Löslichkeit von Zwitterionen in Wasser?

1 Antwort

Ich denke, daß beide Antworten richtig sind, vor allem die zweite.

Das erste Argument ist, daß geladene Teilchen besser hydratisiert werden als unge­la­dene, weil die Wassermoleküle es dann leichter haben, das Teilchen mit einer Was­ser­hülle zu umgeben. Zwitterionen sind zwar geladen, aber das ist nicht unbedingt ein Vorteil, weil in der Nähe der positiven Ladung die H₂O-Moleküle mit dem O und in der Nähe der negativen Ladung mit dem H andocken wollen; das gibt sicherlich Probleme im Übergangsbereich.

Das zweite Argument ist aber vermutlich stärker. Ungeladene Moleküle haben im Kristall oft nur schwache Bindung aneinander, und wenn sie polar genug sind, lösen sie sich gut in Wasser (z.B. Zucker). Ionenverbindungen haben im Kristall starke Bin­dung aneinander, aber wenn sie gut hydratisieren, lösen sie sich trotzdem in Wasser; dabei hilft es auch, daß pro Formeleinheit mindestens zwei Ionen entstehen, also un­abhän­gig bewegliche Teilchen, die einen kräftigen Entropiegewinn versprechen.

Zwitterionen sind aber das Schlechteste aus Beiden Welten™: Im Kristall sind sie wegen der Ladungen kräftig aneinander gebunden, ihre Solvatisierungsenergie ist nicht so gut, und sie liefern in Lösung nur ein Teilchen, also weniger Entropie als ein echtes Salz. Deshalb lösen sie sich schlechter.

In der Praxis ist der Effekt vorhanden, aber nicht extrem (grob Faktor 10). Darüber habe ich hier mal ausführlicher geantwortet und auch eine Abbildung beigelegt.