Sind Lukas Desmond und Bernd Deckenständig von ihren Ansichten zu weit entfernt?

2 Antworten

"Zu weit" wofür? Ansonsten ist das Pro-Todesstrafen-Argument nur eine beleglose und insofern dümmliche Behauptung, da es ja auch in Ländern mit Todesstrafe zu Delikten kommt, die diese bedingen würden. Sie wird damit permanent widerlegt.


DerRoll  04.03.2024, 10:02

Ich glaube es geht hier eher um eine philosophische Diskussion, ob die beiden Argumentationen miteinander vereinbar sind und wenn ja wie.

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Tatsächlich sind sie überhaupt gar nicht voneinander entfernt, denn sie betrachten das Thema aus unterschiedlichen Dimensionen, für die keine "Entfernung" sinnvoll definierbar ist. Die Ansicht von Bernd Deckenständig ist eine eine rationale und zweckorientierte (die ich nebenbei für falsch halte): Die Anwendung der Todesstrafe führt zu weniger Straftaten. Die von Lukas Desmond (die ich für richtig halte) ist eine moralische: Die Anwendung der Todesstrafe führt zur Gefahr, den oder die Falsche(n) zu erwischen.

Aufgabe des Gesetzgebers ist unter anderem, zwischen den gewünschten rationalen Zielen und den moralischen Folgen abzuwägen. Wiegt das Interesse an weniger Straftaten mehr als das Lebensrecht einzelner Unschuldiger? Wer zieht die Grenze? Wieviele unschuldige Leben sind "hinnehmbar"? Was bedeutet dies für Gesetze wie die Todesstrafe?

Tatsächlich kann man sich allerdings die Diskussion sparen, denn bereits die Prämisse von Bernd Deckenständig ist nachweißlich falsch. Die Todesstrafe ist in keinem Land in dem sie ausgeführt wird (egal ob öffentlich oder nicht) eine Abschreckung von Straftaten. Denn sonst würde sie ja gar nicht ausgeführt werden. In Wirklichkeit haben Staaten in denen die Todesstrafe noch angewendet wird eine deutlich höhere Gewaltkriminalität als die in denen sie abgeschafft ist. Rationalität funktioniert nur wenn sie auf sinnvollen Annahmen beruht.