Wie findet ihr die Ich-Erzähler-Perspektive?

9 Antworten

Die Erzählform muss zum Inhalt passen, alles andere ist mir egal.

Wenn ein Ich-Erzähler gewählt wird, muss die Perspektive auch gehalten werden. Das schränkt einerseits ein, kann andererseits auch die Spannung erhöhen, eben weil man nur weiß, was im Protagonisten vor sich geht, die Motivation der anderen Charaktere und jede Handlung, die der Protagonist nicht miterlebt, aber (zumindest vorläufig) im Dunkeln bleiben.

Für Schreibanfänger hat der Ich-Erzähler vermeintliche Vorteile. Auf den ersten Blick muss man sich nur um einen Charakter kümmern. Dabei übersehen viele, dass die anderen Charaktere auch dann ausgearbeitet werden müssen, ihre Motivation brauchen und weitere Handlungsstränge ablaufen müssen, auch wenn der Protagonist davon nichts weiß oder mitbekommt.

Insofern melde ich zumindest mal Zweifel an, ob "es lief nicht wirklich" tatsächlich nur eine Frage der Erzählperspektive war oder ob da nicht vielleicht andere Faktoren zum Tragen kommen, die nun durch den Wechsel der Erzählperspektive vermeintlich vom Tisch sind. Ins Blaue spekuliert: Meist läuft es nicht, weil sich der Autor im Vorfeld nicht genug Gedanken gemacht hat oder an die Grenzen seiner Ausarbeitung gestoßen ist. Denn wer da im Vorfeld gründlich gearbeitet hat, kann eigentlich nicht ohne Weiteres die Erzählperspektive wechseln.


Gorbalock 
Fragesteller
 24.04.2018, 15:49

Oh ok, vielen Dank erstmal! Ich habe halt eine Story, über die ich ein Buch schreiben möchte... meinen Sie, es wäre sinnvoll, vor dem Schreiben die Szenen auszuarbeiten?

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DieMonika1980  25.04.2018, 11:09
@Gorbalock

unbedingt. Ja. Eine Szenenübersicht erstellen, damit du weißt, wo die Reise hingeht. Es gibt auch ein Programm, in dem du dir deine komplette Plottgestaltung, deine Handlungsstänge und deine Charaktere organisieren kannst. Es scheint recht vielseitig und ich habe schon viel Gutes darüber gehört. Vielleicht hilft es dir weiter.

http://www.writerscafe.co.uk/download.htm

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Jerne79  26.04.2018, 01:49
@Gorbalock

Es geht dabei nicht nur um die Szenen, sondern auch um Handlungs- und Spannungsbogen. Wenn du nicht weißt, wohin sich die Geschichte entwickeln soll, was welcher Charakter will, was wann passiert, wird es schwer, eine spannende und stimmige Geschichte zu erzählen.

Wie intensiv du planst, ist dabei natürlich dir überlassen. Allerdings schütteln die wenigsten Autoren eine Geschichte ohne jede Vorbereitung aus dem Ärmel. Wenn du noch sehr unsicher bist, rentiert es sich sicher auch, in das ein oder andere Buch zum Thema zu investieren.

Ob du nun grob einen Handlungsbogen planst, sie dabei gleich in Kapitel aufteilst oder du dich sicherer fühlst, wenn du jede Szene in einem Kapitel im Vorfeld festlegst, musst du selbst herausfinden. Der eine kann freier arbeiten, der andere braucht ein dichteres Gerüst, an dem er sich entlanghangeln kann. Dabei ist der Weg am Ende völlig irrelevant, niemand wird werten, wenn du eine genauere Ausarbeitung brauchst, niemand klatschen, wenn du ohne jede Planung schreibst. Das Ergebnis zählt.

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Ich kann mich Jerne nur anschließen.

Ergänzen möchte ich noch: Welche Perspektive dir im Buch dienlich ist, musst du selbst herausfinden. Doch vermute auch in den Fehler eher in der Ausarbeitung von Charakteren und Storyline.

Es gibt Autoren, die ein Buch in dieser Perspektive und ein anderes Buch in jener Perspektive schreiben.

Dazu musst du dich allerdings im Vorfeld auch damit auseinandersetzen, was Perspektive überhaupt IST, wie man Perspektivbrüche meidet und welche Vor- und Nachteile bzw. Besonderheiten die einzelnen Perspektiven bieten. Etwas, was in Schreibratgebern m. E. nach oft viel zu wenig Berücksichtigung findet. Gerade bei Schreibanfängern (und durchaus sogar bei Autoren, die veröffentlichen) finde ich immer wieder Perspektivbrüche. Beim Lesen stechen sie unangenehm ins Auge.

Es gibt auch noch mehr Perspektiven als die von dir genannten. Ich empfehle dir, dich über das Thema einzulesen.

In meinen Augen erzeugt der Ich-Erzähler am meisten Resonanz. Ganz besonders zusammen mit der Gegenwartsform. Allerdings unterliegt der Ich-Erzähler auch Grenzen. So kannst du beispielsweise nicht direkt über Dinge schreiben, die dein Prota nicht mitkriegen kann. Für Schreibanfänger kann die Perspektive daher einschränkend wirken - was sie nicht ist. Doch man braucht ein wenig Erfahrung mit ihrem Umgang.


Gorbalock 
Fragesteller
 24.04.2018, 15:56

Super! Vielen Dank!!!:)

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Ich persönlich finde die Ich-Perspektive sehr angenehm, vor allem weil man sich gut in die Person hineinversetzen kann

Ich mag den Ich-Erzähler nicht wirklich gerne - aber jedem das Seine - was ich wirklich überhaupt nicht mag, ist diese neue Unsitte Geschichten mit Ich-Erzähler UND in Präsens zu schreiben - wenn ich irgendwas in Präsens versuche zu lesen, bekomm ich wirklich Zustände ...


Gorbalock 
Fragesteller
 24.04.2018, 15:51

glücklicher Weise schreibe ich in der Vergangenheitsform :)

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Ich lese alles ziemlich gleich gern, mach einfach was du für am passendsten hältst. Wenn es auktorial nicht läuft, nimm einen anderen, Hauptsache du hast Spaß am Schreiben. Im Grunde schreibst du ja nur für dich und nicht für eine Leserschaft, die dir den Kopf abreißt, wenn du in der ersten Person schreibst.


Gorbalock 
Fragesteller
 24.04.2018, 15:52

Das stimmt! :) Danke Ihnen!

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