Was hat Danzig mit dem Polenfeldzug zu tun?

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Der Verlust Westpreußens, das im Versailler Vertrag Polen zugesprochen wurde, sorgte für eine Abtrennung Ostpreußens vom Deutschen Reich.

Alle Verkehrsverbindungen vom Reich in das abgetrennte Ostpreußen führten unweigerlich durch polnisches Staatsgebiet und waren somit deren Kontrolle unterworfen. Lebensnotwendige Kohletransporte erfolgten über unterschiedliche Eisenbahnlinien, die Transitgebühren nach sich zogen. Als Deutschland nach der Weltwirtschaftskrise diese nicht mehr in voller Höhe aufbringen konnte, sperrte Polen eine Eisenbahnverbindung nach der anderen. 1936 drohte die polnische Regierung dem Reich sämtliche Bahnlinien nach Ostpreußen zu sperren, da entwickelte die deutsche Regierung die Idee einer "exterritorialen Eisenbahn- und Autobahnverbindung" durch das polnische Westpreußen nach Ostpreußen. Dieser Idee und die Frage der Wiedervereinigung Danzigs mit dem Reich waren dann auch Bestandteil von Verhandlungen zwischen dem Deutschen Reich und Polen. Erster Verhandlungsvorschlag der deutschen Seite Ende Oktober 1938: Anschluss Danzig an das Reich und die Errichtung von exterritorialen Transitwegen, im Gegenzug endgültige Anerkennung der polnischen Gebietserwerbungen in Oberschlesien, Westpreußen und Posen. Um diese Anerkennung hatte sich Polen seit dem Jahr 1920 mehrfach vergeblich bemüht, erhielt aber seitens Deutschland immer die Ablehnung in dieser Frage. Es wird verhandelt bis in den Januar 1939, mit der Bekundung Polens nach Lösungen zu suchen. Im Januar 1939 wird seitens deutscher Regierung das Angebot erweitert, der Vorschlag lautet nun: "Danzig kommt zur deutschen Gemeinschaft, wirtschaftlich bleibt es aber bei Polen", im Gegenzug weiterhin die endgültige Anerkennung der polnischen Gebietserwerbungen in Oberschlesien, Westpreußen und Posen. Da Danzig zu dieser Zeit Völkerschutzmandat und nicht polnisch war, bot dieses zweite Angebot tatsächlich einen echten Kompromiss. Im März 1939 garantieren Frankreich und Großbritannien der polnischen Regierung ihren militärischen Beistand für den Fall einer Auseinandersetzung mit dem Reich um Danzig und die Transitwege. Diese Garantie verschärfte fortan den Ton der polnischen Regierung gegenüber Berlin. Die deutsche Regierung erneuerte Ende April 1939 schriftlich gegenüber Polen und in einer Rede vor dem Reichstag noch einmal den Anspruch Polens an Westpreußen und deren eigenen Zugang zur Ostsee, darüber hinaus wurden erneute, friedliche vertragliche Regelungen angeboten. Polen sieht allerdings keinen Verhandlungsgrund mehr mit dem Deutschen Reich und die Armee wurde mobil gemacht. Die deutsche Regierung weist die britische und französische Regierung, in der Folge aufgrund von zunehmenden Übergriffen in Polen an Volksdeutsche (neben anderen ethnischen Minderheiten) auf eine Lösung der deutsch-polnischen Probleme, angesichts dieses Dramas hin. Ebenso wird angemerkt das aus deutscher Sicht es inzwischen unaufschiebbar geworden ist und diese Misere sogar, die Bemühungen um Danzig und die Transitwege überlagern. Dieses war die fünfte vergebliche Verhandlungsinitiative seitens des Reichs. Im späten Frühjahr 1939 fasst Hitler den Entschluss das Bündel der Probleme notfalls auch mit Waffengewalt zu lösen, im Sommer 1939 marschieren Divisionen an der polnisch-deutschen Grenze auf.

Polen wurde von den Siegermächten umfassende Rechte eingeräumt (u.a. Zoll- Handel- und Wegerecht), mit denen sie faktisch Danzig kontrollierten, obwohl diese Zugeständnisse den geltenden Verträgen widersprachen. Die Warschauer Regierung war damit allerdings dennoch nicht zufrieden und äußerte mehrfach deutlich den Wunsch und ihre Absicht, Danzig an das polnische Staatsgebiet anzugliedern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Havenari  28.12.2021, 23:09

Eine Quellenangabe wäre äußerst angebracht.

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Stressika  29.12.2021, 08:56
@Havenari

Quelle = 35 Jahre Geschichtsforschung inkl. dazugehörigen Studium

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Stressika  29.12.2021, 09:19
@Havenari

Sachliche Fakten ohne dabei das eine gegen das andere aufzuwiegen. Ja, das NS-Regime war ein monströses, verbrecherisches System. Es hatte 2 Ziele auf seinen Fahnen: Erstens, die Gewinnung von Lebensraum im Osten (Sowjetunion) und der Versklavung des Großteils seiner Völker und zweitens, die Ausrottung der jüdischen Rasse. Aber Interessen hatten auch andere Länder (siehe Polen) und Fehler in der Politik mit all seinen Entscheidungen haben alle gemacht.

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" Freie Stadt Danzig"
Das Deutsche Reich hatte durch den Vertrag von Versailles auf weite Teile seiner Ostgebiete verzichten müssen. Danzig dagegen gehörte zunächst noch zum Reich. Doch dann fällte der Völkerbund 1920 eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen: Danzig wurde ohne Volksabstimmung aus dem Deutschen Reich ausgegliedert. Danzigs Bürger verloren die deutsche Staatsbürgerschaft und wurden zu Bürgern eines neu gegründeten Freistaats: der Freien Stadt Danzig. Polen hatte mehr gefordert, Danzig solle nicht nur Polens Zugang zur Ostsee sein. Die polnische Regierung wollte nämlich, dass die Stadt komplett Polen zugesprochen würde. Ihr Argument: war die lange polnische Geschichte Danzigs. Die große Mehrheit der Danziger war deutschstämmig und nach Jahren preußischer Herrschaft fühlten sie sich auch nach dem verlorenen Krieg eher als deutsche Staatsbürger.
Zankapfel zwischen den Kriegen
Die "Freie Stadt Danzig": So lautete der offizielle Titel. Sie stand von nun an unter dem Schutz des Völkerbundes und war damit ein völkerrechtliches Kuriosum: Die übergroße Mehrheit der Bevölkerung deutsch, regiert von einem vom Völkerbund bestellten Hochkommissar, außenpolitisch vertreten durch Polen, mit dem die Stadt auch durch eine Zollunion verbunden war. Im Grenzkonflikt zwischen Polen und Deutschland spielte Danzig eine immer größer werdende Rolle.
Kriegsschiffe und Munitionsdepot
Vor allem aufgrund des Ostseezugangs war Danzig von zentraler strategischer Bedeutung für Polen. Ab 1925 erlaubte der Völkerbund gegen den Willen des Danziger Stadtrates der polnischen Regierung ein Munitionslager auf der Westerplatte einzurichten, einer Halbinsel an der Weichselmündung im Verwaltungsgebiet Danzigs. Zum Munitionsdepot gehörten auch Kasernen und Bunker als Bleibe für die vom Völkerbund genehmigten 88 Soldaten der Militärbesatzung der Westerplatte, die Polen später eigenmächtig auf 110 Soldaten erhöhte. 1930 stationierte Polen dauerhaft Kriegsschiffe im Danziger Hafen - vom Völkerbund erlaubt, trotz des Protests des deutschfreundlichen Danziger Senats.
Hitlers Danzig-Politik
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten setzte der neue Reichskanzler Adolf Hitler zunächst auf eine Annäherung an Polen – doch diese Politik änderte er schnell. Immer aggressiver wurde die Rhetorik in und außerhalb Danzigs, immer lauter die "Heim ins Reich"-Rufe. Auch in der Freien Stadt Danzig gewann die NSDAP an Zulauf. Längst hatte Hitler seine außenpolitische Zurückhaltung aufgegeben. Als 1939 der alte Zollkonflikt zwischen dem Deutschen Reich, Danzig und Polen neu aufkochte und sich die Regierungen gegenseitige Ultimaten stellten, liefen im Deutschen Reich die geheimen Kriegsplanungen schon seit Monaten auf Hochtouren. Hitler forderte, dass Danzig wieder Teil des Deutschen Reiches werden müsse - angebunden durch einen "Korridor".
Angriff auf die Westerplatte: Die erste Schlacht des Zweiten Weltkriegs
Auch in Danzig selbst spitzte sich die Lage weiter zu. Danziger Männer, die sich freiwillig zum Wehrdienst bei der Wehrmacht gemeldet hatten, kehrten mitsamt ihren Waffen aus Deutschland zurück. Auch die Polen blieben nicht untätig: Die polnische Post stattete ihre Angestellten mit Waffen aus und die Besatzung auf der Westerplatte wurde verstärkt. Am 25. August 1939 legte das deutsche Kriegsschiff "Schleswig-Holstein" im Danziger Hafen an – gefeiert von der Danziger Bevölkerung. Am 01. September 1939 begann die "Schleswig-Holstein" mit dem Beschuss des Munitionsdepots auf der Westerplatte – es ist die erste Schlacht des Zweiten Weltkriegs.

https://www.mdr.de/geschichte/weitere-epochen/zwanzigstes-jahrhundert/danzig-102.html

Polen haben sich nicht an den Versailler Vertrag gehalten. Genau wie natürlich Deutschland auch nicht.

Ohne irgendwelches zutun, wäre das trotz Versailler Vertrag polnisch geworden. Deswegen Krieg.

England und Frankreich haben nur dumm rumgelabert aber nicht gehandelt. Also dachte Hitler er hat freie Hand. Das sind alles Hasenfüße. Normal hätte England und Frankreich schon bei der Aufstockung des Militärs Jahre vor Ausbruch des 2ten WK eingreifen müssen. Haben sie nicht. Spätestens mit der Besetzung der Rest-Tschechei hätte England und Frankreich Krieg erklären müssen. Nicht erst beim Angriff auf Polen nachdem mit Stalin allerhand Geheimprotokolle verhandelt wurden und der Krieg für Hitler schon super vorausgeplant war. Er rechnete natürlich damit dass England und F wie bisher auch untätig bleibt.