weitere Jahre nach dem Unglück betrieben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Fukushima_Daiichi

as auch daran liegt, dass man aus der vorigen Generation gelernt hatte und bessere Sicherheitsvorkehrungen einsetzte.

Das ist unlogisch. Entweder man identifiziert Sicherheitsrisiken und stellt die ab (nötigenfalls durch Stillegung), oder man ist bereit, bestimmte Risiken in Kauf zu nehmen, und mit der Philosphie sind auch neuere AKWs nicht zu vertreten.

Das Argument "Unsere Atomkraft ist sicher" kenne ich noch aus den 80er Jahren. Und auch damals war Japan keine Bananenrepublik oder Entwicklungsland.

Fukushima (0 Tote)

Wie passt das zu: "Am Jahrestag der Fukushima-Katastrophe findet eine Gedenkfeier für die Opfer statt."?

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/fukushima-japan-atomkatastrophe-kernkraft-100.html

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Oppulus  25.10.2021, 13:38
@tevau
Woher kommt die Zahl der nötigen Flächenbedarfs für regenerative Energie? Ich halte sie nicht für glaubwürdig angesichts des bereits heute sehr hohen Anteils an regenerativer Energie.

Hier der Energiewende-Rechner:

https://energiewende-rechner.org/
Da sind auch alle Parameter und Umgebungsvariablen erklärt.

Und im Übrigen stand es  nicht kurz vor der Außerbetriebnahme. Noch kurz vor dem Unglück wurde eine Genehmigung für weitere 10 Jahre erteilt.

Hast du dafür eine Quelle? Wenn das stimmt hat mich der Ingenieur der mir das erzählt hat belogen nachdem er 2011 von der Katastrophenstelle zurück kehrte. Ich lese das seit der Katastrophe immer wieder, und wiederhole das. Du bist der erste der dem je widersprochen hat. Ich würde ungern etwas falsches behaupten.

Und Blöcke 5 und 6 wurden sogar noch 3 weitere Jahre nach dem Unglück betrieben.

Weil sie unbeschädigt waren. Insgesamt wurden 18 Kernkraftwerke durch den Tsunami getroffen. 4 davon schwerer als Fukushima. Die 3 Reaktoren die eine Kernschmelze hatten waren die ältesten Kernkraftwerke in Japan. In einem Ort sind die Bewohner als der Tsunami kam nicht vor dem Tsunami weggelaufen sondern Richtung mehr und haben in "ihrem" Kernkraftwerk Schutz gesucht. Sie haben deshalb überlebt.

Japan plant alle seine Kernkraftwerke wieder anzufahren. In den letzten 10 Jahren ist der Strompreis in Japan explodiert und ihre CO2-Bilanz wurde ruiniert.

Wie passt das zu: "Am Jahrestag der Fukushima-Katastrophe findet eine Gedenkfeier für die Opfer statt."?

Framing vom Feinsten. Hast du den Beitrag gesehen der da verlinkt ist? Es findet eine Gedenkfeier für die Opfer statt. Die Opfer von Erdbeben und Tsunami. Nirgendwo wird behauptet (sehr wohl aber impliziert) dass es Tote durch die Reaktorkatastrophe gab. Das wäre nämlich eine Lüge. Niemand ist trauriger darüber, dass es durch Fukushima keine Toten gab als die deutschen Grünen.

Der Augenzeuge in dem Beitrag sagt: "Es fühlte sich [damals] so an als ob wir nie wieder hier leben könnten." Der Grund für diese merkwürdige Formulierung ist, dass das Gebiet wieder bewohnt werden darf. Also 3 Kernschmelzen auf einmal haben dafür gesorgt, dass das Gebiet evakuiert wurde und nach ein paar Jahren wieder freigegeben wurde (die UN sagt inzwischen die Evakuierung war unnötig).

Lernt doch mal eine Quelle kritisch zu lesen!

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tevau  25.10.2021, 14:30
@Oppulus
Hast du dafür eine Quelle?

Ja, habe ich oben gegeben.

Weil sie unbeschädigt waren.

Also standen sie doch nicht kurz vor der Außerbetriebnahme, trotz ihres Alters.

Hast du den Beitrag gesehen der da verlinkt ist? 

OK, habe ich zugegebenermaßen überlesen. Aber was man lesen kann, ist, dass es in Folge von Fukushima ein erhöhtes Aufkommen an Krebsfällen gab, die man natürlich - wi immer bei Krebs - nie direkt auf die Havarie zurückführen kann. Im Übrigen sehe ich es nicht als gesichert an,. dass die Kernkraft auch in einem Havariefall nicht zu Toten führen kann. Aus welchem Grund wurde denn der Lebensraum von 150.000 Menschen zunächst für unbewohnbar erklärt? Und jetzt immer noch 340 qkm? Mit irrem Dekontaminationsaufwand und vielen ungeklärten Fragen, wie man mit dem radioaktiv belastenen Müll - vor allem Wasser - umgehen kann.

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Oppulus  25.10.2021, 15:11
@tevau
Also standen sie doch nicht kurz vor der Außerbetriebnahme, trotz ihres Alters.

Die Blöcke haben alle unterschiedliches Alter. Die Blöcke 1 bis 3 (die zur Katastrophe wurden) nahmen 1971 bis 76 den Betrieb auf, 4 bis 6 1978 bis 1979.

OK, habe ich zugegebenermaßen überlesen.

Bis vor wenigen Stunden hast du geglaubt und öffentlich gesagt, dass durch Fukushima tausende Menschen gestorben sind und jetzt weißt du, dass es 0 waren. Wird es nicht Zeit für dich etwas zurückzurudern statt noch einen draufzusetzen?

nie direkt auf die Havarie zurückführen kann.

Die Untersuchung der UN sagt, dass keine messbar erhöhte Rate von Krebserkranken zu erwarten ist. Fukushima hatte vor der Katastrophe eine relativ geringe natürliche Hintergrundstrahlung von 1mSv/a. Deutschland hat zum Beispiel 2mSv/a im Mittel. Finnland hat 8mSv/a, die Stadt Guarapari in Brasilien (über 100'000 Einwohner, traumhafte Sandstrände) hat eine natürliche Hintergrundstrahlung von 20 mSv/a. Der Ort mit der stärksten natürlichen Hintergrundstrahlung ist die Region Ramsar im Iran die seit jahrtausenden bewohnt ist mit 200 mSv/a.

Die Hotspots von Fukushima. Also wo es am schlimmsten ist, haben eine Äquivalenzbelastung von 8mSv/a. Also die natürliche Hintergrundstrahlung von Finnland. Einige deutsche Journalisten haben sich nicht entblödet dies die "Todeszone" zu nennen.

Nach dem umstrittenen LNT-Modell (Linear no threshold) wäre durch die Erhöhung der Hintergrundstrahlung eine statistische Verkürzung der Lebenserwartung von einigen Wochen zu erwarten gewesen für jemanden der sein Leben in den am schlimmsten betroffenen Regionen von Fukushima lebt. Die Lebenserwartung in Tokio ist mehrere Jahre geringer als im ländlichen Fukushima. Das heißt mit der Logik mit der man Fukushima nicht besiedelt (unsere Lebenserwartung sinkt um einige Wochen) könnte man die gesamte Bevölkerung von Tokio nach Fukushima evakuieren um ihre Lebenserwartung zu steigern.

Im Übrigen sehe ich es nicht als gesichert an,. dass die Kernkraft auch in einem Havariefall nicht zu Toten führen kann. 

Die Kohlekraft erzeugt Tote. Nicht im Havariefall. Durch die normale Produktion in Folge von Lungenkrankheiten. Daran sterben weltweit 1,3 mio Menschen jedes Jahr. Wenn Kernkraftwerke abgeschaltet wurden, wurde diese Stromproduktion bisher immer durch Kohlekraft ersetzt. Für Deutschland bedeutet dies, dass die Deaktivierung der Kernkraft 1100 Todesopfer pro Jahr fordert. Das ist in 4 Jahren so viel wie durch Tschernobyl insgesamt maximal bis 2040.

Quelle:

“The phase-out resulted in more than 1,100 additional deaths per year from increased concentrations of SO2, NOx, and (particulate matter),” 

https://www.forbes.com/sites/scottcarpenter/2020/01/11/costs-of-germanys-nuclear-phase-out-are-substantial-new-paper-finds-but-there-is-little-appetite-for-a-rethink/

Es fallen auch Menschen vom Dach während sie eine PV-Anlage aufbauen. Das ist kein Argument gegen PV, es ist ein Hinweis darauf genau zu überlegen und abzuwägen was der Preis unserer Stromversorgung ist.

Wenn man die Gesamtzahl der Todesopfer für jede Stromerzeugungsart über den gesamten Lebenszyklus berechnet (Abbau von Brennstoff, Abbau von Baumaterialien, Unfälle jeder Art etc...) kommt man auf eindeutige Ergebnisse:

Für Kohle sterben 100'000 Menschen pro 1 Billion kWh
Für Erdgas: 4000
Photovoltaik: 440
Wind: 150
Atomkraft (einschließlich Chernobyl und Fukushima): 90
Atomkraft in den USA: 0,1 (in Deutschland wird es ähnlich sein, eher noch weniger)   

https://www.forbes.com/sites/jamesconca/2012/06/10/energys-deathprint-a-price-always-paid

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tevau  25.10.2021, 16:41
@Oppulus
hast du geglaubt und öffentlich gesagt, dass durch Fukushima tausende Menschen gestorben sind

Ach ja, wo das denn?

Die Kohlekraft erzeugt Tote.

Wer redet denn hier der Kohle das Wort?

Interessant ist, dass Lungenkrankheiten klar auf Immissionen aus der Kohleverstromung zurückzuführen sind, Erhöhte Leukämieraten aber natürlich nicht auf Atomkraft. Logisch. Und Halbwertszeiten von 30 Jahren verschwinden auch einfach so.

Und bei Deinem Totenzählen wird bei Kohle auch der Abbau mitberücksichtigt, beim Uranbergbau aber offenbar nicht.

Aber das ist ja Prinzip bei Atomkraftbefürwortern: Was die ökologische oder ökonomische Bilanz verschlechert, wird einfach nicht berücksichtigt.

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Oppulus  25.10.2021, 17:03
@tevau
Ach ja, wo das denn?

Ich sagte, dass an Fukushima 0 Menschen gestorben sind. Du wolltest das nicht glauben und hast als "Gegenbeweis" einen Beitrag verlinkt. Dieser Beitrag deutet unehrlich an, dass tausende Menschen durch Fukushima gestorben sind.

Tatsächlich sagt der Bericht das aber nicht. Deshalb klang es für mich, dass du diesen Bericht verlinkt hast als Beweis dafür, dass tausende gestorben sind weil du ihn falsch verstanden/nicht gesehen hast.

Wenn du ihn als Beweis dafür posten wolltest, dass niemand an Fukushima gestorben ist, frage ich mich worüber wir uns dann überhaupt uneinig waren?

Wer redet denn hier der Kohle das Wort?

Du. Wenn Kernkraftwerke abgeschaltet wurden, wurden diese bisher immer mit Kohlekraft ersetzt. Kohle ist die am schnellsten wachsende Energieform. Der potentielle Markt für alternativen zu Kohle, Öl und Gas ist so gewaltig, dass EE und Kernkraft sich jeweils verzehnfachen könnten ohne dass sie sich gegenseitig im Weg stünden.

Interessant ist, dass Lungenkrankheiten klar auf Immissionen aus der Kohleverstromung zurückzuführen sind

Und wieder verteidigst du ausgerechnet die Kohlekraft. Greenpeace und Grüne kritisieren die Kohlekraft für die Folge von Lungenkrankheiten in Folge deren Luftverschmutzung. Aber auf einmal, wenn das ein Argument zugunsten der Kernenergie ist, willst du das nicht mehr glauben. 1,3 mio. pro Jahr ist übrigens die Luftverschmutzung aus Kohlekraft. Insgesamt sterben nach Schätzungen der UN 9 mio Menschen jedes Jahr an Luftverschmutzung. Vor allem in sehr armen Ländern wo in schlecht belüfteten Häusern über offenem Feuer mit Holz und Holzkohle geheizt wird.

Aber hey- weißt du was RICHTIG schlimm ist? Die 0 Menschen die durch Fukushima gestorben sind.

Erhöhte Leukämieraten aber natürlich nicht auf Atomkraft

Quelle? Ich weiß zufällig, dass es keine erhöhte Leukämierate in Fukushima gibt. Wenn du es besser weißt würde ich dafür gern eine Quelle sehen. Und Greenpeace auch. Niemand ist so traurig über die geringe Anzahl von Todesopfern in Fukushima wie Greenpeace und die deutschen Grünen.

Und bei Deinem Totenzählen wird bei Kohle auch der Abbau mitberücksichtigt, beim Uranbergbau aber offenbar nicht.

Doch. Steht auch ausdrücklich drin in der Quelle die du offensichtlich nicht gelesen hast.

Aber das ist ja Prinzip bei Atomkraftbefürwortern: Was die ökologische oder ökonomische Bilanz verschlechert, wird einfach nicht berücksichtigt.

Das Gegenteil ist der Fall. Viele Kernkraftgegner rechnen gern imaginäre "Externe Kostenfaktoren" in den (sehr billigen) Preis für Atomstrom ein. Die können beliebig hoch sein. Nur so können sie behaupten, Atomstrom wäre billig, denn an der EEX (der Europäischen Strombörse) kostet eine kWh Atomstrom im Schnitt 2,9 Cent. 1 kWh Solarstrom kriegt man um 2 Uhr nicht für alles Geld der Welt. Das Atomland Frankreich hat sehr niedrige Strompreise, Deutschland mit die höchsten in Europa. Dabei hat Frankreich den niedrigsten CO2-Fußabdruck aller Industrieländer und Deutschland einen der höchsten in der EU.

Wenn sie aber die Kosten für Strom aus EE geben, geben sie den billigsten Börsenpreis am sonnigsten, windigsten Tag des Jahres an. Sie sprechen nicht über die Netzkosten, nicht über die Kosten des sehr teuren und umweltschädlichen Abbaus der Rohstoffe für den Bau der Anlage. Sie berechnen nicht externe (und tatsächlich kaum bezifferbare) Kosten für den Tod von Vögeln, das Zustellen der Landschaft oder den Wertverlust bei Immobilien ein. Sie berechnen nicht die Kosten für den Rückbau der Anlagen mit ein (der bei der Kernenergie eingerechnet ist- ihr könnt sagen dass ihr mit der Höhe dieser Rechnung nicht einverstanden seid, aber das ist im Preis mit drin). Sie berechnen auch nicht die extrem hohen Kosten des EEG mit ein und auch nicht die anderen Subventionen die Erneuerbare Energien erhalten haben.

Und ich bin nicht mal gegen Erneuerbare Energien. Ich bin für einen Ausbau Erneuerbarer Energien und der Kernenergien um den Klimawandel zu besiegen, wie es das IPCC seit Jahren empfiehlt und was viele Staaten auch so handhaben.

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Oppulus  25.10.2021, 17:09
@tevau

Oh und noch ein Nachtrag:

Und bei Deinem Totenzählen wird bei Kohle auch der Abbau mitberücksichtigt, beim Uranbergbau aber offenbar nicht.

Im Kohlebergbau sterben etwa 6000 Menschen jedes Jahr, über die Hälfte in China.

Das sind mehr als im Uranbergbau weltweit überhaupt arbeiten.

Zwei wichtige Uranförderländer sind Kanada und Australien. Die Menschenrechtslage in diesen Ländern und die Arbeitsbedingungen sind wirklich schrecklich.

(falls das nicht offensichtlich ist, das war Sarkasmus)

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tevau  25.10.2021, 17:50
@Oppulus
Dieser Beitrag deutet unehrlich an, dass tausende Menschen durch Fukushima gestorben sind.

Welcher Link, welcher Beitrag, welches Zitat?

Dein Totenzählen ist absurd. Wenn Du hier den Eindruck erwecken willst, die Nuklerkatarsrophe von Fukushima (und sicher auch die von Tschernobyl) wäre gesundheitlich, ökologisch und kostenseitig kein relevantes Kriterium gegen Atomenergie, dann glaub das meinetwegen. Das disqualifiziert Dich nur.

Dabei hat Frankreich den niedrigsten CO2-Fußabdruck aller Industrieländer und Deutschland einen der höchsten in der EU.

Nochmal: Kohle soll ja ersetzt werden. Aber nicht durch Atomkraft. Den Teufl mit dem Beelzebub austreiben ist kaum sinnvoll.

Und bei Deinem Totenzählen wird bei Kohle auch der Abbau mitberücksichtigt, beim Uranbergbau aber offenbar nicht - Steht auch ausdrücklich drin in der Quelle die du offensichtlich nicht gelesen hast.

Dann lies mal in https://de.wikipedia.org/wiki/Uranbergbau den Absatz Unfälle. Problem: Man kann eben die an radiaktiv verseuchtem Trinkwasser gestorbenen Menschen nicht zählen wie bei einem Bergbauunglück. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt, und daraus die Zahl "Null" abzuleiten ist geschönt.

der Europäischen Strombörse

Darin werden alle Subventionen, die tatsächlichen Kosten eines AKW-Rückbaus, der Jahrzehnte dauert, und die Kosten für die Müllentsorgung nicht einbezogen - letzteres geht ja auch gar nicht, weil man auch nach Jahrzehnten noch kein Konzept dafür hat. Auch die immensen Kosten für die Auflösung von Asse 2 (das Atommülllager im Salzstock, das dann plötzlich doch nicht mehr so sicher war, wie am Anfang behauptet wurde) sind sicher nicht an der Strombörse gelandet.

Kosten für den Tod von Vögeln

Bist Du sicher, dass durch Tschernobyl und Fukushima kein Tier zu Tode kam?

das Zustellen der Landschaft

Nehme ich gerne in Kauf, wenn die Alternative das Risiko einer Evakuierung nach einem Atomunglück ist.

den Wertverlust bei Immobilien

frag mal die Leute in Japan und Tschernobyl nach dem Wert ihrer Immobilien.

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tevau  25.10.2021, 18:04
@Oppulus
Zwei wichtige Uranförderländer sind Kanada und Australien. Die Menschenrechtslage in diesen Ländern und die Arbeitsbedingungen sind wirklich schrecklich.

Allein Kasachstan fördert mehr Uran als Kanada und Australien zusammen. Und auch Niger, Namibia, Usbekistan, Russland, China und Malawi sind unter den top ten.

Glaubst Du ernsthaft, dass Berichte dieser Staaten über Grubenunglücke zuverlässig sind?

6000 Menschen...Das sind mehr als im Uranbergbau weltweit überhaupt arbeiten.

Ich weiß nicht, woher Du Deine Zahlen hast, aber dass Du hier mit Fantasiezahlen arbeitest, wird schnell deutlich, wenn man sieht, dass noch Ende der 80er Jahre über 45.000 Menschen allein bei der SDAG Wismut in der DDR arbeiteten.

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Oppulus  26.10.2021, 09:29
@tevau
Dein Totenzählen ist absurd. Wenn Du hier den Eindruck erwecken willst, die Nuklerkatarsrophe von Fukushima (und sicher auch die von Tschernobyl) wäre gesundheitlich, ökologisch und kostenseitig kein relevantes Kriterium gegen Atomenergie, dann glaub das meinetwegen. Das disqualifiziert Dich nur.

Was ich sage ist, dass die Katastrophe von Fukushima nicht annähernd so groß ist wie ihr sie darstellt. Niemand ist daran gestorben. Niemand. Sage nicht ich sagt eine UN-Studie. Bei jedem Autounfall starben mehr Menschen als bei der größten Atomkatastrophe der westlichen Welt.

Okay hier ist ein grundsätzliches Problem: Das Cherry-Picking. Ihr legt es euch zurecht wie ihr es braucht.

Wenn wir über AIDS diskutieren würden und ich würde sagen "Es gibt kein AIDS" (solche Leute gibt es) würdest du mir eine UN-Studie geben als Gegenbeweis (oder einen Bericht der auf einer UN-Studie beruht.). Wenn wir darüber streiten würden, wie viele Kinder auf der Welt unterernährt sind- UN-Studie. Anzahl der Toten in Kriegen- UN-Studie.

Das IPCC ist eine UN-Organisation und sein Bericht ein UN-Bericht. Darauf basieren wir den gesamten Kampf gegen den Klimawandel. Leute die diesem Bericht nicht glauben nennen wir Klima-Leugner.

Wenn aber eine UN-Studie etwas behauptet das dir nicht gefällt, disqualifiziert es mich weil ich der Studie glaube und du nicht?

Nach welchem Kriterium glaubst du UN-Studien? Ob dir das Ergebnis gefällt? Ernsthaft?

Und nur für's Protokoll:
Besonders disqualifizierend ist es Tschernobyl anzusprechen. Wer "Tschernobyl" sagt als Argument gegen die westliche Kernenergie zeigt, dass er entweder nicht versteht wo der fundamentale Unterschied zwischen Tschernobyl und einem westlichen Kernkraftwerk ist (dann ist er uninformiert) oder er weiß es und verschweigt es (dann ist er ein Lügner).
Was in Tschernobyl passiert ist, ist in einem westlichen Kernkraftwerk unmöglich. Gegen Kernkraftwerke vom Typ Tschernobyl (RBMK) bin auch ich. Der Typ wurde nur in der Sowjetunion gebaut und der Grund warum sie so sind wie sie sind ist, dass man während des Betriebs spaltbares Material für Atombomben entnehmen kann. Das geht in westlichen Kernkraftwerken nicht. Aus unserem Atommüll kann man keine Atombomben bauen. Ich bin gegen Kernkraftwerke vom Typ Tschernobyl - RBMK.

Die letzten RBMK in Betrieb sind werden in den nächsten Jahren stillgelegt.

Und ebenfalls fürs Protokoll. Direkt durch Tschernobyl starben etwa 50 Menschen. Weitere Todesfälle durch Tschernobyl bis 2040 liegen bei bis zu (das heißt maximal) 4000.

Bist Du sicher, dass durch Tschernobyl und Fukushima kein Tier zu Tode kam?

Ich empfehle dir die Dokumentation: "Chernobyl - A natrual history". Tschernobyl ist heute ein Naturparadies. Dort gibt es Wildkatzen, Bären und Przewalskipferde. Es hat sich heraus gestellt, dass ein radioaktiv belastetes Gebiet ohne Menschen besser ist für die Umwelt als ein unbelastetes mit Menschen.

Wie in der Doku berichtet wurde, haben die Forscher über 30 Jahre lang Mäuse gefangen und untersucht. Weil die auf dem Boden leben, haben sie bei ihnen eine besonders hohe Aufnahme von radioaktiven Stoffen erwartet. Doch sie fanden zu ihrer eigenen Überraschung nicht eine einzige mit irgend einer Form von Strahlenschäden.
Einzig und allein in Schwalben wurden Schäden nachgewiesen, weil die während langer Flüge ihren eigenen Magen verdauen (urgh).
Damit will ich nicht Tschernobyl schöner reden, es geht hier nur um Fakten. Glaub mir das auch nicht, sieh dir die Doku selbst an.

In Fukushima sind Tiere gestorben. Haustiere die verhungert sind weil man das Gebiet evakuiert hat. Eine Maßnahme die oben erwähnte (und unten verlinkte) UN-Studie für unnötig erklärte.

Quellen:

Fukushima-Bericht
https://www.unscear.org/unscear/en/fukushima.html
Auszug aus dem abstract:

The Scientific Committee has also assessed the incidence of thyroid cancer that could be inferred from the estimated radiation exposure and concluded that this is not likely to be discernible, in any of the age groups considered, including to children and those exposed  in utero to radiation.

Tschernobyl-Bericht
https://www.unscear.org/unscear/en/chernobyl.html
Auszug aus dem abstract:

Of 600 workers present on the site during the early morning of 26 April 1986, 134 received high doses (0.8-16 Gy) and suffered from radiation sickness. Of these, 28 died in the first three months and another 19 died in 1987-2004 of various causes not necessarily associated with radiation exposure.
Among the residents of Belarus, the Russian Federation and Ukraine, there had been up to the year 2005 more than 6,000 cases of thyroid cancer reported in children and adolescents who were exposed at the time of the accident, and more cases can be expected during the next decades.

(Thyroid cancer = Schilddrüsenkrebs. Die Heilungsrate dafür liegt bei über 90%)

Wenn du ehrlich wärst, würdest du nie wieder etwas über Fukushima oder Tschernobyl behaupten das nicht durch diese Studien gedeckt ist.

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tevau  27.10.2021, 17:10
@Oppulus
Unterschied zwischen Tschernobyl und einem westlichen Kernkraftwerk ist

Die Behauptung, dass es in westlichen Indsutrienationen sichere Kernkraftwerke gibt, wurde spätestens mit Harrisburgh und Fukushima widerlegt. Oder willst Du die Havarie und die Folgen in Fukushima als akzeptiertes Szenario behaupten?

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Oppulus  27.10.2021, 17:25
@tevau

Ich weiß nicht mal was du meinst.

In Harrisburgh wurde niemand außerhalb des Kernkraftwerks überhaupt betroffen. Und durch Fukushima starben 0 Personen an Strahlung. In Fukushima starben durch 3 GAUs 0 Personen und es werden keine Todesfälle mehr erwartet. Und eigentlich hätte man keine Anwohner evakuieren müssen. (glaube nicht mir, glaub den Quellen die ich oben verlinkt habe).

Durch einen GAU in Tschernobyl starben 50 Menschen und mehrere tausend könnten noch an den Folgen sterben.

Siehst du da den Unterschied?

Andersrum gefragt: Wie wenige Menschen muss eine Technologie verletzen damit du sie als sicher ansiehst? Wenn die Kernenergie deiner Meinung nach nicht sicher ist obwohl daran über den gesamten Lebenszyklus betrachtet in den USA 0,1 Menschen pro 1 Billion kWh sterben, wie bewertest du dann die Windkraft an der 150 Menschen pro 1 Billion kWh sterben oder die Photovoltaik an der 440 Menschen pro 1 Billion kWh sterben oder Kohle an der 100'000 Menschen pro 1 Billion kWh sterben?

Tschernobyl war schrecklich aber wir könnten uns 100 Tschernobyl jedes Jahr leisten bevor die Kernenergie so viele Menschen tötet wie die Kohlekraft. Wir könnten uns sogar alle paar Jahre ein Tschernobyl leisten und trotzdem würde die Kernenergie weniger Menschen töten als Photovoltaik.

Aber da argumentiere ich schon wieder mit Tschernobyl obwohl ich Tschernobyl ablehne und diese Technologie genauso verboten sehen möchte wie du.

Aber ich muss mit Tschernobyl argumentieren weil es keine andere Atomkatastrophe auf der Welt gibt bei denen Menschen außerhalb des Kernkraftwerks durch Strahlung getötet oder auch nur ernsthaft verletzt wurden.

Ernste Frage mit der Bitte um Beantwortung: Wie wenige Menschen muss eine Technologie töten und gefährden damit du sie als sicher ansiehst? Und warum siehst du Photovoltaik als sicherer an obwohl daran nachweislich mehr Menschen pro kWh sterben als an der Kernenergie?

Und wie immer: Kein Argument gegen PV- ich bin für den Ausbau der Erneuerbaren Energien zusammen mit der Kernenergie. Es ist einfach ein Fakt, dass jede Stromerzeugungsart Umweltschäden und Todesfälle erzeugt (Die Quelle dafür hab ich dir schon verlinkt) und ich finde wir sollten da die Technologien fördern die in diesen Bereichen am wenigsten Schaden anrichten.

Das sollte eigentlich selbstverständlich sein und keine kontroverse Meinung die man mit Zähnen und Klauen verteidigen muss.

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tevau  27.10.2021, 17:35
@Oppulus

Nochmal: Bist Du der Meinung, dass das was in Fukushima passierte, ein vorausgesehenes Szenario war, dessen Folgen man sicher berechnen konnte und akzeptiert hat?

Oder war es vielleicht einfach auch Glück im Unglück, dass nicht noch mehr passiert ist?

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Oppulus  28.10.2021, 08:59
@tevau

Das ist eine erstaunlich komplexe Frage und ich kann dir nicht sagen was man wusste und was man voraus gesehen hat und so weiter. Ich kann dir nur von meiner Perspektive berichten:

Was ich dir sagen kann ist, dass ich persönlich vor Fukushima diese Katastrophe für extrem unwahrscheinlich gehalten habe. Ich habe damals in der Industrie gearbeitet (schon seit 2013 nicht mehr) und ich kann dir sagen die Stimmung am 12.3.2011 war gedrückt. Ich war damals ein enthusiastischer Jungingenieur und meine Kollegen sagten sie könnten kaum ertragen wie niedergeschlagen ich war.

Die Katastrophe kann nicht völlig unerwartet gewesen sein weil ich weiß, dass wir Tepco Jahre zuvor Systeme angeboten haben welche die Katastrophe sicher verhindert hätte, Tepco das aber ablehnte weil diese Reaktoren kurz vor der Stilllegung standen. (diese Systeme sind in Deutschland zwingend vorgeschrieben)

Was ich dir sagen kann ist, dass das Szenario das Atomkraft-Gegner vorher an die Wand gemalt haben deutlich schlimmer war als das was in Fukushima passiert ist.

Sei mal ganz ehrlich zu dir selbst: Wenn ich am 10. März 2011 zu dir gesagt hätte: "Im Falle der größten westlichen Atomkatastrophe der Geschichte, mit 3 Kernschmelzen, stirbt niemand und ein Gebiet so groß wie ein Landkreis wird rechtzeitig evakuiert, so dass auch von diesen keiner eine hohe Strahlung abkriegt." hättest du gesagt: "Oh das ist ja ein schreckliches Szenario, dafür müssen wir die Kernenergie sofort abschalten!" oder hättest du gesagt: "Du Verharmloser! Da würde etwas viel schlimmeres passieren!"

Denn ich habe diese Diskussion vor Fukushima schon geführt. Und da sagte ich: "Bei einer Kernschmelze sterben vielleicht ein Dutzend oder zwei Dutzend Menschen und vielleicht im aller schlimmsten Fall sterben in den nächsten Jahrzehnten ein paar tausend an Krebs..." und die Reaktion damals war nicht: "Das ist ja wohl schlimm genug!" sondern "Du Verharmloser!" Was tatsächlich passiert ist war aber viel weniger schlimm als selbst ich erwartet habe.

In der internationalen grünen Bewegung haben nach Fukushima mehrere Grüne die Seiten gewechselt weil sie sagten: "Das ist nicht die Art Katastrophe vor der wir gewarnt haben!" am prominentesten der links-grüne britische Publizist George Monbiot der nur 10 Tage nach Fukushima einen Artikel schrieb in dem er begründete warum er jetzt wegen Fukushima für Kernenergie ist.

Der Artikel ist auch heute noch lesenswert: https://www.theguardian.com/commentisfree/2011/mar/21/pro-nuclear-japan-fukushima

10 Tage nach dem Beginn von Fukushima- da gab es deutsche Journalisten die ernsthaft und öffentlich befürchteten ganz Ostasien würde unbewohnbar.

Auf die Frage war es Glück im Unglück- nein. Es war Riesenpech im Pech. Es mussten sehr viele negative Effekte zusammen kommen. Der negativste war das Erdbeben und der Tsunami. Dabei starben 20'000 Menschen. 20'000 Menschen sind einfach so gestorben und wir reden über die Atomkatastrophe als Folge davon mit 0 Toten.

Insgesamt wurden 18 Kernkraftwerke an der japanischen Küste vom Tsunami betroffen und nur die 3 ältesten Blöcke wurden zur Katastrophe.

Während Fukushima passierte brannte nur wenige Kilometer entfernt eine Ölraffinerie nieder. Dabei starben 16 Feuerwehrleute. Ich wette jede Familie der Opfer wünschte sich diese wären in Fukushima eingesetzt gewesen wo sie überlebt hätten.

Was du vermutlich möchtest ist, dass ich einräume dass es unvorhersehbare Ereignisse geben könnte die überall auf der Welt wo Kernkraftwerke stehen eine solche Katastrophe verursachen könnten.

Ich denke nein. Aber das hätte ich auch vor Fukushima über eine solche Katastrophe gedacht. Was uns Fukushima gezeigt hat ist, dass die Naturkatastrophe die notwendig ist um eine Atomkatastrophe auszulösen um Größenordnungen größer sein muss als die Atomkatastrophe.

Was für eine Naturkatastrophe kann in Deutschland passieren die sich mit einem pazifischen Tsunami messen kann?

Ich glaube nicht, dass das reichen würde aber sagen wir mal ein richtig großer Meteoriteneinschlag in der Nähe eines Kernkraftwerks könnte tatsächlich die Bedingungen herbeiführen die zu einer unkontrollierten Kernschmelze führen (ich glaube trotzdem nicht dass das geht, aber lassen wir es mal for the sake of the argument zu).

Wenn ein Asteroid einschlägt, hunderttausende Menschen tötet, die Stadt Hamburg auslöscht und uns einen jahrelangen globalen Winter beschert ist die Atomkatastrophe von Krümmel in dessen Folge niemand stirbt und der Landkreis Geetshacht für ein paar Jahre evakuiert werden muss eine unwichtige Randbemerkung und nicht die Hauptstory.

Und immer wieder: Die Hauptstory für Fukushima ist nicht Erdbeben und Tsunami mit 20'000 Toten und hunderten Kilometern verwüsteter Küste sondern das Kernkraftwerk mit 0 Toten und einem winzigen Gebiet das für ein paar Jahre (grundlos) evakuiert wurde.

Ich hoffe das beantwortet deine Frage, sonst frag nochmal nach.

Nochmal meine Frage:

Wie wenige Menschen muss eine Technologie töten und gefährden damit du sie als sicher ansiehst?

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tevau  29.10.2021, 10:02
@Oppulus

Nach wie vor impliziert Deine ganze Argumentation, dass sichergestellt wurde, dass die Folgen von Fukushima auf das Maß begrenzt wurden und werden konnten, das dann tatsächlich eingetreten ist.

Das ist natürlich hochgradig unglaubwürdig.

Warum wurden dann umgehend Maßnahmen getroffen, die sich im Nachhinein angeblich als unnötig erwiesen haben, wenn man doch alles sicher im Griff hatte?

Warum wurde immer gesagt, Atomkraft sei sicher, bis Tschernobyl passierte. Dann hat man eingeschränkt, westliche Atomkraftwerke seien sicher, bis Fukushima passierte. Und jetzt gibt es tausend Gründe, warum auch Fukushima ein Ausnahmefall war. Das sind doch alles Beschwichtigungen, die an der Tatsache vorbeigehen, dass man offenbar eben nicht alle Bedingungen (Konstruktion, Wartung, Betrieb, Einflüsse von außen) sicher im Griff hat.

Mir kommt ein Autofahrer in den Sinn, der in voller Überzeugung seiner Fahrkünste mit 200 Sachen durch den Großstadtdschungel rast, irgendwann dann doch mit einem Ampelmast kollidiert, und die einzigen Personenschäden sind zum Glück Schrammen bei Passanten durch umherfliegende Trümmerteile. Und dann sagt: Leute, ich hatte alles im Griff, und mit einem moderneren Auto wäre nichtmal das passiert.

Die Titanic wurde auch als unsinkbar erklärt. Und sie sank.

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Oppulus  29.10.2021, 11:16
@tevau
Die Titanic wurde auch als unsinkbar erklärt. Und sie sank.

Sorry aber hier kann der Pedant in mir nicht einfach drüber hinweggehen. Ein Journalist hat sich die Technik erklären lassen wie die Flutschotten der Titanic konstruiert sind und behauptete in seinem Zeitungsartikel, dass die Titanic dadurch unsinkbar wäre.

Ein Journalist hat in einem Zeitungsartikel gesagt die Titanic sei unsinkbar. Es ist nicht so als ob tausende Leute durch die Gegend rannten und brüllten: "Das Schiff kann nicht sinken!" Das wurde in der Folgezeit zum Meme. Das Unglück hat die Menschen fasziniert und ein Zeitungsartikel der verkündete, dass die Titanic unsinkbar sei war gefundenen fressen.

Es hat auch nie tatsächlich jemand gesagt, dass Atomkraft absolut sicher ist. Der Grund warum im Westen nie ein Kernkraftwerk vom Typ Tschernobyl gebaut wurde ist explizit, dass die Risiken zu groß sind. Unfälle mit der Kernenergie gab es von Anfang an. Alle Beteiligten waren sich sehr wohl bewusst, dass dies eine mächtige Technologie ist.

Darum ist sie ja so effizient! Der Windpark den du brauchst um ein einziges durchschnittliches Kernkraftwerk zu ersetzen ist etwa 250 km² groß und benötigt die dreifache Menge Beton (bei der hälfte bis einem Drittel der Laufzeit). Und es funktioniert auch bei Windstille.

Es ist das alte Thema: Was ist gefährlicher? Flugzeug fliegen oder Autofahren.

Wenn ein Flugzeug abstürzt sterben hunderte Menschen auf einmal. Bei einem Autounfall nur eine hand voll. Ist also Autofahren sicherer als Flugzeug fliegen? Du weißt, dass das eine völlig falsche Logik ist. Man muss den Schaden pro Nutzen sehen und dann wird klar, dass Todesopfer pro zurückgelegtem Kilometer im Auto deutlich höher sind.

Und wir wissen, dass Technologien einen Preis haben!

Lustig, dass du das Thema Verkehr ansprichst. 1,2 mio Menschen sterben jedes Jahr im Straßenverkehr. 3000 davon in Deutschland. Das ist der Preis der Mobilität. 150'000 sterben am Rauchen, 60'000 am Alkohol- allein in Deutschland. Das ist der Preis persönlicher Freiheit. 440 Techniker fallen pro 1 Billion kWh vom Dach bei der Installation von PV-Anlagen und sind tot- das ist ein Preis für die Energiewende.

Warum möchtest du, dass ich sage, die Kernenergie sei nicht sicher weil es (Tscherobyl und Fukushima mitgerechnet) 90 Tote pro 1 Billion kWh (zur Erinnerung: In Deutschland sind wir eher bei 0,1) in der Kernenergie gibt? Was sind dann 440 Tote pro 1 Billion kWh in der Photovoltaik? Willst du sagen die Toten in der PV sind anders tot oder besser dran? Oder willst du sagen, 1 Kernkraft-Toter ist schlimmer als 5 PV- Tote? (und wie immer: Ich bin nicht gegen PV, ich will nur die Doppelmoral verdeutlichen)

Soll ich da genauso auftreten und immer wieder sagen: "Wie kannst du sagen, PV wäre sicher wenn ein Techniker vom Dach fallen kann?" Jede Stromerzeugungsart hat ihren Preis und es hilft nichts so zu tun als wäre die Kernenergie die einzige Stromerzeugungsart mit einem Preis oder mit einem besonders hohen Preis. Sachlich betrachtet sterben für Wind- und Solarkraft mehr Menschen pro kWh als für die Kernenergie (und extrem viele mehr durch Kohlekraft). Willst du das bezweifeln? Geht es darum, dass du den Zahlen nicht traust? Wo ist überhaupt dein Problem? Glaubst du den Zahlen nicht? Denkst du die Organisationen die diese Zahlen liefern belügen uns?

Was ist das für ein Sicherheitsbegriff? Willst du sagen die Kernenergie ist erst dann sicher wenn niemals auch nur eine einzige Person dadurch zu Schaden kommen kann? Gibt es irgend eine Technologie auf der Welt an die du diesen Maßstab anlegst?

Gibt es irgendetwas auf der Welt das nach diesem Kriterium sicher ist? Es fallen Menschen ungünstig aus dem Bett und sterben- willst du sagen, dass Schlafen unsicher ist und man keine Betten bauen sollte? Leute verschlucken sich an Oliven und sterben- willst du Oliven verbieten?

Worauf willst du hinaus?

Das sind doch alles Beschwichtigungen, die an der Tatsache vorbeigehen, dass man offenbar eben nicht alle Bedingungen (Konstruktion, Wartung, Betrieb, Einflüsse von außen) sicher im Griff hat.

Und beim Autofahren sterben 3000 Menschen jedes Jahr. Da wird nicht mal beschwichtigt. Niemand behauptet Autofahren wäre sicher. Das nimmt man hin als Preis der Mobilität. Alles hat seinen Preis.

Und der Preis für die Abschaltung der Kernenergie ist eine höhere Luftverschmutzung und CO2-Ausstoß durch Kohlekraft und darum viel mehr tote Menschen. Nicht vielleicht wenn etwas schief geht. Mit Sicherheit wenn alles gut geht. Ich möchte wissen worauf du hinaus willst.

Soll ich sagen, die Kernenergie ist unsicher in dem Sinne, dass es tatsächlich eine Möglichkeit gibt das Menschen durch Kernenergie geschädigt werden können? Ja. Und das ist eine Tautologie die für absolut jede Sache im Leben gilt. Das festzustellen ist wertlos.

Ich habe deine Fragen immer wieder beantwortet du mir meine nicht:

Wie wenige Menschen muss eine Technologie töten und gefährden damit du sie als sicher ansiehst?

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tevau  29.10.2021, 11:19
@Oppulus
Wie wenige Menschen muss eine Technologie töten und gefährden damit du sie als sicher ansiehst?

Weniger als 10.000.

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Oppulus  29.10.2021, 11:52
@tevau

Nicht sicher (Eine sehr kleine Auswahl ohne besondere Reihenfolge oder Gewichtung): Autos, Motorräder, Züge, Flugzeuge, Gebäude, Brücken, Straßen, Kohleverstromung, Alles mit Öl, alles mit Gas, Wasserkraft, Strom aus Biomasse, Computer, Handys, Motorsägen, Äxte, das Feuer (Ohgott das Feuer hat vermutlich hunderte Millionen wenn nicht Milliarden getötet), Rauchen (duh!), Alkohol (Sag bloß), jede Form von Landwirtschaft, alles mit Chemie, Bergbau, Schmiedekunst, Messer (für den Kampf oder für die Küche? Beides jeweils) Hochspannungsleitungen, Mittelspannungsleitungen, Sport, Niederspannungsleitungen, Medizin, Toiletten, der Gerüstbau, alles was mit Dachdeckerei zu tun hat, Süßigkeiten, Salzigkeiten, Fleischverzehr, Gemüseverzehr, Obstverzehr, Getreideverzehr, das Bäckerhandwerk, eigentlich jede Form von Handwerk, Babybetten

Sicher: Kernenergie, Marihuana

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tevau  29.10.2021, 12:03
@Oppulus

Du hast durchaus Recht: Autos udn Feuer sind nicht sicher. Im Gegensatz zur Atomkraft behauptet das auch niemand.

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Oppulus  29.10.2021, 12:37
@tevau

Wer behauptet dass Kernenergie "sicher" ist in dem Sinne dass es unmöglich ist, dass dadurch jemals jemand verletzt wird? Wer hat das gesagt?

Die Kernenergie ist sicherer als Kohle, Öl und Gas und trotzdem wollt ihr die Kernenergie abschalten vor den anderen Sachen. Kohlekraft ist der am schnellsten wachsende Energieträger in der Welt. Der CO2-Ausstoß steigt weltweit, sinkt nicht.

Ich würde sogar sagen, dass Kernenergie sicherer ist als Wind, PV und Biomasse, aber die sind alle so viel sicherer als Kohle, Öl und Gas, dass diese Diskussion rein intellektuell ist und kein Argument gegen irgendeine dieser Stromerzeugungsarten sein.

Wenn wir in einem Klima-Utopia lebten in dem 30% unseres Stroms aus Kernenergie kämen und 70% aus Erneuerbaren Energien (Wie es das IPCC empfiehlt), wäre ich der Diskussion aufgeschlossen die Kernenergie abzuschalten.

Aber in unserer Welt kommen 5% unserer Energie aus Kernenergie und 2% aus Wind- und Solar.

Wir können uns sogar von mir aus vorläufig darauf einigen, dass von allen CO2-freien Energien die Kernenergie die gefährlichste ist. Ich bin bereit mich darauf einzulassen. Aber selbst dann haben wir größere Feinde vor uns. Der Kampf gegen die Kernenergie ist angesichts der Klimakatastrophe ein Luxus der unsere Nachfahren teuer zu stehen kommen wird.

...oder würde wenn irgend ein Land außer Deutschland diesen Irrweg ginge.

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Oppulus  29.10.2021, 12:04

Was man in der Statistik sieht ist, dass der Trend steil dazu geht, dass immer weniger exportiert wird. Wenn der Trend so weiter geht sind wir in wenigen Jahren Stromimporteur.

Aber auch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn wir importieren Strom im Winter wenn der Verbrauch besonders hoch ist und die Produktion der Erneuerbaren besonders niedrig ist. Dann ist der Stromimport sehr teuer. Wir können froh sein, dass niemand unserem Energiekurs gefolgt sind, sonst gäbe es dann niemanden von dem wir den Strom kaufen könnten.

Wir exportieren an sonnigen, windigen Tagen. Da ist der Strom besonders billig. Es kommt sogar immer wieder vor, dass der Strom an solchen Tagen negative Preise erreicht. Das heißt man bekommt Geld wenn man ihn nimmt. Wenn man Geld kriegt damit man etwas nimmt heißt es nicht kaufen, es heißt entsorgen. Und das wird in den nächsten Jahren weiterhin mehr werden weil die Kernkraftwerke ausgestellt wurden und sich Kohlekraftwerke im Gegensatz zu Kernkraftwerken nicht so gut regeln lassen.

Wenn du dir den Stromexport nicht in TWh anschaust sondern in Euro wirst du feststellen, dass wir schon jetzt Importeur sind.

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