Warum zahlen in der Schweiz mehr Unternehmen Sonderzahlungen?
Egal in welches Unternehmen in der Schweiz ich mich bewerbe, wird der branchentypische und regionabhängige Lohn gezahlt, aber fast jede Firma zahlt eine Sonderzahlung oder bietet Gewinnbeteiligung an.
Sonderzahlungen wie 13ter Monatslohn. Meist im November, heißt jedes Jahr Ende November kriegst du 2x volles Gehalt.
Wenn du 6000 CHF brutto Gehalt hast. Dann hast 12000 CHF Einkommen im November.
Auch die Beteiligung zur Altersvorsorge ist interessant. Es wird mit eine Pensionskasse über den Arbeitgeber ein Vertrag gemacht und der AG und AN zahlen zusammen ein. Eine freiwillige Tätigkeit des Arbeitgebers, aber viele tun es in der Tat. In Deutschland muss man ein gesetzlicher Anspruch erstellen, damit deutsche Arbeiter das auch genießen können.
Nicht nur die Großkonzerne, sondern auch der KMU Bereich ist sowas breit angeboten.
Wieso sind schweizerische Unternehmen finanziell offenbar als deutsche Unternehmen?
5 Antworten
Sonderzahlungen werden ausbezahlt, wenn der Geschäftsgang und Erfolg es zulässt. Das ist erst mal eine Informationsblase, mehr nicht.
Dass du ein 13. Monatsgehalt kriegst, ist leicht zu erklären: es wird i. d. R. ein Jahressalär vereinbart, das in 13 Auszahlungen erfolgt. Den 13. Anteil kriegst du entweder mit dem Novembersalär oder mit dem Dezember ausbezahlt, manchmal auch die eine Hälfte m Juni und die andere im Dezember. Das ist eine rein rechnerische Angelegenheit.
Die Pensionskasse ist Plicht in der Schweiz und zählt zur 2. Säule der Altersvorsorge. So eine spezielle Sache auch nicht; inzwischen ungefähr 40 jährige Sache...
Das ganze hat mit dem Sozialsystem des Landes zutun. Auch unsere Sozialwerke sind eine ewige Baustelle und Altersarmut gibt es auch bei uns. Das bedeutet, dass viele Pensionäre sich ihren Lebensunterhalt ohne zusätzliche Sonderzahlungen des Wohnkantons (Sozialleistungen: Sog. Ergänzungsleistungen) auch trotz Alters- und Hinterlassenenversicherun (AHV, 1. Säule) und Pensionskassengelder (2. Säule) nicht leisten können, entweder weil zum Zeitpunkt ihres haupttätigen Berufslebens die Pensionskasse noch schlicht nicht existierte oder ihre Tätigkeit eine Einzahlung nicht möglich machte. Von CHF 2'180.00 Maximalleistung der AHV kann man in der Schweiz nämlich nicht leben.
Salue
Das Land ist wirtschafltich sehr erfolgreich. Im Verhältnis zu seiner Grösse ist es im Export erfolgreicher als der "Exportweltmeister" Deutschland.
Der grösste Wert einer Firma liegt in ihrem fachkundigen Personal. Fachkräfte haben wir zuwenig. Die Unternehmen sind diesbezüglich also Konkurrenten. Da muss man ein wenig "Zückerchen" bieten, wenn man gute Mitarbeiter braucht.
Das 3-stufige Altersvorsorge-Programm leidet zwar auch unter der Überalterung, aber so ist dafür gesorgt, dass die meisten Leute im Alter würdevoll leben können und keine Sozialleistungen beziehen müssen.
Es ist eben der "Schweizer Weg". Er funktioniert ganz gut und ist mit ein Grund dafür, wieso die Schweiz bei der Glücklichkeit ihrer Bewohner im weltweiten Ranking, immer zur Spitzengruppe gehört.
Jetzt vesteht Du auch, wieso wir Schweizer so ungern EU-Vorgaben übernehmen.
Tellensohn
Die Selbstregelung ist nicht ganz frei. Sie wird auch durch die Spielregeln des Staates mitbestimmt.
In der Schweiz kannst Du 40 Jahre lang irgendwo gearbeitet haben und das Unternehmen kann Dir spontan auf 3 Monate kündigen. Da ist für jeden Mitarbeiter ein Risiko vorhanden.
Anderseits, die Angestellten werden auch in Krisen nicht auf die Strasse gesetzt. Man weiss, dass die Krise bei uns schnell vorbei ist und man wieder Fachleute braucht. Alleine die Einarbeitungszeit bei qualifizierten Leuten beträgt ein Jahr. Da ist es besser, man hat diese immer noch als Festangestellte.
Wie macht man es in anderen Ländern? Es gibt einen gut ausgebauten Kündigungschutz bei langen Anstellungszeiten. Die Firmen können solche Leute nicht loswerden, wenn es nicht mehr anderes geht. Also stellen sie die temporäre Leute ein und bleiben so beweglich. Die kann man sofort auf die Strasse stellen. Auch dies ist eine unsichere Sache für den Angestellten.
Tellensohn
Naja...
Dann bevorzuge ich meine Stelle in Deutschland.
4400€ brutto und 2 Sonderzahlungen plus weitere Sonderzahlungen. Pro Jahr.
Ich denke ich bevorzuge die soziale Marktwirtschaft.
Auch dies ist eine soziale Marktwirtschaft. Einfach ein wenig mehr Eigenverantwortung und dafür mehr Freiheit. Nun sind aber 4400 CHF Brutto, trotz Sonderzahlungen, nicht gerade ein grosszügiges Einkommen, zumindest nach Schweizer Auffassung. Natürlich lässt sich damit auf dem Land deutlich besser leben, aber in einer Stadt reicht dies nirgendwo hin. Alleine schon die Mieten da hauen Dich vom Sokel.
Tellensohn
Naja. Tellensohn. Definiere ein wenig mehr Eigenverantwortung 🙂.
Die Sache ist wenn die Inflation 8% beträgt und ich mit Chef handeln muss, er sagt nur 4% Lohnerhöhung oder Ich kriege sogar nichts.
Ich habe eine Gewerkschaft hinter mir die mir 100% Inflationsausgleich besorgen kann.
Die soziale Marktwirtschaft in Deutschland.
Salue
Dies ist eine Frage des wie. In der Schweiz ist die Inflationsrate rekordwürdig hoch. Sie beträgt rund 3%. Die Pandemie hat uns grössere Umsätze gebracht. Die Firmen boomen.
Die Firmen wollen um keinen Preis ihre Angestellten verlieren. Ein Druck durch die Gewerkschaften ist nicht nötig. Die Firmen gleichen den Kaufkraftverlust ja freiwillig aus. Das ist Marktwirtschaft.
Geht also auch so. Streiks wären das Dümmste was passieren kann. Jeder Angestellte ist ja froh darüber, wenn die Firma gut läuft und so faire Löhne zahlen kann. Da wird er sich selber doch nicht schaden wollen.
Tellensohn
Ja warum müssen Unternehmen in Deutschland von Gewerkschaften unter Druck gesetzt werden, um die Löhne anzuheben und die Kaufkraft auszugleichen.
Die Schweiz erfüllt ihre Ziele mit einem Hauch mehr Marktwirtschaft. In vielen Ländern liegt der Schwerpunkt eher auf Sozialwirtschaft.
In der Schweiz fühlt man sich als Mitglied einer Gesellschaft, dies als Bewohner, aber auch als Mitkämpfer in einer Firma. So vermeidet man bewusst "Kämpfe" gegeneinander (Arbeitskämpfe), denn man hat ja das gleiche Ziel. Nur der Weg dorthin muss noch diskutiert werden. Das Wundermittel nennt sich Kompromiss.
Weisst Du, wir Schweizer sind da manchmal etwas speziell. Wir sind eigensinnig, ja manchmal sogar stur, gleichzeitig aber aber auch ziemlich findig. Das mussten wir auch, wir vereinen vier Sprachgruppen und Mentalitäten in einem kleinen Land.
Das ist in Deutschland genauso, du musst dich nur in den richtigen Firmen bewerben
hahaha, da bist du schön aufgesessen: irgendwann hat man einfach das Jahresgehalt durch 13 statt durch 12 geteilt. Ich denke, dass man in Deutschland dafür Ferien- und Weihnachtsgeld kennt.
Der letzte Satz macht iwi kein Sinn.
Finanziell offenbar?
Weil die Schweizer ebenfalls händeringend Leute suchen. Wie bekommt man Leute ins Unternehmen? Man bietet ihnen Geld an.
Ja gut, aber ein Arbeitsmarkt ist schlussendlich ein Arbeitsmarkt.
Heißt in Deutschland soll dasselbe passieren.
Passiert es auch. Nur nicht ganz so extrem wie in der Schweiz.
Naja...
Bei uns passiert es wegen den Gewerkschaften. In der Schweiz sind Tarifverträge kaum zu sehen...
Deswegen sage ich. Finanziell offener.
Da tun die Arbeitgeber gleich die Tasche breiter öffnen. Hier muss man Gewerkschaften rufen, damit Löhne inflationsbereinigt werden.
Aber Deutschland hat keine EU Vorgaben bezüglich Gewerkschaften, Lohnentwicklung etc...
Hier regelt der deutsche Arbeitsmarkt sich selber 😅