Wie funktioniert Nächstenliebe Menschen gegenüber, die man aus gutem Grund nicht leiden kann?

11 Antworten

Es ist so leicht jemanden zu verletzen. Oft reichen dafür schon Missverständnisse oder das Unwissen darüber, was wo der Andere besonders empfindlich ist. Alle Menschen sind sich selbst am nächsten und kreisen hauptsächlich um ihre eigenen Bedürfnisse. Das klingt hart aber wenn man sich und andere genauer beobachtet merkt man schnell, dass selbst Liebe und Mitgefühl meist auch egoistische Motive haben. Da passiert es schon mal schnell, dass man vor lauter kreisen um sich selbst vergisst darauf zu achten, wie es den Mitmenschen damit geht. Das ist ganz normal und so kommt es schnell, dass Unrecht geschieht. Menschen sind aber auch gern verletzt und dann nachtragend. Manchnmal wünschen wir anderen schlechtes, weil wir selbst nichts haben, weil wir glauben dass der andere zuerst ungerecht war oder sonstwas. Manche Menschen sind verblendet und sehen nicht wie falsch und schädlich Rache ist. Natürlich gibt es auch kranke Menschen, die sich in einen Wahn steigern und jemanden verteufeln um sich von den eigenen Problemen zu verstecken. Tief geschädigte Menschen, die nicht mehr anders können als anderen Schmerz zuzufügen, weil sie ihreb eigenen Schmerz nicht ertragen.

Es ist ganz normal dass Menschen einander verletzen. Egal ob aus Missverständnis, Unachtsamkeit, Verletztsein oder Wahn. Dabei wollen die meisten gut sein und alle Menschen wünschen sich einfach glücklich zu sein, nicht zu leiden und gemocht zu werden. Niemand ist heilig und tut niemals jemandem Unrecht. Wir sind alle fehlerhaft.

Wie kann man da also jemandem böse sein? Und es bringt doch auch überhaupt nichts, nachtragend zu sein. Das ist Nächstenliebe: verstehen, dass wir alle menschlich sind. Sehen dass wir alle fühlen und alle es verdient haben, glücklich zu sein.Den Wunsch entwickeln, dass jedem dieser Wunsch in Erfüllung geht, egal was er uns speziell angetan hat. Denn wenn nicht, dann kreisen wir nur wieder um uns selbst und sind kein Stück besser als die anderen.


Nächstenliebe im christlichen Sinn hat nichts mit "gut leiden können" zu tun.

Sie gebietet uns, dass wir auch denen in ihrer Not helfen, die wir vielleicht gerade nicht leiden können. Und dass wir auch gegenüber denen gerecht sind, die wir nicht so toll finden.

Beispiel: Du arbeitest in der Essensausgabe einer Tafel. Da steht ein altes Mütterchen, dem die Rente vorn und hinten nicht reicht. Sie bekommt ein Essenspaket von dir. Und dann kommt da jemand, der sein ganzes Leben lang nicht gearbeitet und nur schmarotzt hat. Auch er bekommt sein Essenspaket, weil er vielleicht ebenso hungrig vor dir steht wie die alte Dame.

Du musst ihn deswegen immer noch nicht mögen.


DasPferdechen 
Fragesteller
 13.04.2020, 23:49
Und dass wir auch gegenüber denen gerecht sind, die wir nicht so toll finden.

und wenn man von denen ungerecht behandelt wurde?

0
Altersweise  13.04.2020, 23:55
@DasPferdechen

Nächstenliebe hat nichts damit zu tun, dass wir uns zum Deppen machen (lassen). Aber sie hat sicherlich etwas mit der Souveränität zu tun, nicht für jede Beeinträchtigung, Beleidigung, Benachteiligung Rache üben zu wollen.

3
Altersweise  14.04.2020, 06:39
@DasPferdechen

Das ändert nichts an der Nächstenliebe. Sie ist ein hohes Postulat des christlichen Glaubens. Natürlich ist es verständlich, dass sich hier auch Hass aufbaut, aber du hast ja ausdrücklich nach Nächstenliebe gefragt.

In gewisser Hinsicht hat dieses Prinzip auch Einzug in unseren Rechtsstaat gefunden. Dieser sucht (!) auch für Straftäter/innen nach Gerechtigkeit und nicht nach Rache.

0
DasPferdechen 
Fragesteller
 14.04.2020, 11:23
@Altersweise
Einzug in unseren Rechtsstaat gefunden. Dieser sucht (!) auch für Straftäter/innen nach Gerechtigkeit und nicht nach Rache.

ist Strafe was anderes als Rache?

0

Dafür gibt es keine Anleitung entweder man hat es in seinem Herzen oder man hat es eben nicht.

Sehr hilfreich ist dabei, wenn man schon mal erlebt hat, wie es ist, wenn man sich selber nicht leiden kann, weil man erkannt hat, daß man nicht nur Opfer, sondern auch Täter ist – und doch auf die Hilfe der Anderen angewiesen ist und und irgendwie anfangen muß, mit sich und den Anderen wieder Frieden zu schließen.

Vergib ihnen (Mk.11,25).

Und halte Abstand (Spr.27,10):

Woher ich das weiß:Recherche