welchen Sinn soll eine Kindergrundsicherung noch haben, wenn Geld für ein Auto und Urlaub genug da ist, aber noch nicht einmal für ein Kind?

DERstobbel  27.05.2023, 09:51

Entweder bringst du da einges durcheinader, oder ich versteh die Frage einfach nicht.

bachforelle49 
Fragesteller
 27.05.2023, 09:58

Deutschland hat ein "Geldproblem" + natürlich auch damit verbunden ein Verteilungsproblem; darauf baut die Frage auf ..

4 Antworten

Deutschland ist insgesamt ein sehr reiches Land, ja. Allerdings besteht auch hier ein enormer Unterschied in der Verteilung dieses Reichtums innerhalb der Bevölkerung.

So besitzen bereits die 10% Reichsten in Deutschland über die Hälfte des gesamten Vermögens. Gleichzeitig besitzen 15% gar kein Vermögen, die untersten 10% haben sogar mehr Verbindlichkeiten als Vermögen, also nur Schulden. Und diese Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf.

Gleichzeitig zeigen etliche Studien immer wieder deutlich auf, dass der schulische und spätere berufliche Erfolg von Kindern massiv vom Geldbeutel der Eltern abhängt. Sprich, Kinder, die in armen Verhältnissen aufwachsen, schaffen es viel seltener, überhaupt einen geschweige denn einen höheren Schulabschluss zu bekommen. Dadurch bekommen sie auch viel seltener und schwieriger einen Ausbildungs- oder Studienplatz. Und dadurch wiederum auch viel seltener und schwieriger einen guten Job. Sprich, Armut "vererbt" sich.

Und natürlich sollte man dabei auch immer bedenken, dass Kinder aus ärmeren Verhältnissen keineswegs automatisch untalentierter oder dümmer sind als Kinder mit finanziell besser aufgestellten Eltern! Als Gesellschaft lassen wir durch diese ungleiche Verteilung und die ungleichen Chancen also auch unglaublich viel Potential hinten runter fallen.

Also nicht nur ein übles Problem für die individuellen, betroffenen Kinder, sondern auch echt keine so gute Sache für uns alle als Gesellschaft! Umso mehr in Zeiten eines massiven Mangels an Arbeitskräften allgemein und Fachkräften im Besonderen.

Und genau da soll jetzt eben die Kindergrundsicherung dafür sorgen, dass diese Abhängigkeit des Erfolgs im Leben vom Geldbeutel der Eltern für Kinder aus ärmeren Verhältnissen etwas verringert wird, indem insbesondere diesen Familien mehr Geld zur Verfügung gestellt wird. Es geht also nicht um Autos und Urlaube, sondern einfach nur um das ganz normale, alltägliche Leben in diesen Familien, wo die aktuellen Sozialleistungen vorne und hinten nicht ausreichen...

bachforelle49 
Fragesteller
 27.05.2023, 10:18

die KGGrSi sollte dann je nach "Steuerbescheid" der Eltern gestaffelt ausgezahlt werden, denn durch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Eltern gilt auch hier, daß es nur wieder zweckentfremdet wird - für besagtes Auto zB .. es geht ohne Kontrolle nicht, denn Kinder werden komischerweise immer dicker und gewichtiger durch Fastfood zB usw .. gleichzeitig gehen im gleichen Tempo immer mehr Familien kaputt, das ist ein totales Empathieproblem, was zufälliger dann auch noch am gleichen Tag, nämlich gestern, in die neue "Pflegegeldreformierung" greift .. was da an menschlichen Abgründen greift, ist krass und unwürdig und keineswegs humanistisch, sondern wie damals im römischen Reich Indizien eines Untergangs - hat es also alles schonmal gegeben

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HappyMe1984  27.05.2023, 10:26
@bachforelle49

Zwischen Übergewicht und Armut gibt es auch einen klaren Zusammenhang, da gesunde Lebensmittel aufwendiger und teurer als viele ungesunde sind...

Und inwiefern ist die Reform der Pflegeversicherung denn "unempathisch" gegenüber Kindern und Familien? Wenn sich da jemand beschweren kann, dann doch eher Menschen wie ich, die keine Kinder haben und somit keine Elternzeit, keinen Kita- oder Schulplatz. kein Kindergeld und keine Steuerfreibeträge in Anspruch nehmen, aber durchgängig arbeiten, einzahlen und all das somit mitfinanzieren - und zum Dank dafür jetzt sogar NOCH mehr bezahlen müssen, obwohl wir bereits seit Jahren den "Strafzusatzbeitrag" für die Fortpflanzungsverweigerung abdrücken müssen! Ach ja, übrigens auch noch, während gleichzeitig darüber diskutiert wird, Vätern 2 Wochen bezahlten Zusatzurlaub bei der Geburt eines Kindes zu gewähren - während das Gesetz beim Tod eines Elternteils oder Ehepartners nur 2 zusätzliche bezahlte Tage einräumt...

Die Kindergrundsicherung hingegen sehe ich da wirklich als sehr sinnvoll an. Gerade weil sie gestaffelt gezahlt wird - und somit wirklich dort, wo es gebraucht wird, mehr Geld ankommt, nicht so gießkannenmäßig bei allen, also auch bei höheren Einkommen...

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bachforelle49 
Fragesteller
 27.05.2023, 15:17
@HappyMe1984

unempatisch ist, wenn im Gegensatz zu früher jede Hilfe und Beistand am Menschen nur noch in Geld interpretiert wird .. natürlich führt das zu Zweckentfremdungen und weiteren Mißständen .. folgendes: erstens wird es immer weniger "Ehrenamtler" geben, also Leute, die auch mal was unentgeltlich machen iP, was Hilfe am Menschen angeht, und zweitens ist mir sowieso aufgefallen, daß sich mittlerweile Leute auf dem Pflegemarkt rum"tummeln", die besser irgendwo am Fließband in einer Fabrik arbeiten sollten .. die wissen noch nicht einmal, daß das Wort "Beruf" von "Berufung" abstammt - aber wen wundert,s, bei der Absahnmentalitat unserer Politik usw .

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HappyMe1984  27.05.2023, 18:23
@bachforelle49

Geld ist nun mal in einem kapitalistischen System der Schlüssel zu Zugang und Möglichkeiten. Also, nicht, dass du bei mir nicht offene Türen einrennen würdest, wenn es darum geht, Kapitalismus und patriarchale Strukturen als Ursache diverser Probleme abzuschaffen, da wäre ich voll dabei ;). Aber solang das nicht geschieht, ist es für Menschen in den unteren Einkommensschichten einfach mal alltägliche Realität, dass Hartz IV bzw. jetzt unter dem neuen Namen "Bürgergeld" schlichtweg nicht zum Leben reicht. Und da ist somit jeder Euro mehr, gerade auch im Hinblick auf Kinder, die dem völlig ausgeliefert sind, einfach wichtig und richtig!

Und was ehrenamtliches Engagement betrifft: dem Kind bringt es nicht so viel, wenn es von der netten Leihoma ein Buch vorgelesen bekommt, während es am nächsten Tag hungrig zur Schule gehen muss, weil mal wieder der Kühlschrank leer ist. Und den Mesnchen im Pflegeheim bringt es auch herzlich wenig, wenn sie in ihren eigenen Fäkalien liegen müssen, weil Personal für die Pflegearbeit fehlt, aber dann der nette Ehrenamtler zum Spielenachmittag vorbei schaut. Ach, und ich selbst bin übrigens in der Kinder- und Jugendhilfe sowohl haupt- als auch ehrenamtlich tätig, hab also einen ganz guten Einblick in den sozialen Bereich und wie dort die Zustände sich in Zeiten von massivem Fachkräftemangel in Kombination mit ständig weiter gekürzten staatlichen Förderungen darstellen...

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DERstobbel  27.05.2023, 10:19

Aber kann das Konzept überhaupt funktionieren?

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HappyMe1984  27.05.2023, 10:29
@DERstobbel

Ich denke, dieses Konzept der Grundsicherung hat auf jeden Fall das Potential, deutlich zielgerichteter dort anzukommen, wo es wirklich gebraucht wird, weil die mit geringeren Einkommen dabei eben mehr bekommen. Bei "Rabatten" auf Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge profitieren hingegen am meisten die, die auch ein hohes Einkommen haben - weil diese Beträge ja prozentual vom Einkommen berechnet werden. Wer hingegen im Sozialleistungsbezug ist und somit gar keine Abgaben zahlt, hat durch solche Erleichterungen für Familien absolut nichts. Und das ist eben bei der Kindergrundsicherung endlich mal anders herum.

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soso, die Sparbücher sind zum Platzen voll - jetzt dämmert mir langsam, was all die "neuen" Gesetze und Vorstellungen so mancher einer "neuen, schönen klimaneutralen Welt" sollen: die Bürger müssen also jetzt ihre Sparbücher plündern, um die drohende Wirtschaftsflaute zu verhindern bzw. unsere "wunderbare" Zukunft sichern

glaubst du wirklich, dass diejenigen, die das allermeiste Geld haben, davon was abgeben? Freiwillig nicht und wenn ein Gesetz (egal welcher Art) kommt, das ihre Taschen etwas leerer machen würde, verpissen sie sich ins Ausland, dorthin, wo man solch hochfliegende Pläne noch nicht hat

bachforelle49 
Fragesteller
 08.07.2023, 18:03

man kann das Geld, auch das Vermögen, nicht mit ins Grab nehmen .. wenn auf der einen Seite viel Geld da ist und auf der anderen Seite für die Kinder nicht, dann ist das ein Widerspruch .. aber ehrlich gesagt, es gibt ja sowieso keine deutschen Politiker, die noch schulpflichtige Kinder haben und Anspruch auf Elternzeit beanspruchen wollten

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apt2nowhere  08.07.2023, 21:48
@bachforelle49

das Elterngeld wird momentan nur mehr vom Einkommen abhängig gemacht - also pro Familie EUR 150000,00 zu versteuerndes Einkommen?

Ich würde das nicht als "arm" bezeichnen

das Problem ist nur: wenn einmal die Leistung vom Einkommen abhängig gemacht wird, wird dieses Einkommen mit den Jahren immer weiter gesenkt - das hatten wir schon mal ähnlich mit dem Kindergeld - am Ende bekam fast keiner mehr welches - ist schon lange her, aber vergessen habe ich das nicht

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Das Problem liegt wohl bei den schätzungsweise anderen 50 %, bzw. auf deren Bankkonten.