Monarchie immer noch Zeitgemäß?

12 Antworten

Ich denke nicht, dass Monarchie noch zeitgemäß ist, da sie ja per Definition eine Verknüpfung mit der Vergangenheit ist (Die Windsors sitzen jetzt seit 118 Jahren im Großbritannien auf dem Thron und sind noch eines der jüngeren Häuser). Wenn ich mir die Übertragungen aus dem Londoner Parlament ansehe, dann habe ich manchmal den Eindruck, dass dort Zuviel an Vergangenen Ritualen und auch vergangener Größe festgehalten wird. Meiner Meinung nach ist das auch eine Folge der Monarchie, die ja die Personifizierung dieser Dinge ist.

Ja, die Monarchie ist noch zeitgemäß. Sie hat sich in Form der konstitutionell-parlamentarischen Monarchie in den Ländern, in denen es sie heute noch gibt, durchaus bewährt.

Das liegt auch daran, dass der Monarch, weil er laut Verfassung für seine Regierungshandlungen nicht verantwortlich ist, sondern die Mitglieder der Regierung, sich politisch aus der Öffentlichkeit zurückzieht und nur im Hintergrund, im Verborgenen wirkt. Das ist eine Regel, an die sich fast alle Monarchen strikt halten, weshalb viele Menschen der irrigen Meinung sind, dass Monarchen nur eine unwichtige Rolle im Staatsgefüge spielen. Aber sie haben ständigen Kontakt mit der Regierung und sind über alle wesentlichen politischen Vorgänge ihres Landes informiert. Sie können der Regierung keine Befehle für eine bestimmte Politik geben, aber sie können durch persönliches Gespräch warnen, raten und von ihren Ansichten zu überzeugen versuchen. Je nach Persönlichkeit eines Monarchen kann er mehr oder auch nur wenig politischen Einfluss ausüben. Insofern kann der Monarch die Regierung unterstützen - oder ist zumindest nicht hinderlich.

Engagierte Monarchen überwachen die Arbeit von Regierung und Parlament. Denn sie sind es, die die Gesetze prüfen, unterzeichnen, veröffentlichen und dadurch in Kraft setzen. Sie haben das Recht, Gesetze begründet zurückzuweisen und nehmen auf diese Weise verfassungsmäßige Rechte in Anspruch, wie sie z. B. auch unser Bundespräsident hat. Die wichtigen Amtsträger in Regierung, Diplomatie, Verwaltung, Justiz und Militär werden vom Monarchen ernannt. Inwieweit der Monarch auch hier personalpolitischen Einfluss nehmen kann, ist ebenfalls eine Angelegenheit seiner Persönlichkeit, aber meist folgen die Monarchen den Vorschlägen ihrer Regierungen.

In fast allen Monarchien werden die Amtsträger auf den Monarchen vereidigt, wird in seinem Namen Recht gesprochen, ist der Monarch der nominelle Oberbefehlshaber des Militärs.

Außenpolitisch akkreditiert der Monarch die diplomatischen Vertreter in seinem Land und repräsentiert in Abstimmung mit der Regierung sein Land in der Weltöffentlichkeit. Wenn er in seinem eigenen Land öffentlich hervortritt, dann vorallem zu repräsentativen Anlässen und zu sozialen Zwecken. Alle Bürger haben das Recht, sich mit ihren Anliegen an den Monarchen zu wenden.

Kurz: die Monarchen sind wichtige politische Akteure im Staatsgefüge. Sie nehmen Pflichten, aber auch Rechte wahr, die ihnen aufgrund der Verfassung zustehen. Der Hauptunterschied z. B. zu unserem Bundespräsidenten ist, dass die Monarchen nicht in ihr Amt gewählt werden, sondern das Amt ererbt haben und in der Familie weitervererben. Sie verkörpern das Land, seine Geschichte und begeistern mit der Pflege von Traditionen viele Menschen.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Wenn ich mir das System in Schweden anschaue (konstitutionelle Monarchie und Parlament) und das System in den USA (kein König, aber ein Präsident mit enormer Machtfülle, der auch das Parlament überstimmen kann in manchen Situationen), dann finde ich das System in Schweden besser.

Es ist ja nicht so, dass der Monarch in Schweden eine hohe Machtposition hätte, die hat er (ähnlich wie die britische Königin) nur formal, er übt sie in der Praxis sehr dosiert aus. Auch die britische Königin übt ihren Einfluss sehr zurückhaltend aus.

Dagegen halte ich das US-Wahlsystem mit den Wahlmännern, der Möglichkeit des "Shutdowns" und die weiteren hohen Befugnisse des Präsidenten für nicht mehr zeitgemäß - unabhängig von der konkreten Person im Präsidentenamt.

Man muss ja auch den Unterschied sehen zwischen früheren Monarchien und heutigen konstitutionellen Monarchien. Letztere ähneln ja etwas unserem System mit dem Bundespräsidenten als 1. Mann im Staat, der aber keine Machtposition wie der US-Präsident hat. Natürlich besteht ein Unterschied: der Bundespräsident ist kein Monarch, sondern gewählt.

Was ist schon zeitgemäß, eigentlich dass was der Zeitgeist so hergibt, so drauf hat. Das ist von Land zu Land recht unterschiedlich, wie man sieht. Ob eine Monarchie sinnvoll ist, das wäre m.E. die passendere Frage, darf stark bezweifelt werden. Andererseits oder überhaupt, müsste dann auch das Amt des BP abgeschafft werden, denn das ist ja auch nicht sinnvoller als das eines Königs oder Königin. Offensichtlich kommt ein Teil der Bevölkerung nicht ohne einen gewissen Pomp und Tralalla aus, daher kann sich solch eine überflüssiger Luxus noch immer bequem halten, ohne dass dies dem Publikum stören würde. Der Mummenschanz setzt sich fort in all den Kirchen-Granden, die gleichfalls Pupsera sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Innerhalb meines Studiums hatte ich viel mit Politik z utun