tot berührt mich nicht?

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Es dauert tatsächlich oft mehrere Tage, bis man anfängt zu trauern. Man braucht eine Weile, um zu realisieren, was überhaupt passiert ist. Vorallem Erwachsene fallen nach dem Tod eines Verwandten erstmal in einen Automatismus: Pfarrer verständigen, Bestatter verständigen, Beerdigung planen, Todesanzeige gestalten, Unterlagen beisammen suchen, Behörden informieren. Es gibt viele Erwachsene, die erst nach der Beerdigung traurig sind, weil vorher wirklich so viel erledigt werden muss.

Die Emotionen eines Menschen sind äußerst komplex. In der Seelsorge bekomme ich da einiges mit. Glaub mir: Es gibt junge Witwen, die sich nach der Beerdigung des Mannes plötzlich mächtig nach Sex sehnen. Die haben dann oftmals ein sehr schlechtes Gewissen. Aber das ist wohl so ein Verhalten des Körpers, um Stress zu bekämpfen.

Für seine Emotionen kann niemand etwas; wohl aber für sein Handeln. Du musst keine falsche Traurigkeit vorheucheln, aber Du kannst Dich respektvoll und anständig verhalten.

Irgendwann kommt vielleicht auch bei Dir die Trauer. Als mein Opa gestorben ist hat es drei Jahre gedauert, bis ich plötzlich angefangen habe, um ihn zu weinen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Mooonchild 
Fragesteller
 20.01.2020, 00:50

Danke, gut zu wissen das ich nicht die einzige bin. Ich werde und möchte auch nicht spielen das ich traurig bin. bloß meine ganze Familie hat heute um mich herum geweint, und ich saß nur da und wusste nicht was ich machen soll. Es haben mich auch welche gefragt warum ich nicht weine... wusste ich ja selber nicht

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Bei mir wäre das wahrscheinlich auch so, obwohl ich diese Person lieb habe. Ich bin einfach ne Person der das net egal ist, aber ich da jetzt auch net weiter drauf eingeh. Kommt häufig vor, das Personen so sind.

Bei Tieren ist es bei mir z.B. ganz anders(Tiere treffen mich mehr, da die emot. Bindung stärker ist)


Mooonchild 
Fragesteller
 20.01.2020, 00:42

mir ist das von den Gefühlen her gerade schon egal. Ich möchte nicht das es mir egal ist, ich möchte um sie trauern können... Aber ich spüre da gerade garnichts.

ich habe 5 Tiere verloren, habe bei 4 davon nichts gespürt. Als meine Katze aber gestorben ist war ich aber direkt nach der Info aufgelöst und hab die ganze Zeit geweint. Deswegen verstehe ich das mit meiner Oma jetzt nicht

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Atlantiss  09.11.2020, 19:01
@Mooonchild

Vielleicht kam der Tod deiner Katzte unerwarteter. Es hat immer etwas mit der Einstellung zum Tod zu tun.

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Möglicherweise wusstest du schon all die Zeit über, dass Sterben nicht schlimm ist. Du hast dich unterbewusst schon darauf eingestellt und dich für deine Oma gefreut, die nun ein neues Leben leben kann.

Eigentlich macht das deiner Großmutter den Abschied einfacher, was gut ist. Du bist desswegen nicht gefühllos!

Lichtvolle Grüße, Atla

Jeder geht mit solchen Situationen anders um.

Ich gehe auch relativ kühl mit solchen Situationen um. Versuche nur nicht irgendwas zu überspielen. Ansonsten verarbeitet jeder einen solchen Verlust anders.


Mooonchild 
Fragesteller
 20.01.2020, 00:31

Aber ich fühle ja nicht mal Trauer... Nur wenn ich daran denke, dass ich nicht traurig bin.

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Zatarong  20.01.2020, 00:34
@Mooonchild

Wie gesagt, jeder verarbeitet so etwas anders. Es kann auch gut sein, dass die Trauer bei dir erst deutlich später einsetzt.

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Manche Menschen gehen halt wirklich anders mit Trauer um. Das mit dem lachen kann ich gut nachvollziehen, immer an sehr sehr schlimmen stellen im Film oder wenn jemand weint fang ich fast an zu lachen aber nicht weil ich es lustig finde, sondern einfach weil ich überhaupt nicht mit Gefühlen umgehen kann. Ich denke schon das der tot dich berührt du merkst es nur noch nicht. Lass dir Zeit. LG J


Hessen001  20.01.2020, 00:49

Der Schauspieler Joachim Fuchsberger hat das mal sehr gut beschrieben: Wenn die Gefahr droht, dass die Seele zu sehr belastet wird, fängt der Körper an, sich abzulenken. Ein übertrieben blutrünstiger Horrorfilm wirkt deshalb irgendwann einfach nur noch albern. Wenn es zu arg wird, schaltet unsere Seele ab. Das ist so eine Art Selbstschutz. Das ist auch der Grund, warum sich nach dem Zweiten Weltkrieg kaum ein Deutscher an die Judenvernichtung erinnern konnte. Die Seele hat es einfach verdrängt.

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