Untersucht, warum Mephistopheles Faust als "Hans Liederlich" (Vers 2628) bezeichnet. Kann mir jemand dabei helfen?

2 Antworten

Das erklärt Mephisto doch in den folgenden Versen ganz deutlich, und das Verhalten Fausts, sein Begehren, seine Ungeduld, sein „Sprechen wie ein Franzos“ (man befand sich damals in der „Franzosenzeit" und konnte das liebeshungrige Poussieren französischer Offiziere immer beobachten) – alles war nach damaliger moralischer Auffassung „liederlich“.

  • Ich bin ein ältestes Semester, habe aber einmal im Herbst 1973 den Aufsatz geschrieben: "Erläutern Sie das Faustische Streben"! Da kann man natürlich sehr viel schreiben. Habe ich damals auch und hatte ein gutes Gefühl. Trotzdem blieb ich damals auf meiner 3 sitzen, weil Deutschlehrer nur schwer Lernfortschritte - zumindest damals - erkannten. Ich wurde später selbst Latein-, Griechisch-, Religions- und Ethiklehrer und habe dies, nämlich die Festschreibung eines Schülers/einer Schülerin auf eine feste Note, tunlichst zu vermeiden versucht und hoffe, das auch erreicht zu haben. Wurde inzwischen mit fast 66 Jahren pensioniert.

Bin übrigens trotz 7 erfolgreicher Theaterprojekte nicht befördert worden zum OStR, vermutlich, weil ich kein Arschkriecher war oder weil ich nicht viel von "Digitalisierung" und "IK" verstand, was ja heute der letzte Schrei ist. Ein befreundeter Kollege ist mit Note 'gut' 1998 befördert worden, weil er einen von der Schulverwaltung kannte und ihn anrief und fragte, wann er endlich befördert würde. Ich war damals in der Endphase der Proben zum "Sommernachtstraum", mein schönstes Projekt! Shakespeare ist ein wunderbarer Theaterautor!!! Am nächsten Tag bekam der Kollege die Ernennungsurkunde, ist aber einer der faulsten Säcke. Weiß ich genau, weil ihn sehr gut kenne. Schade, ich hätte gerne noch Nestroy, Raimund und Kleist inszeniert, aber die Dünnbrettbohrer sitzen sogar in den Schulleitungen. Habe deshalb im Frühjahr 2002 nach der Dreigroschenoper aufgehört, weil ich nicht mehr als eine untere 1 bekam (188 von 300 Punkten) und man nur mit 270 Punkten eine Chance hatte. Leider habe ich nicht einem Schulleiter seine Telefonanlage repariert wie ein Physik-Kollege oder war auf einem Geschichtslehrerseminar zusammen mit einem Herrn aus der Schulverwaltung wie eine Geschichtskollegin und bin dann dafür befördert worden. Ein Theaterprojekt ist tausendmal aufwändiger, aber wem erzähle ich das? Meine Vorgesetzte war 2002 der Auffassung, weil sie ein einziges Mal eine Aufführung gemacht hatte, sei das ganz einfach! "Antigone", die "Frösche" von Aristophanes, die "Sonntagskinder" von Gerlind Reinshagen, der "Sommernachtstraum", "Frühlings Erwachen" von Wedekind, "Gott" von Woody Allen und die "Dreigroschenoper", das Alles ist ja wirklich ganz einfach! Bühnenbild, Kostüme usw. fallen förmlich vom Himmel. Kann im Grunde jeder!!!

Ich höre aber jetzt mit großem Genuss Aufnahmen von Gründgens (z.B. Faust 1 und Kafkas Prozess). So, das reicht also! Ich bin keineswegs frustriert, musste das aber einmal loswerden. Leckt mich am Arsch mit Eurem OStR!!! StR reicht mir!!! So viel zur Motivierung eines langjährigen Lehrers!

  • "Faustisches Streben" oder die Rolle des Mephisto charakterisieren oder das Verständnis von Wissenschaft (Bin selbst lateinischer Linguist und treibe auch Forschung im Bereich der Morphosyntax und der Sprachtypologie, besuche internationale Kongresse und wundere mich, dass es in Deutschland im Ggs. zum Ausland wie Frankreich, England, Italien, Spanien die Niederlande und Schweden keine einzige Prof. für lat. Linguistik gibt). Mephistos Warnung "Grau, teurer Freund, ist alle Theorie..." ist blanker Humbug, denn jede Theorie wie etwa eine formale oder eine funktionale Sprachtheorie bringt Ordnung in ein Chaos und ist daher alles andere als grau. Man kann natürlich fragen, warum Mephisto diese negative Sicht von Wissenschaft hat. Übrigens auch die Parallele von Faust und Hiob (s. Prolog im Himmel) wäre ein wunderschönes Thema.

Ich würde liebend gerne einmal Faust 1 oder bei entsprechenden Mitteln auch Faust 2 inszenieren, wenn ich die richtigen Leute hätte. Die Mephisto- und die Faust-Rolle sind schwierig, aber man hat große Freiheit wie überall im Theaterbereich. Faust ist ein wunderbares Stück. In Frankfurt gab es einmal eine wunderbare Inszenierung, wohl so um 2000.

Der Mahlknecht von Bozen.