Warum schießt man nicht in den Kopf?

5 Antworten

Aber warum nicht einfach in den Kopf, wollen die das Tier ausstopfen oder was?

Nein, mit "ausstopfen" hat das nichts zu tun. Erklärung folgt unten.

Und:
Wenn man keine Ahnung vom Thema hat, dann ist es gut und richtig nachzufragen.
Aber dann sollte man seltsame "Vermutungen" (oder besser "Unterstellungen"?) dabei weglassen, zumal wenn sie einen abwertenden "Unterton" haben ("oder was?") und dadurch leicht falsch ankommen können.
Danke.

  

Aber zum Thema:

Als Jäger zielst Du im Normalfall auf das "Blatt" oder direkt dahinter. (Mit Blatt ist das Schulterblatt des Wildes gemeint, das sich oberhalb vom Vorderlauf befindet.)

Der Grund ist ein ganz Einfacher:

Um ein Tier zu töten gibt es mehrere Möglichkeiten. Aber nur der Schuss in die "Kammer" (also den Oberkörper, der die Lungen, das Herz und die Haupt-Arterien enthält) ist in der Realität auch unter nicht-optimalen Bedingungen machbar und somit als einziges weidgerecht. Alle andere (theoretisch möglichen) Stellen die den sofortigen Tod zur Folge hätten sind deutlich kleiner und demzufolge schwieriger zu treffen. Im Umkehrschluss: Leichter zu verfehlen, was bei einem Schuss "knapp daneben" eine erhebliche Verletzung des Tieres zur Folge hätte aber eben nicht den sofortigen Tod.

Das wäre nicht weidgerecht, da es riskant ist und erhebliches Leid beim Tier in kauf nimmt. Denn als Jäger ist man verpflichtet alles möglich zu tun damit das Tier eben nicht leidet sondern so schnell und schmerzfrei wie möglich getötet wird.

Und in der freien Natur gibt es im Normalfall nicht die optimalen Bedingungen wie auf dem Schießstand. Mit einem Dach über dem Kopf, bequemer Schussposition, ggf. windgeschützter Schiessbahn mit genau bekannter Entfernung zum Ziel und einer Scheibe die nicht plötzlich zappelt, den Kopf dreht oder ähnliches. Und in der Realität hat man auch keinen zweiten Versuch in aller Ruhe, wenn der erste Schuss nicht direkt sauber da sitzt wo er hingehört. Da hat der erste Schuss direkt Folgen.

In sofern wird niemand freiwillig auf ein kleineres, unrealistisches Ziel schiessen, wenn sich ihm ein größeres bietet. Und schon gar nicht "herumprobieren" auf Kosten eines lebenden Wesens, dass die Folgen erleiden muss, wenn man nicht beim ersten mal direkt sauber (sprich: sofort tödlich) trifft.

Hier mal zum Vergleich die Trefferfläche. 

Stelle Dir vor, Du sollst die Stelle auf z.B. 120 Meter (wobei Dir die genaue Entfernung auch nicht zwangsweise bekannt ist, die Waffe also leicht nach oben oder unten abweichen kann) in der Dämmerung bei Seitenwind treffen, sitzt in seitlich gedrehter Haltung in einem Hochsitz (weil das Reh z.B. rechts oder links vom Hochsitz steht) und das Reh hebt auch immer mal unvermittelt beim Äsen (fressen) den Kopf und dreht den Kopf beim Kauen samt Hals hin und her um sich abzusichern, dass sich kein Feind nähert. Ich denke, dann wird klar, was ich meine.

Die Fläche innerhalb des roten Kreises auf dem Kopf ist das Gehirn. Das ist die einzige Stelle die einen sofortigen Tod bedeutet. Schiesst Du nur leicht daneben, dann schiesst Du dem Tier den Kiefer weg oder ein Auge, oder …

Bild zum Beitrag

(Abbildung Reh: Offizielle Rehbockscheibe des DJV)

     

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger
 - (Jagd, Gewehr)

Hubsi6  02.11.2023, 11:15

Aber wenn mann beim Reh in die Kammer schießt läuft es noch so um die zehn Meter. Wenn man das Reh bim Haupt oder beim Träger trifft fällt es sofort um.

(Zumindest war es immer so wenn ich mit meinem Onkel auf die Jagd ging.)

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Waldmensch70  02.11.2023, 11:36
@Hubsi6
Aber wenn mann beim Reh in die Kammer schießt läuft es noch so um die zehn Meter. Wenn man das Reh bim Haupt oder beim Träger trifft fällt es sofort um.

Das bedeutet ja nicht, das es dadurch länger leidet oder mehr spürt.

Es ist trotzdem tot (Herz ggf. zerstört, Lungen kollabiert, sofortiger Schockzustand, Blutverlust durch Zerstörung der Hauptarterien), die Motorik läuft nur noch einen Augenblick. Wie bei einem Huhn, dem man den Kopf abschlägt und dass dann noch über den Hof läuft.

Das oben in der Antwort Gesagte gilt deshalb trotzdem weiter. Keiner will ein Reh nachsuchen müssen, das mit weggeschossenem Unterkiefer flüchtet, dann noch lange weiterlebt und qualvoll daran zugrunde geht.

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Hubsi6  02.11.2023, 11:49
@Waldmensch70

Das sind dann nur mehr die Nerven gleich wie bei einem Hühn wenn man ihm den Kopf abhackt oder? Also es ist schon tot aber läuft noch?

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Waldmensch70  02.11.2023, 11:56
@Hubsi6

Ja, das sind noch Muskelzuckungen oder Nervenimpulse, wenn Du so willst.

Das ist auch komplett unterschiedlich, ob das überhaupt passiert. Meiner Erfahrung nach ist es so:

  • Steht das Reh still und entspannt auf der Wiese und Du erlegst es dann, dann macht es ggf. noch einen Schritt oder zwei und fällt tot um.
  • War das Reh vorher gerade noch aufgeregt, ist direkt vorher gelaufen und nur kurz stehen geblieben und Du erlegst es dann, dann "schaltet es auf den Bewegungsmodus zurück" und rennt direkt nach dem Schuss los, selbst wenn der Schuss tödlich war und es kein Herz mehr hat. Dann fällt es nach kurzer Flucht plötzlich tot um. Das können 10 oder 20 Meter sein, ich habe bei einem Bekannten aber auch schon fast 100 Meter miterlebt, trotz komplett sauberem und tödlichen Schuss.
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Hubsi6  02.11.2023, 12:11
@Waldmensch70

Bei uns war es so es hat geäst und war ca.10m Entfernt ich sah wie mein Onkel schoss das es aufgehebt wurde hat lief es in den Wald rein. Eine Schweiß Spur führte beim Weg gerade aus und dann hinauf. Dann sind wir zurück und rufen einen Bekannten Jäger an der mit dem Hund schnell das Reh fand.

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Terrier74  03.11.2023, 14:34
@Hubsi6

Ja und? Dann läuft es halt 10 Meter, bevor es umfällt. Selbst wenn es 100 Meter läuft, kein Problem. Bei einem Treffer in die Kammer ist es nach spätestens 30 Sekunden tot.

Mit einem weggeschossenem Kiefer oder einem Streifschuss am Kopf quält es sich noch mehrere Tage oder gar Wochen durch den Wald. Und komm jetzt bitte nicht mit der Aussage "Ein Streifschuss ist ja nicht schlimm." Doch, das ist er sehr wohl, ganz besonders im Bereich von Kopf und Hals. Da kommt das Tier nämlich mit der Zunge nicht hin. Das bedeutet, es kann die Wunde nicht säubern. Sie entzündet sich und wird im schlimmsten Fall sogar von Maden befallen. Das Tier stirbt dann erst nach Wochen an der Infektion.

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Das Hirn das man treffen muss ist groß wie eine Walnuss. Alles daneben nicht tödlich und unter Umständen tagelange Qual für das Tier.

Der Bereich um Lunge und Herz ist so groß wie ein Fußball. Und egal wo der Treffer sitzt, er ist tödlich.

Es geht darum dem Tier so wenig wie möglich Leid zuzufügen.

Woher ich das weiß:Hobby – Jäger und Schütze

Inkognito-Nutzer   01.11.2023, 18:08

Welchen Teil des hirns müsste man treffen?

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Das Blatt bietet ein viel größeres Ziel als der Kopf und ein sauberer Blattschuss ist genau so tödlich.


Inkognito-Nutzer   01.11.2023, 18:03

Blattschuss habe ich noch nie gehört, man lernt nie aus, danke dir.

War das was ich mir gedacht habe, aber rehe gucken ja immer so wild um sich, wenn es gerade günstig steht, man ein erfahrener Jäger ist, sollte es doch ein sicherer Treffer zwischen die Augen sein oder nicht?

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Wenn du selbst irgendwelche Shooter spielst wirst du auch wissen dass bei Gegnern zwar ein Kopftreffer mehr Schaden anrichtet, aber durch das kleinere Ziel sehr viel schwerer zu erreichen ist.


Inkognito-Nutzer   01.11.2023, 18:32

Gebe ich dir Recht, weiß ja auch dass der Herzbereich Sinn macht, aber Rehe "inspizieren" ihre Gegend immer aus, dabei haben sie den Kopf relativ lange oben und still, warum dann nicht abdrücken?

Außerdem hat man im echten Leben kein Tryhard vor sich, der wie ein Wasserfall schwitzt und darum springt, nur ein kleiner scherz am Rande.

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Inkognito-Nutzer   01.11.2023, 18:36
@CenturyisGone

Das ist ja klar und atimmt auch, aber mir geht es darum wenn es mit dem Rücken zu dir steht. Oder generell in einer schlechten position.

Entschuldigung wenn das nicht in meiner Frage war.

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Der kopf ist ein viel kleineres ziel und es kann leicht dazu kommen, dass das Tier verletzt aber nicht getötet wird. Dann leidet es nur, schließlich muss das Gehir richtig getroffen werden. Naja und halt ist der kopf gern ne Trophäe