Sapir-Whorf-Hypothese: pointierte Zusammenfassungen/Erklärung?

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Kurz gesagt besagt das: die Sprache, die ich spreche (Deutsch, Finnisch, Chinesisch, was auch immer), bestimmt mein Denken.

Was in einer Sprache nicht vorkommt, kann dort auch nicht gedacht werden - das wäre eine extreme Formulierung. Man kann dazu sowohl bestätigende Beispiele bringen als auch widersprechende.

Ein bestätigendes Beispiel wäre: in Brasilien gibt es ein Volk, welches keine Zahlwörter kennt. Diesen Menschen kann man auch kaum das Zählen beibringen. Die Denkweise, etwas zu zählen, scheint bei ihnen nicht ausgeprägt zu sein. Obwohl es auch andere Völker gibt, die unter sehr ähnlichen Umweltbedingungen leben und zählen können.

Ein widersprechendes Beispiel wäre: im Englischen gibt es kein exakt entsprechendes Wort für "Schadenfreude". Dennoch kann ein Engländer dieses Konzept verstehen. Ich kann auch das Konzept des "poronkusema" (finnisches Längenmaß) verstehen, auch wenn meine Muttersprache Deutsch kein exakt entsprechendes Wort kennt.

(poronkusema = der Abstand, den ein Rentier zwischen zwei Pinkelpausen zurücklegen kann)

Diese Theorie scheint somit nur innerhalb gewisser Grenzen zu funktionieren und nicht verallgemeinerbar zu sein.

Die Sapir-Whorf-Hypothese besagt im Kern, dass wir nur denken und begreifen können, worüber unsere Sprache es uns erlaubt zu sprechen. Wenn wir für etwas keine Wörter haben, können wir auch nicht darüber denken.

Die Sapir-Whorf-Hypothese gilt als widerlegt. Interessanter Ansatz, aber leider nicht der Wirklichkeit entsprechend! Viele Beispiele haben sich sogar als konkret irreführend und falsch entpuppt, aber auch der grundsätzliche Ansatz ist schlichtweg falsch.

Tatsächlich kann der Mensch durchaus jederzeit neue Konzepte erkennen, ihnen Wörter zuordnen und inhaltlich bedeutsam über Neues sprechen.