Themenspecial 08. Mai 2023
AMA: Veganismus - ein Thema, zwei Meinungen!
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Was soll der wissenschaftliche Unterbau der Paleo-Ernährung sein?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – über 14 Jahre lang Paleo-Diät praktiziert

EinAlexander 
Beitragsersteller
 08.05.2023, 14:26

Danke für die Antwort, deren Tenor lautet "Die Paleo-Diät hat gar keinen wissenschaftlichen Unterbau sondern basiert auf der Idee, dass zu viel Weißmehl, zu viel Zucker, zu viele Insektizide usw. schädlich sind."

Für das Vermeiden eines Zuviels bestimmter Nährstoffe braucht es aber doch keine Paleo-Diät; das geht mit Vegetarismus, Pescetarismus und jeder anderen Ernährungsform, die undogmatisch keine Nährstoffe verbietet bzw. überdosiert auch.

Ergo bietet die Paleo-Diät keinen Mehrwert gegenüber jeder anderen vollwertigen Ernährung, wohl aber möglicherweise aber Nachteile.

Felix Olschewski  08.05.2023, 14:37
@EinAlexander

Hallo Alexander,deine Zusammenfassung meiner Antwort ist leider inkorrekt.Die Frage "Was ist der wissenschaftliche Unterbau" empfinde ich als kaum spezifisch. Was ist für dich "der Unterbau" einer Ernährungsform? Wenn du deine Frage präzisierst kann ich gerne versuche, dir eine Antwort zu geben.Vielleicht könntest du beschreiben, was "der wissenschaftliche Unterbau des Veganismus" ist - dann kann ich analog dazu versuchen, die Frage zu deiner Zufriedenheit zu beantworten. Wenn du überhaupt Interesse an der Antwort hast.

EinAlexander 
Beitragsersteller
 08.05.2023, 14:43
@Felix Olschewski
Was ist für dich "der Unterbau" einer Ernährungsform?

Wissenschaftliche Erkenntnisse, die das Ergebnis haben, dass die Ernährungsform XY einer "normalen" ominvoren Ernährung überlegen ist. Wiessenschafltiche Erkenntnisse, die das Ergebnis haben, dass eine Ernährungsform XY keine Mangelernährung ist. Wissenschafltiche Erkenntnisse die die Begründung für eine Ernährungsform XY bestätigen.

Im Falle der Paleo Diät, warum eine Ernährungsform, wie sie (vermutlich) vor der Neolithischen Revolution praktiziert wurde für uns besser sein soll als eine Ernährungsform, die sämtliche Vorteile der modernen Ernährung bietet.

Felix Olschewski  08.05.2023, 14:59
@EinAlexander

Alles klar. Dann haben wir ein unterschiedliches Verständnis von Unterbau.
Zweifelst du daran, dass Zucker ungesund ist? Dass ein Übermaß an Kohlenhydraten der Gesundheit schadet? Dass große Mengen Gluten, Lektine, Phytinsäure besonders bei sorgloser Zubereitung und ohne Beachtung der Mikronährstoffzufuhr dem Darm schaden?
Das sind allesamt wissenschaftliche bestätigte Erkenntnisse. Die von Dr. Loren Cordain so getaufte "Paleo Diet" nimmt darauf Bezug (wie auch viele anderen, deutlich ältere und neuere Werke, berümt ist ja u.a. das Werk von Weston A. Price (nicht zu verwechseln mit der WAP Foundation). Er hat es in Zusammenhang gesetzt zum Paläolithikum.
In die gleiche Kerbe schlagen allerdings auch viele anders getaufte Ernährungsform, die letztlich die gleiche Aussage treffen. "Primal diet", "vertical diet".
Im Rahmen dieses AMA bin ich vierfach auf diese Frage eingegangen, vielleicht findest du in einer der anderen Videoantworten die für dich passende Formulierung.
Noch einmal: Es geht nicht um das Paläolithikum, sondern erstmal um Probleme, die unbestreitbar aus der modernen Ernährung erwachsen und sich aus den Krankheits- und speziell Adipositas-Raten ablesen lassen.
Kann man das gleiche Ziel mit anderen Mitteln erreichen? Wahrscheinlich. Um den Verzicht auf u.a. Zucker wird man allerdings nicht herumkommen. Klar kannst du auch eine moderne Ernährung so weit modifzieren, dass sie diese Voraussetzungen erfüllt. Eben weil es nicht grundsätzlich darum geht, alles moderne zu streichen - sondern um ein einfaches, griffiges und zielführendes Ernährungskonzept. Ein Konzept, dessen Einzelheiten durch die Wissenschaft bestätigt wurden. Nicht als Teil einer bestimmten Ernährungsform, sondern als Forschung im Bereich Ernährung allgemein.
Man muss nicht aus allem eine Religion machen. Um genau zu sein: Aus den allermeisten Dingen sollte man keine Religion machen.
"Im Falle der Paleo Diät, warum eine Ernährungsform, wie sie (vermutlich) vor der Neolithischen Revolution praktiziert wurde für uns besser sein soll als eine Ernährungsform, die sämtliche Vorteile der modernen Ernährung bietet."
Das müsstest du denjenigen Fragen, der das in dieser Form behauptet.

EinAlexander 
Beitragsersteller
 08.05.2023, 15:17
@Felix Olschewski
Zweifelst du daran, dass Zucker ungesund ist?

Er ist ungesund, wenn er im Übermaß gegessen wird. Um das zu vermeiden, muss ich mich aber nicht nach der Paleo Diät ernähren.

Dass ein Übermaß an Kohlenhydraten der Gesundheit schadet?

Im Übermaß schaden auch Vitamine der Gesundheit. Eine Studie im Fachblatt The Lancet kommt zu dem Ergebnis, dass eine Ernährung, bei der 50-55 % der gegessenen Energie aus Kohlenhydraten stammten, die Ernährung war, die mit dem geringsten Sterberisiko verbunden war.

Bei den Tsimane Indianern, die lt. einer Studie im Lancet als die gesündesten Menschen der Welt gelten, setzt sich die Nahrungszufuhr wie folgt zusammen:

  • 14% aus Fetten (ohne Transfette)
  • 14% aus Eiweiß (vor allem aus Fisch, seltener aus Fleisch)
  • 72% aus (überwiegend langkettigen) Kohlenhydraten

Wir sehen, dass Kohlenhydrate so ungesund nicht sind.

sondern erstmal um Probleme, die unbestreitbar aus der modernen Ernährung erwachsen und sich aus den Krankheits- und speziell Adipositas-Raten ablesen lassen.

Du begehst den Fehler, dass für dich die Alternative zu einer hochgradig überkalorischen Ernährung die täglich 200 g Zucker zuführt eine KH arme Ernährung ist. Natürich ist eien Ernährung die "zu viel"eines Nährstoffes liefert ungesund. Aber die Alternative ist eben nicht die Paleo Diät oder eine kohlenhydratarme Ernährung.

Man muss nicht aus allem eine Religion machen.

Da bin ich bei dir.

Felix Olschewski  09.05.2023, 08:16
@EinAlexander
Er ist ungesund, wenn er im Übermaß gegessen wird.

Das würde ich nicht mehr unterschreiben. Zucker schadet direkt der Darmschleimhaut und dem Mikrobiom. Die Frage ist eher, ab wann man das für ein Problem hält. Ich würde sagen: Da der Darm signifikante Wirkung auf das zentrale Nervensystem und das Immunsystem hat, sollte man jeden möglichen Schaden abwenden. Auch das natürlich im Kontext des Lebenswandels. Also kein Alarmismus, allerdings auch kein Beschönigen. Genauso wie es keine unschädliche Dosis Alkohol gibt.

Um das zu vermeiden, muss ich mich aber nicht nach der Paleo Diät ernähren.

Das würde ich auch nie behaupten. Ganz ehrlich? Mir ist die Diät jenseits ihres (vor allem bildlichen) Nutzens als Werkzeug völlig egal. Ich hätte sie hier überhaupt nie erwähnt, wenn die Leute von gutefrage.net es nicht gern so gehabt hätten. Da steht nicht umsonst irgendwo, dass ich diese Diät kritisch betrachte.

Wir sehen, dass Kohlenhydrate so ungesund nicht sind.

Per se sowieso nicht, nein. Die genannten Menschen bewegen sich allerdings auch entsprechend mehr. Die meisten Menschen in der westlichen Zivilisation bewegen sich für solche Mengen zu wenig.

Du begehst den Fehler, dass für dich die Alternative zu einer hochgradig überkalorischen Ernährung die täglich 200 g Zucker zuführt eine KH arme Ernährung ist.

Wenn ich das irgendwo tatsächlich so ausgedrückt habe, habe ich mich versprochen. Ich halte eine Kohlenhydratarme Ernährung nicht für die (schon gar nicht einzige) Alternative. Die Paleo-Ernährung ist auch nicht per se kohlenhydratarm - das kann man frei ausgestalten. Die Definition von "KH-arm" ruft oft Streit hervor. Für die einen ist es zwangsläufig Ketose, für die anderen maximal 50g pro Tag. Aus meiner Erfahrung in der Praxis sollten die meisten Menschen (= keine Hobbysportler (leider)) die 150g pro Tag nicht überschreiten und sich eher unter 100g halten. Auch das sind nur grobe Richtwerte und die kann und sollte man unbedingt ans Individuum anpassen auch in Abhängigkeit vom jeweiligen Mikrobiom.

Aber die Alternative ist eben nicht die Paleo Diät oder eine kohlenhydratarme Ernährung.

Es gibt viele Alternativen. Die Paleo-Ernährung ist nur eine und auch sie hat in vielen Ausführungen klare Mängel. Ich bin kein Fürsprecher der Paleo-Ernährung, sondern sie ist für mich ein einfaches, leicht zu vermittelndes Werkzeug. Das Konzept ist vielen anderen Überlegen, u.a. weil man diese Lebensweise langfristig durchhalten kann und sich nicht so einem Unfug wie einer 6-Wochen-Kohlsuppenkur-für-den-Bikini hingibt.

EinAlexander 
Beitragsersteller
 09.05.2023, 10:08
@Felix Olschewski
Die Frage ist eher, ab wann man das für ein Problem hält.

Lt. DGE und WHO ab etwa 60 g pro Tag (Erwachsener Mann), lt. AHA ab etwa 40 g pro Tag: https://www.naehrwertrechner.de/tagesbedarf/zucker.php?calc=1&kalorienaufnahme=2500&sex=m&altersspanne=ueber18

[Paleo-Diät] Da steht nicht umsonst irgendwo, dass ich diese Diät kritisch betrachte.

Okay. Dann sehen wir das gleich. Ist jetzt eben bisschen schwierig von jemandem die Vorteile der Paleo-Diät zu erfahren, der gar nicht davon überzeugt ist.

Die genannten Menschen bewegen sich allerdings auch entsprechend mehr.

Jetzt hast du's getroffen. Das Problem ist die mangelnde Bewegung. Daher ist es sinnvoll, zu mehr Bewegung zu raten als zu einer (Mangel-)Ernährung, die an den jeweiligen Lethargie-Status angepasst wird.

Ist bisschen so, wie jemandem mit Kopfschmerzen zu einer Ernährungsweise zu raten, die ihn Kopfschmerzen weniger schlimm wahrnehmen lässt anstatt ihm zu raten, sich nicht mehr mit dem Hammer auf den Kopf zu schlagen ...

Ich bin kein Fürsprecher der Paleo-Ernährung

Dann passt das ja.

Du vergisst, dass beim Menschen das Gehirn so weit entwickelt ist, dass Selbsterkenntnis möglich ist, ebenso die Frage nach dem „Warum“, verbunden mit der Suche nach einem „Sinn.“ Damit einher geht die Annahme, dass das eigene Handeln irgendeine Relevanz hätte, was dazu führt, dass man in Handlungsweise. „Moral“ zu erkennen vermag; aus diesem vermeintlichen Sinn ergibt sich der Wunsch „zu wirken“ - und dies möglichst lange, woraus sich dann die Suche nach Selbstoptimierungsmöglichkeiten ergibt. Eine solche ist dann die Paläo-Lebensweise.

Insofern gehört zum menschlichen Leben nicht nur die reine Fortpflanzung (Arterhaltung), offenbar ist auch eine Beschäftigung für das Gehirn notwendig, um zufrieden zu sein und Fortpflanzung betreiben zu können. Das dies zu höherem Alter - ohne Fortpflanzung - führt, ist vermutlich nur eine Nebenerscheinung der Evolution, die - sollte sie nicht nützlich sein - keinen Bestand haben wird.