Rettungssanitäter Ausbildung als Orientierung sinnvoll?

6 Antworten

Als Orientierung ist es mit Sicherheit sinnvoll, auch um ein (notfall-)medizinisches Grundwissen zu erlangen, auf dem man im Nachhinein aufbauen kann. Die Kosten, insgesamt circa 1.500€, hat man nach wenigen Monaten Vollzeittätigkeit auch wieder reingeholt. Die Alternative wäre auch ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) im Rettungsdienst, viele Stellen bilden währenddessen zum Rettungssanitäter aus und es ist kostenlos, man erhält circa 300€ im Monat, das aber für 12 Monate Vollzeitarbeit. Hier muss jeder selber entscheiden, endweder den Rettungssanitäter als Selbstzahler machen und im Nachhinein eine richtige Anstellung suchen (wenn man dabei bleibt, ist das finanziell die bessere Variante) oder FSJ, Rettungssanitäter kostenlos aber danach eben nur circa 300€ im Monat für ein Jahr.

Um den Beruf richtig kennenzulernen finde ich die vier Wochen Praktikum im Rettungsdienst während der Ausbildung jedoch zu wenig und wenn du als fertiger Rettungssanitäter in der Notfallrettung tätig sein möchtest und nicht nur im qualifizierten Krankentransport, dann muss dir klar sein, das für die Meisten modernen Rettungswagen eine Fahrerlaubnis der Klasse C1 (LKW bis 7.500 Kg zulässige Gesamtmasse) notwendig ist, sowohl als hauptberuflicher Mitarbeiter wie auch als FSJ'ler. Auch der LKW- Schein kostet circa 1.500€ und nur wenige Arbeitgeber bezahlen diesen oder beteiligen sich an den Kosten. Wenn du noch nicht den "normalen" FS der Klasse B hast, dann kommen auch diese Kosten hinzu- Klasse C1 kann man nur mit Vorbesitz der Klasse B machen. Ohne FS ist nur der qualifizierte Krankentransport dein Einsatzbereich, in der Notfallrettung ist der Rettungssanitäter Assistenzperson und Fahrer. Mfg.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Die allerwenigsten Rettungssanitäter werden diesen Job bis zur Rente machen. Weil es einfach keine Berufsausbildung ist und man davon nicht wirklich langfristig leben möchte.

Wenn du die Ausbildung in Eigenregie durchziehen möchtest, wird dir allein schon deren Organisation ein gutes Stück Lebenserfahrung einbringen, denn die nötigen Praktikumsplätze in Rettungswache und Klinik sind nicht so einfach zu organisieren. Meist sind sie schon durch anderweitige (z.B. eigene oder von Vertragspartnern) Azubis oder auch Famulanten besetzt und man steht vor geschlossenen Türen.

Bedenke bitte auch, dass du für die Arbeit in der Notfallrettung einen Führerschein brauchst, um die in D üblichen Rettungswagen von 3,88t - 5t fahren zu dürfen. Nein, der "Feuerwehrführerschein" ist nicht anzuwenden. Das ist nochmal Zeit und Geld.

Ansonsten hat mich die Tätigkeit als RS extrem weiter gebracht! Auch, wenn mir schon als 14-jährigem jeder sagte, ich sei schon richtig erwachsen: Ich bin erst im Rettungsdienst erwachsen geworden. Und habe zumindest einen Eindruck meiner Stärken und Schwächen erhalten und mein Charakter hat sich gebildet und gefestigt. Und klar: Es ist harte Lebenserfahrung, was man im Rettungsdienst so alles zu sehen bekommt. Übrigens auch, wenn man auf dem Krankentransportwagen sitzt, denn da kann natürlich auch mal was passieren, womit man nicht gerechnet hat.

Außerdem kann der Rettungsdienst ein richtig guter Studentenjob sein. Ich finanziere seit drei Jahren mein Studium (bzw. Auto und Lebensunterhalt währenddessen) mit einer Teilzeitstelle.

Die meisten Menschen, die den RS machen, machen diesen übrigens im Rahmen eines FSJ oder BFD im Rettungsdienst. Das hat den großen(!) Vorteil, dass man die Ausbildung nicht selbst bezahlen und organisieren muss... man sagt dir einfach, wann du wo antreten sollst, und an den Praktikumsstellen wissen die Verantwortlichen auch, was sie mit RS-Praktikanten anstellen sollen. Ebenso wird, wenn man dich in der Notfallrettung einsetzen will, der C1-Führerschein wenigstens zum Teil bezahlt. Der Nachteil ist, dass du dich ein Jahr lang als billige Arbeitskraft verheizen lässt.

Zum Medizinischen, das was SaniOnTheRoad schon geschrieben hat, stimmt natürlich: Du lernst Notfallrettung im Schnelldurchlauf und sehr oberflächlich. So viel eben, dass du eine sinnvolle Chance hast, dem Notfallsanitäter zuzuarbeiten (nein, ist kein Selbstläufer). ABER: Dir stehen normalerweise alle Möglichkeiten offen, dir mehr Wissen anzueignen. Auf den Rettungswachen steht normalerweise Fachliteratur herum, in der du in den einsatzfreien Zeiten schmökern kannst, es erklären dir erfahrene Kollegen gerne etwas und du hast natürlich Zugriff auf alle SOPs und Standards, die bei euch zur Anwendung kommen. Du kannst damit, wenn du 1-2 Jahre lang wissbegierig bist, sehr viel medizinisches Wissen zusammentragen und dich so weit bringen, dass dir der Notfallsanitäter ohne Weiteres seinen Patienten anvertraut oder sogar froh ist, wenn du ihn auf eine alternative Verdachtsdiagnose oder eine weitere, zielführende Untersuchung hinweisen kannst. Und natürlich, wenn wirklich klar nach SOP gearbeitet wird, jederzeit weißt was er als Nächstes braucht und was du nebenbei schon erledigen kannst.

Ich bin RS, ja... aber die Hälfte meiner Schichten mache ich als Beifahrer, und das heißt, dass ich quasi die komplette Arbeit am Patienten mache und der RA bzw. Notfallsanitäter nur noch fährt und die Verantwortung trägt. Das machen die natürlich nicht mit jemandem, der ihrer Meinung nach nichts kann (und davon gibt es sehr viele!).

Jap, mir hat der RS sehr, sehr viel gebracht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es ist zumindest ganz gut um mal reinzuschnuppern, ob das Rettungswesen etwas für Dich wäre - große fundierte Medizinkenntnisse kannst Du da aber nicht erwarten.

Ich habe eine Zeit lang in der Notaufnahme eines Krankenhauses gearbeitet und es war eine sehr gut Erfahrung für mich.

Als Vorbereitung für medizinische Berufe finde ich es ideal.

Hi,

Ist es wohl sinnvoll, auch wenn es nicht wirklich sicher ist, dass man danach langfristig in diesem Beruf arbeitet?

Im Sinne einer beruflichen Orientierung würde ich sagen - ja, ist sinnvoll. Der Zeitaufwand ist vertretbar und (sofern man nach Abschluss ein paar Monate arbeitet) auch finanziell gut tragbar.

Bei einer Vollzeitstelle für einen Zeitraum von 3 - 4 Monaten hättest Du die Investitionskosten schon wieder komplett reingeholt.

Im Sinne von Lebens- und Arbeitserfahrung und - nicht zu unterschätzen - als "Backup" ist die Qualifikation zum Rettungssanitäter m.E. durchaus eine gute Wahl.

Du solltest aber bedenken: innerhalb von drei Monaten lernt man nicht die "große Notfallmedizin", bestenfalls sitzen nach Abschluss die Basics. In "richtigen" medizinischen Ausbildungsberufen werden dann doch weitaus mehr Kenntnisse vermittelt.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent