Wegen meine Religion bei Vorstellungsgespräch Provokative Fragen?

8 Antworten

Deine Frage lässt sich auf mehreren Ebenen beantworten:

  1. Auf Basis der Mühe. Es hat sicher Nachteile, wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist. Einige Konzepte wird man vielleicht nie verstehen, und daraus ergeben sich typische Fehler. Im Russischen gibt es z.B. keinen Artikel, und wann der bestimmte und wann der unbestimmte im Deutschen benutzt wird, ist eigentlich ganz klar. Wenn man ihn mit der Muttermilch eingesogen hat. Ansonsten gibt es zig Sonderregeln und Ausnahmen, die jeder Muttersprachler anwendet, ohne sie überhaupt zu kennen. Auf der anderen Seite macht ein Nicht-Muttersprachler einige Fehler nicht, weil er die Regeln kennt, die Mutterspachler nur unbewusst anweden. Dein Beitrag zeigt eigentlich nur eins, mangende Sorgfalt. Und wenn du deine Frage in Wut geschrieben hast, ohne Mühe oder Respekt, dann hast du deine Wut an den falschen ausgelassen. Auch (und gerade) im Berufsleben darf man das nicht.
  2. Auf Basis der Regeln. Die verbieten solche provokanten und diskiminierenden Fragen. Daher ist es richtig, wie du reagiert hast. Man darf sich weder von Kollegen noch von Chefs, auch nicht von Kunden provozieren lassen. Sich das klar und höflich zu verbitten, ist eine wichtige Tugend, oder im Berufsleben wohl eher eine Fähigkeit oder neudeutsch "Skill". Ich hatte nicht viele Vorstellungsgespäche, und kann nicht beurteilen, ob absichtliche Provokationen zum Alltag der Bewerbungen gehören, um zu sehen, wie der Bewerber damit umgeht. Vielleicht waren die Gegenüber auch einfach nur dumm.
  3. Auf Basis der Gemeinschaft. Deutschland ist ein Einwanderungsland, und der Islam gehört zu Deutschland. Egal ob man es wahrhaben will oder nicht, oder ob man es ausprechen mag oder nicht. Ich lebe nicht nur in einer westdeutschen Großstadt, ich habe auch lange als Unternehmensberater gearbeitet. Ich kenne privat oder beruflich Menschen aus vielen Ländern, auch aus exotischen Ländern wie Österreich ;-) Nie ist da Nationalität ein Thema, und nie die Religion. Wenn da jetzt viele aufgescheuchte Hühner gackernd rumflattern, und meinen, ihr eigenes Süppchen kochen zu können, die landen auch wieder, manche im verdienten Suppentopf der Geschichte.
  4. Auf Basis des Individuums. Du wurdest ungerecht behandelt. Keine Frage. Ich wurde auch ungerecht behandelt. Das ist kein Wettbewerb. Du musst sehen, wie du im Leben zurecht kommst, wie jeder. Und du hast die Grenzen erkannt und behauptet, wo du keine Kompromisse eingehst. Du wirst deinen Weg finden, der ohne faule Kompromisse möglich ist. Es gibt auch hinnehmbare Kompromisse.

Ich kenne dich nur von dieser Frage, die einen eher zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Du bist kein Bittsteller, sondern ein Angebot. Es liegt an dir, es für die andere Seite lohnend erscheinen zu lassen.

Und es liegt auch an dir, zu entscheiden, ob das Angebot der Gegenseite dir lohnend erscheint.

Und je besser dein Angebot ist, um so freier kannst du entscheiden. Das ist die Lage, egal wer sich das ausgedacht hat.
Gesucht werden Menschen, die eine Lage angemessen einschätzen und darauf reagieren.


delltaflo 
Fragesteller
 12.02.2016, 18:35

Uaooo also heute ist echt mein Glückstag und ich bekomme wirklich sehr Gute Antworten und scheinen ein super Mensch zu sein. Und auch sehr erfahrend. Besten dank ich werde mir das märken. 

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Top-Reaktion! Nicht jeder hätte den Mut gehabt so zu antworten wie du heute. Und du musst dem auch nicht nachtrauern. Könntest du dir ernsthaft vorstellen unter einem Chef mit einer so naiven Einstellung zu arbeiten? Nein, deine Reaktion war genau richtig. Und wenn dich nochmal jemand so fragt würde ich wieder das Gespräch direkt beenden. Alleine dir offensichtlich - auch wenn es als Spaß gemeint ist - indirket Terrorismuszuneigung zu unterstellen ist dermaßen dreist und beleidigend, ich würde das sogar als Leserbrief in der Zeitung öffentlich machen. Und vielleicht kriegst du durch sowas von vernünftigen Arbeitgebern sogar Stellenangebote. Alles Gute!


delltaflo 
Fragesteller
 12.02.2016, 14:19

Danke für deine Wunderbare Antwort. Du hast recht hab mir auch gedacht wen diese Mobbing-Fragen schon nach den ersten 15 Min kommen will ich nicht Wissen was die nächste Jahren im zusammen Arbeit noch kommen würde. Du hast recht, meine Freundin ist eine Deutsche war auch schockiert, und hat mir auch gesagt ich sollte das mal Melden. Das Problem ist ich bin 25 und schlank, wen ich mein Bart weg mache sehe ich sehr Jung aus. Darum verzichte ich drauf. Liebe Grüsse

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Fraganti  12.02.2016, 14:38

Dir ist gar nicht klar, dass Personaler und zukünftige Chefs allzugern das mögliche Stresslevel und die mentale Belastbarkeit ihrer potentiellen Angestellten durch unangenehme und für den Befragten stressige Fragen testen wollen. 

Die Reaktion des Fragestellers war vollkommen daneben! Er hat sich selbst als naiv geoutet. Er hat die Situation nicht souverän gemeistert, sondern ist ausgetickt, obwohl es eine Frage war, die er gar nicht hätte beantworten müssen. Er wurde auf eine neutrale Sachfrage hin persönlich beleidigend. Er reagierte wie ein Hitzkopf, der mit einem Schnipp aus der Fassung und dem Konzept zu bringen ist.  Er hat sich selbst aus dem Auswahlverfahren geworfen. 

Eine der möglichen, richtigen Antworten wäre ein ruhiges :"Ich weiß, dass ich gar nicht auf diese Frage antworten bräuchte, aber wenn es Sie persönlich interessiert...ich ziehe Spanien als Urlaubsziel doch deutlich vor." gewesen und wenn du richtig clever bist, verbindest du es noch mit dem Name-Dropping von 1-2 kulturellen, dortigen Sehenswürdigkeiten, anstatt mit Party-Strand. Schon läuft die Sache und du wirkst kompetent, intelligent und umgänglich.

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Es ist nicht dein Fehler, aber es sind extremistische Anhänger deiner Religion, die in letzter Zeit in Europa sehr viel Terror verbreitet haben. Daher ist es vielleicht nicht fair, aber dennoch verständlich, wenn du bezüglich deiner Überzeugungen von einem Unternehmen sehr genau unter die Lupe genommen wirst, bevor sie dich einstellen. 

Wichtig ist, dass du dann ruhig bleibst und dich nicht provozieren lässt, denn das würde sie nur noch misstrauischer machen. Natürlich musst du eine solche Frage nicht beantworten, aber auch das kann natürlich einen negativen Eindruck machen. Bleib höflich und professionell, geh nicht zu intensiv auf das Thema ein und betone stattdessen, dass dir Toleranz wichtig ist oder dass du dich kulturell gut integriert hast in Deutschland, auch wenn deine Religion eine andere ist. 


delltaflo 
Fragesteller
 12.02.2016, 14:16

Ja aber du kannst auch nicht jemanden der zum Psychoater frag würdest du die nächste Zeit Amok laufen ?. Dann sollten Sie auch jeden Amerikaner fragen, gehst du die nächste Zeit mit Drohne fliegen, und Bomben Werfen. Dummheit hat keine Grenzen und meine Meinung nach sin immer 2 an einem Krieg schuld. Es gibt nicht die Guten und die schlechten. Aber wie es aussieht haben die Menschen mit wenig Logik, eine gute Chance als Arbeitgeber. Nicht das ich mich in Politik einmischen will aber ist meine Meinung. Die Menschen haben immer getötet ob mit Muslimen oder ohne. Ob mit Juden oder ohne. Lg

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luteka  12.02.2016, 14:23
@delltaflo

Ich mache dir keinen Vorwurf, natürlich ist das Denken "Muslim = potentieller Terrorist" nicht rational. Jemand, der zum Beispiel in einer psychiatrischen Anstalt war, muss sich höchstwahrscheinlich bei einem Bewerbungsgespräch auch auf eine Weise erklären, die nicht gerecht ist und ihn verletzt. Ich versuche nur zu erklären, was möglicherweise in den Köpfen deiner Gesprächspartner vorging und wie ich an deiner Stelle darauf reagieren würde, wenn es wieder vorkommt. :-)

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delltaflo 
Fragesteller
 12.02.2016, 14:26
@luteka

Ja ich verstehe das schon, eine andere Erklärung hab ich bei so eine Frage auch nicht. Danke dir für deine Antwort. Durch euch hab ich wider Mut. Lieb von euch, und alles Gute dir :-)

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Ich versuche das mal aus der Sicht des Fragenden zu sehen:

Es ist ja im Moment ein großes Thema, dass es eine ganze Reihe von radikalen Moslems gibt, die gewalttätig sind. Das hat auch der Fragesteller mitgekriegt und das dürfte ihn auch beschäftigen. Es sind nur einige, die nach Syrien gehen und die werden auch keinen Job suchen. Dass darin an sich ein Widerspruch liegt, sehe ich auch. Ich vermute aber, dass der Frager um die Ecke gedacht hat und eigentlich gar nicht wissen will, ob du dorthin gehen willst sondern eigentlich interessiert er sich dafür, ob du mit den radikalen Moslems sympathisierst. Einen solchen Sympathisanten möchte vermutlich keiner einstellen, weil das früher oder später zu Unruhe in der Firma führen würde.

Natürlich ist der Anteil an Sympatisanten gegenüber den Moslems, die die Gewalt selber ablehnen, relativ klein. Aber woher soll der Frager wissen, zu welchen Moslems du gehörst? Das ergibt sich weder aus den Papieren noch kann dir der Frager hinter die Stirn gucken.  Also stellt er dir die "Fangfrage". Er will nicht wirklich wissen, ob du selber nach Syrien willst, er will eigentlich nur wissen, wie du dazu stehst.

Ich mache jede Wette, wenn du in die Richtung antwortest: "Ich bin überzeugter Moslem und für mich ist der Islam eine Religion des Friedens. Die Gewalt in Syrien lehne ich daher ab.", dass dann das Thema gleich wieder vom Tisch ist.

Auf eine "humorvoll" gestellte Frage (das wird daher als Humor verkleidet, weil dem Frager das womöglich selber peinlich ist, aber er muss es halt wissen), könntest du auch "humorvoll" antworten: "Nach Syrien? Das fehlt mir gerade noch, dafür lebe ich zu gerne in Deutschland. Andererseits soll der Urlaub da ja gerade ziemlich billig sein." Dann wäre die Angelegenheit geklärt, ohne dass dabei einer sein Gesicht verliert.


delltaflo 
Fragesteller
 12.02.2016, 18:15

Super Idee danke für deine Antwort. Dss nechse mal mach ich das so wie du es gesagt hast. Danke dir für diese Wunderbare Antwort, die wirklich auch Logisch ist. 

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Als normal würde ich das nicht bezeichnen, aber wenn sie so etwas fragen bleib locker. Ich glaub als Moslem wirst du es öfters hören.