Verhindert medizinischer und Technischer Fortschritt die Evolution des Menschen?

2 Antworten

Aber durch sowas stoppen wir doch böse gesagt den Darwinismus oder nicht ?

Nein. Denn auch die kulturelle Evolution ist Evolution. Auch wenn sie nicht genetisch weitergegeben wird, ist sie bedeutend.

Kinder die zb mit einer Spaltlippe geboren werden, können chirurgisch geheilt werden, allerdings wird das vererbt.

Die allermeisten körperlichen oder geistigen Einschränkungen haben keine genetische Ursache und werden daher nicht vererbt.

Der Stärkere überlebt, so wie der schwächere auch, wie soll sich also der Stärkere Genpool durchsetzen ?

Du hast die Evolutionstheorie nicht verstanden. Es geht nicht ums Überleben der Stärksten, sondern ums Überleben der am besten angepassten. Die wichtigste Anpassungsstrategie des Menschen war und ist das soziale Miteinander, jeder einzelne Mensch ist vom Überleben der Gesellschaft abhängig, wir sind nur als Gemeinschaft erfolgreich. Schon Darwin hat sich zeitlebens gegen eine sozialdarwinistische Auslegung seiner Theorie gewehrt. Wohin der Sozialdarwinismus geführt hat, hat die Geschichte gezeigt - krude Rassenideologien, schlimme Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die grausame Ermordung Millionen unschuldiger Menschen.

Kann  der Homo Sapiens sich überhaupt noch zu einer anderen Menschenform hin entwickeln ?

Es gibt keinen evolutionären Fortschritt, nur ständige Anpassung. Die Evolution kennt keine Richtung, also kann sich auch nichts zu etwas "hin entwickeln".

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Aber durch sowas stoppen wir doch böse gesagt den Darwinismus oder nicht?

Würde ich so nicht sagen, denn nach wie vor überlebt ja der am wahrscheinlichsten, der sich am besten seiner Umgebung angepasst hat.

Der Mensch hat hier neben der biologischen (körper passt sich an Umgebung an) eben auch die technische Evolution (Umgebugn wird an den Körper angepasst). Das lenkt die Entwicklung nur auf andere Bahnen, aber schafft sie nicht gänzlich ab, da die Einflüsse komplex sind.

Interessanter ist die Frage, ob irgendwo ein Punkt erreicht wird, ab dem die Menschheit ohne ihre medizinischen Errungenschaften nicht mehr überleben kann. Wie du schon sagst, kommen dank der Medizin Menschen in die Lage sich zu vermehren, die früher nicht dazu in der Lage gewesen wären (weil früher gestorben oder unfruchtbar oder unattraktiv). Sie vererben natürlich ein Stück weit ihre Defizite mit, sodass die nächste Generation wieder auf die Medizin angeweisen ist um sich vermehren zu können und so weiter und so weiter.

Es wäre vorstellbar, dass irgendwann jeder Mensch in seinen Genen Defizite hat, die es ihn ohne entsprechende Behandlung nicht ermöglichen sich fortzupflanzen (ich mutmaße das sowas aber erst in hunderten Jahren der Fall wäre). Würde in einer solchen Welt die Medizin von heute auf morgen aus der Welt verschwinden (was wohl nur durch einen kompletten Zusammenbruch der globalen Gesellschaft möglich wäre z.B. durch eine gewaltige Naturkatastrophe), dann sähe es schlecht für den Fortbestand der Menschheit aus.

Andererseits halte ich es auch nicht für unwahrscheinlich, dass die technische Evolution Möglichkeiten hervorbringt, die Genetische Defizite eleminieren kann. Und das auch nach der Geburt. Das wäre ebenso ein gruselige Vorstellung wie die andere. Denn was wäre das für eine Welt in der man Menschen quasi nach Bedarf züchtet. Die Evolution wäre dann kaum noch zufällig, sondern menschengemacht.