Sollte man die Wörter 'Geschmeckt' und 'Schmecken' mit Ä anstatt mit E schreiben?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Könnte das ein Thema in einer möglichen neuen Rechtschreibreform werden?

Es war schon das tema einer möglichen alten reform!

Vorschlag des leipziger lehrervereins von 1931: keinerlei stammsilbenschreibung mehr: statt ä nur noch e, statt äu nur noch oi — auch eu wird zu oi — ei wird zu ai.

https://ortografie.ch/stichwort/a-umlaut.php

Woher ich das weiß:Recherche

Die Frage ist weit besser, als sie auf den ersten Blick klingt.

Genau aus diesem Grund wurde ja auch aus "Stengel" der "Stängel" bei der letzten Rechtschreibreform.

Man kann darüber streiten. Bei der letzten Rechtschreibreform hatte man ja angestrebt, so etwas wie eine Logik einzuführen. Beispielsweise immer zweifache Konsonanten nach kurzem Vokal (Knall, Falle etc.) oder immer dreifache Konsonanten bei zusammengesetzten Hauptwörtern, wenn der Konsonant identisch ist (Schifffahrt, Stalllaterne etc.)

Insofern wäre dein Vorschlag zwar hässlich, meiner Meinung nach, aber immerhin logisch!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Interessante Frage, aber das ist weder ein Umlaut wie bei Stange/Stängel (a/ä) noch ein Umlaut wie bei Maus/Mäuse (au/äu). Der Infinitiv lautet schmecken (mit -e-), daher heißt es auch "geschmeckt" (nicht "geschmäckt").

backen > Gebäck (neutral, "das Gebäck") wird anders gebildet,, hier hat bereits der Infinitiv ein -a-, und "Gebäck" bekommt den umgelauteten Vokal.

"Geschmack" (maskulin) ist insofern interessant.

Ursprünglich hatte auch der Infinitiv des Verbs mal ein -a- (man kann das noch erahnen an Formen wie gotisch "smakjan" oder schwedisch "smaka", Substantiv "smak" oder der niederländischen Form, siehe unten). Im Deutschen wurde beim Verb a>e umgelautet (siehe "i-Umlaut"), das Substantiv "Geschmack" behielt aber das -a- im Wortstamm.

https://de.wikipedia.org/wiki/I-Umlaut#Primär-,_Sekundär-_und_Restumlaut

Vgl. gotisch "haftjan" deutsch "heften".
(hier gibt es aber heften, das Heft; haften, die Haft; "heften" ist heute ein Kausativ zu "haften", also "etwas zum Haften bringen")

Mir ist nur ein Wort (scheinbar abgeleitet von einem Verb) eingefallen, das ein -a- behielt: abgeschmackt. Die Bedeutung ist anders als bei abgeschmeckt.  
Ein Verb "schmacken" gibt es aber nicht (das wäre analog zu "haften"). 

Auch im Niederländischen ist das -a- beim Verb persistent:
het smaakt goed = das schmeckt gut

Das ist also eine spezielle Umlautbildung im Hochdeutschen.

weil es von A aus dem Wort 'Geschm ack' abgeleitet wird.

Wörter ableiten, was soll das sein? Wer tut sowas, und wer legt fest, wie das gehen soll? Ich habe weder die Wörter schmecken und geschmeckt noch sonst irgendein Wort meiner Muttersprache jemals "abgeleitet". Ich habe sie gelernt, und ich benutze sie so wie gelernt, bei Bedarf auch dekliniert oder konjugiert. Hatte noch keine Verständigungsprobleme deswegen.

Könnte das ein Thema in einer möglichen neuen Rechtschreibreform werden?

Noch eine Rechtschreibreform? Meinetwegen. Ich ignoriere schon die letzte und kann mühelos noch ein paar weitere ignorieren.


tst59  02.09.2019, 09:17

Du verhältst dich ein wenig ignorant... ich erinnere an die Änderungen wegen des Stammwortes bei "Stängel" (abgeleitet von Stange) statt "Stengel" und ähnliche.

1
Ju202  02.09.2019, 17:21

Wörter werden nicht von einem einzelnen Menschen abgeleitet, also mit einem anderen Wort als Muster neu gebildet. Einer beginnt natürlich damit, doch damit das neue Wort allgemeine Anerkennung findet, muss es erst einmal von einer großen Anzahl von Menschen benutzt werden.

Viele deutsche Wörter sind neu gebildet worden, weil sie bei der Übersetzung von lateinischen Texten fehlten. Ein lateinischer Text ließ sich nicht immer wörtlich ins Deutsche übersetzen, weil es für viele lateinische Begriffe keine direkten Entsprechungen in der deutschen Sprache gab.

In so einem Fall gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder übernimmt man das lateinische Wort direkt ins Deutsche oder man erfindet ein neues Wort, das man von einem schon bestehenden deutschen Wort ableitet.

Wenn du die Rechtschreibreformen ignorierst, solltest du konsequenterweise so schreiben, wie vor der Festlegung der Schreibweisen von Konrad Duden geschrieben wurde!

0
Franz1957  03.09.2019, 11:31
@Ju202

Dem, was Du hier über das Ableiten von Wörtern sagst, stimme ich zu. Auf beide Weisen wurden auch viele Begriffe aus dem Griechischen übernommen.

Damit haben die von den Rechtschreibreformern aufgestellten Behauptungen, daß etwa "Stengel" von "Stange" abgeleitet sei sei, aber nichts zu tun. Ich halte sie für ein von der Expertenkaste verordnetes Äquivalent zu den Volksetymologien, und daß man sie lehrt, halte ich für Antiaufklärung, und das, wie Luther im Titusbrief übersetzte, "vmb schendliches Gewins willen".

Übrigens ignoriere ich die Rechtschreibreformen mit einer anders verstandenen Konsequenz: nämlich der, daß mir auch die reformierte oder nichtreformierte Herkunft der Schreibweisen, die ich gelernt habe, einfach egal ist. Einer sprachlichen Reinheits- oder Ursprünglichkeitsideologie, deren Konsequenz darin bestünde, zu irgendeinem Ideal zurückkehren zu "sollen", unterwerfe ich mich ebenso wenig wie den Aufforderungen der Reformer.

0
Ju202  03.09.2019, 16:41
@Franz1957

Man könnte natürlich auch so schreiben, wie man spricht. Unsere Schrift wäre dann Lautschrift. So verkehrt wäre das nicht. Man müsste die Schreibweisen dann aber ständig der aktuellen Aussprache anpassen. Etymologisch falsche Schreibweisen würde es dann nicht geben, weil auf die Vergangenheit, also Ursprung und Entwicklung eines Wortes, keine Rücksicht genommen würde.

0
spanferkel14  03.09.2019, 17:08
@Ju202

Nein, schrecklich. Bloß nicht. Dann hätten wir irgendwann eine richtige Kanak-Sprak. Von den kulturellen Konsequenzen eines solchen orthografischen "Verfalls" mal ganz zu schweigen.

1
Ju202  03.09.2019, 19:20
@spanferkel14

Die Finnen scheinen keine Probleme damit zu haben. Allerdings muss man dazu erwähnen, dass es im Finnischen lange Zeit keine Schriftsprache gab.

1
spanferkel14  03.09.2019, 22:19
@Ju202

Aber ich! Und mir ist relativ wurscht, was die Finnen denken und mit ihrer Sprache veranstalten. Was Grammatik und Orthografie betrifft, bin ich stur wie die Franzosen. Nur das "dass" habe ich geschluckt, weil es mir sinnvoll erschien, die Regel zu vereinfachen, zumal es keine Ausnahmen gibt (bis auf Eigennamen).

0

Ich glaube eher, dass "Geschmack" von "schmecken" abgeleitet ist. Die Verbform ist mit Sicherheit wesentlich älter als die Substantivform.

Was eine weitere Rechtschreibreform betrifft, bin ich dafür, das ä abzuschaffen und durch e zu ersetzen. Oder ersätzen? Weil es von "Satz" kommt?

Die Norweger haben auch ihr æ durch e ersetzt, jedenfalls in den Wörtern, in denen es wie e gesprochen wird. So abwegig wie es auf den ersten Blick scheint, ist meine Idee also nicht.


tst59  02.09.2019, 09:18

Sehr gut.

1