Wie ist Ciceros Aussage über Caesar bezüglich der Tyrannei zu verstehen?

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Vermutlich befürchtete er, dass die Mörder Caesars nicht genügend Rückhalt in Bevölkerung und - wichtiger - Militär hätten, um den Weg zurück zur Republik durchzusetzen. Insbesondere fürchtete er, dass Antonius die Nachfolge Caesars antreten würde. 

Dazu die Wikipedia: "An der Verschwörung gegen Caesar war Cicero zwar nicht beteiligt, seine Äußerungen zeigten jedoch seine triumphierende Freude über den Tod des „Tyrannen“, wobei er allerdings die fehlende Planung und Weitsicht der Verschwörer kritisierte, indem er bemerkte, das Attentat sei mit dem Mut von Männern, aber dem Verstand von Kindern durchgeführt worden. Zudem stellte sich rasch heraus, dass Caesars Mitkonsul Marcus Antonius dessen Nachfolge in der Alleinherrschaft anstrebte. Nun trat Cicero Antonius entgegen und wurde mit seinen 14 philippischen Reden, welche er nach dem Vorbild der Reden des Demosthenes gegen Philipp II. von Makedonien benannt hatte, zum Wortführer der republikanischen Fraktion im Senat. Dadurch erhielt er einen Teil seines einstigen politischen Einflusses zurück und gewann großes Ansehen. Die erste Rede, gehalten am 2. September 44 v. Chr., beendete den Waffenstillstand zwischen Antonius und den Republikanern um Cicero. Ciceros zweite Rede enthielt heftige (wenn auch nicht völlig unbegründete) persönliche Schmähungen gegen Antonius. Er drückte darin sein Bedauern darüber aus, dass Antonius an den Iden des März (Todestag Caesars) nicht mit beseitigt worden war.

Danach bemühte sich Cicero, wenn auch nicht ohne Vorbehalte, Octavian, der in Rom erschienen war und auf eigene Faust Veteranentruppen angeheuert hatte, zum Krieg gegen Antonius mit der Rückendeckung des Senats zu bewegen. Er hoffte auf dessen intellektuelle Fähigkeiten, fürchtete jedoch gleichzeitig die persönlichen Machtinteressen des damals kaum Zwanzigjährigen, die erneut den Bürgerkrieg auslösten."

Sein mutiger Kampf für die Wiederherstellung der Republik kostete ihn das Leben. 


rosepetals 
Fragesteller
 27.12.2016, 09:33

Danke für die ausführliche Antwort, die Wikipediaseite bietet gute Einblicke! Ist dir zufällig bekannt, wann und wo er anmerkte, dass "das Attentat mit dem Mut von Männern, aber dem Verstand von Kindern durchgeführt worden sei"?

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Fontanefan  21.01.2017, 19:10
@Fontanefan

Inzwischen hat dort ein Wikipedianer den Beleg geliefert:

"Cicero, epistulae ad Atticum 14,21,3: Acta enim illa res est animo virili, consilio puerili. Die Übersetzung stammt wohl von Marion Giebel: Cicero. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1977, S. 120. --Tusculum (Diskussion) 11:48, 28. Dez. 2016 (CET)"

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Ich bin da nicht Spezialist, aber ich würde meinen, dass Cicero folgenden Gedanken zum Ausdruck  bringt:

Das politische System überlebt das Individuum, das es momentan verkörpert. Der Tod des Individuums bedeutet deshalb nicht das Ende des Systems. Ein anderer Mensch wird kommen, der das Fortbestehen des Systems gewähleistet.


rosepetals 
Fragesteller
 27.12.2016, 09:29

Das hört sich sehr nachvollziehbar an, danke!

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Die Äußerung ist von Cicero am 28./29. April 44 v Chr. an seinen Freund Titus Pomponius Atticus gerichtet. Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 14, 2: „Obwohl nämlich der Tyrann beseitigt ist, sehe ich die Tyrannis bleiben/fortbestehen/andauern.“ sublato enim tyranno tyrannida manere video.

Der (durch Tötung am 15. März 44 v. Chr.) beseitigte »Tyrann« ist Gaius Iulius Caesar. Die Äußerung bringt zum Ausdruck, inwiefern die entstandene Lage von den Erwartungen abweicht.

Auf einzelne Personen bezogen empfindet Cicero die starke Machtstellung der »Caeasarianer« als störend, vor allem des Marcus Antonius (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 14, 3 wird seine Absicht eines Tausches bei der Provinzverteilung, um Gallia Cisalpina statt Macedonia zu bekommen, und eine Verlängerung der Amtszeit im Prokonsulat für sich und seinen Konsulkollegen Publius Cornelius Dolabella erwähnt).

Inhaltlich zeigt er Ablehnung gegenüber den Handlungen der »Caeasarianer« und von ihnen bestimmten Beschlüssen (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 14, 5 geht auf Berichte über »Räubereien« am Staatsschatz im Tempel der Göttin Ops und eine Aufforderung, „die so großen Verbrechen« zusammenzustellen, ein und meint, sie seien auch jetzt noch von diesen Leuten belagert/umringt/eingeschlossen gehalten).

Die Anerkennung der Amtshandlungen Caesar als gültig gefällt Cicero nicht und besonders, wie auch bisher unveröffentlichte Anordnungen/Verfügungen Caesars darin eingeschlossen sind und von Marcus Antonius als in Caesar Schriftstücken/Notizbüchlein gefunden angegeben werden (nach Ciceros Meinung auch von Marcus Antonius hergestellte Fälschungen; Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 14, 2: man ist genötigt, den Schriftstücken/Notizbüchlein des getöteten Caesar zu folgen/gehorchen: Marcus Tullius Cicero. Atticus-Briefe : lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Helmut Kasten. 4. Auflage. München ; Zürich : Artemis-Verlag, 1990 (Sammlung Tusculum), S. 945: „Ihm selbst zu dienen, brachten wir nicht über uns; jetzt beugen wir uns vor seinen Papieren.“ cui servire ipsi non potuimus, eius libellis paremus).

Cicero urteilt, sie seien, auch wenn von ausgezeichneten Männern befreit, nicht frei (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 14, 5: ne nos et liberati ab egregiis viris nec liberi sumus.). Bei der Senatssitzung am 17. März 44 v. Chr. hätten die hingegangenen Senatoren Furcht vor Veteranen gehabt, die in Waffen dastanden, während sie selbst keine Schutztruppe hatten (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 14, 2). Die Iden des März hätten dem römischen Volk nicht die Freiheit gegeben (libertatem populo Romano non dederunt Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 14, 3). Wenn im Senat frei über die Verteilung der Provinzen gesprochen werden kann, will sich Cicero über die wiedergewonnene Freiheit freuen, wenn nicht, hat ihm der Tausch/Wechsel des Herren (domini mutatio) nichts gebracht außer der Freude über den gerechten Untergang des Tyrannen (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 14, 4).

Diese Äußerungen sind Einschätzungen Ciceros von seinem Standpunkt aus und bei der Deutung seiner Aussagen ist zu berücksichtigen, in welcher Lage sie geäußert und an wen sie gerichtet sind. An Atticus schreibt er besonders offen und seine zum Teil schwankende Stimmung ist besonders gut nachzuvollziehen.

Cicero sympathisiert mit den Caesarmördern und ihrem Anliegen und will sie und die Wiederherstellung einer Republik unterstützen. Einerseits hat es nach seiner Meinung Mängel und Schwächen beim Vorgehen gegeben. Andererseits will er die Männer loben und rühmen. Cicero erklärt, sie seien nicht schuld, sondern die Verhältnisse, wobei er den Vorwurf einer Schuld (culpa) gegen andere richtet, die nicht mit der Freude begnügt und nicht ausgeharrt und Rückhalt gegeben hätte (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 14, 2).

Ein Chaos nach Caesars Ermordung kann nicht mit der gemeinten Tyrannis gleichgesetzt werden. Cicero nennt zwar Dinge in der Zeit von Caesar Alleinherrschaft mal ein Durcheinander/Verwirrungen/Unordnungen (perturbationes; beispielsweise Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad familiares 12, 1, 1), aber dies nach dem Maßstab seiner Auffassung über eine gute politische und gesellschaftliche Ordnung. Die politischen Machtverhältnisse waren, wie ihm klar ist, damals verhältnismäßig stabil, im Unterschied zur Zeit nach Caesar Ermordung. Durcheinander und Aufruhr trägt zur Unfreiheit bei, indem dies eine Wiederherstellung der Republik behindert und die Stellung der Republikaner bedroht.

Eine Tyrannis ist eine (schlechte) Verfassungsform, eine Regierungsweise. Wenn Cicero sie für fortbestehend hält, bedeutet dies aber nicht eine Meinung, aufgrund der Verhältnisse sei das politische System der Römer notwendig eine Alleinherrschaft. Cicero hält eine republikanische Ordnung für erreichbar und betreibt Politik mit diesem Ziel. Einige, die störend sind, stützen sich nach seiner Darstellung auf Machtmittel und Schlechtgesinnte, aber ein tatkräftiges Zusammenschließen der Gutgesinnten kann sie niederwerfen.

Caesar hatte im Februar 44 v. Chr. die Diktatur auf Lebenszeit angetreten. Formal war die Republik nicht abgeschafft. Nach seiner Ermordung hatte keiner die volle Macht Caesars. Keine einzelne Person oder Gruppierung hatte eine unüberwindbare Übermacht. Der Senat hat – auf Antrag des Konsuls Marcus Antonius – die Abschaffung der Institution der Diktatur beschlossen. Marcus Antonius und andere haben versucht, eine führende Stellung zu bekommen, auszubauen oder zu bewahren, aber konkrete politische Schritte zur Errichtung einer Alleinherrschaft hat zunächst niemand unternommen.

Bei der Cicero-Äußerung über eine fortbestehende Tyrannis gibt es mehrere miteinander verbundene Gesichtspunkte.

1) Macht der »Caeasarianer«, vor allem des Marcus Antonius: Die Gefolgsleute/Anhänger des »Tyrannen« Gaius Iulius Caesar (die »Caeasarianer«), insbesondere Marcus Antonius, haben eine starke Machtstellung, setzen sich auf tyrannische Weise durch und üben Herrschaft aus.

2) bestätigte Geltung der Amtshandlungen Caesars: Die Amtshandlungen Caesars (acta Caesaris) sind als rechtsgültig anerkannt worden.

3) fehlende Freiheit: Es mangelt an Freiheit. Eine republikanische Ordnung mit einem Senat als politischem Mittelpunkt, in dem frei beschlossen werden kann, ist noch nicht richtig wiedergewonnen. Durch bewaffnete Veteranen Caesars, in Erregung gebrachte Volksmengen und Kriegsabsichten wird Druck ausgeübt und die Stellung der Caesarmörder und ihrer Sympathisanten bedroht.

Beschränkung auf Caesar als Todesopfer

Innerhalb der Verschwörung ist überlegt worden, auch die zu töten, die ihnen nach einer Ermordung Caesars feindlich entgegentreten und selbst nach Alleinherrschaft streben können (vor allem Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus). Quintus Cassius Longinus neigte anscheinend zu solch einem harten Vorgehen. Marcus Iunius Brutus trat für eine Beschränkung auf die Tötung Caesars ein. Dies ist beschlossen worden, wobei mehrere Gründe in Frage kommen: Grundsatz des Hochhaltens von Recht und Gesetz, ethisch reine Motivation eine Tyrannenmordes, schlechter Ruf und zu erwartende Gegnerschaft bei einem Anschein einer gewalttätigen Aktion einer Bürgerkriegspartei in eigenem Interesse. Brutus meinte, Antonius könne sich wandeln. Es war auch erwogen worden, Antonius zur Verschwörung heranzuziehen. Gaius Trebonius berichtet aber, er habe dessen Meinung erforscht und Antonius habe sich nicht darauf eingelassen, auch wenn er nichts von der Erforschung verraten habe.

Cicero, der nicht in die Verschwörung eingeweiht war, aber als Sympathisant angenommen wurde, hat später die Verschonung des Marcus Antonius für einen Fehler gehalten (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Brutum 2, 5, 2 [14. April 43 v. Chr.]; vgl. auch Marcus Tullius Cicero, Orationes Philippicae 2, 34; Plutarch, Brutus 20 erwähnt, man habe Brutus als ersten Fehler vorgehalten, Antonius verschont zu haben, als zweiten Fehler, die öffentliche Testamentsvorlesung und Bestattung Caesars geschehen zu lassen).

Vorgehen nach der Ermordung und Beratung auf dem Kapitol

Nach Caesars Ermordung flohen die nicht zu den Verschwörern gehörenden Senatoren aus der Senatsversammlung. Die Verschwörer riefen die Bürger zur Freiheit auf, bewirkten aber keine Begeisterung. Damit war das Geschehen bereits anders abgelaufen als geplant. Sie zogen sich ins Kapitol zurück. Von dort gingen sie mit einigen weiteren Senatoren und Bürgern, die sich anschlossen, zum Forum und redeten zum Volk. Mit Versprechungen und Zusicherungen, keine weiteren Tötungen zu beabsichtigen, konnte die Menge ruhig gehalten werden, aber Zustimmung und Unterstützung war das Stillschweigen nicht. Der Praetor Lucius Cornelius Cinna erregte bei einem anderen Auftritt mit Angriffen auf Caesar Zorn einer Volksmenge und wurde beschimpft.

Am Abend wurde von den Verschwörern mitsamt Hinzugekommenen beraten. Cicero schlug vor, durch die Praetoren den Senat im Kapitol einzuberufen, verstärkt das Volks zu beeinflussen und die Gesamtleitung des Staates zu ergreifen (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 10, 1; 15, 11, 2; vgl. auch 14, 14, 2; Marcus Tullius Cicero, Orationes Philippicae 2, 89). Dieser Vorschlag setzte sich nicht durch. Die Meinungen im Senat wären nicht einheitlich gewesen. Viele Senatoren verdankten Caesar ihre Stellung. Marcus Antonius war Konsul. Marcus Aemilius Lepidus, Reiterführer (magister militum), Gehilfe und Stellvertreter des Diktators Caesar), verfügte über Soldaten in und bei Rom. In den Provinzen waren zum größten Teil »Caeasarianer« Statthalter und in Zukunft als Statthalter vorgesehen. Die Caesarmörder hatten keine überwältigende Unterstützung bekommn. Ciceros Vorschlag hätte Gegenaktionen der »Caeasarianer« hervorgerufen, erhöhte Konfliktgefahr bis hin zu Kampf und Bürgerkrieg, wenn nicht mit Entgegenkommen Verständigung gesucht würde. Die Versammelten beschlossen, Verhandlungen mit Marcus Antonius mit dem Ziel einer Verständigung zu führen. Cicero hat es abgelehnt, dabei selbst als Vermittler tätig zu werden.

Senatssitzung am 17. März 44 v. Chr. mit Kompromiß

Nach den Verhandlungen hat Marcus Antonius den Senat zum 1. März 44 v. Chr. In den Tellus-Tempel einberufen. Mit Mehrheit wurde ein Kompromiß beschlossen. Einerseits wurde durch eine Amnestie (unter anderem von Cicero befürwortet) Straffreiheit für die Caesarmörder beschlossen. Andererseits wurden Caesars Amtshandlungen (acta Caesaris) als rechtsgültig anerkannt. Es gab viele, die Nutznießer waren, und ihnen wurde deutlich, was ein Antasten und eine Aufhebung für sie für Folgen haben könnte.

Völlig begeistert waren weder die »Caeasarianer« noch die Caesarmörder und ihre Sympathisanten. Wie lange die Beschlüsse als Grundlage tragen würden, war daher längerfristig nicht ganz sicher.

Ciceros Beurteilung: Mannesmut, aber kindlicher Plan

Cicero ist mit dem Herumsitzen auf dem Kapitol und dem Ausbleiben von Senatsbeschlüssen, die energisch die Caesarmörder unterstützen, unzufrieden gewesen.

Nun scheint es ihm auf Krieg hinauszulaufen. Denn jene Tat (die Ermordung Caesars) ist mit Männermut/männlichem Mut/dem Mut von Männern, aber kindlichem Plan/Kinderplan/dem Plan von Kindern vollbracht worden.

Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 21, 3 (11. Mai 44 v. Chr.): Acta enim illa res est animo virili, consilio puerili. quis enim hoc non vidit, regni heredem relictum?

Marcus Tullius Cicero. Atticus-Briefe : lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Helmut Kasten. 4. Auflage. München ; Zürich : Artemis-Verlag, 1990 (Sammlung Tusculum), S. 971: „Denn jene Tat ist zwar mit Mannesmut, aber mit Kinderverstand vollbracht worden. Das war doch jedem klar, daß man den Thronerben vergessen hatte.“

Mit dem „Thronerben“ ist offensichtlich Marcus Antonius gemeint, von dessen Plänen (bei den Veteranen herumzugehen, damit sie Caesars Amtshandlungen bekräftigen und sich eidlich verpflichten, alle Waffe zu haben) Lucius Cornelius Balbus erzählt hat (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 21, 2).

Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 15, 4, 2 (24. Mai 44 v. Chr.): animis enim usi sumus virilibus, consiliis, mihi crede, puerilibus. excisa enim est arbor, non evulsa. itaque quam fruticetur vides.

Marcus Tullius Cicero. Atticus-Briefe : lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Helmut Kasten. 4. Auflage. München ; Zürich : Artemis-Verlag, 1990 (Sammlung Tusculum), S. 987: „Gewiß, Mannesmut haben wir bewiesen, aber, glaub's nur, Kinderverstand. Gekappt ist der Baum, aber nicht mit der Wurzel ausgerodet. Du sieht ja, wie er treibt.“

Auch hier sind vorher „turbulente Pläne“, die Marcus Antonius hat, erwähnt (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 15, 4, 1).

Macht der »Caeasarianer«

Caesar wäre vom Partherkrieg niemals zurückgekehrt und es hätte nicht Furcht dazu genötigt (am 17. März 44 v. Chr.), Caesars Amthandlungen anzuerkennen (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 15, 4, 3 [24. Mai 44 v. Chr.] nos timor confirmare eius acta non coegisset).

Die „Gefolgsleute/Begleiter/Helfer des Tyrannen“ (tyranni satellites) sind in den Befehlsgewalten (in imperiis), die Veteranen sind herangekommen (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 5, 2 [11. April 44 v. Chr.]).

Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 6, 2 (12. April 44 v. Chr.): Wir haben so Politik betrieben, daß wir die Besiegten fürchten.

Amtshandlungen Caesars

Cicero fragt: Was gibt es Kläglicheres, als das zu schützen, weswegen man Caesar haßte? Gehören dazu auch die von Caesar ernannten Konsuln und Volkstribunen der nächsten zwei Jahre? Dann findet er keine Weise, in die Politik einzugreifen. Die Tryannenmörder werden in den Himmel erhoben, die Maßmahmen des Tyrannen verteidigt (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 6, 2 [12. April 44 v. Chr.]).

Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 9, 2 (17. April 44 v. Chr.): Die Tyrannis lebt, der Tryann ist tot! Über wessen Tod wir uns freuen, dessen Maßnahmen verteidigen wir! vivit tyrannis, tyrannus occidit! eius interfecti morte laetamur, cuius facta defendimus! Maßnahmen Caesars sollen mehr gelten, als wenn er selbst noch lebte (Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 10, 1 [19. April 44 v. Chr.]).

Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad familiares 12, 1, 1 (an Cassius; 3. Mai 44 v. Chr.): Wir scheinen nicht von der Königsherrschaft, sondern vom König befreit zu sein; denn obwohl der König getötet ist, schützen wir alle seine Winke/Willensmeinungen (non regno, sed rege liberati videmur; interfecto enim rege regios omnes nutus tuemur.). Sogar das, was er selbst, wenn er lebte, nicht getan hätte, billigen wir wie von ihm ausgedacht.

Cicero erklärt später, er habe die Anerkennung der Amtshandlungen Caesars nicht gebilligt und ihr nur um des Friedens, der Ruhe, der Eintracht willen zugestimmt (Marcus Tullius Cicero, Orationes Philippicae 1, 16 und 1, 23).


Albrecht  09.01.2017, 10:22

fehlende Freiheit

Marcus Tullius Cicero, Epistulae ad Atticum 14, 11, 1 (21. April 44 v. Chr.): verum illis magna consolatio conscientia maximi et clarissimi facti, nobis quae? qui interfecto rege liberi non sumus.

Marcus Tullius Cicero. Atticus-Briefe : lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Helmut Kasten. 4. Auflage. München ; Zürich : Artemis-Verlag, 1990 (Sammlung Tusculum), S. 931: „Freilich, sie finden reichen Trost in dem Bewußtsein, eine herrliche Ruhmestat vollbracht zu haben; aber was soll uns trösten, die wir nicht frei sind, obwohl der Tryann tot ist?“

In Bibliotheken gibt es Bücher zum Thema, z. B.:

Klaus Bringmann, Cicero. 2., durchgesehene und um ein Vorwort ergänzte Auflage. Darmstadt : von Zabern, 2014 (Gestalten der Antike), S. 245 – 284

Maria H. Dettenhofer, Perdita iuventus : zwischen den Generationen von Caesar und Augustus. München : Beck, 1992 (Vestigia : Beiträge zur alten Geschichte ; Band 44), S. 231 – 315

Manfred Fuhrmann, Cicero und die römische Republik. 5., durchgesehene und bibliographisch erweiterte Auflage. Mannheim : Artemis & Winkler, 2011, S. 231 – 240

Matthias Gelzer, Cicero : ein biographischer Versuch. 2., erweiterte Auflage. Mit einer forschungsgeschichtlichen Einleitung und einer Ergänzungsbibliographie von Werner Riess. Stuttgart : Steiner, 2014 (Alte Geschichte), S. 325 – 345

Ulrich Gotter, Der Diktator ist tot! : Politik in Rom zwischen den Iden des März und der Begründung des Zweiten Triumvirats. Stuttgart : Steiner, 1996 (Historia-Einzelschriften; Heft 110), S. 9 - 145

Christian Habicht, Cicero der Politiker. München : Beck, 1990, S. 93 – 104

Helmut Halfmann, Marcus Antonius. Darmstadt : Primus-Verlag, 2011 (Gestalten der Antike), S. 64 - 80

Ursula Ortmann, Cicero, Brutus und Octavian - Republikaner und Caesarianer : ihr gegenseitiges Verhältnis im Krisenjahr 44/43 v. Chr. Bonn : Habelt, 1988, S. 120 – 134

Francisco Pina Polo, Rom, das bin ich : Marcus Tullius Cicero ; ein Leben. Aus demSpanischen übersetzt von Sabine Panzramm. 2. Auflage. Stuttgart : Klett-Cotta, 2011, S. 316 - 348

Wolfgang Schuller, Cicero oder der letzte Kampf um die Republik : eine Biografie. München : Beck, 2013, S. 187 - 199

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Das erste Triumvirat war schon vor der Ermordung Cäsars zerbrochen. Aber das zweite Triumvirat stand schon in den Startlöchern. Zwar wurde es vom Senat bestätigt, aber was die drei Herren daraus machten, war doch die reine Diktatur, gestützt auf die Macht des Militärs. Und das hat Cicero sehr wohl gesehen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Triumvirat

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