Was haltet ihr von Autisten?

8 Antworten

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Ja, das ist ziemlich typisch. Jemanden auszuschließen ist wesentlich einfacher, als ernsthaft nach Lösungen zu suchen, dem Betroffenem zuzuhören und eventuell auch mal sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Aber nicht vergessen: Wir Autisten müssen uns anpassen, denn es ist ja so fair, Masking (im Zusammenhang mit Autismus) zu unterstützen, weil das nämlich gar keine negativen Folgen hat, neeeiiiin, niemals! (Ach sorry, stimmt ja, ich kann ja keine Ironie anwenden... Mist...)

solange es keine Schwierigkeiten gab.

liest sich für mich wie "(...), solange ich mich schön brav an die neurotypische Gesellschaft angepasst habe. Aber wehe, meine Maske verrutschte auch nur ein kleinen wenig und ich machte/sagte etwas, was auch nur annähernd als autistisch aufgefasst werden konnte - All hell broke loose und die Apokalypse stand kurz bevor."

Vielleicht interpretiere ich deine Worte auch völlig falsch. Ich weiß ja nicht, was genau für Schwierigkeiten das waren.

Die meisten Lehrer etc. kennen sich einfach nicht gut genug mit Autismus aus. Bei mir sah das nicht anders aus. Viele behaupten zwar, sie könnten damit umgehen, doch dann wissen sie meistens nicht, für was Stimming gut ist, was Masking ist, was Alexithymie ist (wovon Autisten häufiger betroffen sind, haben aber natürlich auch manche neurotypische/nicht-autistische Menschen), weshalb ein Meltdown entsteht, wie man darauf reagiert, was die Voranzeichen eines Meltdowns sind, wie man ihn vermeidet, was der Unterschied zwischen einem Meltdown und einem Trotzanfall ist, welche Hilfsmittel man Autisten zur Verfügung stellen sollte, wenn sie sich (gerade) verbal nicht ausdrücken können, wie sie manchen Autisten eine gesunde Beziehung zu ihren Gefühlen beibringen, lernen, diese zu erkennen und auszudrücken (Obgleich das eher die Aufgabe eines fachkompetenten Psychologen/Psychiater/Therapeuten o.Ä wäre) und so weiter und sofort. Und das betrifft nicht nur Autismus.

Auch viele Psychiater/Neurologen/Psychologen/Therapeuten/Erzieher/Pädagogen etc. sind nicht (genug) auf Autismus geschult, oder haben sich seit 2010 nicht mehr up-to-date gehalten. Im Prinzip müssen wir Autisten selbst diese Aufgabe übernehmen und hoffen, dass man auf uns hört. Und dass nicht solche dämlichen Aussagen kommen wie "du kannst leicht reden, du bist hOcHfUnKtIoNaL, aber viele Autisten können sich nicht so verständigen wie du" - Komplett ignorierend, dass es etliche Blogs/Videos o.Ä von nicht-sprechenden Autisten im Internet gibt. Ignorierend, dass auch diese Leute ihre Stimme/"Stimme" haben. Man müsste nur mal seine Äuglein öffnen.

Selbst Schulen speziell für Autisten sind nicht immer die beste Option, wenn sie von Leuten geführt werden, die uns in eine Schablone pressen wollen. Wenn davon ausgegangen wird, dass Autisten grundsätzlich so und so sind. Dann gehen Autisten, die weder auf eine normale Schule, noch eine Schule für Behinderte im Allgemeinen, noch in einer Schule für Autisten passen einfach komplett unter.

Zur Frage im Titel - Und das sollten sich mal alle hinter die Ohren schmieren, insbesondere manch neurotypische Leute: Man kann nicht eine gesamte Gruppe von Menschen bewerten. Jeder Autist und jede Autistin ist unterschiedlich. Ja, wir sind alle Autisten und ja, wir haben Gemeinsamkeiten, aber wir sind nichtsdestotrotz alles Individuen. Wir haben unterschiedliche Vorlieben, Interessen, Schulbildungen, kommen aus den verschiedensten Familien, haben unterschiedliche Moralvorstellungen etc. pp. Wir sind mindestens genau so individuell wie neurotypische/nicht-autistische Menschen. Es ist vollkommen egal, wie viele Autisten man kennt: Man kann solch eine Frage nicht beantworten. Man kann nicht alle oder fast alle Autisten über einen Kamm scheren. Wir sind keine Kopien oder Klone voneinander. Wir sind Menschen. Man kann uns nicht bewerten und wer meint, man könnte das, der hat den Schlag nicht gehört. Der möge bitte zurück ins Jahr 1930 geschickt werden.

Entschuldigung, es ist einfach sehr frustrierend. Du musst der neurotypischen Gesellschaft nicht gefallen. Es geht nicht darum, wie sie dich/uns finden, sondern wie du/wir dich/uns am wohlsten fühlst/fühlen. Es ist nicht unsere Aufgabe, unser Gehirn zu verformen und uns selbst von jeglicher Individualität und Persönlichkeit zu rauben.

Ich finde Autisten ... genau so, wie ich (fast) jede andere Gruppe von Menschen finde: Neutral. Manche finde/fände ich toll, manche nicht, mit manchen bin/wäre ich befreundet, mit anderen nicht. Wir sind halt einfach hier, wir müssen niemandem gefallen. Wir müssen keine Erwartungshaltung erfüllen. Wir müssen nicht all die positiven Vorurteile verkörpern, die uns von neurotypischen/nicht-autistischen Leuten angedichtet werden. Ich gehe auch nicht davon aus, dass alle neurotypischen Leute gut im Teamwork sind z.B. Also sollten auch wir Autisten diese Differenzierung verdient haben. Dass man das überhaupt erwähnen muss ist einfach nur noch ermüdend und traurig. Man kann nicht sagen "mag ich" oder "mag ich nicht". Das funktioniert schlicht und ergreifend nicht. Wir sind doch keine Filme. Keine Granatäpfel. Dies ist keine Geschmacksfrage.

Tut mir leid, ich bin ziemlich oft vom Thema abgekommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Ich kenne drei Menschen mit Einschränkungen aus dem Formenkreis.

Einer ist ein Autist, da ging gar nichts. Weil einfach so viele Zwänge hat, die den Unterrichtsfluss ständig stören, dass es unmöglich war, die anderen Kinder in seiner Gegenwart zu unterrichten. Und völlig unansprechbar war.

Die anderen beiden haben Aspergersymptome, da war ein inklusiver Unterricht möglich, und konnte auch durchgehalten werden. Aber auch da ist es so, dass die Probleme, die auftreten, ja nicht von allen gleichermaßen erkannt werden können.

Menschen mit einem vollentwickelten Kommunikationsrepertoire auf emotionaler Ebene können mit einem Autisten nicht wirklich kommunizieren. Weil die total einfach Informationen austauschen, ohne die sachlich logische Ebene in Anspruch nehmen zu müssen, und die ist dann halt auch oft nicht so richtig im Gebrauch.

Ich stelle mir das immer so vor: Du hast eine Klasse voll sehender Kinder, die können lesen und malen. Und dann noch ein blindes Kind, das kann Braille lesen, und mit Stiften malen, die erhabene, fühlbare Striche zeichnen. Die sehenden Kinder können nicht lesen, was das blinde Kind schreibt, oder erkennen, was auf seinem Bild ist. Das blinde Kind kann nie erkennen, was in der Klasse abläuft, wenn einer ein Bild hochhebt, und alle es sehen.

Bloß, bei Blinden ist die Sache einfach, die können ja () uneingeschränkt sprechen, und sich berühren, und mitempfinden.

Bei Autisten ist die Sache unendlich schwieriger. Für manche Situationen gibt es gar keine Lösung, bei anderen ist der Energieaufwand einfach zu hoch. Man muss ja allen anderen auch noch irgendwie Unterricht zukommen lassen.

Da habe ich durchaus Verständnis, wenn Lehrer auch mal nicht weiterwissen. Der Durchschnittslehrer hat ja auch nicht wirklich eine Ausbildung für Sonderpädagogik, und nicht mehr Werkzeug im Kasten, als seinen guten Willen.

kiniro  27.08.2022, 12:44

Diesen Satz würde ich an deiner Stelle streichen:

Bloß, bei Blinden ist die Sache einfach, die können ja noch sprechen, und sich berühren, und mitempfinden.

Das liest sich nämlich so, als könnten autistische Menschen grundsätzlich weder sprechen noch zu Berührungen oder gar Empfindungen fähig sein.

Selbst wenn der eine oder andere Autist nicht sprechen kann, gibt es immer noch die computergestützte Kommunikation.
Neurodiverse Menschen sind auch meist in der Lage, sich selbst zu berühren.

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heikemargret  27.08.2022, 13:34
@kiniro

Schlampig formuliert, du hast recht. Ich ersetze noch durch uneingeschränkt.

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Inklusion funktioniert im Grunde nicht. Weder bzgl. Behinderungen noch bzgl. Muslime. Die Leute, die von Inklusion reden, gehen gar nicht mit einem Rollstuhlfahrer oder einem geistig behinderten Menschen in die Diskothek. Ich möchte mal einen Sozialpädagogen sehen, bei dem ein Mensch mit Downsyndrom eine Einladung zum Abendessen bekommt und dann mit den anderen Sozialpädagogen isst und hinterher noch feiern geht.

steefi  27.08.2022, 10:28

Du denkst da falsch. Du mußt keinen Rollstuhlfahrer in die Disko schleppen, der will das vielleicht auch gar nicht. Du solltest ihn nur für voll nehmen so wie Du Leute für voll nimmst die z.B. eine Glatze haben. Da kämst Du auch nicht auf die Idee er sei dumm nur weil er keine Haare hat.

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CleverRemo  27.08.2022, 10:28
@steefi

Du hast Inklusion nicht verstanden. Was du beschreibst ist Toleranz bzw. Akzeptanz

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steefi  27.08.2022, 10:32
@CleverRemo

Ich bezog mich auf Deine Beispiele - na dann haben wir wohl beide Inklusion nicht verstanden

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CleverRemo  27.08.2022, 10:34
@steefi

Meine Beispiele sind Beispiele für umgesetzte Inklusion und diese Beispiele sind Utopie. Ergo, funktioniert Inklusion nicht.

Inklusion bedeutet ja nicht, dass da ein behinderter Mensch oder ein Moslem in der Klasse sitzt und man sagt: Ich akzeptiere, dass er da in der Ecke sitzt.

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steefi  27.08.2022, 10:38
@CleverRemo

Sicherlich sind viele Behinderte nicht integrierbar, aber es deswegen von vornherein auszuschließen, ist auch falsch.

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CleverRemo  27.08.2022, 10:40
@steefi

Ich schließe gar nichts aus. Ich sage nur, wie die Realität aussieht. Das liegt auch nicht an den behinderten Menschen sondern daran, dass die Inklusion gefeiert wird aber nur wenn "die Anderen" sich mit den zu Inkludierenden abgeben. Schau dir doch mal die ganzen sozialen Brennpunkte an oder überlege mal, wie viele muslimische Frauen mit einem deutschen Mann ausgehen.

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steefi  27.08.2022, 10:43
@CleverRemo

zum dem Muslimproblem habe ich mich hier nicht geäußert - anderes Baustell´ 🫢

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CleverRemo  27.08.2022, 10:45
@steefi

Bei der Inklusion geht es zu einem sehr großen Teil um Muslime. Man kann Inklusion ja nicht nur auf eine bestimmte Randgruppe bzw. Gruppe mit Beeinträchtigungen beschränken. Genau das ist ja Inklusion.

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steefi  27.08.2022, 10:47
@CleverRemo

Das habe ich nicht so gesehen, aber nun gut ... Ich habe die Muslime nicht mit gemeint

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Nicht wenige Menschen haben Probleme im Umgang mit beeinträchtigten Menschen, das muß nicht immer böse gemeint sein, sie wissen einfach nicht wie sie sich verhalten sollen. Damit mußt Du halt leben (so wie ich auch mit einer Beeinträchtigung zu leben habe)

kiniro  27.08.2022, 12:48

Ein wenig Sensibilisierung diesbezüglich wäre auch eine Möglichkeit.

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Inklusion ist modern. Es gibt - denke ich - noch nicht wirklich viele Erkenntnisse, wie man mit Menschen umgeht. Das meine ich übrigens ganz generell. Auch die "Normalos" ticken nicht alle gleich, obwohl man das gern so hätte. Wir sind alle - seit es die Institution "Schule" gibt, Versuchskaninchen. Es gab sogar Lehrer, die so hilflos waren, dass sie Schlagen mussten, um Autorität zu erhalten. Ja - traurig. Aber das war damals Alltag.

Also beobachtet man. Und hoffentlich lernt man daraus - für die Zukunft. Nicht für Dich: Der Zug ist abgefahren.

Ich nehme jeden Menschen wie er nunmal ist. Die Voraussetzung ist jedoch, dass jeder Mensch auch wirklich sich selbst ist - und kein Blue Print von einem anderen Menschen.