Was gilt als Formschnitt bei einer Hecke?

6 Antworten

Formschnitt ist alles, das dem Erhalt der bereits vorhandenen Form, Größe und Struktur der Hecke dient.

Formerhalt heißt Rückschnitt auf den "alten Schnitt". Es wird der Neuzuwachs seit dem letzten Schnitt entfernt. Bei starkwüchsigen Hecken ist das selbstverständlich deutlich mehr als wenn man eine schwachwüchsige Hecke schneidet. Starkwüchsige Hecken (und Thuja!) sollten unbedingt mehrmals im Jahr geschnitten werden, damit sie innen nicht verkahlen und damit nach dem Schnitt noch Laub an der Hecke ist.

Der Rückschnitt des Neuzuwachses auf den alten Schnitt reicht aber nicht, um die Hecke langfristig gesund zu halten. Das Ergebnis von immer nur außen rum ab schneiden, sieht man bei vielen Hecken im kommunalen Besitz, weil Sachverstand und Motivation für eine richtige Pflege fehlen. Man bekommt immer nur das Personal, das man bezahlt.

Man muss kontinuierlich, das heißt bei jedem Schnitt, tote, überalterte oder an der Außenkontur der Hecke zu stark verzweigte oder stark verdickte Äste zurückschneiden, um die Struktur und Gesundheit der Hecke zu erhalten. Schneidet man immer nur außen herum auf den alten Schnitt, wird die Hecke durch Dickenzuwachs der Äste an den Schnittstellen jedes Jahr 1-3 cm höher und breiter und im Laufe der Zeit so dicht, dass sie innen und unten verkahlt und irgendwann abstirbt. Oft reicht es, mit der Astschere einen zu stark verzweigten Ast 10cm unter der vorher hergestellten Außenkontur abzuschneiden, teilweise muss man Äste noch weiter zurückschneiden und vereinzelt auch ganz entfernen. Wenn man das regelmäßig macht, sind es jedes Jahr relativ wenige Schnitte und dabei entstehen kaum sichtbare Lücken in der Hecke.

Strukturerhaltende Schnitte macht man, nachdem man "außen herum" die grundsätzliche Form geschnitten hat. Da es unvermeidlich Handarbeit ist (Astschere, Handsäge, im Einzelfall eine kleine Kettensäge, Herausbrechen von Totholz) und man jeden Ast vor dem Schnitt beurteilen muss, ist der Vogelschutz automatisch gewährleistet. Wer dabei ein Nest nicht sieht, sieht auch die ganze Hecke nicht.

Zur regelmäßigen Pflege gehört auch, dass man sogenannten Fremdbewuchs entfernt. Oft gehen in Hecken wilde Gehölze wie Holunder oder Ahorn auf. Die entfernt man, sobald man sie sieht, man lässt sie garnicht erst groß werden, deswegen ist es kein großer Eingriff, sie zu entfernen. Für Laien sind diese Wildgehölze im Sommer bedeutend leichter zu erkennen als nach dem Laubabwurf im Herbst (und auch Profis sparen Zeit, wenn der belaubte Fremdbewuchs schon von weitem zu sehen ist). Auch Efeu muss regelmäßig am Heraufklettern auf die Heckenpflanzen gehindert werden. Das ist auch alles Handarbeit.

Neben dem eigentlich Schnitt, muss auch unter der Hecke liegendes Herbstlaub teilweise herausgerecht werden, weil sonst durch starke Humusbildung das Bodenniveau immer weiter ansteigt.

Grundsätzlich sollte man nicht einfach wild drauf los schneiden, sondern sich die Hecke vor dem Schnitt ansehen. Das dient sowohl der Planung der nötigen Pflege, als auch der Kontrolle auf Nester.

Ein Fall, bei dem auf Schonzeiten keine Rücksicht genommen werden kann, sind frühblühende Sträucher, die am einjährigen Holz blühen. Die muss man direkt nach der Blüte schneiden, wenn man ihre Größe und Struktur erhalten will. Sonst blühen sie im nächsten Jahr nicht. Da das Handarbeit ist und es sich meist um Sträucher von überschaubarer Größe handelt, ist es dabei aber kaum möglich, ein Nest zu übersehen. Solche Sträucher eigenen sich aber eh nicht für Formhecken.

Gekürzt nicht oder nur so, dass es nicht so auffällt. Es sollen ja keine Nester frei gelegt werden. Das ist der Sinn


ThatIce 
Fragesteller
 07.09.2022, 08:09

Okay verstehe danke

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Formschnitt nach der Brutzeit, so um die Johannistage (24.6.). Dabei werden lediglich die überstehenden Neutriebe auf die Grundform der Hecke reduziert. Tiefere Eingriffe sind tabu.

Erhaltungsschnitt, Grundschnitt, Verjüngung nimmt man im Spätherbst oder Vorfrühling (vor Austrieb) vor. Ist bestens bereits beschrieben.

Ich hatte keine Ahnung, wie ich einer ü. 100 Jahre alten Weißdornhecke, unten total verkahlt, lückenhaft, 3 m hoch, mind. 1,5 m breit zu Leibe rücken sollte. Sie bietet mir Sichtschutz, gehört mir allerdings nicht. Den Besitzern, die Gemeinde, interessiert solch historische Anpflanzung nicht. Für mich stand fest, dass ich diese Hecke unbedingt erhalten wollte. Hier musste ein echter Profi ran. Den fand ich. Upps, der hat richtig aufgeräumt mit Kettensäge, Astschere usw. Das Ergebnis war zunächst ernüchternd. Wie gut er gearbeitet hat, zeigte sich später. Hecke von unten bis oben schön dicht.

Habe seit dem massiven Eingriff vor knapp 3 Jahren nur Formschnitte durchgeführt. Denke spätestens nächstes Jahr muss der Profi wieder durchgreifen.

OMG, viel zu ausführlich. Formschnitt im Frühsommer und ggf. noch mal im Spätsommer auf den Grundschnitt herunter ist erlaubt. Kürzen generell, auslichten erst ab Oktober.

Im Kern den Rückschnitt einzelner Äste, die beispielsweise in den Verkehrsraum ragen, die, gerade bei Hecken, aus der vorherigen "Form" gewachsen sind etc. - eben im Unterschied zu gravierenden Rückschnitten, neuen Formvergaben o.ä.

Formschnitt bedeutet wie beim Frisör "nur die Spitzen", keinen Radikalschnitt von lang auf raspelkurz