Sollte man ein pferd beim longieren ausbinden?

Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen

Nein weil 42%
Ja weil 32%
Tierquälerei 26%

9 Antworten

Von Experte pony bestätigt

Ausbinder zwängen das Pferd in eine bestimmte Haltung, somit versucht es stets, sich dem Ausbinder zu entziehen, viele machen sich kurz (und nein, das ist kein "Fallenlassen"...), andere legen sich drauf, treten kürzer, lehnen sich nach außen,... anatomisch korrektes u. vor allem pferdefreundliches Longieren ist so nicht möglich. Dazu kommt noch, dass so viele "Pferdefreunde" die Dinger einfach reinzurren und gar nicht wirklich wissen, wie man damit arbeitet. Auch Ausbinder sind kein Selbstläufer!

Einen positiven Effekt auf die Rückenmuskulatur, korrektes V/A, erzielt man durch korrektes Longieren am Kappzaum. So ruiniert man dem Pferd nicht die Halswirbelsäule, zerrt nicht im Maul, trainiert reell und vermeidet Verkrampfungen u. Verspannung durch eine erzwungene, starre Haltung. Es werden alle gewünschten Partien angesprochen, somit ist das Ergebnis deutlicher u. vor allem langfristig(er).

Und wenn jz wieder kommt, dass doch die FN das alles so vorgibt... nunja, wir wissen ja auch alle, wie lange Barren u. Co. als offizielle Trainingsmethode zumindest toleriert wurde....

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
pony  22.12.2022, 11:50

AMEN.

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Lalalala3102ja  22.12.2022, 17:37

Hallo, ich kenne mich mit dem ausbinden nicht so gut aus, denke aber das es sinnvoll wäre da man ja die Gesunderhaltung sonst nicht 100% so vom Pferd hat wie als wenn man es ausbindet, sonst kann ich mein Pferd ja einfach auch nur auf der Koppel frei rumlaufen lassen, solange man sie richtig einstellt und richtig benutzt sind sie sehr sinnvoll oder sehe ich das falsch? Sonst würden soviele Leute sie ja garnicht benutzen?

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Hjalti  22.12.2022, 18:05
@Lalalala3102ja

Und was genau findest du daran sehr sinnvoll? Was genau erhält das Pferd gesund, wenn man es zusammen bindet? Anscheinend ist dir nicht bewusst, wie Longieren am Kappzaum funktioniert u. du kennst den Unterschied nicht? Google mal den Longenkurs von Babette Teschen.

Etwas zu machen nur weil "viele" - ein Glück werden es immer weniger - es tun, oder "man" es eben so macht ist das schlechteste Argument ever. Es gibt halt immer Leute, die über den Tellerrand rausschauen, sich aktiv mit dem befassen was sie tun, kritisch hinterfragen, ggf auch die alten Zöpfe abschneiden - andere halt nicht.

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Lalalala3102ja  22.12.2022, 18:13
@Hjalti

Ja, das ist richtig ich kenne mich damit nicht wirklich aus, deswegen habe ich es gefragt. Das was ich daran sinnvoll finde ist es dem Pferd eine stütze zu geben, bzw ihm die Richtung zu zeigen, auch wenn es auf komplett locker gestellt ist, dann kennt das Pferd die Richtung in die es soll. Oder wieso bekommen reitanfämger ausbinden? In vielen Reitschulen wären die Pferde schon so kaputt ohne ausbinden, und wenn das Pferd 10 Minuten vom 40 mit dem Kopf in der richtigen Position läuft ohne ausbinder,reicht das eben nicht, wenn man ausbinder richtig verwendet sind sie schon sehr sinnvoll oder nicht?

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Hjalti  22.12.2022, 18:31
@Lalalala3102ja

Oh weija - da ist aber noch kräftig Luft nach oben, wenn du das wirklich denkst.... Wozu braucht das Pferd eine Stütze... das ist doch genau das, was man NICHT haben will! Und genau das ist ja das Schädliche, dass Ausbinder das Pferd in eine einseitige u. starre Position zwingen! Die Pferde komplett auf der Vorhand auf dem Gebiss liegen.

In vielen Reitschulen gehen Pferde genau deswegen kaputt!!! Und die werden da auch nicht zu irgendwelchen Trainingszwecken geschweige denn Gesunderhaltung eingeschnallt, sondern damit die Anfänger das Pferd sitzen können u. es ihnen nicht unter dem Hintern davon rennt.

Der Hals ist die Balancierstange des Pferdes, hast du das denn noch nie gehört? Weißt du denn nicht, dass es beim Reiten darum geht, dass Pferde ihr eigenes u. das Reitergewicht auf die Hinterhand nehmen?

Guck doch mal hier, da gibt es einen kurzen gut zusammen gefassten Überblick - https://herzenspferd.de/hilfszuegel-wirkung/#:~:text=Im%20Gel%C3%A4nde%20oder%20zum%20Springen,kann%20sich%20sogar%20darin%20verheddern.

Der Platz dir hier alles zu erklären, reicht ja nicht.... Es geht im übrigen 0 um den Kopf in der richtigen Position!!!!

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Lalalala3102ja  22.12.2022, 20:21
@Hjalti

Habe es mir angeschaut. Also sind dreieckszügel besser als ausbinder?

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Hjalti  22.12.2022, 20:27
@Lalalala3102ja

Nein, eigentlich nicht. Auch damit kommen fast alle Pferde auf die Vorhand. Zumindest knallt er ihnen aber nicht so ins Maul, wie Ausbinder.

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Lalalala3102ja  23.12.2022, 11:37
@Hjalti

Wenn du dich für hilszügel beim longieren entscheiden müsstest, welche würdest du nehmen? Meine Freundin hat eine rb, einen Haflinger und der läuft komplett mit Hals oben, man bekommt ihn beim reiten und beim longieren nicht angaloppiert, oder nur sehr sehr schwer und er drückt den Rücken komplett runter, was würdest du tuhen? Er wird immer komplett ohne hilfszügel longiert, und es ist sehr ungesund für ihn

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Hjalti  23.12.2022, 12:18
@Lalalala3102ja

Das Pferd sollte zuerst mal gecheckt werden, ob er iwo Schmerzen/Verspannungen hat - weil danach klingt es. Es macht doch gar keinen Sinn, die Symptome zu "behandeln", man muss immer doch die Ursache finden! Nur, weil das Pferd den Kopf runter gebunden bekommt, läuft es doch nicht gesünder, im Gegenteil. Anders rum wird ein Schuh draus - das Pferd soll vermehrt untertreten, der Rücken soll hoch kommen - wenn das passiert formt sich der Hals automatisch.

Korrektes Longieren am Kappzaum (google Babette Teschen) dann klappt das auch mit dem Muskelaufbau, der Rücken kommt hoch u. das Pferd wird locker, kann den Hals fallen lassen.

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Lalalala3102ja  23.12.2022, 12:27
@Hjalti

Die Besitzerin kaufte sich ein Pferd ohne sich auszukennen, nur um im Wald bisschen rumzureiten, nach ihrer Aussage muss er nur galoppieren wenn er will wann er will und er macht es von alleine wenn er lust hat, finde ich ja komplett unsinnig, nach ihrer Aussage kommt der ostheopathe häufig, akupunktur usw wurde alles gemacht, sie selber lässt immer nur frei laufen im roundpan, und hat ein physio pad oder wie man das schreibt statt ein sattel. Wir selber wissen uns leider nicht wirklich zu helfen da wir schon viel versucht haben, ich habe auch noch nie mit kappzaun gearbeitet

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Hjalti  23.12.2022, 12:35
@Lalalala3102ja

Es ist aber doch auch nicht eure Aufgabe, anderer Leute Pferde zu "korrigieren". Zumal nur die Symptomatik bekannt ist, aber keine Ursache(n). Als Besitzer würde ich auch definitiv nicht erlauben, dass jmd der nicht weiß, welche Wirkung Hilfszügel haben u. wie genau man sie verwendet, damit alleine am Pferd arbeitet.

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Es ist eigentlich egal, ob beim Longieren oder bei was anderem. Es ist immer so, dass wenn der Ausbindezügel nicht so lang ist, dass das Pferd rein steigt, irgendein Effekt auf das Pferd da ist. Der führt dann zu folgendem:

Normalerweise wird beim nach vorne Führen der Hinterhand weich unter der Hüfte durch geschwungen. Setz Dich auf ein Pferd, das noch nie was von Ausbindern gehört hat, aber gut geritten ist, mach die Augen zu und fühle, wenn Dich jemand im Schritt führt, Du wirst immer abwechselnd links rechts fühlen, dass das Pferd sich dort tiefer anfühlt, der Rumpf schwingt nach links um dem Vorführen des rechten Hinterbeins Platz zu machen, der Rumpf schwingt nach rechts, wenn das linke Hinterbein vor geführt wird. Das ganze fühlt sich je nach Anatomie mehr oder weniger weich an, aber immer weicher als bei einem Pferd, das mit Ausbindern läuft.

Bei einem Pferd, das mit Ausbindern gearbeitet wird, wechselt zwar die Lage des Rumpfs auch so hin und her, aber was das Hinterbein bzw. das Becken des Pferdes macht, fühlt sich holprig an und die Bewegung des Hinterbeins nimmt man wie einen "Holperer nach oben" auf derselben Seite wahr. Wegen des "Gegenhalts" vorne (und dabei ist egal, ob das Pferd den Ausbindezügel annimmt, sich drauf packt oder dahinter verkriecht und welcher Ausbindezügel benutzt wird) läuft die Bewegung nicht natürlich durch das Pferd, sondern das Pferd bekommt einen Gegenimpuls. Es schwingt dann das Hinterbein nicht mehr weich vor - geht in dem Fall nicht, weil seine Muskulatur von vorne anders angesprochen wird -, sondern es steigt quasi drüber. Wenn man von der Seite schaut, sieht man das Bein wie "über die Hüfte rucken". Die Bewegung ist nicht mehr weich fließend, sondern ruppig. Genau das schadet aber Reiter und Pferd. Ein Reiter, der seine Anfänge auf einem derart ausgebundenen Pferd macht, prägt sich diesen unnatürlichen Bewegungsablauf als Normalfall ein und es ist nicht selten, dass er das später mit einem erfahrenen Sitz einem eigentlich natürlich gehenden Pferd auch aufzwängt, einfach, weil es sich dann für ihn richtig anfühlt. Ein bisschen vorne gegenhalten, wo eigentlich die nachgebende Hand wäre und mit dem eigenen Sitz den falschen Ruck schwingen, schon hat man den Salat.

Es sind eigentlich Nuancen, ein geübtes Auge sieht, wenn ein Pferd vorbei geht, ob es im letzten halben Jahr bis Jahr mal mit Ausbindezügeln zu tun hatte. Aber genau diese Nuancen können drüber entscheiden, ob das eigene Reiten beim älter werdenden Menschenrücken Bandscheibenvorfälle provoziert oder kuriert, denn dadurch, dass der Rumpf von der Seite weg geht, der Rücken also tiefer kommt und gleichzeitig hinten ein kleiner Hopser nach oben passiert, gibt es einen drehenden Stoß in den Reiterrücken. Man spürt ihn kaum, aber nach vielen tausend Stößen wird es der Bandscheibe zu viel. Beim Pferd analog. Da steckt die Schwäche meist im Bereich des ISG und des 6./7. Halswirbels, wo das Wirbelgelenk arthrotisch wird.

Daher sollte jedem Reiter erspart werden, jemals sich an ein ausgebundenes Pferd zu gewöhnen und damit das bei schnell motorisch lernenden Menschen nicht versehentlich passiert, sollte man auf sowas auch nicht nur selten sitzen. Auch nicht, wenn das Pferd nur beim Longieren ausgebunden ist und unter dem Reiter nicht. Es dauert ewig, dem Pferd den Bewegungsablauf wieder zurück zu führen - ich bin bei meinem Jungen gerade dabei, das zu korrigieren. In dieser Zeit setze ich mich nur gelegentlich drauf (habe ihn jetzt in 4,5 Monaten 5 mal geritten), um nur ja keine Gewöhnung bei mir eintreten zu lassen. Klar dauert die Grundausbildung des Reiters länger, wenn man den Anfänger eng begleiten muss, bis er es schafft, das Pferd an die Hilfen zu stellen und kleinschrittig vorgehen muss. Aber damit erwirkt man eine nachhaltige Ausbildung.

Wer auf die FN Richtlinien hinweist, muss immer auch den Zweck dahinter sehen:

Es wird in den Richtlinien eigentlich keine wirkliche Gymnastizierung des Pferdes an der Longe behandelt. Eigentlich drehen sich diese Richtlinien nur darum, ein Pferd in eine möglichst gleichförmige Bewegung zu führen, was man dann beispielsweise bei Voltigieren nutzt, wo man einen eher gelaufenen flachen Galopp durchaus anerkennt, weil ein Pferd mit richtig gutem Durchsprung in Bergauftendenz für den Voltigierer echt schwierig wäre.

Longieren für die Reiterausbildung hat weniger die gute, detailsichere vertiefte Ausbildung einzelner Personen im Blick als die Entwicklung des Breitensports - viele Menschen schnell so weit bringen, dass sie nicht direkt gegen die Wand reiten oder runter fallen, nur weil sich drunter was bewegt. Man propagiert durchaus die Breitensporttauglichkeit und opfert damit auch ein bisschen die Qualität. Da die FN ein Dachverband von regionalen Pferdesportverbänden ist, die sich wieder aus ihren Mitgliedern zusammensetzen ist das Anstreben einer großen Mitgliederzahl durchaus legitim. Mit großen Zahlen kann man durchaus auch etwas für seine Belange erreichen und es hat auch eine gewisse Legitimation, vielen Menschen den Zugang zum Pferd und zum Reiten zu ermöglichen.

Wir, die wir hier diskutieren, sind ja inzwischen so weit angekommen, dass wir hier über Qualität diskutieren, darüber, wie wir es besser machen. Auf "mehr Menschen durchschleusen" liegt nicht unser Augenmerk und so können wir für uns entscheiden, Pferd und Reiter die Begleiterscheinungen eines falschen Bewegungsablaufs zu ersparen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
Ja weil

Ausbinder, korrekt verschnallt (!), sind durchaus ein gutes Hilfsmittel, um bestimmte Dinge an der Longe zu erarbeiten.

Allerdings, wie bei so vielen Dingen, alles muss mit guter Ausbildung/Gefühl/Timing gemacht werden und da hapert es 100 %ig, wenn es "schrecklich" aussieht.
Das gleiche Problem wirst Du aber leider auch beim Reiten oder allen möglichen anderen Dingen sehen.

Nicht das Teil an sich, hier z.B. der Ausbinder, sind problematisch, sondern nur unsachgemäße Anwendung!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Baroque  22.12.2022, 14:47

Es ist schon der Ausrüstungsgegenstand problematisch zu sehen, wenn wir über Qualität sprechen. Siehe meine Antwort.

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FunnyFanny  22.12.2022, 14:56
@Baroque

... Du hast Deine Meinung/Erfahrung und ich meine ... daher werde ich nicht mit Dir diskutieren ...

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Baroque  22.12.2022, 15:00
@FunnyFanny

Biomechanik hat nichts mit Meinung zu tun. Meinung ist, ob einem lieber ist, dass ein Spielplatz gebaut wird oder nicht, also ganz subjektives Wahrnehmen von etwas. Biomechanik ist genauso wie z. B. Schwerkraft einfach naturgegeben. Was machst Du, wenn ich sage, ein Gegenstand, den ich irgendwo im Wohnzimmer stehend loslasse, fällt nach unten? Schreibst Du dann auch Deine "Meinung", dass er nach oben fällt?

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FunnyFanny  22.12.2022, 15:19
@Baroque

... nein ... das ist eine andere Baustelle.
Aufgrund meiner jahrzehntelangen Erfahrung mit über Jahrzehnte gesunden (!) Pferden ist meine Meinung "fix" und ich möchte daher nicht weiter Einzelpunkte diskutieren ... das Pferd hat nämlich immer Recht.

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Nein weil

Nope.

Und sobald du dich etwas mehr mit der Biomechanik des Pferdes befasst hast wirst du auch nie wieder so ein Ding benutzen (wollen).

Das Problem ist dass die meisten lieber den kürzeren, einfacheren Weg gehen wollen als den längeren, dafür aber nachhaltigen. Da wird dann eben das Ausbildungsdefizit des Pferd mal eben „weggeschnürt“ - Zack Kopf ist unten also läuft das Pferd doch übern Rücken. Hach wenn es doch so einfach wäre ;-)

Es gibt wenige Dinge die ich tatsächlich von Grund auf ablehne, aber Ausbinder sind einer davon.

Nein weil

... Weil anatomisch korrektes longieren dann nicht mehr möglich ist. Das warum wurde hier bereits zig tausend mal erklärt - einfach die Suchfunktion nutzen oder bei diversen Usern (Baroque, Hjalti,...) mal in den Antworten nach entsprechenden Tags.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin