Vorteile der dritten Person als Erzähler

2 Antworten

Es gibt auch beim "Er-/Sie-Erzähler" unterschiede, nämlich den "allwissenden Erzähler" und den "außenstehenden Erzähler", der nicht alles weiß. Erzählt der Erzähler auch von den Gedanken der Figuren? Kennt er die Gedanken aller Figuren oder nur die Gedanken einer Figur? Stellt er überhaupt das Innenleben der Figuren da oder nur deren Handlungen?

Ein interessantes Modell über Erzählsituationen findet sich bei Genette. Auf Wikipedia gibt es eine Übersicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Erz%C3%A4hlperspektive (Punkt 2.2)

Der Vorteil der neutralen Erzählperspektive ist ja auch der, dass der Leser anders gefordert ist. Wenn ein Ich-Erzähler darstellt, was er denkt und wie er sich fühlt, ist man nahe an der Figur. Wenn diese Dinge nicht beschrieben sind, muss man sie sich denken. Der Leser muss sich stärker zuwenden.

Man muss schon genau hinschauen, aber ein Vorteil kann auch sein, dass die Ich-Passagen stärker das Innenleben der jeweiligen erzählenden Figur beleuchten, während beim Er-Erzähler stärker die Handlung im Fokus steht. Wobei das so nicht stimmen muss. Es gibt ja auch Er-Erzähler, die eine Figur aus der Nähe schildern (inklusive Gedanken und Gefühlen) und die anderen Figuren von außen: Personale Erzählsituation. (Im Gegensatz zum auktorialen Erzähler, der auch allwissender Erzähler genannt wird.)

Interessant ist aber bei dem Beispiel auch der Kontrast. Wie wirkt es denn, wenn einige Passagen von Ich-Erzählern beschrieben werden und andere nicht?

Welcher Roman ist es denn? "Der Liebeswunsch" von Dieter Wellershoff?


nelicorn 
Fragesteller
 11.01.2013, 00:20

Vielen Dank für deine Antwort. Leider etwas spät, da ich den Aufsatz schon Montag einreichen musste. Aber vielleicht kann ichs im nächsten gebrauchen.

Das Buch und der Aufsatz waren auf englisch, deswegen kann ich dir leider nur den englischen Titel sagen: "The non-existent knight" von Italo Calvino.

Das interessante an dem Buch ist eben, das es quasi in 2 verschiedenen Realitätsebenen geschrieben ist und die auch aus zwei verschiedenen Sichtpunkten geschrieben sind. Dazu kommt noch, das ein Charakter aus der einen Ebene die andere praktisch erschafft in der er über sie schreibt. Am Ende stürzen diese Ebenen praktisch zusammen und man erfährt, dass die Person einfach nur eine Geschichte aus ihrer Vergangenheit aufschreibt. EIn bisschen schwierig zu erklären. Ich würde dir einfach empfehlen das Buch zu lesen. Ist auf jeden fall sehr interessant aufgebaut.

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Koschtschej  14.01.2013, 16:03
@nelicorn

Dann ist es aber eine Übersetzung aus dem Italienischen. Italo Calvino kenne ich, der schreibt tolle Bücher. "The non-existent knight" heißt: "Il cavaliere inesistente" (1959), deutsch: "Der Ritter, den es nicht gab" (1963)

Schade, dass meine Antwort zu spät war.

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Der Er/Sie-Erzähler kann auch mal in die Zukunft sehen und dann so etwas sagen wie: "Zum letzten Mal lief sie diese Straße entlang, nur das wusste sie nicht.." schlechtes Beispiel haha aber so etwas schafft Spannung und lässt den Leser mit dem handelnden Charakter mitfiebern (das passiert zwar auch beim Ich-Erzähler, doch wenn man mehr über die Zukunft oder auch Vergangenheit des Charakters durch einen neutralen Erzähler erfährt, so kommt es einem vor, als kenne man die Figur schon sehr lange und wisse auch mehr als die Figur selbst. ;-)