Was lernt man in einem Elektrotechnikstudium?

7 Antworten

Das Bachelor Elektrotechnik Studium an einer Universität ist eher theoretisch ausgerichtet, also du lernst die Grundlagen der Elektrotechnik und alles mögliche zu berechnen, allerdings kein Schaltungsdesign, Netzsysteme etc., zumindest nicht im Bachelor.

Je nachdem welchen Masterstudiengang man anschließend macht lernt man das aber schon, bzw man lernt es sich irgendwann selbst abseits vom Studium weil man es für die Arbeit einfach benötigt.

Installationstechnik oder dergleichen ist aber bei keinem Elektrotechnik Studium im Lehrplan wirklich enthalten.

Es gibt daher auch einen klaren Unterschied zwischen einem Elektrotechniker und einem Elektriker. Ein reiner Elektrotechniker wird vermutlich bei einem Job für einen Elektriker komplett versagen und umgekehrt ebenso.

Ich hab auch eine Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, aber studiere jetzt Elektro- und Informationstechnik.

Vor allem so Schaltungsarten (TN TT IT) lernt man im Studium eigentlich nicht (außer man macht einen spezifischeren Elektroniker für z.V. Energietechnik.)

Man muss die Leute erstmal einarbeiten. Mein Prof sagt immer, dass das Studium die Basis ist dass man dann im Berufsleben einen Einstieg hat und sich einarbeiten kann. In 3 1/2 Jahren kann man auch nicht alles lernen..

Das ist eben das Problem: Früher lernten sie einen Job bzw. machten ihr Studium aufgrund von persönlichen Interessen. Heutzutage macht man das eher aufgrund von Verdienstmöglichkeiten wobei es nicht mehr gar so interessant ist, was man da genau macht denn der Schwerpunkt liegt häufig auf der Freizeit. Zumindest in jungen Jahren... und wenn sie älter werden begreifen sie oft erst, dass das eigentlich gar nicht ihr Ding war. Man sieht das auch wenn Studiengänge grundlegend gewechselt werden und der Nachfolge- Studiengang nur sehr wenig bis gar nichts mit dem Vorherigen zu tun hat.

Wenn jemand von der FH oder sonstwoher kommt, benötigt er üblicherweise, wenn er nicht schon aus Eigenintresse sich auf Level gebracht hat (leider nicht der Regelfall), die vollständigen Basics SOWIE auch die Bereitschaft, sich das zu geben. Dann braucht man mindestens 1 Jahr aufwärts um sie auf Level zu bringen. Dann läuft das aber gut wobei dann auch die Bereitschaft des Bachelors da sein muß, von sich aus zu fragen. Auf der Gegenseite ist hier dann die Diskretion wichtig.

Bei uns kam einer, der wußte nicht einmal, wie ein Sicherungsautomat aussieht... vom Maschinenbau ganz zu schweigen. Den haben sie einfach ins kalte Wasser geworfen und der wäre wohl bei unserem Sonder- Mist auch unter gegangen. Aber ich habe mir so ca. 2 Jahre lang immer wieder die Zeit genommen und jetzt läuft das richtig gut. An der Intelligenz kann es ja nicht liegen denn sonst hätten sie den Bachelor nicht geschafft... aber bei diesen lustigen kleinen Praktikas, die sie während des Studiums machen, schaffen sie oft (und verständlicherweise) kaum einen Transfer. Daher steht und fällt ihr beruflicher Einstand, wenn er von Erfolg gekrönt sein soll, mit den Kollegen. Und deswegen scheitern dann auch gerne die, die anfangs nichts viel drauf haben, aber jederzeit gerne auf ihren Titel verweisen. Der Titel alleine findet halt keinen Fehler und repariert auch nicht :-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Berufliche Erfahrung

AlexausBue  13.05.2022, 11:17

Es ist eben auch immer die Frage, was ich von einem Mitarbeiter erwarte.

Ein Architekt muss keine Wand bauen können.

Wenn jemand von der FH oder sonstwoher kommt, benötigt er üblicherweise, wenn er nicht schon aus Eigenintresse sich auf Level gebracht hat (leider nicht der Regelfall), die vollständigen Basics SOWIE auch die Bereitschaft, sich das zu geben. 

Wenn ein Unternehmen einen Hochschulabsolventen einstellt und von ihm erwartet, Schaltschränke zu bauen, dann hat der Chef einen Fehler gemacht.

Keine Krankenschwester kann eine OP durchführen und kein Flugbegleiter kann ein Flugzeug fliegen.

Der Titel alleine findet halt keinen Fehler und repariert auch nicht

Der Titel sagt aber, was der Mitarbeiter kann und vor allem: was er nicht kann.

Ein Bachelor muss auch gar nichts reparieren. Dazu ist er viel zu wertvoll und dafür gibt es eben andere die das tun. Und die anderen haben auch den richtigen Titel dafür.

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Gluglu  13.05.2022, 11:39
@AlexausBue

Das stimmt nicht ganz, dass grundsätzlich ein Bachelor nichts reparieren muß; das kommt ganz auf den Bereich an. Sicherlich wird er keinen Stecker wo tauschen müssen aber in filigranen Bereichen Anpassungen vornehmen ist durchaus sein Job. Und einen Schaltschrank bauen muß er auch nicht; aber wenn er im Rahmen eines Service- Einsatzes kleinere Modifikationen machen muß, sollte er das auch können. In unserem Bereich sind diese Leute erst mal mindestens ein Jahr in der Montage und machen das mit, was die meisten anderen auch machen... damit sie hinterher auch wissen wovon sie sprechen; das hat sich sehr bewährt.

Was Krankenschwestern und Flugbegleiter betrifft ist es nicht viel anders wie beim Energieanlagen- Elektroniker: Du lernst in der BS auch sehr viel mehr als Du später brauchst. Aber Du hast es dann schon wenigstens mal gehört... und das hilft oftmals sehr. Ein Architekt muß, wie Du schon schreibst, keine Wand bauen können... aber wenn er später erfolgreich arbeiten möchte, dann benötigt er Kenntnisse darüber denn sonst zeichnet er was, dass sich letztlich nur schwer umsetzen lässt. Im Beispiel Maschinenbau zum Beispiel Baugruppen, in die man hinterher keine Schrauben mehr reinbekommt... zum Beispiel.

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AlexausBue  13.05.2022, 11:56
@Gluglu
in filigranen Bereichen Anpassungen vornehmen ist durchaus sein Job

Dann muss diese Anforderung in der Stellenbeschreibung auch klar kommuniziert werden oder im Vorstellungsgespräch darüber gesprochen werden.

Wenn man das erwartet und versäumt als Anforderung zu formulieren, hat man aks Arbeitgeber etwas versäumt.

aber wenn er im Rahmen eines Service- Einsatzes kleinere Modifikationen machen muß, sollte er das auch können.

Sehe ich nicht so. Ein Geselle aus dem Musterbau muss auch nie Schaltungen mit Software simulieren oder Layouts von 14lägigigen PCBs EMV-gerecht erstellen.

Warum also umgekehrt einen höherqualifizierten und besser bezahlten Mitarbeiter falsch einsetzen? Das wäre wirtschaftlich gesehen ineffizient.

dann benötigt er Kenntnisse darüber

Genau. Kenntnisse reichen. Handwerkliche Fertigkeiten aber nicht.

Ich kenne diese Sprüche nur zu gut:

"Ihr Studenten müsstet mal ein Jahr im Betrieb arbeiten!"

Gerne, aber wozu? Das wäre Vergeudung meiner Fähigkeiten. Dazu gibt es die, die das gelernt haben. Die können es besser. Und ich kann Dinge, die die wiederum nicht können.

Oder sagt man umgekehrt etwa:

"Ihr Lehrlinge müsstet mal 2 Semester studieren!"

(Natürlich auch ohne Bezahlung...)

Wohl kaum, oder? Denn der Geselle muss das auch nicht wissen, das ist nicht seine Aufgabe.

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PeterKremsner  13.05.2022, 21:24

Wobei man aber auch sagen muss, dass ein Bachelor Studium im Bereich Elektrotechnik alleine nicht wirklich viel bringt. Bachelor + Berufserfahrung oder Eigeninteresse ja, Bachelor alleine nein.

Das Bachelorstudium ist eigentlich bewusst sehr sehr theoretisch gewählt weil es die Theoretischen Grundlagen für den Masterstudiengang bilden soll, das Studium ist aber idR so orientiert, dass man sich nacher im Masterstudiengang spezialisiert.

Schaltschrankbau ist allerdings nie wirklich am Lehrplan, aber es kommt eben am Ende drauf an welchen Masterstudiengang man macht und ob man während seines Studiums auch an der Universität arbeitet.

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Und wozu soll es gut sein, die Abkürzungen auswendig zu kennen »Netzsysteme (IT TN TT)«? Für so etwas gibt es Suchmaschinen.

Die Erklärungen zu den Abkürzungen erinnern mich, dass ich die vor langer Zeit mal irgendwo kennengelernt haben muss.

Ich erinnere mich an eine Klausur, in der wurden nur die absoluten Grundlagen abgefragt. Seite eins und zwei vom ganzen Stoff brauchte man nur können. Aber da man alles lernte und die Grundlagen für nicht so wichtig hielt, glaubten die dann, man hätte überhaupt nichts gelernt.

Es ist leicht, Urteile zu treffen. Ich hatte einen Azubi, von dem kaum einer etwas hielt, er hatte ein Problem mit seiner Ausdruckskraft. Ich gab ihm gezielt Aufgaben wobei er damit konfrontiert wurde und er war am Ende viel besser als es von allen erwartet wurde.

E-Plan lesen gehört glaube ich nicht zum Studium, aber ist ein Kinderspiel, nur die Personalabteilungen machen da aus einer Mücke einen Elefanten.

Irgendwie sahen die Prüfer bei mir immer ganz genau hin und prüften alles bis ins Detail. Als ob die mich alle nicht bestehen lassen wollten, andere in meinem Studium, mit den ich darüber sprach, erklärten mir, dass die durchgefallen wären, wären ihre Abgaben so geprüft worden. Dann ist es Fakt, dass man sich die Studienarbeiten auch alle kaufen kann, ich gehöre zu den, die Arbeiten verkauft haben. Also die Absolventen sind alle ganz unterschiedlich Leistungsfähig.

Genauso wie dieses »Ein Jahr einarbeiten« absoluter Unsinn ist, in zwei Wochen konnte mir der Kollege schon nur noch die Zeit stehlen, wenn ich ihn etwas fragte. Da war ich schon besser beraten, selbst Lösungen zu finden.

Vor allem gibt es ein gewisses „Professoren Gehabe“, ein Verhalten, das nur zum Blenden anderer dient, wie abgehoben schwierig doch etwas sei, wobei das meist völliger Unfug ist.

Ich habe zwar kein Elektronik-Studium, aber ein Technisches-Informatikstudium genossen. Also lernte ich viele Bereiche kennen und verstehe daher die Leute aus mehreren Abteilungen, womit ich diese gut zusammenbringen kann. Mal sehen, was da an Elektronik dabei war.

  • Grundlagen der Elektrotechnik I
  • Grundlagen der Elektrotechnik II
  • Grundlagen der Elektrotechnik III
  • Grundlagen der Elektronik
  • Elektronische Schaltungen
  • Signal- und Systemtheorie
  • Elektrische Messtechnik

Vielleicht auch noch relevant

  • Prozesskommunikation
  • Embedded Systems
  • Digital- und Mikrorechentechnik

Und in meinem Fall --> Vertiefungsbereich Automatisierungstechnik

  • Modellbildung und Simulation
  • Steuerungstechnik
  • Labor Steuerungstechnik
  • Regelungstechnik
  • Automatisierungstechnik
  • Industrierobotertechnik

Im Studium saß ich also mit den Elektronikstudenten, den reinen Informatikstudenten, den Wirtschafts- und Medieninformatikern und was auch immer noch in den Vorlesungen. In dem Studiengang der technischen Informatik gibt es am meisten Überschneidungen mit allen anderen, allgemeine Teile der Ausbildung teilen sich natürlich alle Studiengänge. Dazu gehören u. a.

  • Mathematik I für Informatiker
  • Mathematik II
  • Mathematik III
  • Physik
  • Grundlagen der Betriebswirtschaft und rechtliche Grundlagen
  • Investition und Finanzierung
  • Unternehmensführung
  • Qualitätsmanagement
  • Projektmanagement
  • Instandhaltungsmanagement
  • Technisches Englisch
  • Führung und Kommunikation

Wenn Du nun ein Studium nachholen willst, könnte man anfragen, ob Klausuren anerkannt werden, wenn Du aus bisherigen Ausbildungen vorlegen kannst, dass die Inhalte sich hinreichend decken. Aber ehrlich gesagt birgt es auch viel Ärger, weil die Schulen größtenteils darauf ausgelegt sind, dass keiner mit knapp 90 cp anfängt und dann direkt eine Arbeit aus Semester 4 oder 5 ausführen will, dann stellen sich die ganzen Dinosaurier quer, echt ätzend.

Da ich außerdem aus einer Handwerkerfamilie stamme und mit einer Elektroinstallateur Ausbildung 1999 anfing, habe ich immer gearbeitet, habe sehr viel fachfremde Kenntnisse und auf dem Papier nur wenige Jahre Berufserfahrung, da kann natürlich keine Personalabteilung was mit anfangen. Da stellen sich dann die Dinosaurierinnen quer, echt lästig.

Die wenigen Jahre zeigten mir sehr schnell, dass ich die Leutchen mit ihren 20 Jahren Berufserfahrung locker in die Tasche stecken konnte, mit wenigen Wochen Erfahrung. Erfahrung ist eben kein Talent und Talent schlägt Erfahrung.

In dem Studium lernt man, wie sich z.B. das einzelene Elektron in einem Leiter verhält usw.

für z.B. DSL Anschlüsse usw. duchaus relevante angelgegenheiten. aber oft für die Praxis einfach nicht gerüstet.

Mein Chef hat mit meinem Kollegen zusammen vor Jahren mal ein Ferienhaus am See ohne Stromanschluss autark elektrifziiert. Die haben bewusst auf 24 Volt gesetzt. der Enkel der Kundschaft oder so, auch ein studierter elektrodingens meinte, das wäre Billshot was wir da gemacht hätten, man würde so was doch mit 12 Volt machen.

als der Chef ihm dann mal nach dem ohmschen Gesetz eben vorgerechnet hat, dass eine 24 Volt anlage, was die Verluste in der Verkabelung angeht 4 mal so effektiv ist, wie eine 12 Volt Anlage, fing der Junge mann davon an, dass man es nicht so verallgemeinern könne.

Intressanterweise hatte er für eine 12 Volt Anlage nur ZWEI Argumente

  • die ganzen Gerätschaften, die es für 12 Volt gäbe (dabei haben die Leutchen abgesehen vom Handyladegerät, das auch mit 24 Volt läuft) und einigen Leuchten, die ja problemlos in 12 oder 24 Volt auszuführen sind, alles in 230 Volt (Wechselrichter)
  • weil es alle Anderen so machen

Übrigens: die Nachbarn, die mehr Batteriekapazität haben, sind schneller am Ende weil der höhere Stromfluss mit abnehmendem Batteriefüllstand dafür sorgt, dass die batterie nicht so gut auszunutzen ist :-D

lg, Anna


PeterKremsner  13.05.2022, 21:19

Allerdings sollte man derartige Dinge im Elektrotechnik Studium zumindest schon lernen.

Also bei uns waren zumindest HGÜs und normale Hochspannungsleitungen im Lehrplan enthalten und dort gilt doch am Ende das selbe, rauf mit der Spannung um die Leitungsverluste zu senken.

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