Warum schreibt uns die Gesellschaft vor, bei Tod traurig zu sein?


06.01.2022, 14:23

Warum können wir nicht einfach hinter den Vorhang sehen und erkennen dass wir endlich sind und es auch gut so ist?

6 Antworten

Das schreibt die Gesellschaft nicht vor, das passiert den meisten Menschen automatisch. Man kann nie nie vorher vorstellen, wie man psychisch und körperlich (weinen etc.) reagiert, wenn man ersten für einen wirklich nahestehenden Menschen verliert. Nicht die Uroma, die man kaum kannte, sondern jemanden, mit dem man gern und oft viel Zeit verbracht hat.

Die Menschen zeigen diese Trauer allerdings sehr unterschiedlich und das wird meist auch akzeptiert.

Es wäre allerdings pietätlos, unter diesen Voraussetzungen bspw. auf einer Trauerfeier deutliche Fröhlichkeit zu zeigen, weil das die Trauernden verletzen würde.

Mir ist etwas Ähnliches passiert. Mein Bruder starb relativ jung und für uns völlig unerwartet. Es wurden nur wenige Gäste eingeladen. Eine Frau sagte, man könne nicht 3 Tage lang über den Verstorbenen reden - nach etwa einer viertel Stunde - bestand dann auf ein bestimmtes Restaurant nach der Beisetzung und redete dort, obwohl wir extra Fotos rausgesucht hatten und Erinnerungen an meinen Bruder teilen wollten, ausufernd über ihre unfähigen Kollegen, die wir alle nicht mal kannten.

Fazit: Diese Zusammenkunft haben wir nie vergessen, die Trauer wurde quasi verboten und mit der Frau wurde der Kontakt lange sehr eungeschränkt.

Die Gesellschaft schreibt solche Trauer nicht vor.

Man geht nur davon aus, dass der Tod von Menschen, die uns wichtig waren, uns traurig macht.

Nebenbei: Ich kenne einen Fall, da ist ein alter Herr, der im Altenheim wohnte und keine Verwandten mehr hatte, krank geworden. Die Heimleitung hat ihn ins Krankenhaus bringen lassen und sich dann nicht weiter um den Fall gekümmert.

Erst als ein früherer Arbeitskollege den Betroffenen besuchen kam und ihn nicht fand, hat der versucht, ihn im Krankenhaus aufzusuchen. Auch dort fand man ihn nicht und behauptet, er sei nicht mehr im Krankenhaus. Man wollte dem Suchenden, da er kein Verwandter war, auch gar keine Auskunft über den Verbleib des Patienten geben. Wie sich Tage später herausgestellt hat, war er verstorben und seine Leiche im Krankenhaus in einen Kühlraum gestellt worden. Dort hatte man sie dann einfach vergessen. Über fast eine ganze Woche hinweg !!

Das schreibt uns niemand vor. Wir sind halt traurig, wenn jemand, den wir mögen, nicht mehr da ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hahahaha, das schreibt die Gesellschaft nicht vor, sondern die Natur mein Guter. Rate mal warum Elefanten, Hunde, Primaten und Co auch trauern um ihre verstorbenen Artgenossen?

Das liegt daran, dass wir nicht wissen was danach kommt. Zurzeit wissen wir nur, dass wir dieses eine Leben haben, und wenn jemand stirbt den man gern hat, dann ist er weg. Man weiß nicht wo er hin ist oder ob man ihn wiedersieht. Man ist doch auch traurig, wenn langjährige Freunde plötzlich in ein weit entferntes Land ziehen.

Ich bin momentan 13 und ich habe eine Weile gedacht, dass das Leben sinnlos ist, und jeder Mensch wertlos. Grundsätzlich stimmt das, aber ein Mensch hat Wert, weil jemand diesen Menschen wertvoll findet. Das Leben ist nicht sinnlos: Man kann mit seinem Leben das von anderen verändern. Ins Gute und (leider auch) ins Schlechte.

Ich lebe mein Leben so als wäre es eine Art "Spiel", das ich machen muss. Wer Selbstmord begeht hat das Spiel abgebrochen, wer es geschafft hat alt zu werden, und dann zu sterben: Mein Respekt, sie haben es geschafft. Ich bin natürlich traurig, dass jemand nicht mehr da ist, aber dieser jemand hat sein Leben gelebt.

Ich hoffe ich konnte deine Frage beantworten, und habe nicht zu viel philosophischen Mist geschrieben. LG Hanna

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beobachte gerne und gebe gute Ratschläge

Shore898  06.01.2022, 16:46

Was soll man denn bitte erreicht oder geschafft haben wenn man es geschafft hat alt zu werden?

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