Warum ist die deutsche Sprache sehr ähnlich wie die holländische Sprache?

4 Antworten

Das Niederländische ist – wie das Deutsche – Teil des westgermansichen Zweigs, zu dem unter anderem auch Englisch, Friesisch, Afrikaans, Niederdeutsch (Plattdeutsch) und Jiddisch gehören. Diese Sprachen gehen alle auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück, einer westgermanischen Protosprache, die – wenn sie tatsächlich existierte – wohl zwischen dem 2. Jhd. und dem 7. Jhd. n. Chr. gesprochen wurde. Sie ist nicht schriftlich bezeugt, sondern konnte mittels Sprachvergleich erschlossen bzw. rekonstruiert werden. Im Laufe der Jahrhunderte spaltete sich die westgermanische Vorläufersprache in verschiedene Dialekte auf, aus denen sich die heutigen Sprachen allmählich entwickelt haben.

Außerdem zählt das Niederländische zur niederfränkischen Sprachgruppe. Manche Sprachwissenschaftler gehen noch von einer rhein-wesergermanischen Gruppierung (Istwäonisch) aus, die auch die mitteldeutsche Dialektgruppe einschließt, allerdings ist diese von Friedrich Maurer entwickelte Theorie umstritten.

Die oberdeutschen, mitteldeutschen, niederdeutschen, niederfränkischen und westfriesischen Dialekte werden zu einem kontinentalwestgermanischen Dialektkontinuum zusammengefasst, das jedoch aufgrund der Verbreitung der Standardsprachen immer weiter auseinanderfällt. Unter einem Dialektkontinuum versteht man eine Reihe von miteinander verwandten Dialekten, die fließend ineinander übergehen und einen zusammenhängenden geographischen Raum bilden. Die sehr enge Verwandtschaft des Deutschen mit dem Niederländischen erklärt also die großen sprachlichen Ähnlichkeiten. Eine gegenseitige Beeinflussung beider Sprachen könnte auch eine gewisse Rolle gespielt haben.

Die hochdeutschen Mundarten, aus denen sich das Standarddeutsche entwickelt hat, unterteilen sich in die ober- und mitteldeutschen Dialekte. Sie unterscheiden sich von den übrigen germanischen Sprachen durch die zweite Lautverschiebung mit u. a. folgenden Änderungen:

  • pff / f: englisch ship, niederländisch schip, niederdeutsch SchippSchiff
  • ppf: englisch pepper, niederländisch peper, niederdeutsch PeperPfeffer
  • tss / s: englisch that, niederländisch dat, niederdeutsch datdas
  • t → ts / z: englisch tide, niederländisch tijd, niederdeutsch TiedZeit
  • kch: englisch make, niederländisch maken, niederdeutsch makenmachen
  • dt: englisch day, niederländisch dag, niederdeutsch dagTag

Zeitlich weiter zurück liegt das Urgermanische oder Gemeingermanische, der gemeinsame Vorfahre aller germanischen Sprachen, der vermutlich zwischen 500 v. Chr. bis 200 n. Chr. gesprochen wurde und ebenfalls nicht direkt nachgewiesen ist, sondern von Linguisten rekonstruiert wurde. Aus dem Protogermanischen entwickelten sich der westgermanische Zweig (s. o.), der nordgermanische Zweig (z. B. Schwedisch, Dänisch und Isländisch, die vom Altnordischen abstammen) und der ausgestorbene ostgermanische Zweig (ausreichend überliefert ist nur Gotisch). Man merkt, dass sich beispielsweise das Schwedische stärker vom Deutschen unterscheidet als das Niederländische, obwohl immer noch zahlreiche Ähnlichkeiten vorhanden sind. Je weiter man in der Zeit zurückgeht, desto größer sind in der Regel die Unterschiede.

Die germanischen Sprachen gehören zu denen indogermanischen Sprachfamilie, wie auch die italischen bzw. romanischen Sprachen (z. B. Spanisch, Französisch, Italienisch), die keltischen Sprachen (z. B. Irisch, Walisisch, Schottisch-Gälisch), die slawischen Sprachen (z. B. Russisch, Polnisch, Tschechisch), das Griechische und indo-iranischen Sprachen (z. B. Persisch, Hindi, Bengalisch). Gemeinsamer Vorfahre ist das Urindogermanische, das etwa im Zeitraum von 4500 bis 2500 v. Chr. in der pontisch-kaspischen Steppe im Gebiet der heutigen Ukraine gesprochen wurde (→ Kurgan-Hypothese). Die zu der Zeit dort lebende Jamnaja-Kultur stellt möglicherweise die indogermanische Urheimat dar.

Vergleicht man das Deutsche beispielsweise mit dem Persischen, werden auf den ersten Blick fast gar keine Ähnlichkeiten festzustellen sein. Seitdem sich das Urindogermanische in die einzelnen Sprachzweige aufgespaltet hat, hat sich über die Jahrtausende sehr viel getan. Dennoch finden sich einige gut erkennbare Wortverwandtschaften, wie مادَر (mâdar) „Mutter“, پِدَر (pedar) „Vater“, برادر (barâdar) „Bruder“, دُخْتَر (doxtar) „Tochter“, موش (muš) „Maus“, شش (šeš) „sechs“, نُه (noh) „neun“ oder سِتارِه (setâre) „Stern“.

Dazu ist noch anzumerken, dass das Urgermanische und Urindogermanische höchstwahrscheinlich keine einheitlichen Sprachen waren, sondern selbst aus vielen verschiedenen Varietäten bestanden, zumal sie sich über viele Jahrhunderte erstreckten. Dasselbe war auch beim Althochdeutschen der Fall, das keinesfalls mit einer modernen Standardsprache zu vergleichen ist.

Siehe auch meine andere Antwort zum Indogermanischen.

Weil es verwandte Sprachen sind. Beides sind germanische Sprachen.

Viele deutsche Dialekte aus Norddeutschland sind der niederländischen Sprache noch ähnlicher. Das liegt an der geografischen Nähe. In Holland und in Norddeutschland siedelten die Friesen. In Laufe der Jahrhunderte siegelten sich Menschen aus deutschen Gebiete in Holländische Gebiete und auch umgekehrt. Was natürlich auch Einfluss auf die Sprache hat.

Wegen der geographischen Nähe. Beide Sprachen gehören, genau wie Englisch, zu den germanischen Sprachen und haben daher eine gemeinsame Entwicklung erlebt.

Weil sowohl das Deutsche als auch das Niederländische vom Westgermanischen abstammen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Anglistik, Germanistik, japanische Sprache