Stall pachten , hilfe Organisation und kosten

5 Antworten

Das kannst du vergessen! Ich habe seit 27 Jahren einen kleinen Stall (bis zu 7-8 Pferde). Den habe ich Vollpension vermietet gehabt und als Selbstversorger. Hat beides nicht funktioniert.

Leisten konnte ich ihn mir nur, weil Vollzeit gearbeitet und gut verdient habe. ALLES Geld floss in den Stall.

Selbstversorger funktioniert nicht, weil sich jeder nur um sein Pferd und seine Box kümmert, das aber auch nicht jeden Tag. Da sich jeder nur für sich selbst verantwortlich fühlt, bleibt das Umfeld der Box außen vor: Stallgasse fegen, das Heu nicht vergeuden, die Wiesen, bzw. den Paddock, Reitplatz und Reithalle mit pflegen: Hat nie wirklich funktioniert.

Ich habe vor der Arbeit und am Abend jeden Abend im Stall verbracht, um "aufzuräumen". Das Reiten MEINER Pferde fiel da oft aus.

Und jedes Wochenende ging für Rundumarbeiten drauf.

Dann geht auch mal was kaputt. Glaub nicht, dass irgendjemand hilft, es wieder in Ordnung zu bringen.

Da ich keinen Trecker besaß, musste ich JEDE größere Arbeit durch meinen Bauern erledigen lassen. Das kostet natürlich auch Geld. Mal abgesehen von den höheren Kosten für Kleinlieferungen an Heu und Stroh.

Ich war vor rund zehn Jahren soweit, alles abzugeben. Ich war einfach ausgebrannt und leer - und pleite!

Meine Miete betrug 260 Euro an Selbstversorger ohne Kraftfutter. Biete Halle, Reitplatz, Weiden, Beheizbare Tränken usw. Es stehen zurzeit nur fünf Pferde hier.

Ich hätte ein bisschen über gehabt (ca. 200 Euro), hätte ich sieben Fremdboxen in Vollpension vermietet. Aber dann hätte ich meine Freizeit ins Ausmisten gesteckt! Meine Ansprüche, wie gut die Pferde stehen sollen, sind recht hoch.

Ich habe alle möglichen Rechnungen aufgestellt, was mich die Pferde in echt kosten. Meinen Verdienst muss ich dann ja noch drauf rechnen.

Was du vergisst: Die ganzen Versicherungen: Tierhütehaftpflicht, Betriebshaftpflicht, Privathaftpflicht, Gebäudeversicherung und meine privaten Versicherungen...

Was noch dazu kommt: Der Stall gehört mir, ich zahle keine Pacht -nur Weidepacht.

Jede Erhöhung an Stroh und Heu durch eine miese Ernte musst du selber tragen. Es ist nicht möglich, das an die Einsteller umzulegen, einfach weil die mit Geld knapp dran sind. Deshalb stehen sie ja in einem Selbstversorgerstall.

Schmink dir jedes freie Wochenende und JEDEN Urlaub ab. Jedes Jahr galt es, den Zaun zu reparieren. Und ich bin sehr vielseitig geworden, was Handwerkerarbeiten anbelangt: Ich kann Gehwegplatten verlegen, Meterlange Wände vertäfeln, Zaunpfähle einbuddeln, übernehme alle Malerarbeiten und weiß wie man Bohrmaschine, Elektrosäge, Kettensäge und den Vorschlaghammer bedient.

Natürlich musste ich mir diese Geräte auch alle anschaffen. Wenn ich Glück hatte, konnte ich im Sommer mal zwei polnische Arbeiter für ein paar Tage anheuern - für 10 Euro die Stunde.

Mein gesamter Urlaub ging für Reparaturarbeiten und Landschaftspflege drauf. Ich habe auch Fortbildungslehrgänge besucht. Da hieß es aber, morgens um vier aufzustehen, um die Pferde rauszubringen und den Stall zu machen, damit ich um neun Uhr beim Lehrgang aufschlagen konnte.

Dann sind mir drei Einsteller (von fünf) auf einen Schlag abgehauen, weil ich als neue Regel eingeführt hatte, das jeder einmal im Monat am Sonntag die Pferde nachmittags reinholen muss - damit ich selbst mal einen Sonntag frei hatte.

Das hört sich jetzt krass an. Es gab natürlich Wochen, da lief alles gut...

Was ich jetzt noch nicht erwähnt habe: Die Winter, wo alles einfriert, ich Wasser schleppen muss.

Ach ja, und hatte ich dir schon erzählt, dass ich DIREKT am Stall wohne? Ich muss also nicht erst hinfahren. Das spart auch Zeit. Wie weit musst du fahren?

P.S. für meine fünf Pferde brauchte ich eine Mistplatte, die ich bauen lassen musste. Dann hatte ich anfangs diverse Anzeigen von missgünstigen Nachbarn. Andauernd stand das Ordnungsamt oder das Umweltamt vor der Tür. Alles falscher Alarm, aber aufregend war es doch jedes Mal.

Ist dir bewusst, dass du deinen mickrigen Verdienst auch noch versteuern musst?


Tangstedt  05.01.2014, 22:47

Ach ja, meine Rechnung: Jedes Pferd kostet mich im Monat 180 Euro - egal ob es mein eigenes oder ein fremdes ist... Wenn ich dann 280 Euro Miete verlange, dann habe ich pro Pferd 100 Euro über. Scheinbar. Denn davon müssen Reparaturen, Neuanschaffungen von Schubkarre oder Mistgabel und Besen getätigt werden.

In den letzten Jahren ist teurer geworden: Strom und Wasser, Tierseuchenfond, Berufsgenossenschaft für Landwirtschaft (ist eine Pflichtversicherung für jeden, der mehr als 2500 qm Land bewirtschaftet), Grundsteuer, Weidepacht (hat sich verdoppelt) und natürlich Heu und Stroh und alle Arbeiten des Bauers (wg. Spritpreise), Dünger für die Weide...

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JJ5639 
Fragesteller
 05.01.2014, 22:52

Danke für die ausführliche Antwort ! :-) ja genau das wollte ich wissen mit Versicherung etc. Ist jetzt auch kein klein Mädchen traum oder so, deswegen erkundige ich mich vorher bevor ich mich auf irgendetwas versteife. Wie sieht es denn mit einer Haltergemeinschaft aus ? Kommt man da irgendwie bei Null raus ? Meine Zeit verbringe ich eh von morgens bis abends am Stall. Außer halt in der Arbeitszeit. Ich frag mich nur wie manche Leute das dann schaffen die arbeitslos sind wenn das alles so viel kostet ( soll jetzt nicht böse klingen, aber das ist ja öfter so)

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Tangstedt  08.01.2014, 11:31
@JJ5639

Na ja, die Arbeitslosen, die tatsächlich einen STall haben (ich kenne allerdings keine), leben von Hartz 4 und stecken ihr Geld in die Anlage. Wobei man dann sicher auch nicht von Anlage sprechen kann.

Die Pferde sind dort einfach schlecht versorgt. Ich kenne einige dieser Kleinställe: Die Pferde versinken im Matsch, Heu ist knapp, Einstreu gibt es gar nicht, weil die Tiere nur auf der Wiese stehen. Die Unterstände fallen fast auseinander. Für Reparaturen ist halt kein Geld da.

Dann legen die Leute zusammen und sehen zu, dass sie irgendwie über die Runden kommen.

So ein Stall lohnt sich erst ab 30 Pferden. Dann wiederum braucht man Hilfe...

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Du hast zwei Möglichkeiten:

1. Eine Gewerbeanmeldung, Finanzamt usw. Den Betrieb musst Du genehmigen lassen, wenn es noch kein Pferdehof war, sonst genügt eine Meldung. Du hast unweigerlich Personalkosten ob Du willst oder nicht, das erreicht Dich bei einem Gewerbebetrieb immer.

2. Eine Haltergemeinschaft (Landwirtschaftlich ist er genau so zu genehmigen) Die Haltergemeinschaft kann auch eine Zickenveranstaltung werden, allerdings, wenn sie funktioniert, ist das das was du brauchst. Die Gesamtverantwortung über die Stallarbeit und Weiden obliegt einer Gemeinschaft deren Mitglieder sich vertraglich verpflichten.

Strom (kann sehr viel sein), Wasser, Kraft- und Verbrauchsstoffe, Abfallwirtschaft, Versicherung, Futtermittel, Instandhaltung (ein sehr wichtiger Posten bei Landw. Anlagen, Zinsen, Rendite (Minimalsatz nach Tagesgeld), Buchhaltungskosten.


JJ5639 
Fragesteller
 05.01.2014, 21:45

Es standen vorher schon Pferde dort, seit einem Monat circa nicht mehr weil die sich vergrößert haben. Stallmiete haben die 240 genommen, was ich aber absolut nicht verstehe. Ist echt nicht groß und viel bieten kann man auch nicht, waren trotzdem immer alle boxen voll ( die haben noch boxen zugebaut, haben die aber mitgenommen als die umgezogen sind. ), liegt allerdings in nem schönen wald mit viel ausreit Möglichkeiten. Ich zahle z.b 190€ Halbpension.

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stefanweb  05.01.2014, 22:15
@JJ5639

Behalte das Niveau mit 240 EUR, es gibt Dinge, die man nicht verändern sollte und das ist so einer. Was den Hof angeht, genügt eine Meldung an die zus. Behörde dass Du da weitermachst. Das Vet.-Amt kannst ja auch mal fragen, die kommen bestimmt und wenn des blöd kommt, wollen die einen Befähigungsnachweis haben, aber das kann man regeln. Denke an die Haltergemeinschaft, auch da sind 240 EUR in Ordnung. Bei uns im armen Osten gibt es das auch nicht günstiger.

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Wende dich zuerst mal an das Landwirtschaftsamt. Genemigungen braucht man heute sowieso für fast alles. Da kommst du eher weit unter 0 raus. Wenn alles zugekauft werden muß und nicht selbst z.B. Heu gemacht wird, wird es sehr teuer. Selbstversorgerställe müssen oftmals mehr gemanaged werden als wenn man gleich eine Pensionspferdehaltung aufmacht.


Baroque  05.01.2014, 21:35

Absolut korrekt. Man nehme den Einstellpreis in einem 60-Pferde-Stall von (NRW-Preise kenne ich nicht, daher nehme ich Bayern-Preise) 400 Euro. Davon kann man dann die zwei polnischen Stallburschen abziehen, also 1/60 von denen, denn die bedienen ja 60 Pferde. Was werden die verdienen? Bestimmt nicht mehr als 8 Euro die Stunde brutto, sind mit Lohnnebenkosten für den Betrieb 15 Euro, die Du nicht investieren musst. Arbeiten tun die "Vollzeit", rechnen wir mit 40 Stunden pro Woche ca. 160 pro Monat gegen, also 160 Stunden pro Monat x 15 Euro pro Stunde x 2 zwei Mann = 4.800 Euro, die für 60 Pferde an Arbeitskosten anfallen. Das sind pro Pferd 80 Euro pro Monat, die man sparen kann. Dann muss die Stallbesitzerfamilie auch nicht davon leben. Geben wir denen mal ein wirklich ordentliches Gehalt von 4.800 Euro im Monat (das sich keiner nimmt, weil er ist nur über den Preis leider oft konkurrenzfähig), hätten wir 160 Euro, die wir von den 400 sparen könnten, indem Du nix willst und keine Angestellten hast. Bleiben noch 240 Euro.

ABER: Im kleinen einkaufen ist viel teurer als in großen Mengen. Wenn der 60-Pferde-Betrieb Zaunpfosten als Ersatz kauft, kauft er die palettenweise und nicht nur 100 Stück, wie Du. Das macht schon so 30% aus, die Du höhere Kosten hast und so geht es bei jeder Kleinigkeit. Bei Schrauben, Isolatoren, Paddockmatten, Kies zum Aufschütten, Pflastersteinen, Rohrschellen und, und, und ... Du wirst also nicht billiger weg kommen. Dann ist das Heu trotz Maschinen- und Spritkosten teurer zu kaufen als selbst zu machen. Hier gelten Preise von 25 Euro der Doppelzentner zum Kauf und 20 Euro reine Kosten beim selbst machen, d.h. beim Erzeuger bleiben 5 Euro je Doppelzentner an Verdienst und das gute Heu nimmt der natürlich für die eigenen Tiere, sein schlechtestes eines Jahres gibt er ab.

Und dafür hast an der Backe, den ganzen Selbstversorgern klar zu machen, dass jeder mal den Auslauf abmisten muss und nicht alle sich den Samstag nachmittag aussuchen können, sondern irgendjemand auch mal am Mittwoch muss.

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JJ5639 
Fragesteller
 05.01.2014, 21:36

Rein und Rausstellen würde ich übernehmen. Müsste meine ja eh morgens und abends selbst rein holen. Wäre dann eigentlich nur das Misten noch über bleibt.

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friesennarr  06.01.2014, 10:11
@JJ5639

es bleibt ja nicht nur das Misten übrig. Reparaturen, Anschaffungen, Managen von allem. Meine Stallbesitzerin meint das sie jetzt bei fast 40 Pferden erst auf einen grünen Zweig kommt - aber ist ein ganz kleiner.

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Maschien etc bräuchte ich nicht. Kenne genug Helfer die 2 Ställe weiter wohnen, würden für kleines Geld auch die Mistentsorgung übernehmen. Heu und Stroh müsste ich kaufen.

Also an komplett Selbstversorger könntest du zwischen 70-150 Euro vermieten, je nachdem wie gut die Anlage ist und die Ausstattung, würde ich jetzt mal sagen. Mit Heu und Stroh inklusive, ab 120 Euro aufwärts, kommt halt auf die Qualität an. Dann kommen eben noch an Kosten Strom- und Wasser dazu und ich glaube du brauchst eine gute Betriebsversicherung.