Warum gibt es Religionen? Ich verstehe es nicht...

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Hallo Minepointer,

erst einmal meinen Glückwunsch - für dein junges Alter hast Du dich bereits sehr eingehend mit Religionen beschäftigt und deinen Verstand benutzt!

Grundsätzlich kann man jeder Religion zwei sozio-kulturelle Funktionen zuweisen:

a) Ordnung des sozialen Verhaltens zwischen den Religionsanhängern

Um es auf den kürzesten Nenner zu bringen: "Sei lieb, klau nichts von deinem Nachbarn, mach nicht mit seiner Frau rum und schlag  ihm auch nicht den Schädel ein. Einfach nett sein, mmmkay?"

Um diese soziale Ordnung aufrecht zu erhalten, werden bei Übertretungen auch Strafen angedroht, wie z.B. das klassische "Auge um Auge, Zahn um Zahn" - das ist ein Übermaßverbot, d.h. ein ausgeschlagenes Auge berechtigt nicht dazu, den anderen zu töten.

b) Abgrenzung zu anderen Gruppierungen

Wir: Die Gläubigen (und damit per definition "die Guten")

Die anderen: Ungläubige, Heiden, Kufar (also per definition "die Bösen")

Gerade diese Funktion ist aber kritisch zu beurteilen, da dadurch immer wieder Religionskriege ausgelöst werden (angefangen vom 1. Kreuzzug "Deos lo vult!" bis hin zum "heiligen Krieg" heute).

Prinzipiell kann die positive Funktion a) einer Religion auch durch einen logisch konstruierten Verhaltenskodex ersetzt werden.

Klassisches Beispiel wäre z.B. Immanuel Kants "Kritik der praktischen Vernunft". In diesem Werk entwickelt Kant den Kategorischen Imperativ:

"Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."


helmutwk  07.05.2015, 13:10

Wir: Die Gläubigen (und damit per definition "die Guten")

Gilt nicht für jede Religion. gerade ethnisch gebundene Religionen unterscheiden meist zwischen "uns" und den "anderen", ohne damit eine moralische Wertung zu verbinden.

Aber auch beim Christentum ist es so, dass jeder Mensch Sünder ist. Christen unterscheiden sich danach von Nichtchristen dadurch, dass ihnen die Sünden vergeben wurden. Natürlich sollen sie dann auch die Gebote Gottes befolgen, aber zu denen gehört ja gerade auch, alle Menschen und sogar die Feinde, die Christen verfolgen, zu lieben.

Der 1. Kreuzzug war eine Reaktion auf islamische Aggression, in seiner berüchtigten Rede hat der Papst von sieben Kriegen der Muslime gesprochen, und dass dies gestoppt werden müsste.

Dass der ganze Tenor der Rede der christlichen Botschaft widerspricht und dieser Papst somit ein schlechter Christ war, sollte nicht überraschen. Das Mittelalter war ja eine Epoche, in der die Bibel relativ unbekannt war. Und ca. 100 Jahre nach dem ersten Kreuzzug hat die Kirche auch angefangen, den "Laien" das Bibellesen zu verbieten, weil so was erfahrungsgemäß zu "Ketzereien" führte ...

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Ich bin selbst zum Islam konvertiert vor ca 10 Jahren. So wie du heute denkst dachte ich damals. Als erstes möchte ich sagen dass ich keine"typische" Muslima bin.....meine Eltern haben mir beigebracht alles im Leben mit einer gewissen Logik anzugehen und so sehe ich auch die heiligen Bücher mit dieser Logik. Also anhand deines Beispiel mit dem Wasserglas: Das soll eben einfach nur bedeuten das man nicht gierig essen und trinken sollte. Genau so sehe ich auch alles andere kn den heiligen Büchern. Es wäre natürlich toll wenn wir Menschen so etwas "alltägliches" oder auch menschliches auch ohne den "Druck von oben" hinbekommen würden aber man sieht ja einfach das es nicht so ist. Selbst mit einer Religion verhalten sich soooooo viele Menschen noch unmenschlich, wie wäre es denn da ganz ohne????? Wenn all die Menschen die an Gott glauben plötzlich hoffnungslos wären???? Sicherlich ist Religion nicht für jeden etwas, aber für viele Menschen ist Religion ein großer Halt. Ruhe in einer sehr schnelllebigen Zeit. Hoffnung in einer scheinbar ausweglosen Situation. Liebe in einer so oftmals grauenhaften Welt. Ich finde es sehr schade das du beide Religionen aufgegeben oder abgelegt hast aber ich wünsche Dir das du den für Dich richtigen Weg finden wirst. 😉 Liebe Grüße Kasaresh


MinePointer 
Fragesteller
 03.05.2015, 21:36

Danke für deine lieben Worte doch für mich fühlte sich der Christentum bzw. Islam einfach nicht richtig an. Doch in dem Ich an das glaube was ich will fühle ich mich wesentlich freier.

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Kasaresh  03.05.2015, 21:49

und auch das sehe ich als eine Religion an. Für mich bedeutet Religion vorallem mit sich und der Welt im Reinen sein. Ein gutes Gewissen haben in dem was man tut oder wie man ist. Viel Glück dabei!!!

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idildiaz  03.05.2015, 23:22

Sehr schön vormuliert masallah :)

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Also pass mal auf: klingt zwar ganz logisch was du da schreibst aber ganz so leicht ist es nicht Klingt zwar wirklich etwas unnötig mit den ganzen Ritualen aber es kann nmd bestreiten, dass es etwas allumfassendes gibt, dass wir nunmal Gott nennenIch glaube eher das DU nicht begreifst,das Menschen viel zu begrenzt sind um das zu beurteilenDu stellst die Bibel/Tora lächerlich dar, wie wenn es ein Märchen wäre und willst dir aber alles selber zusammenreimen?Das nenn ich mal unnötig!Ich habe auch lange Zeit nicht an Gott geglaubt aber dann sind crazy things passiert weil ich ihn gesucht habe und gefunden!!!Und ich sage euch:Er ist es wert Ihn zu suchen!InfinitelyFaith27.simplesite.com

Das gehört zum sozialen Kitt einer Gesellschaft... geteilte Werte, geteilte Rituale (die auch Gemeinschaft bestätigen), geteilter Glaube an Geister oder Götter, geteilte Legende, überliefertes Wissen (oder Scheinwissen).

Heute ist das nicht mehr so offensichtlich, weil wir in heterogenen Gesellschaften leben.

Aber geteilte Werte (allgemeine Menschenrechtserklärung, Rechtsstaat, Demokratie) sind nach wie vor sehr wichtig, auch wenn es heute (nach Aufklärung) nicht mehr im Rahmen der Religion, sondern eher im Rahmen von Ideologien stattfindet...

Dann tu genau das. Auf dem Papier bin ich auch katholisch. Aber ich glaube und lebe, wie ich es für richtig halte. Und ich habe auch Respekt vor anderen Menschen u.s.w. Glaub was du denkst.