Wie mache ich mein Leben lebenswert?

Traktor  27.05.2020, 11:15

Hast Du eine Berufsperspektive? Aussichten sind unheimlich wichtig. Das Zuverlässigste unserer Welt ist ja die stetige Veränderung, die machtvoll vorangetrieben wird ...

Anananana776 
Fragesteller
 04.06.2020, 19:43

Ich habe eine sehr gute Berufsperspektive und könnte auf Managementebene einsteigen. Allerdings sehe ich darin keinen Sinn mehr.

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich würde mal meinen dass du dir ein Hobby suchst, so hast du schon mal ne "Aufgabe" Ich würde einfach mal verschiedene Sachen ausprobieren und wenn es dir nicht so gefällt kannst du es auch wieder lassen. Gibt es etwas, was du schon immer können wolltest? Egal ob Malen, ein Instrument spielen oder ganz spezifische, ausergewöhnliche Dinge? Probier Verschiedenes aus, in allen Richtungen und bleib bei dem was dir gefällt.

Manchmal kommt man so auch von einem zum anderen, ich zb hab immer gerne gemalt aber mit der Zeit habe ich mich dann auch an anderen kreativen Dingen interessiert (schreiben, nähen, basteln,...) und habe somit immer etwas zu tun.

In manchen Interessensgebieten kann man auch Leute kennenlernen. Ich weiß es fällt dir schwer aber du musst dich mal trauen, was soll schon passieren? Manchmal leb ich auch mit der Einstellung, das selbst wenn die Situation nicht so gut verläuft, es eh egal ist, irgendwann wird die Person es wieder vergessen. Lebe dein Leben und mach das was du willst, auch wenn du dich nicht traust.

Ich glaube es kann dir auch sehr helfen dich deinen Ängsten zu stellen, die dich davon hindern soziale Kontakte aufzubauen. Ich weiß es ist schwer neue Leute kennenzulernen, man spricht normal nicht einfach so jemanden auf der Straße an. Aber ich würde versuchen mal lockerer und selbstbewusster zu werden. Auch ich war immer schüchtern, es hat sich aber sehr gebessert. Etwas, was dazu beigetragen hat war der Theaterunterricht in der Schule. Ich war am Anfang zwar sehr leise aber mit der Zeit hat sich das dann alles gebessert. Ich zwing dich jz nicht sowas zu machen, aber du kannst wenn du willst. Es gibt sonst sicher auch noch andere Methoden lockerer zu werden


Traktor  27.05.2020, 11:06

Selbstbewusstsein mit entsprechender Sicherheit beim Umgang mit anderen kann man nicht empfehlen, verordnen, rezeptieren. Die stellt sich ein, wenn man weiß, worum es allen geht. Ich empfehle eine Beschäftigung mit dem „Prinzip der Evolution“. Was sich seit dem Urknall entwickelt hat, war so erfolgreich, dass es die unterschiedlichsten Entwicklungssergebnisse erstaunlich friedlich kooperieren und miteinander zurechtkommen lässt.

Friedlich: Tiere töten nicht aus Habgier. Menschen schon. Wir wurden zur grausamsten Kreatur, weil wir uns aus diesem Prinzip gemogelt haben mit unserem bisschen mehr Hirn. Mit dem können wir uns wer weiß was einbilden und verhunzen damit unser Geben und Nehmen. Das funktioniert alles über unmerkliche Entwicklungen, weil viele sich entsprechend blöde verhalten, davon aber nichts wissen wollen.

Und mit all dem produzieren wir dann jede Menge Frustrationen, Aggressionen, Resignation, Gewalteskalationen, was irre viel Folgenbewältigung notwendig macht aber nur kaum wirksame Prävention ermöglicht, solange kaum jemand dieses Prinzip kennt. Mehr als die Hälfte unserer gesamten Leistungsfähigkeit vergeuden wir mit dieser Dummheit ...

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Traktor  27.05.2020, 12:39
@Aleusia

Das Problem von Anananana776 hat viel mit mangelhaftem Selbstbewusstsein zu tun, und das wiederum beruht auf einem zu häufigen Tappen im Nebel, was die Kontrolle von Gemeinsamkeiten betrifft, die wiederum Voraussetzung sind, um überhaupt etwas zu erreichen. Nützliches oder Kontraproduktives. Die Menschen, die von der Natur per „Gehirnlotto“ mit mehr Selbstbewusstsein ausgestattet wurden, weil ihr linker Frontalkortex aktiver als der rechte funktioniert, haben dieses Problem der Fragestellerin so gut wie nie.

Und dass sie auch belastet, was die Menschheit mit dieser enormen, folgenreichen Behinderung anrichtet, von der bislang nur eine Hand voll Experten genug wissen, um was dagegen unternehmen zu können, deutete sie ja auch in ihrem Schlusswort an:

Ich habe das Gefühl ich lebe mein Leben nicht richtig obwohl ich schon viel auf Reisen war. Ich weiß nicht was ich mit mir anfangen soll. Ich fühle mich unmotiviert, verzweifelt und mein Herz schmerzt. Aus Selbstmitleid, aus Machtlosigkeit wenn ich sehe wie schlecht es anderen Menschen geht, aus Aussichtslosigkeit.

Unterstrich von mir. Von wegen anderes Thema ... Aber so ist das eben in unserer oberflächlich agierenden Menschenwelt: Ein bisschen an den üblen Ergebnisse rumfummeln und mit momentanen Erleichterungen zufrieden sein, die sich hoffentlich einstellen. Wenn nicht, hat der Beratene was falsch gemacht ...

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Aleusia  27.05.2020, 16:17
@Traktor

@Traktor Zu deinem ersten Kommentar... ich habe ihr Selbstbewusstsein nicht "verordnet", ich meinte nur dass es ihr sozial gesehen weiter helfen kann. Ich weiß auch dass Selbstbewusstsein nicht etwas ist was man einfach so herbeizaubert, aus eigener Erfahrung, denoch kann man daran arbeiten.

Ich kann dir über deine Meinung über die Evolution bzw Menschen zwar zustimmen, finde aber dass das bezüglich des Themas der Fragestellerin etwas weit hergeholt ist.

Ich sehe dass sie in ihrem Schlusswort das Thema zwar angesprochen hat, mein Kommentar war aber an ihre eigene Situation gerichtet, und nicht der, der Menschheit allgemein. Der Großteil der Frage ging ja darum was sie machen kann, damit ihr Leben lebenswerter wird und darauf habe ich geantwortet.

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Traktor  27.05.2020, 18:47
@Aleusia

Ich hatte nicht festgestellt, Du hättest Selbstbewusstsein verordnet. Die meisten Menschen zücken schnell ihren Rezeptblock und verschreiben SB, was ja nur hilfreich ist, wenn es mit genug Selbstwertgefühl entsteht. Eigentlich können wir gar nicht anders, als ständig daran arbeiten, weil alles, was wir tun, zunächst erst mal auf unser eigenes Zufriedensein zielt.

Mein Hinweis auf das Prinzip der Evolution mag dir weit hergeholt erscheinen, weil dir nicht bewusst ist, dass all unsere Schwierigkeiten, soweit sie nicht auf unvermeidlichen Naturgewalten beruhen, auf Missachtung dieses Prinzips zurückzuführen sind. Lediglich ein fundamentales Handicap an der „Schnittstelle“ zwischen interner und externer Kommunikation sorgt dafür, dass wir unser Miteinander und Nebeneinander immerwieder in ein zusehends belastender werdendes Aneinandervorbei verwandeln, aus dem irgendwann ein Gegeneinander wird, das eskalieren muss, um Überlebende mit bisschen Sein und nichts Haben zufriedenzustellen.

Und weil Du auch davon nichts weißt, ist dir die Bedeutung der Unzufriedenheit vieler anderer auch nicht bewusst. Dieses Wissensdefizit teilst Du mit den meisten, sodass Sozialpsychologen sich noch wundern werden, dass die fittesten unter ihnen wichtiger werden als Virulogen und Pandemie-Experten. Letztere lernen ja eben erst, sich ihre Kinderschuhe zuzubinden, damit sie nicht laufend auf die Schnauze fliegen, wenn ihnen auf Bad News spezialisierte Ausbeuter Prügel in den Weg werfen.

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Anananana776 
Fragesteller
 04.06.2020, 20:19
@Traktor

Danke für deinen Beitrag. Der wirft nocheinmal einen ganz andern Blick auf das Geschehen. In gewissem Maße ist mir bewusst, dass das Leiden - besser gesagt ein Teil der Leiden - der Menschen durch ihr Wissen und Weiterentwicklung entstehet. Sich mit dem Prinzip der Evolution zu beschäftigen ist sehr interessant und ich habe bereits einiges dazu gelesen. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob sich mein Selbstbewusstsein quasi automatisch durch das Verständnis von Sachverhalten einstellt. Denn mir ist schon bewusst in welcher Welt wir leben und dass Menschen egoistisch sind. Jedoch sind Theorie und Praxis nochmal 2 verschiedene Seiten. Und Menschen nur Menschen.

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Anananana776 
Fragesteller
 04.06.2020, 20:05

Danke Aleusia für deine Antwort :) deine Einstellung dich selbst zu akzeptieren und dein Leben so zu leben wie du möchtest finde ich super. Du hast Recht, ich sollte mich meinen Ängsten stellen. Die Barriere ist sehr sehr hoch aber ich werde versuchen neues auszuprobieren.

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Hi Anananana,

Was Du hier schilderst, berührt mich, ich habe das auch schon erlebt.

die zentrale Frage ist für mich: Was ist das, was Dich so belastet. 2 Grundlegende Varianten sehe ich.

Ist es einfach fehlendes Selbstbewusstsein, dass Nebenwirkungen hat wie fehlende Lebensfreude? Das lässt sich ja aufbauen bzw verbessern. . Wie hier schon erwähnt wurde, durch ein Hobby, dass Lebensfreude und vielleicht auch Bestätigung bringt.

Oder ist schon etwas tiefsitzendes, dass so sehr in die Persönlichkeit eingreift, dass es nicht in absehbarer Zeit mit konsequenter Umstellung einiger Lebensinhalte deutlich verbessert werden kann?

Sollte erstes der Fall sein, denke ich, dass ein Zeitlimit Sinn macht, innerhalb dessen Du für dich Ziele definierst und daran arbeitest. Siehst Du innerhalb von X-Monaten (3,4,5) keine Fortschritte, ist ein Psychologe wohl der richtige Anlaufpunkt. Es wirkt so auf mich.

Grundsätzlich ist es so, dass Sinn macht, erst mal alles dran zu setzen, sich selbst zu helfen. Oft geht das halt nicht. Steckst Du jetzt schon so tief in der Krise, dass Du es nicht allein zu schaffen glaubst, dann solltest Du sofort einen Psychologen aufsuchen. Vielleicht hast Du auch eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung? Das kann durchaus sein, feststellen können das nur Fachleute bzw ein Fachmann, eine Fachfrau.

Wenn Du so elementar mit dem Leben haderst, wie Du es hier schilderst, scheint mir eine schnelle Entscheidung angemessen.

Mit etwas Glück bekommst Du bei Bedarf schnell einen Termin bei der Kassenärztlichen Vereinigung:

https://www.kbv.de/html/terminservicestellen.php

Ich zietiere mich mal selbst:

Gut ist, dass man schnell einen Termin bekommt, letztlich wie bei jedem Arzt- oder Psychologengespräch kommt es darauf an, ob Du mit dem Menschen klarkommst.

Wichtig ist, dass man halbwegs klarkommt mit dem Psychologen. Also vermutlich wirst Du schnell einen Termin bekommen, und dann kannst Du ja schauen, ob der oder die mit Dir eine Therapie machen wird bzw was für Vorschläge kommen. Und ob es menschlich passt. Es gibt auch Akuttherapien, aber nur mit Dringlichkeitsbescheinigung von eine Psychologen, evtl geht auch ein Psychiater.

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass einige Psychologen offenbar keine Lust haben auf diese "Zwangstermine", denn die Psychologen müssen die Termine bereitstellen. Das nur als Hinweis, es gibt schon kauzige bis echt unfreundliche Typen, und natürlich auch echt korrekte, wie bei Ärzten auch bzw Menschen überhaupt. Ich schreibe das nur zur Info, damit Du auch die Möglichkeit in Betracht ziehst, das es nicht auf Anhieb klappt.

Auf jeden Fall dranbleiben und Dein Ding durchziehen, also solange suchen, bis es passt:-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Anananana776 
Fragesteller
 04.06.2020, 20:02

Hallo musicforfun, danke für deine Antwort! Die Frage stelle ich mir oft. Wann hat es angefangen, war es schon immer da oder was hat dazu beigetragen? Ich weiß es leider nicht.

Oft ist es das fehlende Selbstbewusstsein aber manchmal kann ich mich nicht mal dazu motivieren mit Menschen die mir sehr nahe sind zu kommunizieren. Nach ein paar Wörtern bleibt mir alles im Hals stecken und ich habe keine Motivation mehr etwas zu sagen/fragen. Oder einen Gesichtsausdruck zu bilden.

Test zu Depression habe ich schon gemacht online welcher positiv ausgefallen ist. Danke für den Link. Ich bin schon einmal soweit gekommen das nachzuschauen, allerdings nicht weiter. Wie du sagst, Psychater sind auch nur Menschen. Und ich weiß nicht ob ich damit zurechtkomme wenn ich mich einer solchen Person anvertraue, diese im Endeffekt aber doch nichts weiß bzw. mich nicht versteht oder verstehen möchte. Darf ich fragen, ob du im Endeffekt das Gespräch mit einem Therapeuten gesucht hast und wie du nun damit zurechtkommst? Oder was hat dir geholfen auf deinem Weg?

Danke nochmal :)

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Ich würde dir an erster Stelle empfehlen etwas für jemanden anderen zu machen. Es gibt sehr viele Möglichkeiten für Ehrenamt, such dir das aus was dich anspricht. So kommst du zumindesr ein bisschrn weg von dem eigenen Ich. Das hilft unglaublich! Ich habe an der Uni sehr gerne Nachhilfe (am liebsten in Kinderheimen) gegeben, in letzter Zeit mache ich Integrationsbegleitung. Schenke einem Kind Zeit, sei es auch im Nebenjob als Betreuung. Oder einem alten Menschen Freude im Altenheim. Du sollst von dir wegkommen und für jemanden etwas tun, wenn du dich wirklich wertvoll fühlen möchtest. Ich kann dir gerne konkrete Ideen geben, aber es reicht sicherlich auch die Liste der Studentenorganisationen deiner Uni zu schauen. Die allermeisten Sachen erfordern kenne besondere Sozialkompetenz, erlauben dir aber solche zu entwickeln.

Das wäre auch meine zweite Empfehlung an dich. Kümmere dich um deine Sozialkompetenz. Man merkt, dass du diese vermisst. Sie wird aber nicht von alleine kommen. Sprich mit Kindern oder älteren Menschen, sie sind echt lieb, hilfslos, dankbar und nehmen nichts böse. Gib denen Liebe und Zeit, das reicht vollkommen. Oder sprich mit Freunden, Familie, Vertrauensleute. Langsam wirst du dich daran gewöhnen und vielleicht auch anfangen ruhig mit Unbekannten zu reden, die dich nie wieder sehen werden, wie Verkäufer, Mitfahrer in der Bahn, gesprächige Leute im Park.

Komm weg von den Bildschirmen. Such dir eine andere Beschäftigung, egal was für eine. Bücher helfen um besser mit den anderen zu kommunizieren und geben auch Themen für Gespräche. Fremdsprachen lernen macht mir Spaß, wie auch wandern, kochen und backen, schwimmen und tanzen. Vielleicht magst du andere Dinge, vielleicht spricht dich so spontan nichts an. Probiere einfach Verschiedenes aus, nicht nur für halbe Stunde sondern für ein Monat. Und falle nichts zurück auf Netflix sondern probiere dann etwas anderes aus. Wenn du irgendwelche andere Beschäftigungen hast, wirst du auch etwas zu erzählen haben. Ich habe am Sonntag Holunderblüten gesammelt, dann die 100 lebenden Viehen in der Tüte bewundert, Freunde und Unbekannte nach Rezepten für Sirup gefragt, dann diesen gemacht. Es ist zwar nichts daraus geworden, das war mir aber völlig egal, ich hatte so viel Spaß und habe so viel gelernt. Nächste Woche mache ich nochmal und schenke noch 1-2 Leuten etwas davon, das bringt dann wieder Freude, mir und denen.

Wenn du zufällig im Südwesten wohnst kannst du dich auch gerne bei mir melden, wir können gerne etwas (einfaches, günstiges und dennoch schönes) zusammen unternehmen.


musicforfun  27.05.2020, 11:38

Das ist eine gute Idee. Auch für mich. Ich hab mal kurz mit Tieren was gemacht, ging dann leider nicht mehr. Und dann kam Corona ... In Tierheimen helfen (Katzen streicheln:-) ), oder organisationen die Therapiepferde betreuen, Kinderbaunerhöfe, da gibt es einiges. Vielleicht auch Ökö-Kommunen, die Biolandwirtschaft betreiben, die brauchen auch oft Ehrenamtler.

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Anananana776 
Fragesteller
 04.06.2020, 19:51
@musicforfun

Gute Idee danke! Ich werde mich mal in meiner Gegend umschauen ob es hier was ähnliches gibt

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Anananana776 
Fragesteller
 04.06.2020, 19:50

Danke für deine hilfreiche Antwort :) ich werde mir eine Ehrenamtsstelle suchen, ich glaube am besten auch etwas mit Kindern das bereitet bestimmt beidseitig Freude. Du hast Recht, die Sozialkompetenz fehlt mir sehr. Ich lese gerade mehrere Bücher zu dem Sinn des Lebens aber mir ist eigentlich schon klar dass die Interaktions zwischen Menschen den ganzen Sinn schon erfüllen kann. Danke für deine ganzen Tipps. Ich wohne leider nicht im Südwesten aber vielen vielen Dank für das Angebot. Liebe Grüße!

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Könnte in Richtung Depression gehen. Daher evtl. eine Psychotherapie.

Ich weiß nicht genau, ob oder inwiefern man Dir über Internet helfen kann. Was ich mich halt fragen würde, ist, ob das immer so war, ob sich was verändert hat, seit wann Du so motivationslos bist usw.

Also Ansätze zur Motivation sind ja da: Du hättest z.B. gerne einen Freund.

Eine soziale Komponente ist irgendwie auch dabei. Sich vor anderen schämen, das Gefühl zu haben, man hätte nichts Spannendes zu erzählen (dabei sind gerade die Fragen "wie motiviere ich mich?", "was ist mir eigentlich wichtig?" hochspannend, und du bist gerade möglicherweise in einem interessanten Prozess) usw.

Also ich sehe da eine gewisse soziale Unsicherheit, und du hast offensichtlich auch deutliche soziale Motive. Also im Prinzip hättest du gerne guten Kontakt mit anderen Menschen - so wirkt es zumindest. Aber irgendwie ist das für dich anstrengend, und du glaubst, langweilig zu sein, und deswegen gerät dieses Motiv wieder in den Hintergrund.


Traktor  27.05.2020, 19:12

Und wo ist da nun Hoffnung auf Abhilfe für die Fragestellerin? Ständig Antidepressiva einnehmen, ist ja auch nicht das Wahre. Psychotherapien sind ja leider oft nicht hilfreich, zumindest nicht für die Betroffenen. Laut dem angesehenen Psychotherapeuten und Autor Jorge Bucay bietet die Psychowirtschaft rund 200 verschiedene Therapiewege an auf den drei großen Trassen „Psychoanalyse, Behaviorismus und Gestalttherapie“. Doch keiner der Behandelt schafft es im Beispielfall, bei dem es um einen „Hosenschei§er“ ging, ihn von seinem Leiden ohne physische Ursache zu befreien. Nach einer 5 Jahre dauernden Psychoanalyse war ihm zwar klar, warum er sich einkotet. An seinem Problem hatte sich aber nichts geändert. Nach Behandlung beim Gestalttherapeuten, die 5 Monate dauerte, war er in der Lage, sein Leiden zu akzeptieren. Und nach einer nur 5 Tage dauernden Therapie beim Behavioristen trug er Gummihosen ... Das Dauerdilemma der Psychowerker bringe ich sehr stark mit ihrer Selbstherrlichkeit in Verbindung. Ihr Selbstbewusstsein ist so riesig, dass sie sich nicht für das Know How interessieren, das ihre Arbeit so erfolgreich machen würde, dass immer mehr von ihnen entbehrlich würden ...

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blechkuebel  27.05.2020, 21:36
@Traktor

Ich verstehe nicht, woher Ihre Kritik im Großen und Ganzen kommt - es stimmt, dass Psychotherapeuten schon eine gewisse Verantwortung haben, dafür zu sorgen, dass ihre Arbeit empirisch fundiert ist. Dass also z.B. die Wirksamkeit nachgewiesen wird. Das ist ja der Anspruch.

Die Gestalttherapie ist nicht mehr das Maß der Dinge, die Psychoanalyse wird zwar noch finanziert, ist aber auch nicht unbedingt das Wirksamste für alle Probleme und eine rein behavioristische Therapie sollte es heutzutage nicht mehr geben (daher spricht man ja von KOGNITIVER Verhaltenstherapie). Aktuell sind die kognitive Verhaltenstherapie, sowie andere Ansätze der sogenannten "3. Welle der Verhaltenstherapie" sehr präsent. Dazu gehören die Klärungsorientierte Psychotherapie, die Schematherapie, und die Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Weiterhin ist die Wirksamkeit der Emotionsfokussierten Therapie gut belegt. Im tiefenpsychologischen Bereich gibt es natürlich noch die tiefenpsychologisch fundierte Therapie und die Psychoanalyse. Das sind zwei Verfahren, die weiterhin bezahlt werden und für manche Problemstellungen recht gut sein dürften. Diese genannten Verfahren sind heutzutage das Maß der Dinge (nicht Gestalttherapie oder eine rein behavioristische Therapie).

Natürlich kann es vorkommen, dass Therapie nicht wirkt. Aber im Großen und Ganzen denke ich schon, dass die Geschichte der Psychotherapie eine Erfolgsstory ist (und dass die Wirksamkeit auch gut belegt ist!). Ebenso dürfte es sehr viele zufriedene Patienten geben.

Ich weiß nicht woher das kommt, dass Sie Therapeuten als "selbstherrlich" bezeichnen. Persönliche Erfahrung? Ich will nicht ausschließen, dass das vorkommt. Aber eigentlich bemühen sich auch die Therapeuten darum, mit wirksamen Methoden zu arbeiten.

Wo auch immer ihre Kritik herkommt - ich denke Sie haben Ihre Erfahrungen, und vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen macht ihre Kritik bestimmt Sinn.

Ich sehe das trotzdem als Option für die Fragenstellerin.

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Traktor  28.05.2020, 11:42
@blechkuebel

Bestimmt änderte sich manches seit Jorge Bucay sein Buch „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ geschrieben hat. (Die stetige Veränderung war ja schon immer das Zuverlässigste unserer Welt ...) Doch war sein Kapitel, in dem er die Unwirksamkeit der Kollegenarbeit niederschmetternd wirkungslos darstellt, nicht ausschlaggebend für mein Urteil. Das festigte sich durch viele Kontakte, Erfahrungen, Auseinandersetzung mit den Vertretern deiner Zunft, deren Kommunikation ich mit dem Wissen reflektieren konnte, was tatsächlich RICHTIG bzw. FALSCH ist, KOMPETENZ oder INKOMPETENT. Bisher beruht das gesamte Wissen der Menschheit ja lediglich auf einem machtvoll durchgesetzten „Verifikations“-Konsens, der so daneben ist, dass er all die Schwierigkeiten erklärt, über die sich die Medienwirtschaft freut. Und bei den Profiteuren hockt auch die gut kooperierende Gemeinschaft der „Ameisenbären mit psychologischer Ausbildung“. (Ameisenbären sind so klug, dass sie nie den ganzen Bau leer fressen. Sie lassen immer so viel „Futter“ übrig, dass der Bau sich erholt und sie bei ihrem nächsten Besuch sich ihre Wampe wieder angenehm füllen können. Gesund war ja allemal, aufzuhören, bevor man spürbar satt war ...)

Du versteht sicher, was sich meine, bist aber vermutlich genausowenig wie andere in der Lage, dir mit ein paar vernünftigen Fragen Klarheit über das zu verschaffen, was dir jetzt noch fehlt, um mir begeistert zuzunicken, nachdem Du erkannt hast, was alles an sensationellen Erleichterungen möglich wäre. In allen Bereichen unseres Zusammenlebens. Auch jetzt unter den Pandemiefolgen. Leistungsfähige Gesellschaften wie unsere müssten ja eigentlich nur mit ein wenig Vernunft langsamer treten aufgrund des Schutzes vor dem Wuhanvirus. Doch gerät die ständig an die Grenzen, die durch Kompetenzaufteilungen mangels ausreichender Gerechtigkeit die Verständigung so belasten, dass das Virus schneller ist als die menschliche Kreativität und Leistungsfähigkeit ...

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Anananana776 
Fragesteller
 04.06.2020, 20:36
@Traktor

Ich finde die Empfehlung von blechkuebel zur Psychotherapie als hilfreich. Persönlich kann ich keine wissenschaftlich fundierte Meinung abgeben, allerdings hat eine Psychotherapeutin einer sehr guten Freundin erfolgreich durch eine Krise geholfen. Ich denke, wie in jedem Bereich gibt es mehr oder weniger geeignete Menschen die sich diesem Job angenommen haben. Zu den Methoden habe ich noch keinen Bezug, aber da wir alle Menschen sind können wir die Wirksamkeit bestimmter Sachverhalte weder komplett in das eine noch in das andere Lager schlagen. Die Erde ist schließlich im Endeffekt doch rund. Oder doch nicht? Sehr witzig, dass Sie den ersten Teil von Bucays Triologie erwähnen, denn das Buch habe ich mir erst vor ein paar Monaten zugelegt. Dies basiert nun auch auf Psychologie und ich muss sagen, dass seine Geschichten eine positive Nachwirkung bzgl persönlicher Entwicklung und Werte erzeugt haben.

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Anananana776 
Fragesteller
 04.06.2020, 20:24

Danke für deine Antwort ! Es ist immer Hilfreich eine Situation durch andere Worte zu betrachten. Das mit dem Prozess war mir noch nicht wirklich klar, es motiviert mich sogar nun etwas. Weil Prozess bedeutet man ist auf dem Weg etwas zu erreichen. Die soziale Komponente spielt eine große Rolle, das denke ich auch. Dem Tipp mit der Psychotherapie werde ich evtl nachgehen.

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Indem Du dir der wesentlichen Zielsetzung bewusst wirst, der letztlich alle folgen. Die macht alle zu Kooperierenden, Verbündeten, Partnern (gelegentlich auch Streitpartnern), zu Sich-füreinander-Interessierenden. Diese Zielsetzung beherrscht die gesamte Kommunikation, Interaktion unserer Welt, und wer sich ihr bewusst ist, kann damit anderes, vorteilhafter für alle kommunizieren als wenn er nur im Nebel herumkrittelt und sich gelegentlich ein bisschen selbst befriedigt.

Es geht ja nur um das Erreichen von Wohlgefühlen im weitesten Sinne. Die können nur über Partner erreicht werden und über Unwohlgefühle i. w. S., weil nur Unterschiede Wahrnehmungen ermöglichen.

Und mit dem Verbreiten dieser wesentlichen Zielsetzung kannst Du dich so interessant beschäftigen, dass dein Leben wieder lebenswert wird. All die Probleme und Konflikte zwischen Vernunftwesen beruhen nämlich auf der Missachtung dieser wesentlichen Zielsetzung. Dann werden Mühe und Lohn, Aufwand und Nutzen, Anstrengung und Erfolg, Investition und Gewinn zwischen BeTEILigten gerne so verteilt, dass dem Stärkeren, Mächtigeren, Unabhängigeren mehr bleiben und dem Schwächeren, Ohnmächtigeren, Abhängigeren weniger. Sowas summiert sich dann im Laufe der Zeit und ist der Grund dafür, dass wir weltweit sämtlichen Vermögensscheren die Schenkel immer unanständiger spreizen. Mit endlosen Folgen, die ja auch schon mehr als 60 Mio. Menschen vor Mitmenschen fliehen lassen bzw. entsprechend miesen Allgemeinzuständen.


Anananana776 
Fragesteller
 04.06.2020, 20:45

Danke für deine Antwort. Ich bin auch der Meinung, dass alle Menschen nach Glück streben. Jedoch weiß niemand so Recht was das Rezept von Glück ist. Ist es soziale Interaktion? Ist es das Aufgaben von nicht überlebensnotwendigen Dingen, die Konzentration auf das Wesentliche? Wenn wir das wüssten wäre das Leben so einfach. Oder dann wieder langweilig? Ich persönlich bin der Meinung dass Glück für jeden Menschen anders aussieht. Mit der Zielsetzung bin ich somit einer Meinung. Allerdings stellt sich damit nicht das Selbstbewusstsein oder die Zufriedenheit. Zumindest bei mir nicht. Leider.

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