Welche Aussage kann man über den pH-Wert machen?

3 Antworten

Die Frage birgt ein "Stolperpotential". Chlorwasserstoff zählt mit einem pK_s-Wert von ca. -6 zu den sehr starken Säuren. D.h. Chlorwasserstoff dissoziiert in Wasser nahezu vollständig. Man möchte nun meinen, dass man den pH-Wert der genannten Lösung über pH=-log(10^-8)=8 berechnen kann.

Das wäre aber nicht nur falsch, sondern auch unlogisch, da auch eine sehr schwach saure Lösung keinen alkalischen pH-Wert aufweisen würde.

Aber: Wasser steht mit H^+- und OH^--Ionen im Gleichgewicht. Bei Raumtemperatur sind das ganz grob 10^-7 mol/L von jeder Ionensorte. Man darf hier also nicht den Löwenanteil an H^+ unterschlagen, der schon vorhanden ist.

Die Konzentration in der Lösung beträgt also nicht 10^-8 sondern 10^-8 + 10^-7 mol/L an H^+-Ionen (=1,1*10^-7). Dies entspricht einem pH-Wert von circa 6,96.

Du musst immer bedenken, dass eine Änderung auf der pH-Skala, eine Konzentrationsänderung um Größenordnungen bedeutet. Möchte man z.B. den pH-Wert von 10^-2 mol/L H^+ berechnen, unterschlägt man so gut wie immer die 10^-7 mol/L H^+ des Wassers, da diese Konzentration im Vergleich zur höheren Konzentration viel zu gering ist (0,001%).


indiachinacook  22.06.2021, 22:41

Deine Rehnung ist nicht wirklich richtig, weil Du nicht bedenkst, daß die Zugabe von ein bißchen H₃O⁺ zu einer neutralen Lösung c(H₃O⁺)=c(OH⁻)=10⁻⁷ mol/l das Dis­so­zia­tions­gleich­ge­wicht verschiebt. Daß muß es aber, denn in der von Dir vorgeschla­ge­nen Ant­wort kom­men ja 10⁻⁷ mol/l H₃O⁺ aus der Autoprotolyse und daher müßten auch eben­soviel OH⁻-Ionen in der Lösung herumschwimmen.

Aber in einer wäßrigen Lösung kann nicht gleichzeitig c(H₃O⁺)=1.1⋅10⁻⁷ mol/l und c(OH⁻)=1⋅10⁻⁷ mol/l gelten, weil deren Produkt nicht die geforderten Kw=10⁻¹⁴ mol²/l² ergibt.

Daher müssen auf die Zugabe von 10⁻⁸ mol/l H₃O⁺ zu einer neutrolen Lösung ein paar H₃O⁺ mit OH⁻ zu Wasser rekombinieren. Genauer gesagt, 5⋅10⁻⁹ mol/l H₃O⁺ reagieren mit eben­so­viel OH⁻ zu Wasser, dann verbleiben 10⁻⁷ + 10⁻⁸ − 5⋅10⁻⁹ = 1.05⋅10⁻⁷ mol/l H₃O⁺
und 10⁻⁷ − 5⋅10⁻⁹ = 0.95⋅10⁻⁷ mol/l OH⁻ in der Suppe, und das Produkt stimmt.

In diesem Fall ist das ein Streit um des Kaisers Bart, denn die Lösung reagiert fapp neutral. Bei einer 10⁻⁷ mol/l HCl ist der Unterschied etwas merklicher: Deine falsche Rechnung ergäbe pH=6.70, richtig ist pH=6.79.

Falls Du eine Formel zum Ausrechnen brauchst: pH = −lg ( √(¼c₀²+Kw) + ½c₀ )
Diese Formel funktioniert für eine starke Säure in jeder Konzentration c₀ und liefert für Konzentrationen c₀≫√Kw das erwartete Resultat pH≈−lg(c₀).

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In reinem Wasser schwimmen 10⁻⁷ mol/l H₃O⁺ herum, und zwar wegen der Auto­proto­lyse des Wassers

2 H₂O ⟶ H₃O⁺ + OH⁻

Jetzt kommen nochmals 10⁻⁸ mol/l dazu, das ist ein Zehntel von dem, was vorher schon da war. Das wird die Autoprotolyse zurückdrängen, also das Autoprotolyse­gleichgewicht nach links verschieben (Produktzugabe führt ja nach dem Le-Cha­te­lier-​Prinzip immer zur Begünstigung der Rückreaktion).

Unsere Lösung wird also eine H₃O⁺-Konzentriation größer als 10⁻⁷ mol/l haben, und klei­ner als 10⁻⁷+10⁻⁸ = 1.1⋅10⁻⁷ mol/l, entsprechend einem pH zwischen 7 und 6.96. Eine genauere Rechnung zeigt, daß man in guter Näherung in der Mitte zwi­schen bei­den Wer­ten liegt, also c(H₃O⁺)=1.05⋅10⁻⁷ mol/l und pH=6.98.

In der Praxis ist das so gut wie neutral.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

MeisterRuelps, UserMod Light  22.06.2021, 18:55

Man müsste noch die Autoprotolyse mit einberechnen, aber gerundet käme man dann so auf den Wert 6,975 oder in der Region. Die Rechnerei lasse ich mal außen vor.

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Schöne Fangfrage, aber überleg mal folgendes:

Du hast eine sehr stark verdünnte Säure. Was kann also niemals passieren?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – MSc in Biochemie