Ludwig XIV. über seinen Regierungsstil?
Moin, ich habe eine HA bekommen für Geschichte, allerdings habe ich immer probleme Texte zu verstehen. Ich sitze schon seit einer Stunde hier und lese mir immer wieder diesen Text durch, allerdings kann ich irgendwie nicht die Fragen beantworten. Kann mir jemand helfen?
Text:
Was die Personen betrifft, die mir bei meiner Arbeit behilflich sein sollten, so habe ich mich vor allem entschlossen, keinen Premierminister mehr in meinen Dienst zu nehmen. Wenn Du, mein Sohn, und alle Deine Nachfolger mir darin folgen, wird der Name als solcher für immer in Frankreich abgeschafft sein, denn nichts ist unwürdiger, als wenn man auf der einen Seite alle Funktionen, auf der anderen nur den leeren Titel eines Königs bemerkt.
Es war also nötig, mein Vertrauen und die Ausführung meiner Befehle zu teilen, ohne sie einem ganz und ungeteilt zu geben, indem man den verschiedenen Personen verschiedene Angelegenheiten gemäß ihren besonderen Fähigkeiten übertrug. Dies ist vielleicht das erste und wichtigste, was ein Herrscher können muss.
Ich entschloss mich noch zu einem weiteren Schritt. Ich wollte die oberste Leitung ganz allein in meiner Hand zusammenfassen. Andererseits gibt es aber in allen Angelegenheiten bestimmte Details, um die wir uns nicht kümmern können, da unsere Überlastung und auch unsere hohe Stellung uns das nicht gestatten. Ich fasste daher den Vorsatz, nach Auswahl meiner Minister mit jedem von ihnen dann und wann einmal ins Einzelne zu gehen, und zwar dann, wenn er es am wenigsten erwartete, damit er begreife, dass ich das ebenso gut auch in anderen Angelegenheiten und zu jeder beliebigen Zeit tun könne. Außerdem gewann ich durch diese gelegentliche, mehr zur Unterhaltung als mit Konsequenz betriebene Einsichtnahme in die kleinen Einzelheiten allmählich und ohne dabei zu ermüden, eine Kenntnis von zahllosen Dingen, die für große Entscheidungen nicht ohne Bedeutung sind und die wir eigentlich selber wissen und tun müssten—wenn ein einzelner Mensch eben alles wissen und tun könnte.
Aufgaben 1:
a) Arbeite heraus, wie Ludwig XIV. die Selbstregierung begründet.
b) Beschreibe das Verhältnis zwischen Herrscher und Minister.
c) Beurteile die Herrschaftsauffassung Ludwigs XIV.
1 Antwort
Antworten:
a) Ludwig XIV begründet seine Selbstregierung mit der Würde des Königtums. Ein Premierminister ist für ihn ein "Nebenstaatschef". Dieser hätte durch sein Amt so viele Rechte und Befugnisse, wie sonst niemand im Land außer dem König. Deshalb sieht Ludwig XIV in dem Amt des Preministers eine Konkurrenz zum Machtanspruch des Königtums. Diese Konkurrenz führt aus seiner Sicht zu einer schwächeren Mchtposition des Königtums.
b) Da er aber auch der König nicht so viel Zeit hat, alles selber zu entscheiden, hat er sich eine alternative Lösung für das Regierungssytem ausgedacht. Diese Alternative beschreibt er in diesem Brief seinem Sohn. Er belehrt seinen Sohn auch, das die Anwendung seines neuen Vorschlags die wichtigste Fähigkeit sei, die ein Herrscher erlernen müsse. Ludwig XIV hat sich entschieden, alle Rechte und Befugnisse der Regierung allein in seiner Hand zusammenzufassen. Der König herrscht jetzt absolut. Die Minister würden ihre Aufgaben direkt von ihm bekommen. Sie müssten ihn immer mit den besten Informationen versorgen und jederzeit mit seinem unangekündigten Besuch rechnen. Der König möchte dadurch sicherstellen, dass die Minister nicht ihr "eigenes Ding machen" sondern fleißg arbeiten und jederzeit loyal zum König stehen.
c) Ludwig XIV hat eine interessante Alternative zur bisherigen Praxis gefunden, um die Würde des Königtums zu bewahren, seine absolute Macht zu sichern und eine funktionierende Verwaltung im Land zu haben. Das hat für ihn persönliche Vorteile, weil er jederzeit in seinen Entscheidungen flexibel handeln kann. Auf neue Entwicklungen in der Politik kann er schnell reagieren. Der Nachteil dieser absoluten Herrschaftsform liegt jedoch darin, dass er auch die ganze Verantwortung für sein Handeln trägt und keinen Premierminister mehr als "Sündenbock" hat, den einer bei einer schlechten Entscheidung verantwortlich machen kann. Zusammenfassend lässt sich somit sagen, das diese Herrschaftsauffassung Vor-und Nachteile für einen König bringt und niemand auf der Welt ihm das Risiko abnehmen kann, welche Folgen sein absolutistisches Handeln für ihn und seine Familie haben wird..