Sinn von Bulemie - Lernen (Oder dem gesamten Universitätswesen)?

3 Antworten

Ich würde sagen, das ist je nach Fachrichtung sehr unterschiedlich. In meinem Studium hat sehr viel Wissen aufeinandern aufgebaut, man hat im 7. oder 8. Semester wieder Konzepte aufgegriffen die man im 1. oder 2. eingeführt hat, ohne den Erkenntnisen aus den ersten Semestern wäre das Allermeiste aus den höheren Semester gar nicht nachvollziehbar gewesen. Etwas einfach nur gelernt und dann nie wieder benötigt war eher die Ausnahme, weil alles mit allem irgendwie zusammen hängt.

Denke es gib Studiengänge die sind eher auf Verständnis ausgelegt und welche bei denen geht es um reines Wissen. Medizin ist definitiv einer DER Wissens-Studiengänge wo es darum geht, möglichst viel auswenig zu lernen.

Ob das zielführend ist kann ich nicht beurteilen, bin kein Mediziner. Aber ein Mediziner ist ja kein Wissenschaftler, er muss nicht "verstehen" was er tut, er muss nur wissen was er tut, wenn ich es mal so ausdrücken möchte.

Und bei Allem was mit Sozialem zu tun hat (inkl. Pädagogik) ist das mit der Wissenschaftlichkeit sowieso so eine Sache (meine persönliche Meinung/Erfahrung)...

Hi,

Während meine Berufsausbildung vernünftig und handfest war, besteht mein Studium zum Großteil nur aus Bulemie Lernen.

Man muss sich vor Augen führen, dass eine Berufsausbildung und ein (insbesondere universitäres) Hochschulstudium schon vom Grundsatz her andere Ziele verfolgen.

Eine Berufsausbildung ist grundsätzlich anwendungs- und praxisorientiert - die vermittelte Theorie beschränkt sich hierbei auf die Themenbereiche, die zum Verständnis des Berufsalltags und der Berufspraxis notwendig sind. Dadurch ist es einfach wesentlich "schlanker" und pragmatischer.

Ein Hochschulstudium soll hingegen auch die Grundlagen, die Entwicklung und die Randbereiche des jeweiligen Fachs beleuchten, was an sich schon zu "mehr Stoff" führt. Der Fokus liegt hier meist einfach nicht auf der (reinen) Anwendungsorientierung, sondern auf dem Methodenverständnis und dem Umgang mit abstrakten Grundlagen und Theorien.

Dementsprechend variieren Methodik, Schwerpunktsetzung, Stoffumfang und Stofftiefe einfach erheblich.

Nun er hat gerade sein Biologie Modul. Das Modul ist ausschließlich für Mediziner und Zahnmediziner (Bitte merken an der Stelle). Nun er schreibt Klausuren über die Anatomie von Regenwürmern, die Verdauung von Vögeln, Aufbau von Seeigeln und Fortpflanzung von Quallen.

Hatte ich in meinem Praktikum der Biologie so nicht. Dass mit Modellorganismen gearbeitet wird, ist allerdings vollkommen normal und legitim - das vereinfacht das Verständnis von Prinzipien und damit das Erlernen von Grundlagen. Fokus auf Methodenverständnis.

Denn die Studenten sind es aufjedenfall nicht.

Das hängt sehr stark von der Erwartungshaltung der Studenten ab. Ich gebe Dir allerdings absolut Recht dahingehend, dass für die "Anwendungsorientierten" ein Hochschulstudium gerne zur Qual wird - und diese davon auch nicht unbedingt profitieren.

Der Hochschulabsolvent wird auch nicht zum bloßen Anwender ausgebildet. Mit Blick in den EQR wird deutlich, dass hier der Fokus auf den Fähigkeiten zum komplexen Problemlösen, dem Finden von Denkansätzen, Innovationsfähigkeit und Entwickeln von Konzepten liegt.

LG

Ein Studium ist vom Grundsatz her eine wissenschaftliche Ausbildung. Es dient dazu, eine Wissensbasis für eigene Forschungstätigkeit zu schaffen. Es ist keine Berufsausbildung. Deshalb liegt es in der Natur der Sache, dass das Studium anders ist als die Ausbildung.

Zum Beispiel lerne ich für Klausuren auswendig, was irgendwelche Pädagogen vor teils hunderten von Jahren zum Thema Lernen gesagt haben.

Zu der Grundlage, die man für wissenschaftliche Arbeit braucht, gehört eben auch das Wissen über Hypothesen, die längst widerlegt sind. Damit du nicht noch auf die Idee kommst, selbst derartige Hypothesen aufzustellen.

Es fehlt allgemein die wissenschaftliche Validierung, sprich, ich schreibe Klausuren über Hypothesen.

Wenn diese Hypothesen heute nicht mehr vertreten werden, ergibt sich daraus eigentlich automatisch, dass sie sich als falsch erwiesen haben.

Klausuren schreibt man, nur um den Mist danach wieder zu vergessen.

Also wenn pubertierende Schüler so über ihre Klassenarbeiten denken, kann ich das ja noch verstehen.

Aber von einem erwachsenen Menschen hätte ich dann doch genug Weitsicht erwartet, zu sehen dass das Wissen irgendwann später wieder als bekannt vorausgesetzt wird - auch, wenn jetzt niemand explizit darauf hinweist.

Klausuren sollen prüfen, ob Wissen vorhanden ist. Es steht dir natürlich frei, dieses Wissen danach gleich wieder zu vergessen. Aber damit gehtst du halt (hoffentlich bewusst und nicht aus purer Ignoranz) das Risiko ein, später mal nicht mitzukommen weil dir etwas fehlt.

Ich habe auch das Gefühl, kein bisschen schlauer durch mein Studium zu sein.

Dann machst du definitiv was falsch.

Nun er schreibt Klausuren über die Anatomie von Regenwürmern, die Verdauung von Vögeln, Aufbau von Seeigeln und Fortpflanzung von Quallen. In einem Modul ausschließlich für (Zahn-) Mediziner....

Du meinst also, dass man als Humanmediziner oder Zahnmediziner keinerlei Ahnung haben braucht, dass es auch Lebewesen gibt die anders funktionieren als Menschen?

Komisch, ich würde sagen, dass es schlecht ist wenn wir Leute zu reinen Fachidioten heranziehen, die noch nichtmal eine grobe Ahnung von der direkten Nachbarschaft ihres eigenen Fachgebiets haben.

Ich frage mich ernsthaft, wer von solch einem Bildungswesen profitiert. Denn die Studenten sind es aufjedenfall nicht.

Und ich frage mich ernsthaft, was jemand in einem Studium zu suchen hat, der dermaßen enge Scheuklappen trägt.