Piloten und Fluglotsen in den überflogenen Ländern?

1 Antwort

Nahezu jedes Land hat eine eigene Flugsicherung. Der Nahbereich rundum Verkehrsflughäfen wird von Fluglotsen im Tower bearbeitet, aber nur in sehr niedrigen Höhen. Der gesamte Luftraum drumherum und darüber wird von Lotsen bearbeitet, die in großen Kontrollzentralen sitzen, Centerlotsen genannt.

Der Luftraum über zB Deutschland ist in viele kleinere Sektoren eingeteilt, jeder Sektor wird von einem Team aus zwei Lotsen bearbeitet, einer gibt per Funk Anweisungen und Freigaben und der andere koordiniert mit umliegenden Sektoren und plant einiges vor. Jeder Sektor hat eine eigene Frequenz, auf welcher alle Flugzeuge sind, für die man gerade zuständig ist. Jeder auf der Frequenz hört alles, was auf dieser Frequenz gesendet wird, egal ob von Pilot oder Lotse.

Wenn ein Linienflugzeug quer durch Deutschland fliegt, wird es vom aktuellen Sektor auf die Frequenz des nächsten Sektors geschickt. So bleibt es immer auf einer Kontrollfrequenz und auch immer auf der richtigen, weil die Lotsen ja dafür sorgen.

Wenn ein Flugzeug, wie in deinem Beispiel, von Mallorca nach Hamburg fliegt, dann bekommt der Flieger vom Mallorca Tower die Startfreigabe, wird nach dem Abflug zu den Lotsen der An- und Abflugkontrolle von Mallorca geschickt, diese schicken den Flieger dann auf die Frequenz der Centerlotsen des nächsten Sektors und so weiter. Irgendwann in Deutschland angekommen wird der Flieger wieder von Sektor zu Sektor auf neue Frequenzen geschickt, die An- und Abflugkontroll-Lotsen von Hamburg führen den Flieger auf den Endanflug und schicken ihn danach zum Hamburg Tower, wo er die Landefreigabe bekommt und landet.

ob sich die Piloten eines Verkehrsflugzeugs bei den Fluglotsen eines überflogenen Landes an- und abmelden müssen?

Die "Anmeldung" ist ein Einleitungsfunkspruch, bestehend zB aus Rufzeichen, Position, Höhe. Der Lotse sieht den "neuen" Flieger dann auf seinem Radar und überprüft, ob die Daten übereinstimmen. "Abmeldung" gibt es nicht wirklich, da der Lotse den Flieger ja aktiv selbst auf die Frequenz des nächsten Sektors schickt und damit ist dann die Verantwortung übergeben.

Welche Informationen werden noch ausgetauscht?

Airlines geben Flugpläne auf, da ist die gesamte geplante Route, Höhe, Geschwindigkeit, Luftfahrzeugtyp, Rufzeichen und alles weitere drin, was für die Abwicklung des Flugs wichtig ist. Alle Flugsicherungsstellen, also zB Start- und Zielflughafen und alle Sektoren, die auf der Route des Fluges liegen, bekommen die Daten des Flugplans automatisch und so haben alle Lotsen alle Daten. Wenn sich Dinge ändern, also ein Flieger zB etwas höher oder niedriger fliegt als geplant, dann teilen die Lotsen das den Lotsen des nächsten Sektors mit und so weiter.

Wie groß ist so ein Sektor und woher weiß der Pilot, in welchem Sektor er gerade ist?

Sektoren können ganz unterschiedlich groß sein, je nachdem wie dicht der Verkehr in einem Bereich ist und wie komplex das Verkehrsaufkommen ist. Kontrollzonen von Flughäfen könnten zwischen 400km² und 1000km² groß sein und bis in +/- 1km Höhe. Sektoren von der Centerlotsen können mehr als 10 mal so groß sein, ganz unterschiedlich, und auch vertikal erstrecken diese sich auch mal 10km in die Höhe.

In welchem Sektor ein Pilot gerade ist, kann ihm eigentlich recht egal sein. Er bekommt nur den Namen der Kontrollstelle und die Frequenz gesagt, die er als nächsten rufen soll. Wo sich der Flieger im Luftraum befindet, wissen die Piloten ja ohnehin. Wie die Sektoren der Flugsicherung da aufgebaut sind, ist für die Piloten nicht betrieblich wichtig, da kümmern sich die Lotsen drum, dass Piloten immer auf die richtigen Frequenzen geschickt werden etc.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Fluglotse
emily4444 
Fragesteller
 08.04.2024, 20:51

Ich bin überwältigt von Deiner Fachkompetenz und der Ausführlichkeit Deiner Antwort! Ganz herzlichen Dank!

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LFFL321AA  10.04.2024, 21:47
@emily4444

Sehr gerne und danke für das Kompliment. Es ist ja auch ein enorm spannendes Thema, Luftfahrt allgemein und insbesondere Flugsicherung, da man als "Laie" einfach wenig von den Prozessen im Hintergrund mitbekommt. Sag gern Bescheid, falls weitere Fragen aufkommen. LG

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