Sind russische Nachnamen geschlechtsabhängig?
Darya Dugina, eine russische Propagandaverbreiterin und ‚Journalistin‘ wurde ermordet.
Ihr Vater heißt allerdings Alexander Dugin, ohne a.
Woran liegt das? Ist es immer so?
Und ist es wie (früher) im Skandinavischen mit -dottir und -son.
Der Bruder von Dugina heißt übrigens Arthur Dugin, also wieder die männliche(?) Form.
Dankee
4 Antworten
Ja, bei den meisten russischen (oder generell: slawischen) Namen erkennt man das Geschlecht der Person an der Namensendung. Weibliche Namen enden fast immer auf -a oder -ja; oft auch auf -ova.
Beispiele dafür sind etwa Darja Kasatkina (russische Tennisspielerin) oder Petra Kvitova (tschechische ... ihr ahnt es sicher: Tennisspielerin). In Ausnahmefällen - die aber fast nur bei Familiennamen auftreten - sind auch Endungen auf -o möglich. Etwa bei Natalja Jurtchenko (ehemalige, sowjetische Weltklasse-Turnerin aus den 1980ern) oder Julija Tymoshenko (ehemalige ukrainische Politikerin)
"-dottir", nicht "dotter".
Und ich nehme an, dass das "a" hinten bei den Frauen üblich ist.
Ist auch bei Frauen aus Polen.
Z.B. Robert Lewandowskis Frau heißt Anna Lewandowska.
Das "-son" und "-dottir" ist übrigens immer noch geblieben, bei den Isländern. Es ist damit nicht vorbei.
Auf Schwedisch heisst "Tochter" dotter. Das war schon ganz richtig.
Bis etwa um das Jahr 1000 wurden überall in Europa Vaternamen (lateinisch Patronym) verwendet. In den germanischen Sprachen mit Endungen wie -son, -sson oder -sen für Söhne und -dotter oä. für Töchter, wie du richtig anmerktest. In friesischen Namen kommen die heute noch massenhaft vor, wie "Onno Onnensen".
Wenn heute jemand in Skandinavien Andersson heisst, ist das aber kein echtes Patronym mehr, so dass auch eine Ministerpräsidentin Andersson heisst. Die Patronyme wurden in normale Familiennamen verwandelt. Island ist die einzige Ausnahme.
In Russland ist das angehängte -a aber nur eine weibliche Form des Familiennamens, er heisst nicht "Tochter" von, sondern "Frau Sowieso". Sowas war noch bis vor 100 Jahren übrigens in Süddeutschland alltäglich. Da war "die Müllerin" eben die Frau in der Familie Müller. Bekannt ist historisch die allgemein "die Keplerin" benannte Mutter von Johannes Kepler:
https://www.amazon.de/Keplerin-Mutter-Astronomen-Utta-Keppler/dp/376280401X
Wird im Russischen ein Vaternamen für eine Frau gebildet, wird die Endung -ewna verwendet, sowie -owitsch für einen Mann. Beispiel wäre die älteste Prinzessin des ehemaligen Zarenhauses, die Zarewna:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zarewna
Viele solcher Patronyme sind im Russischen natürlich ebenso unechte Patronyme geworden wie die Andersson oder der Onnensen. Es ist allerdings in der mündlichen Umgangssprache wohl durchaus noch üblich, jemanden mit dem regulären Vornamen + Patronym anzureden: "lieber Juri Wladimirowitsch", also lieber "Juri, Wladims Sohn".
Schöne Fragen, die du stellst, übrigens.
Im Isländischen gibt es keine Familiennamen. Der Vorname des Vaters wird mit dem Anhang -sohn oder -tochter dem eigenen Vornamen zugefügt, um eine bessere Unterscheidung zu erzielen. Der Name ändert sich auch mit Heirat nicht.
Isländische Namensverzeichnisse (Telefonbücher!) sind nach Vorname geordnet.