Stimmt es, dass in der DDR Akademiker-Kinder bei der Vergabe von Studienplätzen gegenüber Arbeiterkindern benachteiligt wurden, um das Proletariat zu stärken?

7 Antworten

Kinder von „Besitzenden“ oder „Höhergestellten“ wurde der Zugang zu Universitäten oder ähnlichen Einrichtungen oder höheren Laufbahnen verwehrt. Meine Oma hatte einen eher mittelgroßen Bauernhof, der im Zuge des Programms „Junkerland in Bauernhand“ enteignet und zu einer LPG mit anderen Höfen zusammengeschlossen wurde. Meiner Mutter wurde gesagt, sie als „Kind von Besitzenden“ dürfe keine höhere Laufbahn einschlagen, sie war dann auf einer Landwirtschaftlichen Schule und wurde zum Hühnerschlachten eingeteilt. (Sie floh vor dem Mauerbau in den Westen).


tanztrainer1  07.03.2024, 01:17

Schlimmer war es wohl nur, wenn die Eltern als Regimegegner aufgefallen waren und deshalb eingebuchtet wurden.

Die Kinder kamen dann in ein Heim. Manchen wurde erzählt, dass ihre "bösen" Eltern sie im Stich gelassen hätten. Dann bekamen sie meist linientreue Ersatzeltern.

So etwas kam oft erst nach der Wiedervereinigung raus.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jutta_Fleck

RheumaBaer  07.03.2024, 05:54
@tanztrainer1

Das war vor allem die Aufgabe Margot Honeckers. Was diese Leute angerichtet haben..

Das war 1960 gerade umgekehrt, es durften die Kinder von DDR Ärzten nach dem Abitur direkt Medizin studieren, während alle anderen Abiturienten erst ein praktisches Jahr vor dem Studium zu absolvieren hatten.

Das war noch vor dem Mauerbau, zuviele DDR-Ärzte gingen in den Westen, man versuchte so, sie zu behalten.

Eine kurze Zeit wurde in der DDR so verfügt, das Kinder der Intelligenz mit Unterbrechung, nicht studieren konnten. Es stellte sich heraus, das sie selber davon betroffen gewesen sind und schnell wurde das aufgehoben.

https://taz.de/Wie-aus-einer-Ingenieurstochter-eine-Angehoerige-der-Arbeiterklasse-wurde-damit-sie-Abitur-machen-konnte/!716693/

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja, es stimmt,

dass in der DDR (Deutsche Demokratische Republik) Kinder von Akademikern bei der Vergabe von Studienplätzen gegenüber Kindern aus Arbeiterfamilien benachteiligt wurden. Dies war Teil der politischen und gesellschaftlichen Strategie der DDR, die darauf abzielte, das Proletariat zu stärken und eine sozialistische Gesellschaft zu fördern.

Hintergründe:
  • Ideologische Ausrichtung: Die DDR verfolgte eine sozialistische Ideologie, die den Arbeiterschaft und das Proletariat als die tragenden Säulen der Gesellschaft betrachtete. Um dies zu unterstützen, wurde der Zugang zu höherer Bildung für Kinder aus Arbeiterfamilien erleichtert.
  • Studienplatzvergabe: Bei der Vergabe von Studienplätzen wurde oft ein Punktesystem verwendet, das die Herkunft des Bewerbers berücksichtigte. Kinder von Arbeitern erhielten oft zusätzliche Punkte, während Akademikerkinder benachteiligt wurden.
  • Ziele: Die Maßnahme sollte dazu beitragen, eine sozialistische Elite zu schaffen, die aus den Arbeiterklassen stammt, und somit die soziale Mobilität innerhalb der sozialistischen Gesellschaft fördern.
Quellen:
  1. Wissenschaftliche Studien: Es gibt zahlreiche Studien und Analysen zur Bildungs- und Sozialpolitik der DDR, die diese Praktiken dokumentieren. Ein Beispiel ist das Buch „Bildung in der DDR“ von Klaus-Peter Hesse.
  2. Pädagogische Wissenschaft in der DDR.
  3. Zeitzeugenberichte: Viele Zeitzeugen berichten in Interviews und Autobiografien von ihren Erfahrungen und der Benachteiligung aufgrund ihrer Herkunft.
  4. Marxistisches Denken in der Pädagogik
  5. Dokumentationen: In verschiedenen Dokumentationen über die DDR wird auf das Bildungssystem und die damit verbundenen Ungleichheiten eingegangen.
  6. Vom Arbeiterkind zum Doktor

Diese Informationen verdeutlichen, dass die gesellschaftlichen und politischen Strukturen der DDR stark auf die Förderung des Proletariats ausgerichtet waren, was zu einer systematischen Benachteiligung von Akademikerkindern führte.

Woher ich das weiß:Recherche

Nein, definitiv nicht. Diese Behauptung ist zum größten Teil Propaganda (gewesen), um den Anschein zu erwecken, dass dem DDR-Staat ein Aufstieg des Arbeiters wirklich ein ehrliches Anliegen war. Tatsächlich sollte der Arbeiter möglichst Arbeiter bleiben, um zum "Wohl des Sozialismus", womit in Wahrheit eine vielfach verschwenderische Elite gemeint war, zu produzieren (wer hätte das auch sonst tun sollen und können?) und Devisen zu beschaffen, was die Tatsache, dass nicht wenige Westfirmen ihre Produkte in der DDR herstellen ließen, belegt.

Zutreffend ist die Aussage lediglich hinsichtlich der sogenannten "Schicht der Intellektuellen", die wohl eher als andere in der Lage war, das System klar zu durchschauen und daher in der Regel als politisch unzuverlässig galt.

In der EOS (Erweiterte Oberschule, mit Abiturklassen), in der meine Mutter jahrelang als Fremdsprachenlehrerin tätig war, tummelten sich vor allem die Sprößlinge der (höheren) Verwaltung und Beamtenschaft, der sog. bewaffneten Organen wie Militär und Geheimdienste und einiger anderer systemtreuer, nutznießender Elemente wie z. B. aus der Unterhaltungsbranche und bestimmter Mediziner, Wissenschaftler und natürlich der Funktionärskaste, also durchweg mehr oder weniger bedeutende staatstragende Kreise. Davon waren die allermeisten (also Eltern der EOS-Schüler) Akademiker, Arbeiter im wirklichen Sinne waren die Ausnahme wie auch die Bauern - im Arbeiter - und Bauernstaat.

In Wirklichkeit ließ hier also die Elite ihren Nachwuchs ausbilden, den sie dann zu künftigen Kadern optimierte.