Positive Effekte der Reformation?

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Durch die Bibelübersetzung von Luther entwickelte sich eine einheitliche deutsche Sprache und das Bildungswesen erfuhr einen enormen Aufschwung.

Im reformatorischen Gedankengut lag schon der Keim der späteren Aufklärung und der Entwicklung zu demokratischen Staaten. 

Die Gründungsväter der USA die im 17.Jahrhundert in der neuen Welt ankamen waren Kinder der Reformation (Puritaner, Calvinisten). 

Die römisch-katholische Kirche wäre ohne die Reformation nicht dort wo sie heute steht und wie sich heute Franziskus in der Öffentlichkeit darstellt. Die Ökumene hat erstaunliche Fortschritte gemacht.

Diese Entwicklung ist noch nicht zu Ende.

In der evangelischen Kirche gab es auch schwere Fehlentwicklungen. Beispiel die Rolle der evangelischen Kirchen im deutschen Kaiserreich. Aber dieses staatsnationale Denken konnte im Rückgriff auf reformatorische Gedanken abgelegt werden.

LA


Linuxaffiner  30.07.2020, 01:00

Danke für den Stern 🌟

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Hallo M3199,

Als Katholik und Historiker kann ich nur die ersten 150 Jahre nach der Reformation als positiv bewerten.
Unmittelbar gab es zunächst mehr Leid für die Bevölkerung, als zu vor. Nach der Refomation folgten über 150 Jahre mit erbitterten Religionskriegen, die meistens zu Lasten der Bauern ausgetragen wurden.

Ansonsten:

Die Augsburger Reichstage ab 1555 führten zu einem Umdenken, über zivile bürgerliche Rechte im Vatikan.

Die meist leibeigenen Bauern bekamen zumindest in einigen Regionen, Fürstentümern und Königreichen in Deutschland  und der Schweiz mehr Besitzrechte

Generell wurde die kath. Kirche gezwungen, den bekannten Ablasshandel zu überdenken. Zwangsspenden, Zwangsenteignungen and die kath. Kirche, nahmen zumindest in einigen Teilen Deutschlands ab.

Schulen, Klöster, Universitäten, vor allem in Thürigen, Anhalt, Sachsen, Hannover wurden erstmalig auch ärmeren und nicht adligen Männern und Frauen geöffnet.

Zusammen mit der Erfindung des Buchdrucks wurde die jetzt auf Deutsch verfügbare Luther-Bibel zeitweilig zum einzig verfügbaren Buch, welches auch zum Erlernen der Schriftsprache genutzt wurde. Die Bildung der einfachen Bevölkerungsschicht ging schneller voran als zuvor.

Im Vergleich zum Katholizismus haben sich vor allem neuzeitlich denkende Fürsten und Könige dem Protestantismus zugewandt, weil er zunächst die modernen Wissenschaften nicht mehr als ketzerisch verurteilte(leider ging das nur bis zur franz. Revolution, danach kehrte sich das Bild und der Katholizismus legte unter den nachfolgenden "aufgeklärten" Päpsten stärker zu)

Protestantische Gebiete erlaubten den Menschen damals erstmalig unter bestimmten Voraussetzungen, die Auswanderung in die neue Welt.

Abschliessend sind diese positiven Veränderungen aber für die "normale" Bevölkerung kaum spürbar gewesen. Auch ging mit dem Protestantismus, vor allem in Norddeutschland ein nur mit dem heutigen IS vergleichbarer Bildersturm einher. Kunstwerke von unschätzbaren Wert und ganze Kirchen wurden zerstört, wenn diese als zu katholisch erschienen. Zwangstaufen haben vor allem um 1570 vielen Menschen das Leben gekostet, wenn sie sich weigerten.

Heute würde ich als grösstes positives Zeichen, die bereitwilligere Zuwendung zur Ökumene und zur gesamtchristlichen Einheit sehen. Die katholische Kirche tut sich da immer noch schwerer, auch wenn der Blick inzwischen hier wenigstens mehr zu den Ostkirchen geht.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen
di Colonna

Mir sind keine "positiven" bekannt.
Als "Effekte" keine ich die Spaltung des Christentums in unzählige Religionsgemeinschaften und Sekten sowie den 30 jährigen Krieg ,der aber nicht allein aus religiösen Gründen geführt, aber durch die Reformation angestoßen wurde.
Wer sich zu einer der Konfessionen aus der Reformation bekennt, sieht natürlich diese als positiv.



DiColonna  21.03.2017, 22:27

Naja. Die noch um 1550 im Vatikan strickt mittelalterliche Denkensweise wurde zwangsläufig in die Moderne gestossen. Ohne Reformation hätte das noch 200 Jahre länger gedauert.

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Viktor1  21.03.2017, 22:45
@DiColonna

Möglich, aber nicht zwingend notwendig, da Reform-Gedanken in der Kirche sehr wohl präsent waren. Die reformatorische Theologie wurde jedenfalls komplett verworfen da sie auch nicht konform mit der Botschaft Jesu ist. So könnte es auch sein, daß manche sich anbahnende Reform-Gedanken verworfen wurden weil man von der kath. gegen die ganze Reformation anging , also auch gegen "Gedanken" welche sich schon anbahnten.

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earnest  22.03.2017, 07:29

Willst du damit behaupten, ein überzeugter Katholik KÖNNE (oder wolle?) keine positiven Folgen der Reformation sehen?

Das fände ich aber eine sehr einäugige Sichtweise, die selbst im Vatikan kaum noch heimisch ist.

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Viktor1  22.03.2017, 12:34
@earnest

Es bleibt dir unbenommen die positiven Effekte zu benennen und zu bewerten, damit diese (hier) diskutabel werden. Polemische Hinterfragung ist völlig daneben und eigentlich mehr Dummköpfen, denen nichts einfällt, vorbehalten.
Du gehörst nicht dazu.

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Konkurrenz belebt das Geschäft ...

Die katholische Kirche hat nicht mehr das Monopol über das Christsein.

Luther hat den Apostel Paulus wiederentdeckt, den die katholische Kirche zur Seite geschoben hat.

Paulus hat die christliche Theologie entwickelt und in seinen Briefen dargelegt.

Eine Theologie, die davon abweicht, kann nur bedingt als christlich bezeichnet werden. Das gilt leider auch für die katholische Theologie (also die Lehrmeinung der katholischen Kirche).

Seit Luther muss die katholische Kirche biblisch argumentieren - was sie bis heute nicht will und nicht kann. Denn ihre Lehrmeinung lässt sich nur zum Teil biblisch begründen. Der andere Teil beruht auf Traditionen, Sagen und Legenden. Auch die Herleitung ihres Machtanspruches aus dem neuen Testament gelingt bei genauem Hinschauen nicht, obwohl sie geschickt gemacht ist.

So ist jeder interessierte Mensch aufgerufen, sich selbst eine Meinung zu bilden, selbst nachzulesen, selbst nachzudenken - ganz im Sinne der Aufklärung, ganz im Sinne von Immanuel Kant und ganz im Sinne des Apostels Paulus.