Peter Singer?

2 Antworten

Immer schwer philosohische Theorien in wenigen Sätzen zu diskutieren. Noch schwerer, wenn nur deine Perspektive auf diese Theorien dem zugrunde liegt. Denn wie du schon sagst, hast du was nicht nachvollzogen. Also könnte der Ausgangspunkt schon unvollständig sein. Aber sei es drum. Ich habe zumindest ein paar erste Assoziationen. Vielleicht gibt das ja schon nen halben Denkanstoß. Wenn nicht hat's auch nicht geschadet.

  1. Willkürlich = vom Verstand gesteuert. Nicht willkürlich = kann man nicht bewusst beeinflussen. Das hat noch gar nichts mit einem sollen oder sonst was zu tun.
  2. Ich glaube er vermeidet den Begriff "Rassist", weil er zu sehr vorbelastet bzw aufgeladen ist. Er will ja wahrscheinlich keine politische Diskussion starten, sondern einen philosophischen Gedanken durchdenken. Das heißt nicht, dass es keine Überschneidung gibt er nähert sich nur gedanklich anders und will nicht, dass man schon alles in seinen Gedanken hineinliest, was mit dem Begriff zusammen hängt. Ganz gleich zu setzen ist demnach beides auch nicht.
  3. Das wäre ein lebenslanges Forschungsthema für gleich mehrere Professoren. Ich denke nützlicher ist nachzulesen wie Peter Singer selber den Personenbegriff fasst wenn er solche Aussagen tätigt. Dabei muss man ihm ja nicht recht geben. Nicht umsonst streiten sich die Geister. Aber um diese Aussage zu verstehen, muss man auch verstehen wie er sich das denkt. Bei selbstbewusst im Sinne von ein Bewusstsein für die eigene Identität gebe ich dir im praktischen Sinn recht. Auch wenn man da natürlich philosophisch weiter in die tiefe steigen könnte. Aber zum Verständnis reicht das erstmal glaube ich.

Sorry, bin kein Singer Kenner. Habe nur mal reingelesen und fand ihn auch alles in allem nicht so hilfreich und hab einige seiner Schlussfolgerungen angezweifelt. Trotzdem macht es immer Spaß zu versuchen zu verstehen was andere intelligente Personen so denken. Dazu zählt er definitiv. Bestimmt hat er schon weitaus mehr richtiges und schlaues gesagt als ich. Aber das ist ja das Gute. Selbst dann muss man sich nicht vor der Autorität verneigen. Sapere aude!

Zu 1: Es geht Singer denke ich um die Möglichkeit des Individuums, Glück und Schmerz zu empfinden. Diese Möglichkeit (die Du oben als "Empfindlichkeit" bezeichnest) sollte der Maßstab für unsere Rücksichtnahme und Empathie sein. Ich denke, das Ganze steht für ihn vor allem im Kontext der von ihm geforderten Tierbefreiung, und soll seine diesbezüglichen Forderungen untermauern.

Zu 2: Speziesisten - nicht Speziesiten! Speziesismus bedeutet, dass man der eigenen Spezies (also den Menschen - im Gegensatz zu nichtmenschlichen Tieren) den Vorzug gibt. Homophobie (die Ablehnung von Homosexualität) ist da etwas Anderes, und hat nichts mit anderen Spezies zu tun - fällt also nicht unter Speziesismus. Da musst Du etwas verwechselt haben.

Bei Personenbegriff geht es Singer, so wie ich ihn kenne, sicher auch darum, dass auch nichtmenschliche Tiere (mindestens Menschenaffen und Delfine, wahrscheinlich auch alle höherentwickelten Tierarten) darunter fallen. Es heißt ja z.B., dass Delfine etwa so intelligent sind wie Menschen, und beispielsweise Krähen so intelligent sind wie 7-jährige Menschenkinder.

Für Skandale hat Singer ja dadurch gesorgt, dass er dafür, dass er nichtmenschlichen Tieren bestimmte Rechte zuerkannt hat, bestimmten (etwa schwer geistig behinderten) Menschen bestimmte Menschenrechte aberkennen wollte - mit der Begründung, diese Menschen seien weniger vernünftig und/oder weniger leidensfähig. Das sollte man dabei auf jeden Fall auch im Hinterkopf behalten.


ViDa1111 
Fragesteller
 23.02.2024, 16:04

Zu deiner ersten Antwort: Ich verstehe trotzdem nicht, was er mit dem Rücksichtnehmen wirklich meint: Soll man auf das Wohlbefinden von jedem achten, bei egal was für einer Angelegenheit, oder wie ist diese "Grenze" zu verstehen. Und warum ist das IQ willkürlich, also wie meint er, Rücksicht nehmen?

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FraterJosephus  23.02.2024, 19:52
@ViDa1111

Naja, zumindest soll man die Interessen des Wesens ernst nehmen: Leben, Schmerzfreiheit, Glück, Selbstbestimmung. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist er da in Bezug auf nichtmenschliche Tiere ziemlich radikal. Er propagiert in der Folge dieser Argumente auch einen konsequenten Veganismus.

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