Warum sind viele Leute beim Feedback nicht ehrlich?
Ich habe es erlebt, als ich mein FSJ in einer katholischen Pfarrgemeinde gemacht habe.
Damals war Firmvorbereitung. Und es ist mittlerweile ziemlich normal, dass viele Jugendliche kaum noch etwas mit der Kirche anfangen können. Man muss hier also immer Kompromisse eingehen; einerseits die Werte vermitteln, andererseits die Jugendlichen nicht verschrecken. Und das ist ziemlich schwer und es wird zunehmend schwerer, da viele Jugendliche immer seltener dazu bereit sind, sich wirklich auf etwas einzulassen.
Jedenfalls war der Pfarrer vor Ort ziemlich freikirchlich unterwegs und hat immer geglaubt, er könnte mit christlichen Pop-Liedern und christlichen Poetry-Slam-Vorträgen die Jugendlichen abholen. Vielen war allerdings anzusehen, dass sie das Ganze eher "cringe" fanden und auch ich, der immer beim Vorbereiten helfen musste, fand das ganze nur mäßig gelungen.
Am Schluss jedenfalls sollte es dann Feedback geben und ich hab eigentlich schon mit der großen Abrechnung gerechnet. Aber plötzlich stand ich mit meiner Kritik ziemlich alleine da. Denn alle Firmlinge haben den so verhassten Firmunterricht plötzlich total gelobt. Niemand hatte auch nur das Geringste auszusetzen. Alles war super. Und alle haben natürlich brav gesagt, sie hätten christliche Stärkung im Glauben erfahren.
Der Pfarrer war mächtig stolz auf sich und wird mit den nächsten Firmlingen die gleiche Prozedur machen.
Ich frage mich: Warum nutzt man denn die Chance des Feedbacks nicht? Es ist doch besser für alle Beteiligten, wenn man ehrlich ist. Warum lügen die dem Pfarrer etwas von "Stärkung im Glauben" vor? Ich kann das nicht nachvollziehen.
Wenn jeder mal ehrlich sagen würde, was er denken würde, dann könnte man den Firmunterricht tatsächlich besser machen. Aber wenn jeder es über sich ergehen lässt und dann am Schluss nicht dem Mut hat, es zu kritisieren, dann wird es ja nie besser. Meine Kritik am Konzept wurde dann nämlich immer mit dem Verweis auf das "hervorragende Feedback" abgeblockt.
5 Antworten
Hallo,
Das wirst du noch häufiger in deinem Leben feststellen, dass die Leute das tun, was am bequemsten für sie ist. Wer streiten und kritisieren will, der braucht viel Kraft und hat unter Umständen viele Nachteile in Kauf zu nehmen. Die angepassten lavieren sich am einfachsten überall durch.
MfG
Harry
Viele behalten ihre ehrliche Meinung für sich, weil sie Angst vor negativen Reaktionen oder gar Bestrafung haben, wenn sie ehrlich sagen, was sie denken. Speziell in der Jugend haben viele auch noch nicht das nötige "Standing"/Selbstbewusstsein, um ehrlich zu sich und anderen zu sein und wollen nicht anecken.
Ich erinnere mich grad deutlich an den Sommer 2006, wo eine das ganze Jahr hinweg gelinde gesagt sehr umstrittene Religionslehrerin (9. Klasse-Realschule; katholisch) uns zum Ende des Schuljahres um Feedback gebeten hatte. Ich dachte auch, dass da gleich die Fetzen fliegen, war aber am Ende der einzige, der genau das ausgesprochen hatte, was alle immer gedacht haben.
Mir ist das auch ein Jahr später am Abschlussabend der 10. Klasse/dieser Zeugnisübergabe aufgefallen: Alle lagen sich scheinbar in den Armen, obwohl die Mehrheit sich sechs Jahre lang bei jeder sich bietenden Gelegenheit bis aufs Blut bekriegt hatte. Es war furchtbar.
Das erinnert mich an einen Elternabend. Der Lehrer stellte ne Frage zum Klassenausflug. Alle stimmten mit "Ja", ausser ich. Die nächste Frage.
Ich hob den Zeigefinger: "Entschuldigen sie bitte, mich beschäftigt die Frage zuvor noch, da in ihrem Schreiben... stand. Der Lehrer stellte dann meine Frage an alle. Alle schwengten nacheinander um.
Die Menschen sind Egos u trauen sich nicht. Sie sind Mitläufer. Selbste sind aber in der Gesellschaft unbeliebt, da Egos auch neidisch sind.
Es ist ne Gradwanderung, den Mund auf zutun. Kann ich es ausreichend begründen? Können andere nachvollziehen, dass mein Vorschlag von Vorteil wäre? Welchen Vorteil bringt es?
Das können Konfirmanden nicht bringen, weshalb sie lieber mitlaufen und schweigen. Und wahrscheinlich sind sie noch froh, dass sie es hinter sich haben.
Nur du hättest vorab vielleicht mit begründeten Vorschlägen eine Änderung, hier oder da, erreichen können. Aber auch nur vielleicht.
Hast Du doch ebenso nicht getan. Du hast bei den Vorbereitungen geholfen, aber nicht ganz ehrlich gesagt, das Du denkst, das sows überhaupt nicht ankommen wird, auch wenn Du dir das gedacht hast. Klar kannste jetzt sagen, dir war nicht klar das die Kids das cringe finden, aber eigentlich war dir das doch klar... Du hast aber nichts gesagt, und den Pfarrer machen lassen.
Ich kann verstehen wieso die nix gesagt haben. Der Pfarrer fands gut, also soll er das weiter gut finden. Es ist auch nicht Aufgabe der Kids den Mann sowas verständlich zu machen, vor allem nicht wenn die einen junge Teenies sind, und der Leiter des ganzen, ein Erwachsener - da sind die Machtverhältnisse schon mal geklärt.
Zwischen Gleichaltrigen ist es was anderes. Hier auf Gutefrage ist es ebenso. Leute stellen Fragen zu Ihrer Figur, zu Ihrer Optik, zu Bildern die sie gemalt haben, zu Fotos etc. und wollen doch meist was nettes lesen.
Ist bei Erwachsenen nicht anders.
Ich schätze mal dass die Personen gezogen haben um aus solvhe einer Situation schnell raus zu kommen . Jedoch verstehe ich beide Seiten, sowie der , der Jugendlichen und der , des ihrens