Welchen Erziehungsstil findet ihr am besten?

Das Ergebnis basiert auf 13 Abstimmungen

demokratisch 46%
autoritativ 38%
autoritär 15%
laissez-faire/permissiv 0%
antiautoritär 0%
autokratisch 0%
egalitär 0%

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
demokratisch

ich würde sagen Bedürfnisorientiert

Kinder brauchen die Sicherheit, dass ihre Meinung zählt und ihre Gefühle und Bedürfnisse wichtig sind. Anstatt Kindern einfach zu sagen: "du machst DAS jetzt gleich so und so" ist es produktiver zu sage:" wir müssen und heute noch darum kümmern, möchtest du das jetzt gleich machen oder lieber in 10 Minuten?".

Kinder sind eher bereit, etwas zu tun, wenn ihnen eine Entscheidungsfähigkeit zugesprochen wird. wenn man beispielsweise will, dass die Kinder ihre Spielsachen weg räumen, kann man ihnen die Entscheidung überlassen, ob sie erst das Spielzeug weg räumen und dann den Schlafanzug anziehen möchten, oder ob sie lieber erst den Schlafanzug anziehen wollen und die Spielsachen dann weg räumen möchten.

Ich habe die Grundlagen von Pädagogik im Studium gehabt und kürzlich die Prüfung dazu und nicht mal ich kenne alle Begriffe hier.

Aber um es zusammen zu fassen:

Laissez-fair ist nicht gut. Es ist ein wenig wie Verwahrlosung. Bringt niemandem was, ein Kind hat ja nicht die Erfahrungen wie Erwachsene und das kann zu sehr vielen Problemen führen.

Autoritär im Sinne von: Ich bin Chef:in und das Kind muss gehorchen, sicher nicht. Dass Erwachsene aber automatisch durch ihre Erfahrungen überlegen sind, kann man nicht leugnen. Es gibt die ‚neue Autorität‘, das ist gar nicht so schlecht, jedoch nicht unbedingt als Eltern, eher im Lehrberuf.

Ansonsten: Ein respektvolles Miteinander, viel Kommunikation und Erklären, damit das Kind Dinge versteht und nicht einfach tut, weil es so gesagt wird. Gemeinsames Besprechen von Regeln/Grenzen und bedürfnisorientiert.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studentin Primarlehrerin (CH)
SakuraPeachie 
Fragesteller
 01.09.2023, 08:46
Autoritär im Sinne von: Ich bin Chef:in und das Kind muss gehorchen, sicher nicht. Dass Erwachsene aber automatisch durch ihre Erfahrungen überlegen sind, kann man nicht leugnen.

Das würde ich so nicht sagen. Ich kenne viele Menschen, die denken, weil sie schon einige Jahrzehnte lang leben, haben sie automatisch mehr Erfahrung. Aber Erfahrungen macht man durch Gelegenheit.

Ein Beispiel: Meine Großmutter ist sehr behütet und verwöhnt aufgewachsen und wurde dann von ihrem Ehemann gleich behandelt. Seit er verstorben ist, ist sie extrem hilflos - nicht nur im Sinne von täglichen Aufgaben wie Geld abheben oder alleine Zug fahren, sondern auch im zwischenmenschlichen Sinne. Sie verträgt absolut keine Kritik und hat keine Menschenkenntnis, weil die beiden Männer, die in ihrem Leben die Hauptrollen spielten, sie verhätschelten und weil sie kaum Kontakt zu anderen Menschen in anderen Lebenssituationen hatte. Meine Urgroßmutter (Omas Schwiegermutter), die ihre Kinder alleine großziehen musste und zwei Jobs hatte, weil ihr Mann nicht aus dem Krieg heimkam, hatte keinerlei Verständnis für die Allüren meiner Großmutter.

Ich wiederum habe durch traumatische Erfahrungen mit sechs Jahren schon meine ausgezeichnete Menschenkenntnis und viele andere Fähigkeiten entwickelt, die eigentlich nur Erwachsene haben sollten. Ich wurde gezwungen, von jetzt auf gleich aufzuwachsen, weil ich überleben musste. Weil Gefahr von den Personen ausging, die mich davor hätten beschützen sollen.

Ich habe in vielerlei Hinsicht viel mehr Erfahrung als meine Großmutter, und das ist weder gut noch schlecht, sondern es ist eben so.

Erfahrung kommt nicht durch Zeit, sie kommt durch das, was einem eben widerfährt, und das ist etwas sehr Individuelles.

Ansonsten: Ein respektvolles Miteinander, viel Kommunikation und Erklären, damit das Kind Dinge versteht und nicht einfach tut, weil es so gesagt wird. Gemeinsames Besprechen von Regeln/Grenzen und bedürfnisorientiert.

Meine Meinung. :)

Es gibt die ‚neue Autorität‘, das ist gar nicht so schlecht, jedoch nicht unbedingt als Eltern, eher im Lehrberuf.

Was genau meinst du damit?

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Tierglueck  01.09.2023, 19:53
@SakuraPeachie

Trotzdem kommt Erfahrung auch mit Zeit. Man kann insgesamt mehr verschiedene Erfahrung sammeln mit längerer Zeit. Aber natürlich ist das nicht alles. Allgemein kann man aber sagen, dass Erwachsene im Durchschnitt deutlich mehr Lebenserfahrung haben als Kinder.

Zur neuen Autorität, hab ich das hier grad kürzlich dazu gesehen, ist sehr kurz und passend beschrieben:

“Genau hier setzt das Modell der Neue Autorität von Prof. Haim Omer (Universität Tel Aviv) und seinem Team an. Durch persönliche Präsenz (Selbstverankerung)und die Wachsame Sorge (Ankerfunktion) der Erwachsenen, wird ein Rahmen für einen erfolgreichen Entwicklungsprozess hergestellt. Dadurch wird ein respektvolles, konstruktives Miteinander ermöglicht, das zur Erreichung der gewünschten Ziele beiträgt.“

Quelle: https://www.neueautoritaet.at/über-uns/saeulen-der-neuen-autoritaet.html

Also ja doch, eigentlich auch für Eltern geeignet. Ich kenne es aus der Lehrer:innenausbildung :)

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Es ist so ziemlich aus allem eine Mischung. Bei bestimmten Dingen gibt es einfach keine Diskussion, da lasse (ließ) ich keine Experimente zu - wie z.B. beim Verhalten im Straßenverkehr und in bestimmten anderen Situationen.

Dann gibt es Situationen, da können sie selbst entscheiden, da halte ich mich komplett raus.

Es gibt auch Umstände, da finden wir gemeinsam Regeln, Umstände, da finden wir Kompromisse, Umstände, da habe ich den Letztentscheid,.... Es ist aber immer abhängig von der Situation, dem Alter und schließlich auch dem Kind selbst. Was ich bei einem gemacht habe, muss nicht zwingend für das andere auch das Richtige sein.

SakuraPeachie 
Fragesteller
 30.08.2023, 11:27

Da stimme ich dir zu.

Nur sollte man dem Kind meiner Meinung nach gerade bei nicht verhandelbaren Regeln, die die Sicherheit gewährleisten sollen, z.B. im Verkehr, erklären, wieso diese Regeln so wichtig sind.

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Allyluna  30.08.2023, 11:31
@SakuraPeachie
Nur sollte man dem Kind 

Warum das "Nur"? Das ist selbstverständlich und nutzt nicht nur dem Kind, sondern auch dem Elternteil.

1. bleiben erklärte (und verstandene!) Umstände besser hängen (gilt für alles, auch z.B. in der Schule Gelerntes) und 2. dient es auch dazu, dass man als Eltern erstmal selbst reflektieren muss, warum man diese Regel überhaupt in diesem Umfang aufstellt.

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autoritativ

Grundsätzlich sollte ein Erziehingsstil immer angepasst werden. Ein Schulkind kann sich viel besser selbst einschätzen als ein Kindergartenkind. Also benötigt ein 3-Jähriger auch deutlich mehr Regeln, Strukturen und Rituale, die ihm Sicherheit geben, als ein 8-Jähriger.

Ich bin aber der Meinung, dass man Kindern liebevoll einen Weg bereiten muss, der die Persönlichkeitsentwicklung bestmöglich unterstützt. Dazu sind Pflichten, Regeln und Konsequenzen (keine Strafe) genauso wichtig wie ihnen Freiheiten zu gewähren. Alles altersgerecht und individuell an die Persönlichkeit des Kindes angepasst.

autoritativ

Autoritativ, weil demokratisch in einer idealen Welt mit idealen Kindern und noch idealeren Erwachsenen zwar schön wäre, aber zufällig lebe ich da nicht 🤷‍♀️

Ich halte klare Rahmen und entwicklungsentsprechende Grenzen mit klar formulierten Erwartungen und bekannten Konsequenzen für hilfreich.

Das gibt genug Raum um sich gut zu entwickeln, genug Sicherheit für das Kind, das auch nicht immer wieder neu Grenzen austesten muss (so wenig Regeln wie möglich, aber so viele wie nötig. Und die werden dann auch befolgt, sonst wären sie ja nicht nötig).

SakuraPeachie 
Fragesteller
 31.08.2023, 09:30

Das heißt ja nicht, dass man die Regeln nicht zusammen mit dem Kind ausmachen kann und vor allem auf Augenhöhe mit seinem Kind sein kann.

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Pausenraum  31.08.2023, 15:58
@SakuraPeachie

Mir wird das Wort „Augenhöhe“ zu inflationär gebraucht. Egal, wie man es dreht: kleine Kinder sind schutzbedürftig. Und sie haben weder die Erfahrungen noch das Wissen von Erwachsenen. Und nebenbei auch noch nicht das abstrakte Denken. Ich erkläre Regeln kindgerecht, aber wenn für dich Augenhöhe Gleichberechtigung bedeutet, ist das einfach Makulatur. Es ist schön, wenn meine Erklärungen dazu führen, dass das Kind die Regeln halten möchte. Aber wenn nicht, ändert das nichts: die Regeln gibt es trotzdem. Und da ist jeder, der da was von Augenhöhe erzählt ein Schönredner.

Simples Beispiel: Ein eigentlich sonst sehr vernünftiges 2jähriges Kind hat einen Trotzanfall und reißt sich von der Hand los. Die Regel heißt: Sie läuft an der Hand. Da läuft sie nicht, weil ich so diktatorisch bin, sondern weil der Verkehr an Frankfurter Hauptverkehrsstraßen für sie gar nicht einschätzbar war. Ist wirklich passiert und ich habe sie gerade noch wegziehen können, weil Fräulein Wutbürgerin natürlich auf die Fahrbahn lief.

Da diskutiere ich nicht, da gibt es auch keine Abstimmung und Augenhöhe wäre Lüge. Da habe ich das Sagen und gut ist.

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SakuraPeachie 
Fragesteller
 01.09.2023, 08:49
@Pausenraum

Um mich selbst zu zitieren:

Ich kenne viele Menschen, die denken, weil sie schon einige Jahrzehnte lang leben, haben sie automatisch mehr Erfahrung. Aber Erfahrungen macht man durch Gelegenheit.

Ein Beispiel: Meine Großmutter ist sehr behütet und verwöhnt aufgewachsen und wurde dann von ihrem Ehemann gleich behandelt. Seit er verstorben ist, ist sie extrem hilflos - nicht nur im Sinne von täglichen Aufgaben wie Geld abheben oder alleine Zug fahren, sondern auch im zwischenmenschlichen Sinne. Sie verträgt absolut keine Kritik und hat keine Menschenkenntnis, weil die beiden Männer, die in ihrem Leben die Hauptrollen spielten, sie verhätschelten und weil sie kaum Kontakt zu anderen Menschen in anderen Lebenssituationen hatte. Meine Urgroßmutter (Omas Schwiegermutter), die ihre Kinder alleine großziehen musste und zwei Jobs hatte, weil ihr Mann nicht aus dem Krieg heimkam, hatte keinerlei Verständnis für die Allüren meiner Großmutter.

Ich wiederum habe durch traumatische Erfahrungen mit sechs Jahren schon meine ausgezeichnete Menschenkenntnis und viele andere Fähigkeiten entwickelt, die eigentlich nur Erwachsene haben sollten. Ich wurde gezwungen, von jetzt auf gleich aufzuwachsen, weil ich überleben musste. Weil Gefahr von den Personen ausging, die mich davor hätten beschützen sollen.

Ich habe in vielerlei Hinsicht viel mehr Erfahrung als meine Großmutter, und das ist weder gut noch schlecht, sondern es ist eben so.

Erfahrung kommt nicht durch Zeit, sie kommt durch das, was einem eben widerfährt, und das ist etwas sehr Individuelles.

Simples Beispiel: Ein eigentlich sonst sehr vernünftiges 2jähriges Kind hat einen Trotzanfall und reißt sich von der Hand los. Die Regel heißt: Sie läuft an der Hand. Da läuft sie nicht, weil ich so diktatorisch bin, sondern weil der Verkehr an Frankfurter Hauptverkehrsstraßen für sie gar nicht einschätzbar war. Ist wirklich passiert und ich habe sie gerade noch wegziehen können, weil Fräulein Wutbürgerin natürlich auf die Fahrbahn lief.
Da diskutiere ich nicht, da gibt es auch keine Abstimmung und Augenhöhe wäre Lüge. Da habe ich das Sagen und gut ist.

Natürlich machen Kinder auch mal Dummheiten. Aber man muss ihnen eben sagen, wieso es gefährlich ist, wenn sie nicht an der Hand bleiben - so oft, bis sie es verstehen. Und natürlich muss man trotzdem auf sie aufpassen und sie festhalten.

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