Welchen Einfluss hat Gott auf euer Leben?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Als ich noch gläubig war, spielte er witzigerweise kaum eine Rolle.

Er hat mir höchstens Angst gemacht, wenn es ein Gewitter gab. Ich dachte damals, Gott wäre dann furchtbar wütend.

Man hat einfach an ihn geglaubt, weil es normal war. Und ihm jedes gute Ereignis zugesprochen.

Aber irgendwann merkt man, dass Gott sich einen Sch*** für irgendjemanden interessiert und diese guten Ereignisse oft Gott zugesprochen werden, obwohl es der eigene Verdienst war. Ich erinnere mich daran, wie ich im Religionsunterricht eine Seite fand, in der Schüler erzählten, warum sie beten. Eine sagte, sie fände es wichtiger, sich bei Gott zu bedanken, anstatt ständig etwas zu erbitten und sprach Gott ihre gute Schulnote zu. Aber es war doch ihr eigener Verdienst.

Um es mal anders zu formulieren: den Einfluss, den Gott u. a. hat ist, dass man glaubt, die eigene Leistung ist von Gott abhängig und das halte ich für toxisch.

Ich bin froh, meine Erfahrungen mit Gott gemacht zu haben. Denn sie ermöglichen es mir, ein Stück weit das Ganze nachvollziehen zu können. Auf der anderen Seite bin ich sehr froh, dass ich mich davon lösen konnte. Denn nach den ersten Zweifeln kamen sehr viele Gründe, sich davon zu lösen. Für viele mag Gott ja Halt bedeuten. Aber es ist meines Erachtens ein illusorischer Halt, der einen Abhängig macht


Croover 
Fragesteller
 15.08.2021, 12:23

Genau, was ich denke👍👍

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Da ich als Kind schon Jesus zusammen mit meinen großen Bruder begenet bin, dies so leibhaftig wie einen normalen Menschen, dieser aber nach seiner Nachricht für uns sich in Luft auflöste, glaube ich definitiv an diesen Jesus.

Dank ihm kann man Gottesbeziehung erleben, was sich u.a. in der Geistesfrucht zeigt. Die göttliche Rüstung hat genauso was damit zu tun, was Gott für uns sein wil.

Allein der heute für mich erlebbare Friede in Gottes Gegenwart ist unbezahlbar, gerade in unseren Zeiten und gleichzeitig eine tröstende Hoffnung wo ich in Ewigkeit sein werde.

Auch Gebetserhörungen, wo Gott mir andere Christen zu Hilfe sandte (welche ich vorher nicht mal kannte), weil ich sonst alleine nicht klar gekommen wäre, sind unbezahlbare Meilensteine für mein Leben gewesen.

Im Vergleich zu Gott gibt es keinerlei Sicherheit - denn alles auf dieser Welt ist vergänglich und bloß eine Illusion an Sicherheit.

Hast du einen Job? Den kann manverlieren.

Bist du gesund? Kannst du verlieren.

Geld? Auch nicht sicher.

Freunde? Kommen und gehen.

Meine Intelligenz lässt auch immer mehr nach. Meine Kraft verlässt mich aufgrund meines Alters. Meine Augen werden Schwächer. Doch ich schau Gott dankbar auf die Zeit zurück wo ich noch gesund war... es waren nur vergängliche Geschenke - allein Gott ist ewig, so wie meine Kindschaft zu ihm.

Naja ich glaube an Gott und gehe regelmäßig in die Kirche und bin Organist in meiner Gemeinde

Zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich sehr angetan bin von deiner Art zu Fragen. Als gläubiger Mensch lese ich darin eine Frage eines Atheisten, die frei von Besserwisserei und Häme ist und die von ehrlichem Interesse zeugt. Ich bin geneigt, hinter deiner Frage einen Menschen zu sehen, der findet: Ich habe als Atheist meinen Standpunkt, ihr habt euren und das können wir gut so stehen lassen. Damit hebt sie sich wohltuend ab von vielem, was hier sonst so atheistischerseits zu lesen ist.

Nun zur Frage: Ich finde sie sehr interessant, weil ich häufiger Fragen dazu lese, was der Glaube einem bedeutet, aber nicht so häufig dazu, was er bewirkt.

Bei mir wirkt er vor allem Geborgenheit, Lebensfreude und Eingebundensein in eine Gemeinschaft. Zu den zentralen Überzeugungen des christlichen Glaubens gehört es ja, dass alle Menschen von Gott geliebt sind, ohne dass sie dafür etwas tun können oder sollen. Dass Gott freundlich auf uns blickt, können wir uns durch nichts, durch keine Taten oder sonst etwas verdienen. Sondern das Wohlgefallen Gottes schenkt uns Gott.

Gutes tun im Sinne von Gottesliebe und Nächstenliebe, im anderen Menschen Gottes Ebenbild erkennen und Menschen entsprechend wertschätzend zu begegnen, all das tue ich ja nicht in erster Linie, um Gott zu gefallen, sondern vielmehr aus Dankbarkeit dafür, dass ich von Gott geliebt bin.

Das macht mich frei von einer Ethik des "do ut des" (ich gebe, damit du mir etwas gibst). Sondern ich engagiere mich zum Beispiel für Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz, weil ich glaube, dass das von Gott her gut ist und nicht, weil ich glaube, etwas dafür zu bekommen.

Es hilft mir, an manchen Dingen nicht zu verzweifeln. Wenn ich mir eines meiner Herzensthemen anschaue, den Umwelt- und Klimaschutz, da sieht es ja im Moment echt nicht gut aus, ebenso beim das Thema globale Gerechtigkeit. Da könnte ich leicht denken: Was soll das alles noch, die Welt ist eh am Arsch. Lass uns, die wir privilegiert sind, einfach das Leben die paar Jahre, die es noch geht, genießen. Warum soll ich mich da engagieren. Und solche Gedanken kommen mir auch oft.

Mein Glaube an Gott ist es, der mich dann doch weitermachen lässt. Dass es irgendwie doch einen Sinn hat, sich für eine lebenswerte Welt auch für die Kinder Gottes der nächsten Generation zu erhalten, dass es lohnt, sich dafür einzusetzen, dass die Welt etwas gerechter wird, auch wenn ich das im Moment so gar nicht sehe.

Mein Glaube macht mich auch gelassen im Hinblick darauf, mir einen Namen zu machen oder gar, künftigen Generationen noch bekannt zu sein. Klar, wenn es in 100 Jahren auch noch Leute gibt, die die Dinge, die mir wichtig sind, ehren und heiligen, dann freut mich das natürlich. Aber meinen Namen der Nachwelt zu erhalten, das brauche ich nicht. Eine Generation nach mir wird sich vielleicht noch an meinen Namen erinnern. An manche Namen erinnert man sich mehrere Jahrhunderte, an Aristoteles sogar seit 2500 Jahren. Aber was sind selbst 2500 Jahre gemessen an einer vier Milliarden alten Erde? Irgendwann, spätestens, wenn es keine Menschen mehr gibt, weil die Erde menschliches Leben nicht mehr ermöglicht, erinnert sich niemand mehr an einen menschlichen Namen. Mein Glaube hilft mir, mit dieser Einsicht relativ gut klar zu kommen.

Und auch im Blick auf Mitmenschen hilft mir das: Ich freue mich natürlich, wenn ich merke: ich konnte zum Wohlergehen anderer Menschen beitragen. Aber ich lebe nicht, und schiele nicht danach, um bei anderen Menschen gut anzukommen. Und nach einer nicht so gelungenen menschlichen Begegnung weiß ich immer: gelingende menschliche Begegnung ist zwar wichtig, aber nicht über alle Maßen wichtig, da ist immer noch Gott, mit dem ich in intensivem Gebetsaustausch bin. Ich bin auch manchmal von Zweifeln begleitet, was für mich zu einem lebendigen Glaubensleben dazugehört.

Ich denke, an dem, wie du Christ*innen siehst, ist was dran. Es beschreibt allerdings aus meiner Sicht für den christlichen Glauben Wesentliches teilweise recht ungenau. Wenn du zum Beispiel schreibst, Gott sei eine "mentale Stütze," so sehe ich einen Hauch von dem, worauf es mir als Christe ankommt, in der Tat darin. Ich habe mir überlegt, wie man das umformulieren könnte: Mental trifft es nicht so gut, weil es nicht nur um den Verstand geht, sondern um noch andere Dimensionen. Und Stütze klingt mir zu wenig positiv, zu sehr nach Krücke (auch wenn ich natürlich für diejenigen, die eine solche brauchen, ihren positiven Wert niemals in Abrede stellen würde). Ich würde daher "mentale Stütze" durch "geistliche und emotionale Ressource" ersetzen. Dann passt es für mich gut.

Im letzten Absatz deiner Frage schreibst du von Garantie für Sicherheit. Da ist es ähnlich, es enthält einen Funken von dem, was mir wichtig ist, aber eben nur einen Funken. Kategorien wie Garantie oder Sicherheit vertragen sich für mich nicht so gut mit Glauben. Der Glaube ist für mich vielmehr eine Ressource, um mit Unsicherheiten gut umzugehen, um vertrauen zu können. Es gibt für mich keine Garantien. Sondern ich muss mich auf alles, was mir das Leben vor die Füße wirft, immer wieder neu einlassen und ich habe überhaupt keine Garantie dafür, wie das ausgeht. Der Glaube hilft mir, zu vertrauen, dass das schon gehen wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium und Berufserfahrung

Croover 
Fragesteller
 17.08.2021, 17:14

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Da habe ich als Atheist auch wieder etwas dazugelernt. Ich glaube, was diese ewige Streiterei zwischen Atheisten und Theisten am Laufen hält, ist, dass man sich oft nicht gegenseitig zuhört. Denn was ich zum Beispiel in deiner Antwort gelernt habe, ist, dass die Ansichten von Atheisten und Theisten gar nicht so grundverschieden sind, wie man zuerst vielleicht annehmen könnte und, dass Theisten von Atheisten oft falsch verstanden werden.

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filmfan69  17.08.2021, 22:36
@Croover

Danke für deinen Kommentar! Ich freue mich über deine Rückmeldung, dass dir meine Antwort was gebracht hat. Ja, ich denke, es ist sehr wichtig, dass man einander zuhört. Mir ist natürlich auch klar, dass an der Verhärtung auch religiöse Menschen ihren Anteil haben und dass es religiöse Menschen gibt, die sehr verabsolutierend daherkommen, was fürs Gespräch mit Atheisten schwierig sein kann - und was auch für mich schwierig ist. Ich halte mich für einen tiefgläubigen, überzeugten und praktizierenden Christen und ich stehe wenig überraschend mit vielen Mitchrist*innen in sehr freundlichem Austausch. Und dennoch begegne ich mitunter auch Christ*innen, mit denen mir der Dialog über Glaubenssachen echt schwerfällt und wo ich manchmal sogar keinen anderen Weg sehe, als das Gespräch abzubrechen,, auch wenn ich mir das nicht leicht mache.

Im “realen” Leben ist es ja zum Glück auch öfters so, dass Religiöse und Atheisten zu guten Gesprächen zusammen finden. Zum Beispiel ist Gregor Gysi ein prominenter Atheist, der in sehr konstruktivem, geradezu freundlichem Dialog mit diversen religiösen Menschen steht.

Nur in den sozialen Medien, auch in den sozialen Netzwerken, wird das Thema Religion und Atheismus für meinen Geschmack allzu häufig mit Schaum vor dem Mund geführt.

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Mir persönlich (ich bin Christ) hilft ein Glauben mir in vielen Bereichen. Er gibt mir Motivation, ich wurde allgemein einfach ein besserer Mensch usw. und es hilft mir auch viel bei einem psychischen Problem das ich habe (ich vermute das es Psychosis oder Derealisation ist, am wahrscheinlichsten Derealisation). Ich habe deswegen, und aufgrund ein paar anderen Problemen, diese Woche gefastet, und gestern habe ich einen enormen Fortschritt gemacht (könnte sogar fast schon sagen ich bin vollkommen geheilt) . Und auch weitere solche kleinen "Wunder" geschehen mir öfters.