Promotion in Fachdidaktik?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Rein formal spricht nichts gegen eine Promotion nach dem zweiten Staatsexamen. Du musst nur die entsprechenden Anforderungen der Promotionsordnung deiner Universität erfüllen, eine/n Betreuer/in finden etc.

Ob du das allerdings neben dem normalen Lehrbetrieb schaffst, halte ich zumindest für anspruchsvoll. Bei einer vollen Stelle (also ca. 27 Unterrichtsstunden pro Woche bei einer Gesamtarbeitszeit von mind. 50 Wochenstunden in der ersten Phase des Berufseinstiegs) wirst du kaum Zeit haben, dich wirklich in dein Forschungsthema einzuarbeiten. Selbst bei einer halben Stelle wird das schwierig - und die brauchst du eigentlich mindestens für ein halbwegs vernünftiges finanzielles Auskommen.

Außerdem wirst du in deiner Forschungsfrage nicht hauptsächlich deine Schüler "erforschen" können. Natürlich kann man auch empirisch forschen, aber die Kohorten, mit denen du über deine eigene Lehrtätigkeit in Kontakt kommst, dürften zu klein sein, um wirklich aussagekräftige wissenschaftliche Schlüsse ziehen zu können.

Und was man da erforscht, bzw. wie man dabei vorgeht, das ist so verschieden, wie die didaktischen Ansätze selbst. Die Methode hängt ja stark von deiner Fragestellung ab und die musst du allein (bzw. in Zusammenarbeit mit deinem Doktorvater) entwickeln. Man stößt ja im Laufe des Studiums auf jede Menge ungelöster Fragen.

So, das war jetzt alles recht negativ, also noch etwas Positives zum Schluss:

Es wird in der Erziehungswissenschaft - meiner recht bescheidenen Erfahrung nach - sehr gern gesehen, wenn man auch tatsächlich schon mal über das Referendariat hinaus unterrichtet hat, bevor man wissenschaftlichen tätig wird. Prinzipiell ist es also keine schlechte Idee,  praktische Erfahrung für eine Promotion zu sammeln. Ich denke einfach nur, dass es schwierig wird, das parallel zu leisten - was aber nicht heißt, dass man das nicht schaffen kann.

moellermann3000 
Fragesteller
 31.03.2016, 06:23

Das ist mal eine Antwort, danke!

Was sind denn beispielhafte Fragestellungen, irgendwie fallen mir keine ein.

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Ansegisel  31.03.2016, 07:05
@moellermann3000

Gern! Freut mich, wenn es ein bisschen weiterhilft.

Konkrete Fragestellungen kann ich dir leider nicht geben, dafür bin ich selbst sowohl zu weit von der Pädagogik als auch von der Biologie entfernt.

Wenn ich aber ins Blaue schießen müsste, würde ich irgendwie in  die Richtung "neue" Lehr-/Lernformen zielen (z.B. flipped classroom) und deren Praktikabilität im jeweiligen Fachunterricht. Aber wie gesagt: Keine Garantie, dass das nicht schon wissenschaftlicher Pädagogikschnee von gestern ist und ob das überhaupt den Ansprüchen einer Doktorarbeit genügt. Dafür stecke ich absolut nicht genug im Thema..



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