Wie lange habt ihr gebraucht, bis ein passendes Antidepressiva gefunden wurde?

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Ich leide seit ca. 8-9 Jahren unter einer (phasenweise schweren) Depression und einer Panikstörung. Ich musste unzählige Medikamente durchprobieren und machte jahrelang eine intensive Psychotherapie. Als dies alles nichts brachte wurden bei mir 2 EKT-Serien durchgeführt. Auch ohne Erfolg. Doch dann kam die überraschende Wendung...

Die mangelnde Wirksamkeit von Antidepressiva ist ein imenses Problem. Es gibt eine zweistellige Prozentzahl von Personen welche trotz unzähligen Versuchen/Umstellungen nicht auf diese Medikamente ansprechen. So war es auch bei mir. Gegen meine Panikattacken halfen die Antidepressiva sehr gut, gegen die Depressionen waren sie völlig unwirksam. Nach einigen Umstellungen kamen Zusatzmedikamente hinzu. Darunter waren vor allem Mood-Stabilizer (Lithium, Lamotrigin) und atypische Neuroleptika (Quetiapin, Aripiprazol). Schlussendlich war ich 7-8 Jahre lang krank und hatte die halbe Apotheke durchprobiert. Insgesamt waren es weit über 20 verschiedene Medikamente... ohne Erfolg.

Aufgrund der Heftigkeit und Therpieresistenz meiner Depressionen wurde mir eine EKT empfohlen. Sie gilt als Vorschlaghammer aber effektivstes Mittel zur Bekämpfung von Depressionen. Ich traf während meiner beiden Klinikaufenthalte mehrere Mitpatienten, bei welchen eine EKT wirksam war. Bei mir brachte sie jedoch nichts.

Ich war also komplett am Ende. Dann wurde ich in eine Studiengruppe aufgenommen, welche die antidepressive Wirksamkeit des Medikaments Brexpiprazol bei therapieresistenten Depressionen testet. Brexpiprazol ist ein atypisches Neuroleptikum (welches in Deutschland noch nicht erhältlich ist). Die Arzneimittelbehörde der EU hat es zur Behandlung von Schizophrenie zugelassen, in den USA ist es zudem bereits zur Zusatzbehandlung von Depressionen indiziert. Lange Rede kurzer Sinn: Ich nahm das Mediakment ohne grosse Hoffnung ein und zu meiner Überraschung verbesserte sich mein Gesundheitszustand. Ich bin durch das "neue" Medikament zwar nicht "gesund" doch stabilisert es mich soweit, dass ich wieder alltäglichen Aktivitäten nachgehen kann. Ich kann wieder teilzeit arbeiten und kann durch Sport sowie eine gesunde Ernährung zur antidepressiven Therapie beitragen. Zuvor war dies aufgrund mangendem Antrieb und Niedergeschlagenheit nicht möglich.

Fakt ist, dass jeder Mensch auf jedes Medikament etwas anders reagiert. Es gibt also keine einfache Lösung. Es bleibt nur die Option nicht aufzugeben und alles in seiner Macht stehende zu tun damit es besser wird. Dies beinhaltet auch (aber nicht nur) jedes einzelne mögliche Medikament zur probieren. Ein Horrortrip, nicht zuletzt aufgrund der oftmals starken Nebenwirkungen, doch immer noch besser als die Hölle der Depression.

Hier noch ein Link mit einer Übersicht (inkl. Detalinformationen) zu allen Medikamenten welche bei Depressionen und Angststörungen verwendet werden.

Alles Gute und viel Kraft!